Monday, January 22, 2018

Denkovital




Ich lese im Deutschen Katholischen Sonntagsblatt (134. Jahrgang, 7.1.2018, Nr. 1) einen Beitrag von Almut Weisensee (Gesundheitsberatung), die auf die Frage „Kann man einer Alzheimer-Erkrankung vorbeugen?“ Sie antwortet u.a. mit: „ Wer das [eine Uhr mit den Zeigern auf 15:00 Uhr zeichnen] nicht mehr kann, sollte mit der Einnahme von Denkovital sehr bald beginnen.“ Das aber ist Werbung für ein Nahrungsergänzungsmittel.

Hinter Denkovital verbirgt sich Dr. Dr. Gosbert Weth, von dessen Webseite [1] Sie in den Praxisteil weiter klicken können oder weitergeleitet werden zu der Firma Heliolux GmbH [2], wobei dort aber auch Ansprechpartner sich Dr. Dr. Gosbert Weth ist – wahrscheinlich gehört ihm der Betrieb.
In der Praxis wird z.B. PAP IMI® als Therapie angeboten, wovon Psiram schreibt [3]: „Die Pap-Imi-Therapie (auch PAPIMI oder PAPimi Ioneninduktionstherapie nach Pappas) ist ein alternativmedizinisches Außenseiterverfahren zur Behandlung chronischer und schwerer Erkrankungen ohne wissenschaftlich bekannten Nutzeffekt.“

Zurück zu Denkovital. Das Nahrungsergänzungsmittel enthält: Vitamin B6, Vitamin B12 und Thiamin sowie Cholecalciferol (Vitamin D3), L-Arginin, L-Lysin und L-Cystein. Das nimmt an auch bei durchschnittlicher Kost zu sich. Die Health Clains Verordnung wird nicht verletzt.
Auch „Wir haben das Nahrungsergänzungsmittel Denkovital® entwickelt, da es eine unterstützende Hilfe ermöglicht. Es kann einige Jahre vor dem möglichen Ausbruch der Alzheimer-Erkrankung eingesetzt werden.“ Eine „unterstützende Hilfe“ ist nicht justiziabel. Und wenn Sie den zweiten Satz abändern in „Gummibärchen können einige Jahre vor dem möglichen Ausbruch der Alzheimer-Erkrankung eingesetzt werden“, dann kann man nachvollziehen, dass die Aussage völlig belanglos ist. Denn einsetzen können Sie es immer, nur mit dem Nachweis des Nutzens hapert es.
Dann wird wieder einmal Hippokrates bemüht: „Deine Medezin [steht so im Original!] soll Deine Nahrung sein und Deine Nahrung soll Deine Medizin sein.“ Hippokrates sprach von Nahrung und nicht Nahrungsergänzungsmitteln.

In einer Metaanalyse aus dem Jahr 2010 [4] kann man finden: „ There is little evidence that dietary supplements can prevent or treat AD [Alzheimer Disease]. Multivitamins do not reduce the risk of dementia (6).” [Es gibt wenig Beweise dafür, dass Nahrungsergänzungsmittel AD verhindern oder behandeln können. Multivitamine reduzieren das Demenzrisiko nicht (6).] “In summary, the evidence suggests that dietary supplement use is unlikely to prevent cognitive impairment or AD, …” [Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln wahrscheinlich kognitive Beeinträchtigungen oder AD nicht verhindern kann.]

Was soll Denkovital kosten? Ich sehe etwa 27 € und etwa die Hälfte für die doppelte Menge ebenso überflüssigen Nahrungsergänzungsmitteln. Mir wäre das zu teuer, aber ich kann auch noch die Uhr mit den Zeigern auf 15:00 Uhr zeichnen.


P.S. Almut Weisensee schreibt: „Bitte helfen Sie mit, in Ihrer Verwandtschaft, im Bekanntenkreis oder in Ihrer Pfarrei, diesen Artikel bekannt zu machen.“ Das finde ich besonders perfide. Das Deutsche Katholische Sonntagsblatt sollte Werbung auch als solche kennzeichnen und diese Art von Werbung ganz unterlassen.


Links: 

.

No comments:

Post a Comment