Eine meiner Schwägerinnen brachte mir kürzlich zwei Bändes der „Stadt Gottes“ [1], die sie sonst entsorgt hätte. Ich bin gerne für solche alten Scharteken zu haben und auch nicht ganz uneigennützig, denn man kann Abbildungen einscannen, ohne direkt das Copyright von jemandem zu verletzen. Die Zeitschrift wurde von den Steyler Missionaren gegründet [2]. Darin hoffte ich dann auch noch interessante Nachrichten aus fernen Ländern vorzufinden. Und auch da wurde ich nicht enttäuscht. Die Homöopathie kommt übrigens später irgendwie, irgendwo, irgendwann [3].
Kommen wir zunächst zur Steyler Mission. Da wurde hervorragende ethnographische / ethnologische Arbeit geleistet, auch wenn die Distributionstheorie nicht stimmt. Ich erinnere mich noch, wie ich die drei Bände über die Feuerlandindianer von P. Martin Gusinde (der vierte Band erschien erst posthum) verschlungen habe … über 3000 Seiten [4]. Natürlich waren auch andere Missionare aktiv, nicht zuletzt P. Alberto Maria De Agostini [5] von den Salesianern, deren Museum ich in Punta Arenas 1990 besuchen konnte. Ich habe sein Buch „Zehn Jahre im Feuerland“ [6].
[Regie-Anmerkung: Die Homöopathie nicht vergessen.]
Dann blätterte ich weiter, las hier ein wenig und da etwas mehr. Schließlich landete ich bei „Von der Christenverfolgung in Südschantung“ [7]. Das interessierte mich nun besonders, da ein Freund darüber gearbeitet hatte. Und zwei Seiten weiter stieß ich auf das Bild, das ich hierfür eingescannt habe. Darauf sind u.a. Constantin von Hanneken [8], Gustav Detring (1842-1913) [9], der 1985 sein Schwiegervater wurde, und der Ex-Vizekönig Li Hongzhang [10], damals in Deutschland Lihungtschang geschrieben.
Auf S. 131 finde ich folgenden (chinesischen?) Satz: „Da Deekui, kiu ngȏmen ju chau uöl“. Da Deekui entspricht 大德国,und vielleicht soll es 就我们有好味 heißen, aber richtig wäre es nicht. Hinter uöl könnte sich wei'er (味儿) verbergen. Missionar Johannes Buis übersetzt: „Groß-Tugend-Reich [also das große Deutschland] ist mit uns in einem guten Geruche, d. h. In Freundschaft“.
Ach ja, Homöopathie. Auf den Seiten 263-264 wird Samuel Hahnemann vorgestellt. Und ich zitiere einmal: „Die homöopathischen Ärzte rühmen ihren Kuren große Erfolge nach und behaupten, die Kranken in ihren Spitälern durchschnittlich früher entlassen zu können als die gewöhnlichen Aerzte oder Allopathen. Wir glauben, daß nur genaue und umfassende Untersuchungen und statistische Erhebungen von unparteiischer Seite ein abschließendes Urteil ermöglichen würden.“ Diese Forderung wurde von 125 Jahren [11] gestellt (wahrscheinlich sogar noch früher), aber der Glaube an die Homöopathie ist zäh. Ich allerdings gebe die Hoffnung nicht auf, daß die Infiltration der Medizin durch die Homöopathie beendet wird.
Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Stadt_Gottes_(Zeitschrift) Band 1897
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Steyler_Missionare
[3] Auch wenn ich gerade irgendwie von Nena enttäuscht bin.
[4] P. Martin Gusinde: Die Feuerland-Indianer. Ergebnisse meiner vier Forschungsreisen in den Jahren 1918 bis 1924. 3 Bände. Mödling, 1931–1939.
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Alberto_Maria_De_Agostini
[6] Alberto Maria De Agostini: Zehn Jahre im Feuerland: Entdeckungen und Erlebnisse. Leipzig 1924/1953 (2. Aufl.).
[7] Die Stadt Gottes, Jahrgang 1897, S. 71 ff. Schantung, heute schreibt man die Provinz Shandong (山東/山东). „Aus einem Briefe des hochw. Herrn Johannes Buis, Missionars in Südschantung.
[8] Constantin von Hanneken: Briefe aus China 1879–1886. Als deutscher Offizier
im Reich der Mitte. Hrsg. v. Rainer Falkenberg. Böhlau, Köln,Weimar,Wien 1998. ISBN 3-412-04698-1.
[9] https://www.sothebys.com/en/articles/detring-and-von-hanneken-the-highest-ranking-westerners-in-china Ups, die haben ja ein ähnliches Bild!
[10] Li Hongzhang (李鴻章/李鸿章) https://de.wikipedia.org/wiki/Li_Hongzhang
[11] Und ich bin gerade recht stolz auf mich, daß ich doch relativ rasch, gemessen an der Gepflogenheit der Homöopathie keinen Nachweis zu erbringen, auf die Homöopathie gekommen bin.
PS. Beim Thema Homöopathie keine Kommentare. Ich werde doch nicht Schwurblern eine Plattform bieten.
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