Ich habe folgende Karte aus einem Buch.
Schon seit einiger Zeit beschäftige ich mit der Sütterlin-Schrift.
Hier ist nun mein Entzifferungsversuch:
Mein liebe Familie …,
Zuerst mus ich mich entschuldigen
das ich auf Ihre lieben Zeilen heute
erst schreibe, ich wollte so gerne
Danken, ich hatte keine Adreße
Heute ging ich meine Karten
Durch, und sah auf einmal Ihre Adreße
Ich war ja so erstaund, aber recht sehr
Gefreut, es lach mir an u, dachte
warum mir nur keine Adreße auf
geschrieben haben, u dachte Sie sind
böse auf mich, aber ich freue mich, daß
es Ihnen gut gefällt. Ich hoffe, daß Sie
alle Wohlauf sind. Mir geht
es auch so leidlich. Die Augen sind nicht gut.
Das laufen geht bissel beßer. Ich denke [?]
[?] in Zärkun (?) eben uberlege ich mir (?) [?] an Sie
ich hatte keinen Ulk=Brief (90° zum Text)
Ich sende Ihnen Allen auch herzl. Grüße, (…) denke
Ich oft an Sie u. hoffe [?][?][?]
Ihr … (180° zum Text)
Die Postkarte wurde von Leipzig nach Dresden geschickt.
Jemand bedankt sich verspätet für ein anderes Schreiben. Der Schreiber hat sich
extra Linien (allerdings schief) mit dem Lineal gezogen. Er war erstaunt, die
Adresse gefunden zu haben. Er gibt Auskunft über sich (Das Laufen ist besser,
aber die Augen sind nicht gut).
Einige Teile sind aufgrund des Platzmangels (fehlender
Plan) schlecht lesbar. Andere Teile sind fehlerhaft oder im Sinn schwer zu
erschließen.
Ich hoffe, dass sich die Empfänger vor 80 Jahren über die
Postkarte gefreut haben.
Wenn wir aber schon nach so kurzer Zeit Mühe haben, eine
Postkarte zu lesen, wie viel schwerer ist dann die Entzifferung der Texte alter
und entfernter Völker?!
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