Eine einsame Insel
im Pazifik. Ein Mann geht im Kreis um die einzige Palme. Natürlich hat er
Unrecht!
0. Hinweis:
„Eine Insel mit
zwei Bergen und dem tiefen weiten Meer
Mit viel Tunnels
und Geleisen und dem Eisenbahnverkehr
Nun, wie mag die
Insel heißen, ringsherum ist schöner Strand
Jeder sollte
einmal reisen in das schöne Lummerland“
-: ist sehr schön
führt uns aber nicht weiter, denn es handelt sich um eine ganz andere Insel!
1. Hinweis:
Simon and Garfunkel:
I touch no one and no one touches me. / I am a rock,
/ I am an island. // And a rock feels no pain; / And an island never cries.
2. Hinweis:
Wer das erste Wort
hat, sollte besser Schweigen.
3. Hinweis von Nr.
3:
Spontan fällt mir
da erst einmal folgendes ein
360° : 222.5° =
1.618
Der goldene
Schnitt?
Ich vergaß zu
erwähnen, dass er nicht im Uhrzeigersinn um die Palme geht, was man ja leicht
annehmen könnte.
Ach Sie meinen:
rechts ist links, oben ist unten, richtig ist falsch, reden ist schweigen J
Klar – und Silber
ist Gold!
Und wo Licht ist,
ist auch Schatten! Den sucht der Mann nicht zufällig?
Dann würde er
nicht um die Palme gehen, sondern schleichen. Sonnenaufgang im Osten und
Sonnenuntergang im Westen, ganz nebenbei bemerkt.
Doch. Er sucht den
Schatten mit dem größten Winkel (also den größten Wedel)
Dann würde er doch
stehenbleiben, aber er geht immer wieder und wieder um die Palme herum.
Jetzt weiß ich: Er
ist Zwangsneurotiker und muss die Palme dreimal umrunden, um sich lösen zu
können. Leider hat er vergessen, wo er angefangen hat, so dass er verzweifelt
versucht, seine Runden zu beenden. Als echter Zwangsneurotiker muss er aber
jedes Mal von neuem wieder anfangen, wenn er sich vertut.
Mein innerer
Buddha sagt:
Zen ist weder
kommen, noch gehen, noch bleiben.
Zen ist aber auch
nicht Kommen, Gehen oder Bleiben. Und wenn ich diesem Buddha begegne, gebe ich
ihm drei Ohrfeigen -: fürs Kommen, Gehen und Bleiben.
Nachtrag:
Ein Zen Meister
sagte einmal: „Wenn Du völlig gelöst bist, dann ist es richtig.“ [若完全放松,就正确了。]
Also kann der
Buddha den Ohrfeigen nicht entgehen!
Also kann ich auch
immer und immer um eine Palme laufen und mehrere Tausend Kilometer zurücklegen
ohne jemals anzukommen. Also ist der Weg nicht das Ziel, sondern das Ankommen
im Nichtankommen.
Natürlich kann er
hypothetisch den Ohrfeigen entgehen – wenn er es schafft, mir nicht zu
begegnen.
Der Weg ist nicht
das Ziel! http://rheumatologe.blogspot.de/2017/06/der-weg-ist-der-weg.html
Das Ziel ist weder anzukommen noch nicht anzukommen.
4. Hinweis von Nr.
4 und weiteren:
Nr. 4: Lieber
Schweigen?
Bild von Patrizia
Picassa
Ich vergaß zu
erwähnen, dass er nicht im Uhrzeigersinn um die Palme geht, was man ja leicht
annehmen könnte.
Bild von Patrizia
Picassa
Nr. 5:
… die Palme dient
dem Mann als Sonnenuhr.
Unter
Berücksichtigung des Bezugslängengrades für diese Insel geht die Zeit
allerdings um ca. 142 Minuten nach (wenn man die Sonnenuhrzeit mit der MEZ
vergleicht). Dadurch hat er seine Aufenthaltsdauer falsch berechnet und auch
falsch auf seiner Flaschenpost erwähnt – niemand wird ihn vermissen. Das ist
wirklich bitter!
