Sunday, June 25, 2017

Abnehmen mit Forskolin




Heute las ich in der Mailing Liste zu Arno Schmidt einen seltsamen Beitrag. Es ist unklar, wie der in die Liste eines literarischen Zirkels gelangt ist, in dem sich zu Arno Schmidt [1] ausgetauscht wird.

Die Überschrift lautet: „Gwen Stefani Verrät Blake Sheltons Geheimnis Für Schnellen Gewichtsverlust (Bilder Unten)“. Der Beitrag ist „by Suzanne Pischner Sunday, June 25, 2017“. Es handelt sich um eine schlechte Übersetzung aus dem Amerikanischen. Versuchen Sie einmal die Seite aufzurufen [2]. Wenn Sie die Überschrift googeln, landen Sie auf ziemlich obskuren Seiten.

Was kann man in diesem Artikel nun lesen? Zum Beispiel: „Khloe Kardashian nahm reines Pure Natural Forskolin und verlor 9 kg in nur 20 Tagen.“ Das entspricht 2700 kcal pro Tag. „John Goodman nahm reines Pure Natural Forskolin und verlor 30 kg in nur 2 Monaten.“ Das sind sogar 3000 kcal pro Tag! Das entspricht etwa 14 Stunden Autowaschen am Tag.

Für einen begrenzten Zeitraum kann man dann das Produkt, Pure Natural Forskolin“ für einen Monat billiger erwerben. Der Trick mit dem Rabatt funktioniert immer.

Forskolin ist eine in dem Harfenstrauch Plectranthus barbatus vorkommende chemische Verbindung, die zur Gruppe der Diterpene gehört. Forskolin besitzt als direkter Stimulator des Enzyms Adenylylcyclase vielfältige Wirkungen. [3] In Wikipedia Artikel kann man weiter lesen: „In der Bodybuilderszene werden forskolinhaltige Pflanzenextrakte als Fatburner verwendet. Die Wirksamkeit des Forskolins für diese beanspruchten Anwendungsgebiete ist nicht hinreichend belegt. Sein Nutzen-Risiko-Verhältnis ist nicht ausreichend untersucht.“

Auf der Seite des Anbieters [4] werden drei Studien erwähnt.

S. Doseyici und Kollegen veröffentlichten im Jahr 2014 diese Studie [5]: “The effects of forskolin and rolipram on cAMP, cGMP and free fatty acid levels in diet induced obesity.“ Es handeltsich um eine Studie an Ratten. „ We found that both forskolin and rolipram stimulated lipolysis and inhibited body weight increase by increasing cAMP levels.” Wenn man genau liest fallen zwei Dinge auf: Ratten sind nicht Menschen und Verhinderung einer Gewichtszunahme ist keine Gewichtsreduktion.

In einer Studie des Jahres 2005 diskutieren M.P. Godard und Kollegen ihre Ergebnisse [6]: „Oral ingestion of forskolin (250 mg of 10% forskolin extract twice a day) for a 12-week period was shown to favorably alter body composition while concurrently increasing bone mass and serum free testosterone levels in overweight and obese men. The results indicate that forskolin is a possible therapeutic agent for the management and treatment of obesity.” Die Studie wurde mit je 15 Probanden (nur Männer) durchgeführt, d.h. mit zu wenigen. Verlässliche Daten kann man so nicht erhalten. Eine Dexamessung (Knochendichtemessung) ist fehleranfällig, wenn das Messintervall nur drei Monate beträgt. Im Durchschnitt macht man solche Messungen in einem Intervall von zwei Jahren. Es gab einen Trend zu einer signifikanten Zunahme für schlanke Körpermasse (also Muskelmasse) – ein Trend ist aber noch keine Signifikanz. Und das Testosteron hat sich erhöht – das wird die Frauen freuen, ich meine, wenn das Präparat u.U. zur Vermännlichung führt. Ist vielleicht nützlich bei Teilnahme an Steinigungen (Leben des Brian) [7]. O.K: das war jetzt OT. Ich gebe zu, dass ich nur den Abstract gelesen habe und mir den vollständigen Text geschenkt habe.

Die nächste Studie ist aus dem Jahr 1987 [8]. „Twenty-eight obese women were placed on a calorie-restricted diet and one of five treatments …”. Schon das Alter der Studie lässt am Wert zweifeln. Aber die Aufteilung in fünf Gruppen schließt eine sinnvolle statische Analyse der einzelnen Gruppen aus. Besonders, wenn man Injektionen und Cremes miteinander vergleicht. Ich weiß, dass es schwierig ist, einzusehen, dass die Gruppengröße in der Statistik zu berücksichtigen; ich musste sogar meinen Doktorvater überzeugen, dass gewisse Auswertungen in meiner Dissertation unterbleiben mussten.

Ich finde es immer häufiger, dass Studien herangezogen werden, die für die Behauptung nicht belastbar sind. Aber anscheinend prüft da niemand nach.

Abzocke? Ja. Jedenfalls sehe ich das so. Überflüssige Pillen für etwas 30 € im Monat.

PS. Ich sehe gerade noch eine Seite mit dem Titel „Meine Forskolin-Kritik“ [9]. Es handelt sich nicht um eine kritische Auseinandersetzung sondern um eine Werbeseite, die schlecht aus dem Amerikanischen übersetzt wurde. „Hi! Mein Name ist Leah Bachmeier“ heißt es da. Ich glaube kein Wort!
  
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