Saturday, March 22, 2025

St. Willibrord in Nöthen (Eifel)


Nöthen ist eine Gemeinde mit etwa 695 Einwohnern, die zu Bad Münstereifel gehört [1]. Auf dem Gebiet Nöthen befindet sich der Heidentempel, ein Matronenheiligtum, über das ich bereits berichtet habe [2] und plane,  zu diesem ausführlicher zu berichten. Eine meiner Schwägerinnen wohnte lange „Am Heidentempel“ in Pesch; von dort aus führt der Weg genauso zu diesem Matronenheiligtum. Von Nöthen nach Weilerswist gab es eine Römerstraße. Der Ort hat also eine sehr lange Siedlungsgeschichte und wird der Nöthener Bach wird wahrscheinlich erstmalig im Jahr 846 in einer Urkunde von Kaiser Lothar I. unter dem Namen notinna erwähnt. Der Ort selbst ist 893 im Prümmer Urbar war als notine urkundlich belegt, denn die Abtei besaß dort einen Fronhof. Zur Etymologie habe ich leider nichts finden können.


Eine Bestätigung für eine Kirche in Nöthen konnte man für das Jahr 1115 finden. Wahrscheinlich stammte diese aus dem 11. Jahrhundert (rechteckiger, flach-gedeckter Raum?) und erhielt später einen Westturm. „Im 18. Jh. wurde sie durch Chor mit nördlicher Sakristei und Seitenschiffen erweitert.“ [3]
Diese erweiterte dreischiffige Kirche mußte wegen der im Laufe der Zeit entstandenen Schäden abgebrochen werden und 1912/1913 wurde eine neue Kirche nach Plänen von Eduard Endler (Köln) [4] errichtet. Es handelt sich um eine dreischiffige Bruchsteinbasilika [5]. Ein quadratischer Kirchturm mit Pyramidendach erhebt sich über der Vierung. Wer sich für ein umfassendes Bild interessiert, dem empfehle ich die Homepage von Herrn Günter Hommes [6], der die  Kirche im Jahr 2009 besucht hat und sich Einzelheiten von Pfarrer Winfried Reidt [7] erklären ließ – für drei „Vater unser“ [8]. Insgesamt ist die kompakt wie eine Wehrkirche, aber auch mit vielen überraschenden Einzelheiten ausgestattet.




Die Fenster sind von der Firma Reuter & Reichart in den Jahren 1913/1914 entstanden und haben die Weltkriege überstanden [9]. Ich zeige hier „Petrus auf dem Meer“ und eines der Fenster der Seitenwände:

WIE·FURCHTBAR·
IST·DIESER·ORT·
HIER·IST·
NICHTS·ANDERES·
WIE·DAS·
HAUS·GOTTES·
UND·DIE PFOR=
TE·DES·HIMMELS·



Aus dem 15. Jahrhundert stammt eine aus Holz geschnitzte Pieta, die 75 cm hoch ist. Für eine etwas kleinere Figur von St. Petrus wird die Entstehung auf  etwa das Jahr 1600 geschätzt. Die größte Figur ist ein Herz Jesu, wahrscheinlich kurz vor dem Neubau der Kirche.


Die Orgel auf der Empore über dem Kirchenausgang Registern, stammt aus dem Jahr 1939 und wurde vom Orgelbauer Hugo Koch aus Köln installiert. Die Orgel hat 12 Register und mehr konnte ich über die Orgel selbst nicht erfahren. Sie ist Organindex nicht aufgeführt. Auch in dem umfangreichen Artikel über den Orgelbauer Hugo Koch (1899–1945) von Dr. Gabriel Isenberg [10] ist diese Orgel in seinem Werkverzeichnis nicht erwähnt. Das sollte uns allerdings nicht wundern, da fast alle unterlagen zerstört wurden [11]. Da viele seiner Arbeiten nicht erhalten sind, könnte die Orgel in St. Willibrord in Nöthen für Orgelliebhaber von Interesse sein.


Zwei der drei Glocken stammen den Jahren 1737 und 1779, die dritte ist zwei Jahrhunderte später (1958) entstanden. Zum Klang habe ich keine Unterlagen gefunden.

