Wednesday, March 29, 2017

Superfood Lindenblüten


Letzte Woche besuchte ich den türkischen Supermarkt meiner Präferenz und entdeckte Lindenblütentee. Ich griff sofort zu, denn ich hatte schon eine Weile keinen Lindenblütentee mehr getrunken. Bei Trinken zu Hause erinnerte ich mich an die Kindheit, denn bei den Großeltern gab es selbst gesammelten Lindenblütentee. Wie ich so in Erinnerungen schwelge, merke ich, dass der Tee süß schmeckt, obwohl ich keinen Zucker hineingetan hatte (mache ich prinzipiell nicht). Das brachte mich auf den Gedanken, einmal näher zu schauen, was denn so alles in den Lindenblüten steckt. Und siehe, Wikipedia bestätigt (1): „Der Geruch der Blüte ist stark aromatisch und der Geschmack ist schwach süß.“ Die Linde, Sommer- wie Winterlinde, gehört zu den Malvengewächsen.
Da ich den Lindenblütentee im Supermarkt gekauft hatte, lag es doch nahe, Lindenblüten als Superfood zu überprüfen.

Was ist drin in Lindenblüten?
Ich finde ätherische Öle, Farnesol, Flavonoide, Pflanzensäuren, Saponine, Schleimstoffe, Tannin, Zimtsäurederivate (Cumarine). Ich finde weiter (2): einen Monoterpenoid-Äther (2,4,5,7a-tetrahydro-3,6-dimethyl-benzofuran), der ein hochpotenter Geruchsstoff ist.
Insgesamt bin ich enttäuscht, dass die Recherche so mager ausfällt. Ich hätte mehr zu einem alten Hausmittel erwartet. Völlig unklar bleibt für mich, welcher Bestandteil für den süßen Geschmack verantwortlich ist; immerhin war das der Ausgangspunkt für diesen Artikel. Auf jeden Fall wurden Antioxidantien nachgewiesen.
Falls ein Botaniker unter den Leser noch Informationsquellen außerhalb des Internets kennt, bitte nutzen und drüber berichten.

Gesundheitliches
Lindenblütentee ist ein altes Hausmittel bei Erkältung. Es wird zum Anregen des Schweißflusses verwendet, aber es ist unklar, was genau dafür verantwortlich ist.
„Farnesol hemmt die Bildung von Staphylokokken- und Streptokokken-Biofilmen.“ (3)
H. Matsuda und Kollegen fanden heraus, dass Lindenblüten eine Lebe schützende Wirksamkeit aufweisen (4). Es wird diskutiert, dass Kaempferol-3-O-beta-D-glucopyranosid dabei die Bildung von TNF-alpha inhibiert. Zu diesem Thema findet sich auch noch eine Studie an Ratten (5).
Eine mexikanische Studie beschäftigte sich mit nocizeptiven Schmerzen bei induzierter Arthritis bei Ratten (6). Man fand eine Schmerzreduktion bei den Lindenblüten einer mexikanischen Art der Linde, die auf Quercetin über Serotoninrezeptoren zurückzuführen wären.
Der aktuelle Forschungsstand ist auch an dieser Stelle mager.

Superfood oder nicht?
Aus Lindenblüten kann man auf jeden Fall einen super Tee aufbrühen. Für Superfood sind sie nicht exotisch genug, sonst hätte man sie längst dort eingruppiert. Da Lindenblütentee als Hausmittel breit eingesetzt wird, wünsche ich mir, dass sich die Wissenschaft etwas intensiver um die Lindenblüten kümmert.

Links:

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