Wenn
ich Cranberries lese, denke ich erst einmal an die Band The Cranberries
mit Dolores O’Riordan, obwohl ich mich nur an die Songs Linger
und Zombie erinnere. Aber es geht ja um das Superfood Cranberries. Für
die Hörzu ist „Cranberry: Die stärkste Beere der Welt“ (1). Warum eigentlich
Cranberry und nicht Kranbeere? Superfoods haben eben Supernamen und wenn Marvel
Comics zustimmt, entwerfen wir ein Emblem für Superfoods nach dem
Supermann-Zeichen. Ich würde allerdings auch nicht für Kulturpreiselbeere oder
großwüchsige Moosbeere stimmen. Nun, bleiben wir bei Cranberries und schauen
uns an, was die Magier des Marketings gezaubert haben. Oder auch, was für
Dummheiten verbreitet werden: „In den USA und Kanada kannten sie [die
Cranberries] bereits die Ureinwohner.“ (2) Der Satz soll doch aufzeigen, dass
Cranberries schon lange bekannt sind, die USA gibt es allerdings erst seit dem
4. Juli 1776. Genauso gut kann man sagen, dass Urgermanen, Urkelten, was sage
ich, der Homo sapiens bereits Brombeeren kannten. Wenn nicht, hätten sie sich
zwar die Beine zerschrammt, hätten aber nicht überlebt. Das fängt nicht gut an
bei den Superfood Promotern.
Was ist drin in
Cranberries?
In
erster Linie findet man Wasser und dann Kohlenhydrate. Nennenswerte Mengen an
Vitamin Mineralstoffe nur für Vitamin C und Mangan, wobei ein Manganmangel als
Problem doch überschätzt wird. Das Internet ist voll von Warnungen vor
Manganmangel. Der erwachsene Mensch benötigt 2-5 mg täglich (3). Besonders
reich sind Haferflocken (4,5 mg/100 g), Heilbeeren (4,2 mg/100 g), Haselnüsse
(5,7 mg/100 g) oder Sojabohnen (2,7 mg/100 g); und Cranberries? Die enthalten
0,36 mg/100 g. Es sind Antioxidantien wie Flavonole, speziell Proanthocyanidine
wie Catechin und Epicatechin, vorhanden. Es ist auch Prunin nachgewiesen
worden, das durch die Glucosidase in Galaktose und Naringenin gespalten wird.
Naringenin ist aus Grapefruit Kernen bekannt und hat antivirale Eigenschaften.
Gesundheitliches
„Der
kleinen Beere werden zu Recht große Heilwirkungen nachgesagt.“ Zu Recht
nachsagen! Schauen wir einmal nach, wie es mit dem Nachweisen ist.
Herz-Kreislauf-System: „So scheint die Cranberry
einen positiven Einfluss auf Gefäß- und Herz-Kreislauf-System zu haben.“ Eine
Studie von M.M. Dohadwala und Kollegen zeigte akute Effekte, aber keinen
dauerhaften Nutzen (4): „Effects of cranberry juice consumption on vascular
function in patients with coronary artery disease.“ Eine Fallstudie warnt vor
einer Interaktion von Warfarin (bei uns Phenprocoumon) und Cranberries, so dass
es zu Blutung, ja auch Blutungen mit tötlichem Ausgang kommen kann. Und eine
Studie (6) zeigt auf, dass Herznebenwirkungen einer Chemotherapie (Doxorubicin)
durch Cranberries bei Ratten abgemildert werden können. Also mehr Schein als
Sein.
Blasenentzündung
und Harnwegsinfekte: „Im
frühen Stadium kommt ihnen [den Proanthocyanidinen der Cranberries] die
Wirkungsweise eines Antibiotikums zu.“ Das eben nicht. Antioxidantien zeigen
antimikrobielle Effekte, aber hier geht es um den Nachweis einer Wirksamkeit
beim Harnwegsinfekt. Anderswo lese ich, dass Procyanidine „antibakterielle
Bitterstoffe“ sind, „die bei Entzündungen hilfreich helfen.“ Das schreitet eben
fortschreitend fort. Na gut! Eine Cochrane Metaanalyse aus dem Jahr 2008 zeigte
nur bei jungen Frauen einen geringen Effekt. Eine Studie aus dem Jahr 2011
zeigte bei an weiblichen College-Studenten keine Unterschied von Cranberrysaft
zu einem Placebosaft. Bakteriostatische Wirkungen im Urin von Cranberrysaft
Trinkern ließen sich nicht nachweisen.
Mundhygiene: Eine indische Studie aus
dem Jahr 2015 untersuchte die Bildung von Zahnbelag (7). Man fand eine
Reduktion von Bakterien (Streptococcus mutans) bei den Probanden, die einen
Auszug aus Cranberries bekommen hatten. Die A-förmigen Proanthocyanidine
besitzen Anti-Adhäsions-Effekte und dadurch wird die Bildung von Zahnbelag
reduziert. Allerdings sind sie nicht wirksam gegen Bakterien in den Stirnhöhlen
oder im Darm.
Zusammenfassend gibt es belegbare Hinweise
auf Effekte der Proanthocyanidine in Cranberries, die zur Verbesserung der
Mundhygiene geeignet scheinen. Hier müsste geprüft werden, ob die gekaute Beere
nicht besser wirksam ist als z.B. gezuckerte Cranberry Nektar. Für weitere
Anwendungen sieht die wissenschaftliche Lage nicht belastbar aus.
Superfood oder nicht?
Cranberries
sind für mich kein Superfood. Heimische Beeren wie Heidelbeeren, Himbeeren, Holunderbeeren
oder Brombeeren überzeugen mich mehr. Aber ich will auch keinen Cranberry /
Heidelbör Krieg mit Herrn Trump beginnen.
Links:
Weitere
Bewertungen von Superfoods unter dem Stichwort "Superfoods" hier auf
diesem Blog.
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