Wednesday, December 14, 2022

 Ripsdorf Revisited



Es ist nicht so, daß ich Ripsdorf im Verlaufe des letzten Jahres nicht mehr besucht hätte, es gab nur nichts, worüber es mich gereizt hätte, etwas zu schreiben. Bei meinem Titelbild könnte man der Meinung sein: hat der was gegen Ripsdorf? Nein, weit gefehlt. Ich komme immer wieder gerne nach Ripsdorf. Die Fenster haben mich direkt „Windows“ in allen möglichen Versionen assoziieren lassen. An dem Haus wird jedenfalls gearbeitet. Mir gefallen die Fenster und hoffentlich werden sie später ähnlich aussehen. Es ist übrigens schwer, Handwerker und Werkstoffe zu bekommen, das sind Folgen von Corona und der Flut, die so viel Zerstörung hinterlassen hat – vielleicht nicht in Ripsdorf, aber deshalb hat man dort nicht mehr Handwerker.




Auch dieses Mal besuchte ich den Krippenweg, über den ich vor einem Jahr berichtet hatte [1]. Der Krippenweg geht im Prinzip über die Hauptstraße und die parallel dazu verlaufenen Straßen südöstlich davon. Der Eifelverein hat einen Plan, den man sich herunterladen kann [2], wenn man ihn bis zum 06.01.2023 noch besuchen will. Die Weihnachtskrippe geht auf Franziskus von Assisi zurück, denn er hatte 1223 – also findet der nächste Krippenweg 800 Jahre später statt – bei einem Gottesdienst in einem Wald bei Greccio sozusagen eine Rekonstruktion der Krippen-Szene mit lebenden Tieren (Ochs und Esel) aufstellen lassen und so das Vorbild für die Krippen der nachfolgenden Jahrhunderte geschaffen. Hm, dann waren wir ja mit der lebenden Krippe (aus Diefenbach) in Steinfeld gar nicht so weit vom Original entfernt [3]. Welche Figuren gehören dazu? Hier eine Liste von möglichen Figuren: das Jesuskind in seiner Krippe, Maria und Josef , die drei Weisen aus dem Morgenland (Caspar, Melchior, Balthasar – biblisch sind die drei nicht, denn bei Matthäus werden nur Weise oder Magier [4] erwähnt, aber im Kölner Dom liegen traditionell die Gebeine der drei Weisen), Hirten, Engel und Tiere (Ochs, Esel und Schafe). Und wenn man dann genug von den Krippen hat, dann kann man die Kirche besuchen.


Auch über die römisch-katholische Pfarrkirche St. Johann Baptist in Ripsdorf hatte ich bereits berichtet [5]. Und sie ist auch der Hauptgrund, weshalb ich über einen Bericht zum Wiederholungsbesuch nachgedacht hatte. Die jetzige Kirche wurde im 14./15. Jahrhundert errichtet und 1667 umfassend renoviert, dabei „erhielt das Kirchenschiff das heutige Kreuzrippengewölbe und der Glockenturm sein charakteristisches Rhombendach“. Den Ausführungen von Alois Jütten [6] entnehme ich aber, daß 1667 ein Neubau stattgefunden haben muss; er belegt dies durch die  Chronik von Ripsdorf und einen Schlußstein im Gewölbe des Kirchenschiffs mit der Jahreszahl 1667. Außerdem fügt er für den Chor ein jüngeres Datum an, nämlich einen Schlußstein mit der Jahreszahl 1734. Von der ursprünglichen Kirche sind demnach noch Teile des Turmes, der architektonisch eher der Romanik als der Stätgotik zuzuordnen ist, vorhanden. Die mittigen, wuchtigen Stützpfeiler teilen den Raum in zwei Hälften. Da im Zweiten Weltkrieg keine größeren Beschädigungen entstanden waren, wurde die Kirche erst in den 1970iger Jahren restauriert. Es gibt wieder Weihwasser. Wenn man herein kommt, kann man rechts die Hände desinfizieren und danach links von der Tür zum Weihwasser greifen. Das zeigt, daß man mit Corona leben und umzugehen gelernt hat. Die Buntglasfenster in Chor und Kirchenschiff stammen aus dem Jahr 1904 und sind auch im Verzeichnis der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. (Leitung Dr. phil. Dipl.-Ing. Annette Jansen-Winkeln)  aufgeführt [7]. Diese Fenster haben mir besonders gut gefallen. Bei der Glasmalerei komme ich gedanklich zu Petrohué in Chile [8] – Achtung, Abschweifung! Bei den  Saltos de Petrohué ist Wolfgang Hechenbichler 1984 zu Tode gekommen. Hechenbichler hatte viele Talente, die er bildhauerisch, malend oder schreibend umsetzte. Ich habe einige interessante Arbeiten von ihm gefunden. Und er hat Glasmalereien von Salome und Johannes Baptist geschaffen. Dank Balthasar Hechenbichler, dem Bruder von Wolfgang Hechenbichler, und der Erbengemeinschaft bleibt die Erinnerung an diesen begnadeten Künstler erhalten.