Das sind
interessante Aspekte. Besonders die Bitterkeit – da denkt man natürlich sofort
an die Syllogismes de l'amertume von Emil Cioran; „L'amertume des larmes fait
leur bienfait car elle rend le calme, comme ces eaux ardentes et salées que
rejettent parfois les volcans et dont l'expulsion leur redonne le repos“ [Die
Bitterkeit der Tränen nutzt, weil sie ruhig macht, wie jenes glühenden und
salzige Wasser, das manchmal die Vulkane ablehnen und dessen Vertreibung ihnen
Ruhe gibt.] Zur Flaschenpost weiß bestimmt Nr. 7 etwas beizutragen, denn er
kennt sich mit Inseln und Halligen sowie der Flaschenpost aus. Allerdings sind
auf diesen Inseln keine Palmen, weshalb unsere Geschichte auch im Pazifik
angesiedelt ist. Er hätte die Zeit besser mit der GMT verglichen. Aber für
unser Problem ist das unerheblich. Da er keine Flasche hatte, hat er auch keine
Flaschenpost verschickt.
Nr. 4:
Ich kapier es nicht.
Ich dachte die
Antwort ist: Der Weg ist der Weg. Das Ziel ist das Ziel.
Ich sitze am
Straßenrand
Der Fahrer
wechselt das Rad.
Ich bin nicht
gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht
gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den
Radwechsel
Mit Ungeduld?
- Bertolt Brecht,
Buckower Elegien
Der Weg ist der
Weg. Das Ziel ist das Ziel. Das ist richtig, aber nicht die Lösung.
Er geht um die
Palme herum
Die Sonne brennt
von oben.
Er ist nicht gern,
wo er herkommt.
Er ist nicht gern,
wo er hingeht.
Warum geht er nur
weiter um die Palme
Mit Ungeduld?
- nach Bertolt
Brecht, Pazifische Elegien
Nr. 3:
Es gibt weder Weg
noch Ziel!
Das wäre aber
holprig. Und der Mann hat bereits einen hübschen runden Weg durch sein Gehen
geschaffen.
Nr. 3:
Ich glaube, Herr
Kirsch will uns sagen, dass wir unser Augenmerk zu wenig auf den KREIS (円相) (Umrundung der Palme), der im Zen für Leere und
Vollendung (dem Nichts, das das Alles enthält) steht, richten.
„And a rock feels no pain“ = Leere
“And an island
never cries” = Vollendung
Cries = Kreis =
Leere und Vollendung = ich bewege mich im Kreis = ich fühle Leere und bin auf
der Suche nach (Voll)endung, im Zen ist der Kreis aber gleichzeitig die Leere
und Vollendung = Ich bin im Nichtsein
Hervorragend.
Alles richtig. Allerdings nicht die Lösung. Denn: Natürlich hat er Unrecht!
Nebenbei Hinweis:
Auch Olof Palme hat nichts mit unserer Fragestellung zu tun.
P.S. zu meiner
letzten Email = Vollendung (Umkreisung) = die Aufhebung vom Leid im Leid (Stoff
für einen kompletten Workshop)
Herr Kirsch, so
muss sich Thomas Mann gefühlt haben, als er auf seinem Amerika Besuch Studenten
über seinen Zauberberg philosophieren hörte ;)
Gut, ich hätte
natürlich bei Bitterkeit auch über Kumquats reden können oder darüber philosophieren
können, warum Robben Island nicht gemeint ist (liegt auch im Atlantik).
