Tuesday, March 11, 2025

Die Pfarrkirche St. Sebastian in Niederstadtfeld mit Bonusteil Drees

 


Niederstadtfeld liegt in der Vulkaneifel und gehört zur Verbandsgemeinde Daun. Der Ort liegt 400 m hoch und hat 472 Einwohner. [1] Dieser Blogpost geht zur Pfarrkirche St. Sebastian und zum Niederstadtfelder Drees als Bonusteil, denn der liegt nicht weit von der Kirche entfernt.

Als Stadefeld („Feld am Gestade der Kleinen Kyll“) wurde der Ort erstmalig im Jahr 1016 urkundlich im Rahmen einer Schenkung erwähnt. [2] Eine Kirche wurde allerdings erst im Jahr 1330 errichtet. Die Kirche ist einschiffig aus Bruchstein und besitzt einen Turm an der Ostseite, dessen Untergeschoß als Chor dient. 1640 wurde eine Instandsetzung angemahnt, die wahrscheinlich erst 1769 erfolgte, indem ein neues Schiff angefügt wurde und eine Empore gebaut wurde. 1843 wurde die Sakristei erneuert. Es finden sich heute heute drei aus Holz gearbeitete Altäre, die dem heiligen Sebastian, der Muttergottes und dem heiligen Josef gewidmet sind.



Die meisten Fenster sind aus dem Jahr 1911 und wurden von der Firma Franz Binsfeld & Co. gearbeitet. Man kann sich die Fenster auf der Homepage der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V. ansehen [3]. Ich zeige hier ein Ornament und einer der Bilder aus den Seligpreisungen der Bergpredigt (Mt 5,3-10) und dabei „Selig die Barmherzigen - St. Elisabeth von Thüringen“. Mir hat dabei besonders die hl. Elisabeth gefallen, aber eigentlich noch mehr die Umsetzung der Textstelle. Die meisten Textstellen mit „selig“ (μαϰάριος makários) finden sich im Lukasevangelium, hier aber handelt es sich um dem Text aus dem Matthäusevangelium, das hier an zweiter Stelle steht, aber für Christen sind die Seligpreisungen der Bergpredigt besonders wichtig, an dritter Stelle steht übrigens die Offenbarung [4].

Die Kirche bekam 1964 eine gebrauchte Orgel, die jedoch nicht sehr lange hielt. Übrigens wird aktuell der Orgelmarkt überschwemmt, aber bevor sie sich eine Orgel zulegen, denken Sie an die erhebliche Kosten für die Instandsetzung. Es sei denn, Sie wollen eine Orgel wie im Film „Der Zinker“ besitzen [5]. 1998 fand die feierliche Einweihung der neuen Orgel (neoromanisch mit drei Rundbogenfeldern im Prospekt) mit 13 Registern statt. Erbaut hat sie Gustav Cartellieri aus Wittlich. Mehr Informationen sind im Organindex ausgewiesen [6].


Es gibt drei Glocken, zwei Stahlglocken und eine aus kleinere aus Bronze, die beiden größere Bronzeglocken wurden im Krieg eingeschmolzen. Die kleine Bronzeglocke stammt aus dem Jahr 1852 [7].

Der hl. Sebastian ist Schutzpatron und 1743 wurde die hl. Katharina zur zweiten Patronin erklärt. Widmen wir uns ein wenig dieses beiden Heiligen.

St. Sebastian [8] dürfte vielen bekannt sein, vielleicht von dem Gemälde „Hl. Sebastiano“ von Andrea Mantegna, das um 1457/59 entstanden ist, oder anderen Bildern, auf denen er mit Pfeilen durchbohrt gezeigt wird. Er war  Offizier der Leibwache von  Kaiser Diokletian, der ihn zum Tode verurteilte und von numidischen Bogenschützen erschießen ließ. Aber so schnell sterben Heilige nicht. Die fromme Witwe Irene wollte ihn beerdigen, fand ihn aber noch lebendig vor und pflegte ihn gesund. Normale Menschen flüchten dann, nicht so Sebastian. Er kehrte zu Diokletian zurück, bekannte sich zum Christentum, wurde mit Keulen erschlagen, in die Cloaca maxima geworfen und dann aber doch beerdigt. Sonst gäbe es nicht die Hirnschale des Heiligen in einem kostbaren spätmittelalterlichen Reliquiar in der Abteikirche St. Sebastian im oberbayerischen Ebersberg. Es gibt homoerotische Bezüge, was angesichts der Darstellungen in der Renaissance nachvollziehbar ist, und diese Bezüge spielen im „Tod von Venedig“ von Thomas Mann [9] oder in „Bekenntnisse einer Maske“ von Yukio Mishima [10] eine Rolle.

