Ich habe in
Steinfeld einige Bücher in einem öffentlichen Bücherschrank entdeckt. Die Nähe
zur Abtei und zur Basilika hatte keinen Einfluss auf die Bücher und Schriften,
die im Schrank zu finden waren. Ich fand einige Schriften zur Theosophie von
ca. 1914 bis 1930. Man könnte meinen, dass dies alles der Vergangenheit
angehöre, aber das stimmt nicht. Helena Petrovna Blavatsky [1] hat auch heute
noch ihre Anhänger. Die Theosophie war ein eklektischer Zug durch die Ende des
19. Jahrhunderts erreichbaren Weisheitsschriften Asiens und Ostasiens.
Blavatsky lebte zwischen 1831 und 1891. Durch ihr Hauptwerk Isis Unveiled hat
sie maßgeblichen Einfluss auf den modernen Okkultismus und die Esoterik gehabt.
In der
ersten Schrift, die ich gefunden habe, geht es um Schriften von H.P. Blavatsky,
die von Franz Hartmann ins Deutsche übertragen wurden [2]. Ein Auszug: „Siehe
das Heer der Seelen. Sieh, wie sie über den stürmischen Wogen des menschlichen
Lebens zögernd schweben, und wie sie erschöpft, blutend und mit gebrochenen
Schwingen, eine nach der anderen in den schäumenden Wellen versinken. Hin- und
hergeworfen von zürnenden Winden, vom Sturme gepeitscht, werden sie in die
Fluten gezogen und der Wirbel verschlingt sie.“
Eine
wuchtige Bildsprache, die den Leser in den Bann zieht. Aber was lesen wir denn
da? Was sollen die stürmischen Wogen des menschlichen Lebens sein? Warum
schweben die Seelen zögernd? Haben Seelen Schwingen? Und können Seelen bluten?
Wieso sollten die Winde zürnen? Wenn die Seelen versunken sind, wie können sie
vom Sturm gepeitscht werden?
Und das war
noch die ansprechendste Stelle des gesamten Buches!
Die zweite
Schrift ist etwas problematischer. Es handelt sich um die Schrift „Wiedergeburt
und innere Sekretion“ [3]. Hier wird NICHT über Endokrinologie berichtet. Obersdörffer
schreibt zur sexuellen Not.
Er schreibt
zum „unnatürlichen Sexualleben, welches seit Tausenden von Jahren die geistige
Entwicklung“ hemmt. „Jeder unnatürlich vergossene Tropfen dieses Lebenselixiers
ist ein Nagel am eigenen Sarg und gleichzeitig ein Schritt ins Irrenhaus.“ Also
nochmal: jeder Tropfen ist ein Nagel und gleichzeitig ein Schritt. Vielleicht
sollte ich nachschicken, dass Herr Obersdörffer der Meinung war, 98% der
Menschheit wären damals mit der Syphilis infiziert gewesen.
Im Kapitel
„Das Leben in der Ehe“ schreibt er: „Die höchste Menschenrasse ist die weiße
oder arische; sie hat sich vom primitiven Urmenschen über alle farbigen Rassen
zu der edlen Arier-Rasse immer aufwärts entwickelt.“ Vielleicht ist dies ein
Hinweis zu der geistigen Verfassung der Weimarer Republik zu werten, in der die
Nazis reüssieren konnten.
„Damit aber
trotz des vollkommenen Verkehrs keine erfolgt, muß die Frau vor dem Akt eine
Spülung mit einer warmen Kochsalzlösung und nach demselben eine mit
Glaubersalzlösung machen“. Ich würde mich nicht auf so eine Verhütungsmethode
verlassen.
Mir gaben
diese Schriften zu denken. Wie nahe doch esoterische Lehren zum Faschismus
stehen können.
Links und Literaturangaben:
[2] H.P.
Blavatsky: Die Stimme der Stille. Die zwei Wege. Die sieben Pforten. Deutsch
von Franz Hartmann. Theosophisches Verlagshaus Leipzig, o.J. [Das Original ist
18 92 erschienen.]
[3] Dr.
med. H.J. Obersdörffer: Wiedergeburt und innere Sekretion. Biosophische
Bücherei II. Lebensweiser-Verlag, Mittelgründau-Gettenbach 1928.
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