Letzte Woche besuchte ich den
türkischen Supermarkt meiner Präferenz und entdeckte Lindenblütentee. Ich griff
sofort zu, denn ich hatte schon eine Weile keinen Lindenblütentee mehr
getrunken. Bei Trinken zu Hause erinnerte ich mich an die Kindheit, denn bei
den Großeltern gab es selbst gesammelten Lindenblütentee. Wie ich so in
Erinnerungen schwelge, merke ich, dass der Tee süß schmeckt, obwohl ich keinen
Zucker hineingetan hatte (mache ich prinzipiell nicht). Das brachte mich auf
den Gedanken, einmal näher zu schauen, was denn so alles in den Lindenblüten steckt.
Und siehe, Wikipedia bestätigt (1): „Der Geruch der Blüte ist stark aromatisch
und der Geschmack ist schwach süß.“ Die Linde, Sommer- wie Winterlinde, gehört
zu den Malvengewächsen.
Da ich den Lindenblütentee im
Supermarkt gekauft hatte, lag es doch nahe, Lindenblüten als Superfood zu überprüfen.
Was ist drin in Lindenblüten?
Ich finde ätherische Öle,
Farnesol, Flavonoide, Pflanzensäuren, Saponine, Schleimstoffe, Tannin, Zimtsäurederivate
(Cumarine). Ich finde weiter (2): einen Monoterpenoid-Äther (2,4,5,7a-tetrahydro-3,6-dimethyl-benzofuran),
der ein hochpotenter Geruchsstoff ist.
Insgesamt bin ich enttäuscht,
dass die Recherche so mager ausfällt. Ich hätte mehr zu einem alten Hausmittel
erwartet. Völlig unklar bleibt für mich, welcher Bestandteil für den süßen
Geschmack verantwortlich ist; immerhin war das der Ausgangspunkt für diesen
Artikel. Auf jeden Fall wurden Antioxidantien nachgewiesen.
Falls ein Botaniker unter den
Leser noch Informationsquellen außerhalb des Internets kennt, bitte nutzen und
drüber berichten.
Gesundheitliches
Lindenblütentee ist ein altes
Hausmittel bei Erkältung. Es wird zum Anregen des Schweißflusses verwendet,
aber es ist unklar, was genau dafür verantwortlich ist.
„Farnesol hemmt die Bildung von
Staphylokokken- und Streptokokken-Biofilmen.“ (3)
H. Matsuda und Kollegen fanden
heraus, dass Lindenblüten eine Lebe schützende Wirksamkeit aufweisen (4). Es
wird diskutiert, dass Kaempferol-3-O-beta-D-glucopyranosid dabei die Bildung
von TNF-alpha inhibiert. Zu diesem Thema findet sich auch noch eine Studie an
Ratten (5).
Eine mexikanische Studie beschäftigte
sich mit nocizeptiven Schmerzen bei induzierter Arthritis bei Ratten (6). Man
fand eine Schmerzreduktion bei den Lindenblüten einer mexikanischen Art der
Linde, die auf Quercetin über Serotoninrezeptoren zurückzuführen wären.
Der aktuelle Forschungsstand ist
auch an dieser Stelle mager.
Superfood oder nicht?
Aus Lindenblüten kann man auf
jeden Fall einen super Tee aufbrühen. Für Superfood sind sie nicht exotisch
genug, sonst hätte man sie längst dort eingruppiert. Da Lindenblütentee als
Hausmittel breit eingesetzt wird, wünsche ich mir, dass sich die Wissenschaft
etwas intensiver um die Lindenblüten kümmert.
Links:
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