Insul ist eine kleine Ortschaft in der Eifel, die zu Adenau gehört Und zwischen Schuld und Dümpelfeld liegt. Von Schuld hat man wahrscheinlich während der Flutkatastrophe gehört, aber Dümpelfeld wird den meisten wie auch Insul unbekannt sein. Mir war Dümpelfeld geläufig, da ich einen orthopädischen Kollegen mit dem Namen kannte. Der Ort liegt 218 m hoch und hatte 465 Einwohner Ende 2023. Der Name Insul geht auf das lateinische Wort für Insel (insula) zurück. Die erste urkundliche Erwähnung ist im Jahr 1269 als „Oensel supra Aram“ [1], eine interessante Mischung aus Deutsch und Latein, die man mit Insel über der Ahr übersetzen kann.
Die katholische Kirche St. Rochus und Sebastian wurde 1882 (1884?) errichtet [2]. Sie ist „ein verputzter Bruchsteinbau mit zwei Achsen. Auf dem Satteldach sitzt ein rechteckiger Dachreiter mit Haube.“ Vor dieser Kirche gab es eine Kapelle, die 1631 gebaut worden war und die 1882 abgerissen wurde, da sie zu klein geworden war. Außerdem wurde die neue Kirche wegen der Straßenführung etwas versetzt. Im zweiten Weltkrieg wurde diese Kirche stark beschädigt und nach 1945 renoviert. 1971 wurden Renovierungsarbeiten und Erweiterungsbauten durchgeführt. Zuletzt wurde sie 2013 renoviert [3]. Interessant ist das Kreuz im Giebel, denn es stammt von zwei russischen Kosaken, die in Insul während der napoleonischen Kriege einquartiert waren und bei einem Unfall ums Leben gekommen waren. Da sie als orthodoxe Christen nicht auf dem katholischen Friedhof von Schuld beerdigt werden konnten, wurden sie neben der Kapelle von Insul begraben und dort wurde dann die neue Kirche hingesetzt.
Obwohl Fenster im Zweiten Weltkrieg verloren gingen, haben einige schöne Exemplare überdauert, die von der Glasmalerei Heinrich Maier um 1920 geschaffen worden sind [4]. Zur Übersicht habe ich das Fenster von St. Elisabeth von Thüringen und als Detail Maria mit Kind ausgewählt.
Die Orgel wurde um 1890 erbaut, aber die Herkunft ist nicht eindeutig. Postkarten, die zum Abdichten benutzt worden sind, wurden an einen Orgelbauer Joh. Müller adressiert, der seit den 1880iger Jahren beim Orgelbauer Klais angestellt war. Die Orgel ist aber wahrscheinlich nicht vom Orgelwer Klais. Das Gehäuse ist neugotisch, besitzt sechs Register, ein Manual und Pedal [5].
Wenden wir uns den Namenspatronen zu. Über St. Sebastian habe ich erst vor einigen Tagen geschrieben und hier soll ein Zitat reichen [6]. Rochus von Montpellier lebte nach Überlieferungen zwischen 1295 und 1379 und wurde als Schutzpatron gegen die Pest angerufen [7]. Rochus trat dem dritten Orden des heiligen Franziskus bei, steckte sich bei der Pflege von Pestkranken in Piacenza an, zog sich in eine einsame Holzhütte zurück und wurde dort von Engeln gepflegt – ein Hund versorgte ihn mit Brot. Er genas und ging zurück in die Stadt, um dort weiter zu heilen. Schließlich kehrte er nach Montpellier zurück, wo man ihn wegen seiner Narben nicht mehr erkannte, als Spion in den Kerker warf, wo er nach fünf Jahren verstorben ist.
Fahrten und Wanderung ins Ahrtal begeistern viele, auch mich, und wenn sie dort sind, sollten Sie St. Rochus und Sebastian in Insul nicht versäumen.
Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Insul
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Rochus_und_Sebastian_(Insul)
[3] Über die Renovierungsarbeiten und die Chronik kann man sich in einem Faltblatt der Gemeinde Insul bzw. hier gut informieren:
https://www.aw-wiki.de/index.php/Katholische_Filialkirche_%E2%80%9ESt._Rochus_und_Sebastian%E2%80%9C_Insul
[4] Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. https://www.glasmalerei-ev-web.de/pages/b8971/b8971.shtml
[5] https://organindex.de/index.php?title=Insul,_Rochuskapelle
[6] Die Pfarrkirche St. Sebastian in Niederstadtfeld mit Bonusteil Drees [6a].
St. Sebastian [6b] dürfte vielen bekannt sein, vielleicht von dem Gemälde „Hl. Sebastiano“ von Andrea Mantegna, das um 1457/59 entstanden ist, oder anderen Bildern, auf denen er mit Pfeilen durchbohrt gezeigt wird. Er war Offizier der Leibwache von Kaiser Diokletian, der ihn zum Tode verurteilte und von numidischen Bogenschützen erschießen ließ. Aber so schnell sterben Heilige nicht. Die fromme Witwe Irene wollte ihn beerdigen, fand ihn aber noch lebendig vor und pflegte ihn gesund. Normale Menschen flüchten dann, nicht so Sebastian. Er kehrte zu Diokletian zurück, bekannte sich zum Christentum, wurde mit Keulen erschlagen, in die Cloaca maxima geworfen und dann aber doch beerdigt. Sonst gäbe es nicht die Hirnschale des Heiligen in einem kostbaren spätmittelalterlichen Reliquiar in der Abteikirche St. Sebastian im oberbayerischen Ebersberg. Es gibt homoerotische Bezüge, was angesichts der Darstellungen in der Renaissance nachvollziehbar ist, und diese Bezüge spielen im „Tod von Venedig“ von Thomas Mann [6c] oder in „Bekenntnisse einer Maske“ von Yukio Mishima [6d] eine Rolle.
[6a] https://rheumatologe.blogspot.com/2025/03/die-pfarrkirche-st-sebastian-in.html
[6b] https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_(Heiliger)
[6c] Habe ich im Regal, aber noch nicht gelesen. Mir besser bekannt als „Death in Venice“ (Italian: Morte a Venezia), einer Verfilmung von Luchino Visconti aus dem Jahr 1971 mit Dirk Bogarde in der Hauptrolle. https://en.wikipedia.org/wiki/Death_in_Venice_(film)
[6d] In den 1970iger Jahren habe ich sehr viel von Yukio Mishima auf Englisch gelesen und ich bin mir nicht mehr sicher, ob die Bekenntnisse dabei waren. „Bekenntnisse einer Maske (japanisch 仮面の告白, Kamen no Kokuhaku) ist ein am 5. Juli 1949 veröffentlichter semi-autobiografischer Roman des japanischen Schriftstellers Yukio Mishima.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Bekenntnisse_einer_Maske
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Rochus_von_Montpellier
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