Tuesday, December 10, 2024

Vogelgrippe / Aviäre Influenza A (H5N1) – ein Update

Ich hatte mich zuletzt vor etwa anderthalb Jahren mit der Vogelgrippe beschäftigt und kam zu dem Schluss, daß die Erkrankung bis dahin nur bei Tieren vorgekommen war, allerdings auch schon bei Säugetieren. Das Virus hatte den Sprung hinüber zum Menschen noch nicht geschafft [1]. Stimmt das aber aktuell noch? Ich habe einige Neuigkeiten und deswegen gibt es ein Update. In der Medizin gibt es laufend Updates oder bei Kongressen WIN-Sessions (WIN = What is new?).

Die Vogelgrippe oder aviäre Influenza A (H5N1) wurde im Jahr 1996 entdeckt und zwar im südlichen China und Hongkong. Dieses Virus tötet einen großen Anteil des infizierten Geflügels. Manchmal kommt es zur Übertragung von Vögeln auf den Menschen. Es kann eine sehr schwere Erkrankung beim Menschen hervorrufen. Bislang hat es wenig Auswirkung in Europa gehabt, jedoch gelangte 2021 das Virus stärker nach Europa und hatte zu einer Epidemie 2021/2022 geführt, bei der mehr als 50 Mill. Vögel infiziert worden waren [2].

Das RKI hat sich erneut zur Vogelgrippe [3] gemeldet und es fand weltweit keine Hinweise für eine Mensch zu Mensch Übertragung. Allerdings gibt es die Übertragung von Tier zu Mensch, wie oben schon erwähnt. Der WHO wurden seit 2003 über 2600 Erkrankungen an Menschen gemeldet und bei diesen Erkrankten kam es zu 1100 Todesfällen. Neben der Subtype A (H5N1) war noch die Subtype A (H7N9) aufgetreten. In Deutschland hat es bislang einen Erkrankungsfall gegeben. Die Erkrankung tritt in der Regel bei Personen auf, die Kontakt zu infizierten Vögeln insbesondere Geflügel und deren Ausscheidungen haben. Aber da findet eine Veränderung statt, denn 2024 wurden in den USA erstmals Ausbrüche in Milchkuhherden festgestellt und es wurden H5N1-Infektionsfälle bei Menschen nachgewiesen, die engen beruflichen Kontakt zu infizierten Milchkühen hatten. Wenn man dies betrachtet, und das RKI beobachtet die internationale Lage genau, dann ist das Risiko für die Bevölkerung in Europa beziehungsweise in Deutschland weiterhin als gering einzuschätzen.  

Wie sieht es mit Mutationen aus? Denn diese bergen ein potentielles Pandemierrisiko. Kommen wir noch einmal auf die USA zurück. die hochpathogene aviäre Influenza des Subtyps H5N1 (HPAI H5N1) hat bislang acht Menschen infiziert (Stand vom 04.12.2024) [4]. In den USA sind 707 Milchvierherden betroffen. Die bisherigen Mutationen hatten sich auf bestimmte Polymerase-Eigenschaften ausgewirkt, die die Replikationsfähigkeit im Säugetier steigern. Die Anpassung an den humanen Rezeptor sind dabei bislang nur einmal berichtet worden. Man nimmt an, daß weitere zwei Mutationen ausreichen könnten, um eine vollständige Anpassung an die menschliche Zelle zu ermöglichen. Aber ob sich der aktuell zirkulierende Stamm H5N1 überhaupt so verändern wird, kann nicht vorausgesagt werden.  

Eine Empfehlung sollte man generell beachten: keine kranken oder verendeten (Wild-)Vögel bzw. (Wild-)Tiere anfassen. Ich bin sowieso gegen das Anfassen von fremden, lebenden Tieren (wild und domestiziert), denn ein Finger ist schnell abgebissen.

Zusammenfassend kann man die Bedrohung trotz der aktuellen Enwicklungen weiterhin als gering erachten. Aber am Ball bleiben müssen wir doch, damit sich nicht eine weitere Pandemie entwickelt.


Links und Anmerkungen:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2023/03/die-vogelgrippe-breitet-sich-aus.html
[2] https://www.ecdc.europa.eu/en/avian-influenza-humans/facts
[3] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/Z/ZoonotischeInfluenza/Vogelgrippe.html Stand: 27.11.2024
[4] Michael van den Heuvel: Vogelgrippe H5N1: Mutation birgt potenzielles Pandemie-Risiko – wie Experten die aktuelle Lage einschätzen
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4914479 06.12.2024

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