Wenn man sich mit Superfoods beschäftigt, dann meint man in eine Gruppe
von Jungs geraten zu sein, die Autoquartett spielen. 50 mal mehr Vitamin C als
… klingt für mich genauso wie 230 PS. Was hat der Urmensch nur ohne Camu-Camu
gemacht? Aber schauen wir einmal nach, was wir über Camu-Camu im Berg der
Lobhudeleien entdecken.
Was ist also drin in Camu-Camu?
„Ein weniger bekanntes Superfood ist eine Superfrucht: die
Camu-Camu-Frucht (Myrciaria dubia). Sie enthält eine Menge verschiedener
sekundärer Pflanzenstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Bioflavonoide,
Aminosäuren, Proteine und Ballaststoffe.“(1) Aminosäuren sind die Bausteine der
Proteine, also ist das doppelt-gemoppelt. Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren,
Proteine und Ballaststoffe zählt man nicht zu den sekundären Pflanzenstoffen.
Bioflavonoide zählt man zu den sekundären Pflanzenstoffen, aber auch Koffein, Nikotin, Cannabinoide – damit
es hier nicht zu gesund aussieht (2). Mit Vitamin C ist die Frucht bestens
ausgestattet. Es sind auch verschiedene Antioxidantien nachweisbar (3):
Anthocyane wie Chrysanthremin oder Myrtillin, Flavonole, Flavanole wie
Catechin, Ellagsäure und Rutin.
Gesundheitliches
Camu-Camu soll die geistige Leistungfähigkeit steigern,
entzündliche-rheumatische Erkrankungen heilen, die Sehkraft verbessern, bei der
Behandlung von Herpes simplex, Gürtelrose und Epstein-Barr-Virus eingesetzt
werden. Es soll Infektionen und Krebs bekämpfen, Blutdruck senken, vor
Lebererkrankungen schützen.
Wäre das doch schön! Aber es handelt sich nicht um
nachgewiesene Wirkungen.
Psiram sieht das anders (4): „Der Camu Camu-Genuss kann zu
Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfällen führen. Ursache ist dabei die hohe
orale Aufnahme von Eisen, die durch die Ascorbinsäure gefördert wird. Auch kann
es zu Nieren- und Leberschäden kommen.“
Ökologie
Der Raubbau an den wild wachsenden Pflanzen hat bereits
Auswirkungen. Der Schwarze Pacu oder Tambaqui
ist in den Gebieten, in denen Raubbau an Camu-Camu betrieben wird,
verschwunden, denn die Früchte sind Teil seiner Nahrungsgrundlage. Wegen des
Raubbaus kann es auch sein, dass die Pflanze bald auf der Liste schützenswerter
Pflanzen auftaucht.
Ein Vertriebsunternehmen von Camu-Camu-Pulver in der Schweiz
verbreitet (5): „Die Regenzeit ist für die Indianer des Amazonas-Regenwaldes
die optimale Zeit die Camu Camu Beere zu sammeln. Denn dann können sie mit
ihren Kanus weiter vordringen. Da das Ernten der Camu Camu Beeren einen hohen
Ertrag für die Bevölkerug des Regenwaldes bringt, können so Teile des
Regenwaldes vor dem Abholzen bewahrt werden.“ Ich glaube kaum, dass die
Ausbeutung des Urwalds von Früchten, Farmer oder Minengesellschaften am
Abholzen des Urwaldes hindern werden.
Superfood oder nicht?
Nein! Alle Inhaltsstoffe sind auch hier in Beeren oder
anderen Früchten vorhanden. Und natürlich ist heimisches Obst auch deutlich preiswerter. Der Hype um Camu Camu wird in einer weiteren Katastrophe
für den Regenwald enden.
Links:
Weitere
Bewertungen von Superfoods unter dem Stichwort "Superfoods" hier auf
diesem Blog.
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