Wednesday, June 7, 2017

Meditation, Entspannung und Faulenzen







Sie wollen also Meditieren?! „Eins sein mit dem Universum und so Sachen“. Oder doch „nur“ mehr Ruhe ins Leben bringen. Schauen wir uns doch einmal an, ob es direkt die Meditation sein muss, oder aber, ob es nicht andere Möglichkeiten gibt.

Der Höhlenmensch hat viel mehr gefaulenzt als wir. Das haben wir städtischen Troglodyten gründlich vermurkst. Wir sind dauernd aktiv. Wir lassen uns durch Medien beschallen und sind laufend online, keine Minute, die wir nicht erreichbar wären. Wer setzt sich denn noch in einen leere Kirche, um zu schweigen, zu beten, zu meditieren? Einmal davon abgesehen, dass die meisten Kirchen geschlossen sind. Aber in der Kölner Innenstadt finden Sie offene Kirchen und kaum jemand nimmt das Angebot zur Ruhe wahr.

Meditation ist schwierig. Wenn Sie einmal über ein grandioses Scheitern lesen wollen, dann empfehle ich Ihnen den Bericht von Janwillem van de Wetering, den Sie vielleicht besser als Kriminalschriftsteller kennen [1,2]. Er lebte 1958/1959 im Zen-Kloster Daitoku-ji [大徳寺]in Kyōto [京都]. Es ist nämlich gar nicht so einfach, sich einfach nur hinzusetzen, wie beim Zazen [座禅] im Zen-Buddhismus und an Nichts zu denken. Bei Meditation lässt man sich auf sehr viel Langeweile ein. Und daran scheitern die meisten Menschen.

Vielleicht kennen Sie aber das Autogene Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Ich bevorzuge die letztere Methode, die Edmund Jacobson vor fast 100 Jahren entwickelt hat; Edmund Jacobson lebte von 1888-1983. Die Techniker Krankenkasse bietet einen Download von MP3-Dateien an [3]. Diese gehen auf das Buch Chronische Kopf- und Rückenschmerzen von Heinz-Dieter Basler zurück. Es wird viele gute Anleitungen geben, aber von denen, die ich kenne, ist sie die beste. Trotzdem überfordert auch diese Methode viele Menschen, insbesondere, wenn man sie alleine durchführt, d.h. ohne Trainer oder Psychologen.

Vielleicht reicht aber zunächst das Faulenzen. Machen Sie sich klar, dass der Mensch nicht nur zur Arbeit geschaffen ist, sondern dass es auch gute Gründe für die Ruhe gibt. Immerhin heißt es bereits in der Bibel: Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. [2. Mose 20,8]
Sie müssen es sich schon wert sein, Nichts tun zu dürfen. Erlauben Sie es sich.
Schauen Sie auf die Bäume, wie sie sich im Wind bewegen. Oder verfolgen sie einen Schwarm Tauben, der Runde um Runde zieht. Oder schauen Sie den Wolken nach, wie sie dahinziehen. Und wenn sich Gedanken aufdrängen, dann tun Sie nichts weiter, als sie vorbeiziehen zu lassen.

Wenn Sie wieder gelernt haben zu faulenzen, dann können Sie auch sicher sein, erfolgreich zu entspannen. Und wenn es Sie dann richtig gepackt hat, dann versuchen Sie es ruhig mit der Meditation, denn dann hat dieses Vorhaben auch eine Chance auf Erfolg.

Links:
[2] Janwillem van de Wetering: Der leere Spiegel – Erfahrungen in einem japanischen Zen-Kloster. Nach der englischen Ausgabe übersetzt von Herbert Graf. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1977

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