Sunday, March 16, 2025

Altargesteck für den 15./16.03.2025 Reminiscere

 


Der zweite Sonntag der Passionszeit wird auch Reminiscere genannt, eingedeutscht Reminiszere [1] geschrieben. Reminiscere (gedenke!) kommt von: „Reminiscere miserationum tuarum, Domine“ („Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit!“) [2]. Der Wochenspruch greift dies auf: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ [3] Inmitten der Probleme – wann war diese Welt ohne Probleme? – unserer Zeit dürfen wir uns an die Liebe Gottes erinnern, denn er will nicht, daß wir verloren gehen.

Ein wenig Verwirrung herrschte in Köln, denn die Evangeliumslesung Markus 12, 38-48 wäre nicht möglich gewesen, denn bei Vers 44 ist in dem Kapitel Schluß. Vers 41-44 behandelt aber die Gabe der armen Witwe (zwei Scherflein). Und auch Markus 12,1-12 war nicht gemeint; das Gleichnis von den bösen Weingärtnern (insgesamt eine blutrünstige Geschichte). Gemeint war Markus 12,28-34. Es ist die Frage nach dem höchsten Gebot. „Jesus antwortete: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein,...«“ [4]. Das aber ist ein Zitat aus dem 5. Buch Mose, nämlich das zentrale Gebet des Judentums: „schəma jisroëil adaunoi elauhëinu adaunoi echod / „Höre Israel! Der Ewige, unser Gott, der Ewige ist eins.“[5] „Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«“ - und damit zitiert Jesus aus dem 3. Buch Mose [6]. Der Schriftgelehrte faßt es dann zusammen: Gott „ist einer, und ist kein anderer außer ihm; und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt und mit aller Kraft, und seinen Nächsten lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer.“

Die Epistel steht im Römerbrief und endet mit: „daß Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ [7] Das aber heißt, daß Gott uns seine Liebe gewährt und uns auffordert, diese Liebe in die Welt zu tragen, die zentral in dem Geflecht von Liebe, Glaube, Hoffnung ist.




Die Lesung aus den Evangelien nach der Perikopenordnung ist auch Predigttext gewesen. Der betreffende Presbyter brachte sie in einer violetten Mappe (aktuelle liturgische Farbe)! Der zentrale Satz der Textstelle ist doch: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ [8] Die Menschheitsgeschichte in der biblischen Überlieferung ist durchzogen mit „die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse“. Aus dem Paradies vertrieben zeugen Adam und Eva Kain und Abel und da kommt es zu Brudermord. Nicht, daß es sich dann konsolidiert hätte, nein, es wurde so schlimm, daß Gott die Sintflut sandte und Noah sich und seine Familie durch die Arche retten konnte. Ein Neuanfang. Noah besäuft sich, der jüngste Sohn sieht seine Scham und wird verflucht. Sodom und Gomorrha. Die Geschichtsbücher der Bibel sind voller Kämpfe, Blut und Tod – so wie es es bis in die heutige Zeit weitergegangen ist und weitergeht. Trotzdem hat Gott uns nicht aufgeben. Danke, Gott, an dieser Stelle dafür! Das Zitat aus dem Johannesevangelium schließt diesen Absatz mit: „Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.“

Das Altargesteck in der Versöhnungskirche Köln-Holweide war deutlich als der Durchschnitt, kam aber nicht so sehr zum Tragen, da wir um den Taufstein herum den Gottesdienst feierten. In Kall war erneut ein prächtiges Gesteck zu sehen, das sich aber den Platz mit Brot, Wein und Kerzen teilen mußte.



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/reminiszere/   
[2] Ps 25,6  
[3] Röm 5,8
[4] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MRK.12 Mk 12,28-34
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Schma_Jisrael und https://de.icej.org/news/commentary/schma-israel-%E2%80%93-h%C3%B6re-israel  
[6] 3. Mose 19,18
[7] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ROM.5 Röm 5,1–5
[8] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JHN.3 Joh3,14–21


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