Eines Tages besuchte ich meine Freunde in Köln-Zollstock
und endlich traf ich den alten Hartmann, denn ihm gehörte damals das Haus auf
dem Gartengrundstück. Er werkelte an seinem genialen Regenwasser-Ablaufsystem,
das über unterirdische Röhren den Garten mit Wasser versorgte. Irgendwo war
etwas verstopft. Aber das interessierte an diesem Tage überhaupt nicht. Ich
wollte mehr über sein altes Auto erfahren.
Ich hatte nämlich früher das Auto vom alten Hartmann
entdeckt. Es stand in einem maroden Schuppen am Rande des Grundstücks. Der
Schuppen war mit Knöterich überwachsen und das Dach teilweise eingebrochen. Das
Auto, ein uralter Opel, kurz vor Schrottreife erworben, war noch intakt, wenn
man von den platten Reifen absah. Was aber hatte es auf sich mit dem alten PKW?
Nun konnte ich endlich den alten Hartmann befragen. Die
Idee für das Auto im Schuppen reifte kurz nach dem 2. Weltkrieg in ihm. Er
malte sich aus, dass es unweigerlich wieder zu einem Krieg kommen würde, so wie
es nach dem 1. auch den 2. Weltkrieg gegeben hatte. Er überlegte sich, dass der
Staat im Kriegsfall die privaten PKWs requirieren würde. Aber von seinem Opel
im Schuppen wusste der Staat nichts. Damit wollte er nachts über die grüne
Grenze nach Belgien und dann weiter nach Frankreich fahren. Kein schlechter
Plan. Zu unserem Glück fiel der Krieg aber bislang aus.
Seither zerfiel zunächst der Schuppen - und dann auch das
Auto. Irgendwann hatte es mein Freund auf einen Schrottplatz bringen lassen und
dann den Schuppen erneuert. Vielleicht aber hätte er das Auto vom alten
Hartmann, von dem der Staat nichts wusste, doch besser reparieren lassen. Wer
weiß, ob wir nicht doch einst so ein Auto für die Fahrt nach Westen gut
gebrauchen könnten.
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