Monday, June 6, 2022

Von-Eichendorff-Felsen

 


Dieser Tage packte mich die Wanderlust und dann auch noch die Leselust. Ich habe den Eichendorff-Felsen, auch oder besser von-Eichendorff-Felsen oder Düvelssteen [1] genannt, besucht. Da stand ich nun vor dem Sandsteinfelsen, um den sich herum ein Wald erstreckt. Im Englischen würde ich vielleicht sagen: „I stood in awe.“ Und irgendwie ehrfürchtig war mir auch in diesem Augenblick, als ich die Gedichtstrophe las. Fast verwittert ist sie.

Ich dachte daran, was alles zwar nicht verloren ging, aber verschüttet wurde in den letzten 150-200 Jahren. Und ich gebe zu, daß ich nicht direkt wußte, woher ich die Gedichtstrophe kenne. Ich blätterte dann in meinem Band mit den Gedichten von Eichendorff [2]. Es ist Abschied aus den Wanderliedern oder vielleicht besser durch die erste Zeile bekannt: O Täler weit o Höhen – wie schön – und daraus ist es die dritte Strophe. Wir Deutschen werden häufiger mit unserer Liebe zum Wald aufgezogen, aber die wird in so einem Gedicht der Romantik „unaussprechlich klar“.

Da steht im Wald geschrieben
Ein stilles, ernstes Wort
Von rechtem Tun und Lieben,
Und was des Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
Die Worte, schlicht und wahr,
Und durch mein ganzes Wesen
Ward's unaussprechlich klar.
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Ich habe mir die Vertonung von Felix Mendelssohn-Bartholdy in den Versionen des Dresdner Kammerchors unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann und Hermann Prey angehört [3]. Joseph Freiherr von Eichendorff war Oberschlesier und zählt zu den meistvertonten deutschsprachigen Lyrikern. Er lebte von 1788 bis 1857 [4].
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Der Düvelssteen heißt erst seit 1988 von-Eichendorff-Felsen; nähere Ausführungen unter [1]. Vielleicht aber einige Informationen daraus schon hier: die Originalinschrift wurde bereits vor dem 1. Weltkrieg angebracht (Lackschrift). Zwischen 1986 und 1988 wurde der Text eingemeißelt – 1988 wurde 100jähriges Bestehen des Eifelvereins gefeiert. Peter Baales, der den Text von [1] verfaßt hatte, fand für die Namensherkunft noch: „„Düvelssteen“ und „Düvelskall“ lagen früher mitten in einem finsteren, hochstämmigen Fichtenwald, der unheimlich und bedrohlich auf den Wanderer wirkte. Er konnte in früheren Zeiten wohl mit dem Teufel in Verbindung gebracht werden.“ Ich mag die Fichtenanpflanzungen nicht so sehr und dachte, als ich dort war, daß Buchen viel schöner wären. Jetzt stehen dort auch alte Fichten und wahrscheinlich sind sie viel authentischer.

Ein Weg führt weiter zur Düvelskall. Über der Teufelshöhle (Düvelskall) hat sich ein E. Esser (das braucht man nicht zu gendern, so was machen fast nur Männer) verewigt und ich überlege, warum in aller Welt muss die Welt wissen, daß Erich, Ernst oder Erwin Esser einmal hier war.


Zwischen Ahrmühle und von-Eichendorff-Felsen liegen noch ein schönes Tal und ein sehenswerter Auenwald. Man kann dies alles auf einem ausgeschilderten Wanderweg sehen, der da heißt: Wo die Wälder rauschen [5].




Links und Anmerkungen:
[1] http://www.blankenheimerdorf.de/html/duvelskall.html
[2] Joseph Freiherr von Eichendorff :Ausgewählte Werke in drei Bänden. Ausgewählt von T. Sauvageot. Weltbild Verlag, Augsburg o.J. [ca. 1989]. Wanderlieder. S. 35/36. Das Gedicht stammt aus dem Jahr 1810.
[3] Dresdner Kammerchor unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann https://www.youtube.com/watch?v=tmhaQ8FDqI0 und Hermann Prey https://www.youtube.com/watch?v=YsEAtKEhZvE (bislang 1663 Aufrufe); ich neige zur ersten Alternative. Man kann sich auch noch Hermann Prey anhören mit Der Lindenbaum aus der Winterreise von Franz Schubert: https://www.youtube.com/watch?v=J1S3v6M_4ts – dann muss man sich aber auch noch dies ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=MJ7jbQJXF68.
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_von_Eichendorff
[5] http://www.ahr-2000.de/06/all/Ahr_2000_Wanderroute_Wo_Waelder_rauschen.pdf


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