Thursday, December 26, 2024

Altargesteck für den 26.12.2024 – 2. Weihnachtsfeiertag

 



Am zweiten Weihnachtsfeiertag [1] duftet es immer noch nach Weihnachten, doch schon merklich weniger als Heiligabend oder am ersten Weihnachtsfeiertag. Trotzdem das ist der Duft, der uns am meisten an die Kindheit erinnert. Und in diesem Zusammenhang denke ich an den „Duft des Westpakets“. „Westpaket war die in der DDR übliche Bezeichnung für Pakete, die Westdeutsche an Familienangehörige und Freunde in der DDR sandten.“ [2] „Der Duft des Westpakets“ ist ein Dokumentarfilm [3], der dem spezifischen Geruch des Westpakets nachgeht. Das Weihnachtsgebäck hat neben dem Glühwein einen gro0en Anteil am Weihnachtgeruch. Er kommt von den Gewürzen aus dem Morgenland, die bereits auf die Weisen aus dem Morgenland hinweisen. Übrigens, wußten Sie, daß Marzipan ursprünglich mit Myrrhe hergestellt wurde? Ich auch nicht [4].

Der zweite Weihnachtsfeiertag leitet langsam in den Alltag über, in den die Herrlichkeit dieser Festtage hineinstrahlen soll. Diese Herrlichkeit finden wir im Wochenspruch wieder: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.“ [5]

Die Lesung aus dem Alten Testament steht (und das wird regelmäßige Leser nicht verwundern) beim Propheten Jesaja und zwar beim Protojesaja [6]. Der letzte Vers ist für Christen der wichtigste: „Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.“
Immanuel bedeutet im Hebräischen „Gott mit uns“.

Die Lesung der Epistel steht im Hebräerbrief und die Stelle ist überschrieben mit „Gottes endgültiges Reden durch den Sohn“ [7]: „Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welten gemacht hat.“ Rede bzw. Wort wird uns später noch beschäftigen.

In der Evangeliumslesung wird die Geschichte nach Matthäus vorgetragen [8]. Da fügt der Synoptiker doch noch etwas Neues hinzu. Das Matthäusevangelium steht zwar vor dem Lukasevangelium, aber Lukas schreibt einfach geläufiger und viele besuchen nur die Gottesdienste, bei denen die Lesung aus dem Lukasevangelium erfolgt. Wir erfahren bei Matthäus, daß Maria ohne ehelichen Geschlechtsverkehr schwanger geworden war. Josef hatte vor, sich von ihr ehrenhaft zu trennen, tat dies aber nicht, nachdem ihm im Traum der Engel des Herrn erschienen war. Matthäus zitiert Jesaja (siehe oben). Anstatt Immanuel wurde dann doch der Name Jesus gewählt [9].
Die Synoptiker Matthäus und Lukas schreiben ganz anders über die Geburt Jesu Christi als Johannes. Markus interessiert nicht überhaupt nicht dafür. Den Beginn des Johannesevangelium könnte man schlecht als Krippenspiel umsetzen. Johannes beginnt die Geburtsgeschichte mit einem philosophischen Text [10]: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Und: „Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, ...“.  In älteren Computerprogrammen stand da der Befehl „BEGIN“, aber was dann im weiteren Verlauf eines Spieles zum Beispiel geschieht, ist immer immer wieder anders. Filmisch wurde dies aufgegriffen, z.B in „Welt am Draht“ [11] oder der Matrix-Trilogie [12], in der die Protagonisten als Teil eines Programms existieren, in dem Programm aber die Möglichkeit einer freien Entscheidung haben. Insofern sind diese Filme durchaus vom göttlichen Programm inspiriert. Auch der Geburtsteil weicht nicht vom abstrakt-philosophischen Stil ab: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Wenn ich es so zwei- bis dreimal laut lese, dann bekommt der Text eher eine lyrisch-mythische Note. Probieren Sie es doch auch einmal!

Der Predigttext steht im Römerbrief und hat die Überschrift „Paulus, Apostel der Heiden“ [13] bekommen. Der Text hat etwa Programmatisches neben dem Gruß. Aber man kann aus der Perikopenordnung auch einen anderen Text wählen. Er ist schon schwer für den zweiten Weihnachtsfeiertag, nicht denkbar für den Heiligabend, aber: „der zweite Weihnachtsfeiertag leitet langsam in den Alltag über“.


Was ist jetzt mit dem Altargesteck? Gemach, Gemach [14].

Wir hätten auch den „Tag des Erzmärtyrers Stephanus“ feiern können (liturgische Farbe Rot) [15]. Und dann wäre der Wochenspruch: „Der Tod seiner Heiligen wiegt schwer vor dem HERRN. Dir will ich Dankopfer bringen und des HERRN Namen anrufen.“ [16] In der Epistellesung hätten wir die Kapitel „Stephanus vor dem Hohen Rat“ und „Der Tod des Stephanus“ gehört [17], es endet mit: „... und sie steinigten Stephanus; der rief den Herrn an und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! 60Er fiel auf die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Und als er das gesagt hatte, verschied er.“

Das Parament und das Altargesteck (am Boden) waren in Weiß. Der Altar in der KIrche Hellenthal war würdig dem Anlaß hergerichtet. Hinweisen möchte ich noch auf das Wagenrad als Adventskranz; das hat mir gut gefallen.

 


Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:

[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/christfest-ii/    
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Westpaket
[3] Der Duft Des Westpakets https://www.der-duft-des-westpakets.de/  
[4] https://relilex.de/marzipan/
[5] Joh 1,14a
[6] Proto-, Deutero- und Tritojesaja; die heutige Textstelle gehört zum Protojesaja-Teil. Der Stelle wurde die Überschrift „Das Zeichen des Immanuel und das Strafgericht durch die Assyrer“ beigegeben. https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ISA.7 Jes 7,10–14
[7] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/HEB.1 Hebr 1,1–4(5–14)
[8] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MAT.1 Mt 1,18–25
[9] Entschuldigung, aber ich empfinde dies (Immanuel/Jesus) als nicht ganz rund. Im Deutschen wäre Immanuel Christus nicht so griffig wie Jesus Christus. Immanuel Kant hingegen klingt harmonisch.
[10] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JHN.1 Joh 1,1-5,14
[11]  „Welt am Draht ist ein zweiteiliger Fernsehfilm von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1973. https://de.wikipedia.org/wiki/Welt_am_Draht Hauptrolle Klaus Löwitsch (1936-2002). https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_L%C3%B6witsch  
[12] Die Matrix-Trilogie sind Science-Fiction-Filme, die nach Drehbüchern und unter der Regie der Geschwister Wachowski ab 1999 entstanden sind. In Hauptrollen u.a. Keanu Reeves, Laurence Fishburne und Carrie-Anne Moss. Für den ersten Film: https://de.wikipedia.org/wiki/Matrix_(Film)
[13] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ROM.1 Röm 1,1–7
[14] „Gemach, Gemach, mein Tempelherr!“ In: Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise. Aus dem Gedächtnis zitiert, Reclam-Heftchen, Schullektüre.
[15] https://kirchenjahr-evangelisch.de/tag-des-erzmaertyrers-stephanus/ 
[16] Ps 116,15.17
[17] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ACT.6 Apg 6,8–15; https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ACT.7 Apg 7,(1–54)55–60

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