Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2014 herausgegeben. 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Von diesen wählte der Herausgeber je ein exemplarisches Gedicht aus und kommentierte es. In diesen Taschenkalender habe ich nun wieder Annotierungen und Assoziationen geschrieben. Vielleicht so ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2023-2025.
09. KW
Theodor Storm: Ein grünes Blatt
Doch auch ein grünes Blatt sich ändert
Wenn es vom Baum gerissen
Das hat Herr Storm nicht wohl bedenket
Als er dies Liedlein schrieb
So würden wir von Ferne hören
Ganz wie Herr Storm es tat
Den Sang der Nachtigall
Mir fiel heute die grüne Stunde auf. In einem Stück GrünAnlage zwischen der PiccolominiStraße und der Bergisch-Gladbacher Straße in Köln-Holweide, kurz vor dem Marktplatz mit St. Maria Himmelfahrt erkannte ich sie. Das satte Grün der Wiese, Büsche, Bäume zur grünen Stunde. Es gibt nicht nur die blaue Stunde sondern auch die grüne Stunde zur Dämmerung.
Nachtigall
ganz still
Fliegt
Sie
Durch
Meinen
Garten
Doch
Abends
Hin
Und
Wieder
Schlägt
Auch
Meine Nachtigall
Wie Grün der Wald -: das können Städter kaum ahnen, aber die Wälder sind immer noch grün.
09. KW
Kommentar: Àxel Sanjosé
Das grüne Blatt als Knoten im Taschentuch? Oder wie Anna, die sich ein X auf den linken HandRücken in die Grube zwischen Daumen und ZeigeFinger malte, wenn sie sich an etwas erinnern wollte. Eigentlich hätte sie sich ein X eintätowieren lassen müssen, so oft wie dort ein X zu sehen war.
Gab es nicht eine Illustrierte mit dem Namen „Das grüne Blatt“?
Ich fand gerade HerbstBlätter, die ich vor sechs Wochen gesammelt hatte, da waren sie noch voller Farbe und mit schönen Mustern. Und jetzt zeigen sie nur noch ein dunkles Braun.
Die Erinnerung an die schönen Zeiten im Herbst verwischen im NieselRegen, Nebel und NovemberGrau.
Herbstlich
wenn erst
Die
Bunten
Blätter
Fielen
Im
Herbst
So
Nahm
Ich
Manches
Blatt
Dann
Welkt es
Und
BeKümmert mich
Das DaZwischen als GegenStück der SnapShots von Arno Schmidt. Kein Kontinuum – auf jeden Fall!
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