Sie wollen also Meditieren?! „Eins sein mit dem Universum
und so Sachen“. Oder doch „nur“ mehr Ruhe ins Leben bringen. Schauen wir uns
doch einmal an, ob es direkt die Meditation sein muss, oder aber, ob es nicht
andere Möglichkeiten gibt.
Der Höhlenmensch hat viel mehr gefaulenzt als wir. Das
haben wir städtischen Troglodyten gründlich vermurkst. Wir sind dauernd aktiv.
Wir lassen uns durch Medien beschallen und sind laufend online, keine Minute,
die wir nicht erreichbar wären. Wer setzt sich denn noch in einen leere Kirche,
um zu schweigen, zu beten, zu meditieren? Einmal davon abgesehen, dass die
meisten Kirchen geschlossen sind. Aber in der Kölner Innenstadt finden Sie
offene Kirchen und kaum jemand nimmt das Angebot zur Ruhe wahr.
Meditation ist schwierig. Wenn Sie einmal über ein
grandioses Scheitern lesen wollen, dann empfehle ich Ihnen den Bericht von
Janwillem van de Wetering, den Sie vielleicht besser als Kriminalschriftsteller
kennen [1,2]. Er lebte 1958/1959 im Zen-Kloster Daitoku-ji [大徳寺]in Kyōto [京都]. Es ist nämlich
gar nicht so einfach, sich einfach nur hinzusetzen, wie beim Zazen [座禅] im Zen-Buddhismus und an Nichts zu denken. Bei Meditation
lässt man sich auf sehr viel Langeweile ein. Und daran scheitern die meisten
Menschen.
Vielleicht kennen Sie aber das Autogene Training oder die
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Ich bevorzuge die letztere
Methode, die Edmund Jacobson vor fast 100 Jahren entwickelt hat; Edmund
Jacobson lebte von 1888-1983. Die Techniker Krankenkasse bietet einen Download
von MP3-Dateien an [3]. Diese gehen auf das Buch Chronische Kopf- und
Rückenschmerzen von Heinz-Dieter Basler zurück. Es wird viele gute Anleitungen
geben, aber von denen, die ich kenne, ist sie die beste. Trotzdem überfordert
auch diese Methode viele Menschen, insbesondere, wenn man sie alleine
durchführt, d.h. ohne Trainer oder Psychologen.
Vielleicht reicht aber zunächst das Faulenzen. Machen Sie
sich klar, dass der Mensch nicht nur zur Arbeit geschaffen ist, sondern dass es
auch gute Gründe für die Ruhe gibt. Immerhin heißt es bereits in der Bibel:
Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. [2. Mose 20,8]
Sie müssen es sich schon wert sein, Nichts tun zu dürfen.
Erlauben Sie es sich.
Schauen Sie auf die Bäume, wie sie sich im Wind bewegen.
Oder verfolgen sie einen Schwarm Tauben, der Runde um Runde zieht. Oder schauen
Sie den Wolken nach, wie sie dahinziehen. Und wenn sich Gedanken aufdrängen,
dann tun Sie nichts weiter, als sie vorbeiziehen zu lassen.
Wenn Sie wieder gelernt haben zu faulenzen, dann können Sie
auch sicher sein, erfolgreich zu entspannen. Und wenn es Sie dann richtig
gepackt hat, dann versuchen Sie es ruhig mit der Meditation, denn dann hat
dieses Vorhaben auch eine Chance auf Erfolg.
Links:
[2] Janwillem van de Wetering: Der leere Spiegel –
Erfahrungen in einem japanischen Zen-Kloster. Nach der englischen Ausgabe
übersetzt von Herbert Graf. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1977
.
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