Ich bekam eine lange Zuschrift zu meinem Blogpost „Ist MMS
ein Wundermittel?“ vom 10.04.2014 [1]. MMS bzw. Natriumchlorit hat die
Summenformel NaClO2. Man kann es leicht verwechseln mit Kochsalz
(Natriumchlorid), Summenformel NaCl. Natriumchlorit benutzt man zur Herstellung
von Chlordioxid, und das benutzt man zur Desinfektion von Wasser.
Der Schreiber vermutet bzw. fragt: „Könnte es sein, dass Sie durch die Verbreitung
dieser Methode Sorge tragen, dass Ihnen auf lange Sicht Patienten fehlen
werden?“ Nein, gerade nicht. Ich habe, wie viele andere Rheumatologen, zu viele
Patienten, so dass ich meinen Stammpatienten raten muss, die Termine für in 6-9
Monaten jetzt zu verabreden, weil diese sonst bei der nächsten Vorstellung
bereits vergeben sind.
Nach einem verschwörungstheoretischen Rundumschlag kommt,
wie so häufig: „Ich will nicht unterstellen, dass Sie zu diesen Ärzten zu
zählen sind, die den hippokratischen Eid als überholt ansehen. Manche meinen,
dass dieser Eid ja vor etwa 2400 Jahren aktuell war und heute keine Bedeutung
mehr besitzt.“ Vielleicht hätte sich der Schreiber einmal ansehen sollen, was ich
unter „Der Eid des Hippokrates“ 2012 geschrieben habe [2].
Im End Teil schrieb er dann: „Wenn ich zusehen konnte, wie
Asthma, Typhus, Magenentzündungen, jegliche Art von Entzündungen innerhalb
weniger Tage auf Dauer verschwunden waren, sind das eindeutige Beweise.“ Nein,
das sind keine Beweise. Deshalb macht man Studien.
Das Bundesinstitut für
Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat im Jahr 2015 die „Miracle Mineral
Supplement“-Produkte MMS und MMS2 der Firma Luxusline Ltd. als
zulassungspflichtige Arzneimittel eingestuft. [3] Der Hersteller von
MMS und MMS2 macht eindeutige Heilversprechen, gibt arzneiliche
Zweckbestimmungen und Dosierungsangaben an, und weist auf die Möglichkeit
starker Nebenwirkungen wie Durchfall und Übelkeit hin. Das BfArM führte in
seiner Presseerklärung aus: „ Den Giftnotrufzentralen liegen Fälle von
Erbrechen, Atemstörungen und Hautverätzungen bei der Einnahme von MMS vor. Auch
in Großbritannien, Kanada, Frankreich, der Schweiz und den USA wurden nach
Einnahme von MMS unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall,
Nierenversagen, Verätzungen der Speiseröhre sowie Atemstörungen durch Schäden
an roten Blutkörperchen beobachtet.“
Wie das Bundesinstitut
für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), die US-amerikanische Food and
Drug Administration (FDA), das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG), der Behörde
Health Canada und weiteren [4] bleibe ich bei meiner Einschätzung aus dem Jahr
2014, dass es sich bei MMS nicht um ein Wundermittel sondern um Quacksalberei
handelt. Vergessen Sie die Heilsversprechungen sofort und nehmen Sie das Zeug
auf keinen Fall.
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