Katharina von Alexandrien erlitt im frühen 4. Jahrhundert das Martyrium. Ich vereinfache hier die Geschichte, die man aber vollständig nachlesen kann [11]. Katharina trat Kaiser Maxentius entgegen und wollte ihn zum Übertritt zum Christentum überreden. Der Kaiser hatte seine besten 50 Philosophen aufgeboten, aber Katharina brachte so gute Argumente vor, daß diese sich zum Christentum bekehrten und alle auf dem Scheiterhaufen endeten. Kaiserin Faustina ging zu Katharina ins Verließ. Denn dort wurde Katharina zunächst einmal zwölf Tage gegeißelt. Auch die Kaiserin bekehrte sich zum Christentum und landete auf dem Scheiterhaufen. Katharina sollte nun mit einem Folterwerkszeug zerrissen werden, jedoch kam ein Engel und zerstörte das Folterinstrument, wobei gleichzeitig 4000 Heiden starben, dann aber wurde sie doch enthauptet und aus ihren Wunden floß Milch statt Blut.   


Ergänzen möchte ich ein paar Zeilen zu den hl. St. Elisabeth von Thüringen nach ihrer Vertreibung von der Wartburg [12]. Denn sie erlitt ihr Martyrium zu Lebzeiten: „..., dass er sie einmal so sehr von seinen Dienern schlagen ließ, dass sie die Spuren der Bestrafung über Wochen trug“. In Köln bin ich häufig am Caritas-Zentrum St. Josef-Elisabeth (Mülheim, Elisabeth-Breuer-Straße) vorbeigekommen und an einer Hauswand ist ihre Vita in einem Regenbogen zu sehen; stammt übrigens aus einer Zeit vor LGBTQ.

Kommen wir zum Bonusteil, denn nicht weit vor der Kirche entfernt ist der Niederstadtfelder Drees. Aus einem gemauerten Brunnen sprudelt eine Quelle kühlen Wasser (10° C). [13]  „Die Quelle weist einen hohen CO2-Gehalt auf und hat eine hohe Natrium- und Chlorwerte. Das Wasser ist bei allen sehr beliebt mit seinem relativ hohen Eisengehalt und geringer Kohlensäure.“ Der Text geht auf eine Broschüre zurück [14], den man herunterladen kann. Für mich (nur mich?) ist das widersprüchlich und so fragte ich an [15]. Falls man mir noch antwortet, ergänze ich gerne [16]. Auf jeden Fall ist es ein köstliches, erfrischendes Wasser, auf das man nach dem Besuch der Kirche nicht verzichten sollte.


Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Niederstadtfeld
[2] https://niederstadtfeld.de/die-geschichte-unserer-kirche/
[3] https://www.glasmalerei-ev-web.de/pages/b8901/b8901.shtml
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Seligpreisung
[5] „Der Zinker“ ist ein Edgar-Wallace-Film der Nachkriegszeit unter Regisseur Alfred Vohrer. Es wirkten u.a. mit: Heinz Drache, Barbara Rütting, Eddi Arent und Klaus Kinski als Krischna Alexander Jefferson. https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Zinker_(1963)  
[6] https://organindex.de/index.php?title=Niederstadtfeld,_St._Sebastian  [7] http://www.kirche-daun.de/8_pfarr/niederstadtfeld.htm
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_(Heiliger)  
[9] Habe ich im Regal, aber noch nicht gelesen. Mir besser bekannt als „Death in Venice“ (Italian: Morte a Venezia), einer Verfilmung von Luchino Visconti aus dem Jahr 1971 mit Dirk Bogarde in der Hauptrolle. https://en.wikipedia.org/wiki/Death_in_Venice_(film)  
[10] In den 1970iger Jahren habe ich sehr viel von Yukio Mishima auf Englisch gelesen und ich bin mir nicht mehr sicher, ob die Bekenntnisse dabei waren. „Bekenntnisse einer Maske (japanisch 仮面の告白, Kamen no Kokuhaku) ist ein am 5. Juli 1949 veröffentlichter semi-autobiografischer Roman des japanischen Schriftstellers Yukio Mishima.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Bekenntnisse_einer_Maske
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Katharina_von_Alexandrien  
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_von_Th%C3%BCringen
[13] https://www.eifel.info/a-niederstadtfelder-drees
[14] https://www.geopark-vulkaneifel.de/images/downloads/dreese-broschuere2022-web.pdf S.28
[15] Sehr geehrte Damen und Herren,
in Ihrer Broschüre "Dreese - Mineralwasser- und Kohlensäure-Mineralwasser- und Kohlensäurequellen der Vulkaneifel" schreiben Sie auf S. 28: "Der Niederstadtfelder Drees … Neben einem hohen CO 2 -Gehalt … Das sehr eisenhaltige, relativ kohlensäurearme Mineralwasser … ". Wie kommt es zu der sich für mich widersprüchlichen Aussage hoher CO2-Gehalt und kohlensäurearm?
Mit freundlichen Grüßen!
Dr. med. Lothar M. Kirsch
geopark@vulkaneifel.de 
[16] Der Emailwechsel hat in der letzten Woche (bis 17.03.2025) stattgefunden und folgender Teil ist von Seiten Geopark Vulkaneifel zu ergänzen: "Der Niederstadtfelder Drees hat einen relativ hohen und gut spürbaren C02-Gehalt - das Wasser prickelt auf der Zunge. Vorliegende Analysedaten belegen einen hohen Hydrogencarbonat-Gehalt von knapp 2400 mg/l, woraus im Rahmen der chemischen Gleichgewichtsreaktionen auch auf einen entsprechend hohen CO2-Gehalt geschlossen werden kann." 


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