Ich war, wie unten beschrieben nach Ripsdorf gefahren und fuhr einen andere Strecke  (K43) hinaus, denn zwischen Ripsdorf und Hüngersdorf steht die Wegekapelle St. Hermann Josef. Auch über diese hatte ich schon berichtet [9]. Sie stammt aus dem Jahr 1864. Diesmal fiel mir außen etwas auf, denn jemand hatte auf einen Fenstersims einen Apfel gelegt. Hermann Josef von Steinfeld wurde um 1150 in Köln geboren, gilt als Mystiker und gehörte dem Prämonstratenser Orden an. Da er dem Standbild der Gottesmutter in der Kirche St. Maria im Kapitol in Köln Äpfel als Geschenk gebracht haben soll, werden auch heute noch Äpfel auf den Sarkophag in Steinfeld [10]  gelegt – oder auch auf den Fenstersims der Wegekapelle. Das Volk in der Eifel hat ihn bereits seit dem 13. Jahrhundert verehrt, aber seine Heiligsprechung wurde erst 1626 beantragt und dann dauerte es noch bis 1958; vielleicht sind das die Mühlen Gottes, die sprichwörtlich langsam mahlen.



Nach Ripsdorf kann man über die A51, dann über die K70 und die sehr schmale, aber romantische K69 mit einigen der schönsten Ansichten von Eifellandschaft fahren. Man kommt durch den sehenswerten Ort Nonnenbach und schließlich erreicht man Ripsdorf. Der Parkplatz an der Hauptstraße liegt direkt gegenüber der Kirche.  


Links und Anmerkungen:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/12/der-krippenweg-in-ripsdorf.html   
[2] https://eifelverein-ripsdorf.de/images/ev/PDF/Krippenweg_2022.pdf
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/12/lebende-krippe-und-weihnachtsmarkt-im.html
[4] https://www.bibleserver.com/LUT/Matth%C3%A4us2  Mt 2,1
„Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem ...“
[5] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/12/st-johann-baptist-in-ripsdorf.html
[6] Faltblatt von Alois Jütten „Seit 1121 Pfarrgemeinde / Katholische Kirchengemeinde St. Johann Baptist Ripsdorf“ September 2022
[7] http://www.glasmalerei-ev.net/pages/b2760/b2760.shtml
[8] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/12/the-saltos-de-petrohue-and-wolfgang.html sowie Salome https://www.wolfganghechenbichler.de/bild_gross.asp?baNum=15701 und das Haupt von Johannes dem Täufer https://www.wolfganghechenbichler.de/bild_gross.asp?baNum=15901
[9] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/12/die-wegekapelle-st-hermann-josef.html
[10] https://rheumatologe.blogspot.com/2019/06/erhebung-der-gebeine-des-heiligen.html


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