St. Willibrord war mir als „Apostel der Friesen“ bekannt. Einer seiner Gefährten gründete das Kloster in Kaiserswerth, das ich mehr aus das Ansicht über den Rhein von Meerbusch kenne. Geboren wurde Willibrord um 658 in Northumbria und starb 739 in Echternach [12]. Ach was! Da bin ich in der Oberstufe gewesen und interessierte mich für die Quelle in der Krypta der St. Willibrord-Basilika [13]. Ich dachte, ich hätte über diese Quelle früher einmal etwas bei Marie-Louise Plessen und Daniel Spoerri [14] gelesen, aber in dem Buch ging es ausschließlich um Quellen in der Bretagne. Die Heiligsprechung erfolgte nicht durch einen formellen Prozess, wie ihn die römisch-katholische Kirche etabliert hat, sondern durch Volksverehrung, also die präkanonische Heiligsprechung [15]. Da sehe ich aber Platz für einige Heilige aus Südamerika, wie z.B. den Gauchito [16].

Machen Sie sich auf den Weg – Christentum und Matronenkult in Nöthen. Beides ist eine Wanderung wert.


Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%B6then
[2] Der Matronenstein von St. Cyriakus und nochmals Matronenkult
https://rheumatologe.blogspot.com/2020/08/der-matronenstein-von-st-cyriakus-und.html  
Die Matronenheiligtümer um Nettersheim in der Eifel
https://rheumatologe.blogspot.com/2020/08/die-matronenheiligtumer-um-nettersheim.html  
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Willibrord_(N%C3%B6then)
[4] Eduard Endler (1860-1932) war ein deutscher Architekt. Sein Werk ist teilweise auf Wikipedia hinterlegt, ich kenne noch die katholische Pfarrkirche St. Michael in Köln am Brüsseler Platz, die mich schon während der Schulzeit fasziniert hatte. https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Endler
[5] https://gdg-barbara-mechernich.bistumac.de/gemeinden-einrichtungen/gdg-st.-barbara/noethen/kirchengeschichte/  
[6] https://www.eifelkirchen.com/Noethen/Noethen.htm  
[7] Goldenes Priesterjubiläum von Pastor Winfried Reidt
https://gdg-barbara-mechernich.bistumac.de/aktuelles/nachrichten/a-blog/Goldenes-Priesterjubilaeum-von-Pfarrer-Winfried-Reidt/
[8] „Als Dank für seine Mühe sollte ich drei „Vater Unser“ beten, dieser Bitte bin ich gerne nachgekommen.“ Die Welt ist eben anders als im Film: „Vier für ein Ave Maria (Originaltitel: I quattro dell’ Ave Maria) ist ein Italo-Western aus dem Jahr 1968.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Vier_f%C3%BCr_ein_Ave_Maria Ich hätte auch kein Problem mit den drei „Vater Unser“ gehabt.
[9] Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.
https://www.glasmalerei-ev-web.de/pages/b2114/b2114.shtml
[10] https://www.gabriel-isenberg.de/forschungen/orgelbauer-hugo-koch/
[11] Dr. Isenberg in [10]: „Schließlich wurden der Betrieb und die Privatwohnung in der Moselstraße 74 in Köln am 20. April 1944 durch einen Bombenangriff völlig zerstört. Im Mai 1944 hatte Koch ein Ausweichlager in einer alten Kirche am Johannisberg in Leichlingen (nördlich von Köln) gefunden und ein neues Büro in der Zülpicher Straße 268 in Köln-Sülz eingerichtet. Auch die neuen Büroräume wurden im Oktober 1944 mitsamt allen Unterlagen vernichtet.“
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Willibrord
[13] https://www.quellenatlas.eu/media/7f1f8848519827fcffff803dfffffff4.pdf
[14] Marie-Louise Plessen und Daniel Spoerri: Heilrituale an bretonischen Heilquellen. Privatdruck von Paul Gredinger, Casti (Schweiz) [1977]. ISBN: 3 85712 001 0.
[15] Die Entwicklung der Kanoisierung hat sich sicherlich über 1000 Jahre hingezogen, erst im Jahr 1588 konnte die Praxis der alleinigen Heiligsprechung durch den Papst durchgesetzt werden. Hier steht es genau: https://de.wikipedia.org/wiki/Heiligsprechung  
[16] El Gauchito (Text auf Englisch)
https://rheumatologe.blogspot.com/2014/01/el-gauchito.html   

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