Enso / 円相(えんそう)geht auf Shunyata (空) zurück. Die
Dinge sind leer und ohne Dauerhaftigkeit. Leere bedeutet jedoch nicht Nichts. 色不异空,空不异色 [Leerheit ist Form, Form ist Leerheit] Herz-Sutra /
Prajnaparamita-Sutra /心经 – zentraler Text
im Zen-Buddhismus; siehe auch:
http://rheumatologe.blogspot.de/2017/01/the-heart-sutra.html
Nachtrag Enso:
Ablehnung der Symmetrie und Perfektion. 空虚の瞬間を体験。Einen Moment der Leere erleben.
5. Hinweis:
Was ist Wahrheit?
fragte Pontius Pilatus. Die Wahrheit könnte Schwarz oder Weiß sein? Nein! Auch
weder nicht Schwarz noch nicht Weiß. „Grau ist alle Theorie“, weiß/schwarz
Johann Wolfgang von Goethe; was uns aber auch nicht einen Deut weiter bringt!
6. Hinweis:
一分为二 Eins teilt sich in zwei
1957年毛泽东在《党内团结的辩证方法》中明确指出:“一分为二,这是个普遍的现象,这就是辩证法。”(《毛泽东选集》第5卷第498页)以后又多次加以论述和应用
Im Jahr 1957
stellte Mao Zedong in der „dialektischen Methode der Einheit der Partei“
eindeutig fest: „Eins teilt sich in zwei, das ist ein weit verbreitetes
Phänomen, und das ist die Dialektik“ ( „Ausgewählte Werke Mao Zedong“, Bd. 5,
S. 498) und später wiederholt ihn Diskussion und Anwendung.
7. Hinweis:
Könnte er
überhaupt Recht haben? Und was bedeutet es, wenn er auf einer einsamen Insel
immer im Kreis um die Palme läuft?
Vielleicht als
kleiner Hinweis: Samuel Beckett: Quad - https://www.youtube.com/watch?v=LPJBIvv13Bc
8. Hinweis:
Bislang kamen
existenzialistische Aspekte überhaupt noch nicht in den Fokus. Ist dieses
Umherlaufen im Kreis nicht absurd? Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos http://schmieder.fmp-berlin.info/collectibles/pdf/sisyphos.pdf
9. Hinweis
(sozusagen ein Bonushinweis):
Ein Patient hatte
die schwarze Kugel geschluckt (ein Drogengemisch), bei dem der Blutdruck
katastrophal angestiegen war, so dass ein Hirnaneurysma geplatzt war. Er wurde
bereits hirntot eingeliefert. Aber die Freundin berichtete über seine Vision,
die er in der Anfangsphase des Rausches hatte: „Man muss den Lauf der Erde um
die Sonne stoppen, um alles Leid der Welt zu beenden.“
10. Hinweis:
Ist die Insel
nicht wie der Garten Eden? Wer sagt, dass der Garten Eden groß war? Und wie ist
es mit dem Hinweis in der Geschichte „Natürlich hat er Unrecht!“?
11. Hinweis:
Nr. 4:
Immanuel Kant.
But at least Immanuel tried.
Ja, Kant kannte
sich aus. Aber was hätte er als Lösung angeboten?
Andererseits sagt
er uns:
"Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."
"Wenn die
Wissenschaft ihren Kreis durchlaufen hat, so gelangt sie natürlicher Weise zu
dem Punkte eines bescheidenen Misstrauens, und sagt, unwillig über sich selbst:
Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht einsehe."
Herzlichen Dank
für diesen Hinweis!
Nr. 4:
οἶδα οὐδὲν εἰδώς
Ich weiß doch
auch, dass ich nicht weiß, allerdings habe ich das Wissen um mein Nicht-Wissen.
Normalerweise
sollte es zu einem Koan keine niedergeschriebene Lösung geben. Aber ich mache
es doch, denn nicht alle sind am Koan sondern vielleicht mehr an der
Rätsellösung interessiert. Ich könnte jetzt die Lösung irgendwo in meinen Blog
verstecken, aber sie steht hier:
.
OMG - es ist passiert. Ich bitte um Entschuldigung. Es sind natürlich die Bilder von Patricia Picassa.
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