Vor einem halben Jahr etwa hatte
ich mich schon einmal mit kolloidalem Silber beschäftigt [1]. Ich las in einem
Artikel von Tony Caldecotts zu Superfoods (Are superfoods bullshit?) über
kolloidales Silber und dachte, ich sollte das Thema nochmals aufgreifen.
Vielleicht ist der Besuch eines Supermarktes gestern Abend als Vorbereitung für
diese Entscheidung zu werten, da ich gesehen habe, was man alles überteuert an
den Kunden bringen will.
Chrysiasis ist ein Folge der
Behandlung mit Gold, wie sie früher bei der rheumatoiden Arthritis üblich war;
dabei lagert sich Gold in der Haut ab, so dass z.B. das Gesicht einen
metallischen Ton annimmt. Die Veränderungen gehen nicht wieder weg.
Die Argyrose oder Argyrie ist
eine ähnliche Erkrankung, dabei wird allerdings Silber in die Haut eingelagert.
Ich behandelte einmal eine Frau mit einem metallisch-blauen Gesicht, als würde
sie vom Mars kommen. Sie hatte sich jahrelang mit Rollkuren selbst behandelt,
wobei sie es noch tat, als das Medikament (Silbernitrat) schon aus dem Handel
gezogen worden war.
Was ist kolloidales Silber?
Kolloidales Silber ist eine Suspension
von Silbernano-partikeln von weniger als 0,1 Mikrometer. Auf Wikipedia kann man
nachlesen, dass kolloidales Silber zur Infektionsbekämpfung eingesetzt worden
ist, als wirksamere Mittel noch nicht zur Verfügung standen. [3] „ Eine
medizinische Wirksamkeit oder ein gesundheitlicher Nutzen ist bei innerer
Anwendung für keine der beanspruchten Anwendungen nachgewiesen.“
Kolloidales Silber kann in
Deutschland als Nahrungs-ergänzungsmittel nicht vermarktet werden. Im Rahmen der
Homöopathie wäre das legal möglich, allerdings ist es dann dort so verdünnt,
dass es wirklich keinen Schaden anrichten kann.
Die FDA (amerikanische
Gesundheitsbehörde) stufte kolloidales Silber für die innerliche als auch
äußerliche Anwendung und verwarnte der Folge Firmen wegen unzulässiger Werbung zu
antibiotischen oder anderen medizinischen Anwendungen.
Das Bundesinstitut für
Risikobewertung (BfR) rät von Nanosilber in Lebensmitteln und Produkten des
täglichen Bedarfs ab [4].
Gesundheitliches
Das Zentrum der Gesundheit lobt
kolloidales Silber: „Kolloidales Silber sollte in keiner Hausapotheke und auch
in keiner Reiseapotheke fehlen. Äusserlich ist es grenzenlos einsetzbar, ob zur
Desinfektion eines Pickels, zur Behandlung von Fusspilz, von Brandwunden, von
Gürtelrose, von Herpes, zur Juckreizstillung bei Neurodermitis oder zur
Behandlung von Streptokokken/Staphylokokken-Infektionen der Haut. Innerlich
wendet man das Kolloidale Silber dann an, wenn die Beschwerden das Immunsystem
offensichtlich überlasten und der Körper kurzfristige Unterstützung benötigt.“
[5] Man ist auch bemüht, das zu belegen. Es gibt Studien, aber die stammen
teilweise aus nicht verlässlichen Quellen, das heißt sie sind nicht in
international anerkannten Journalen erschienen.
Das Zentrum der Gesundheit beschwichtigt zu kolloidalem Silber, es sei
sicher, da es weder ein Silbersalz sei noch in hohen Dosen und regelmäßig eingenommen
werde. „Aus diesem Grund gibt es heutzutage sehr viele
Kolloidale-Silber-Anwender, darunter aber niemanden mit Argyrie.“ Da gibt es
aber einen Bericht zu [6]: „"Silver man" argyria of the skin after
ingestion of a colloidal silver solution.“ Es ist schließlich egal, wie das
Silber in den Körper gelangt.
In einer Studie an Ratten konnte
gezeigt werden [7]: „Die Verzögerung der Erythropoese durch kolloidales Silber
in der Konzentration, die der maximalen Einzeldosis entspricht, hängt mit der
Wirkung von Silbernanopartikeln zusammen …“.
Man kann auf PubMed 19 Studien
finden, aber den Nachweis eines Nutzens sucht man vergebens.
Robert Denison Griffith und
Kollegen schreiben in einem Research Letter zu folgendem Thema [8]: „Colloidal
SilverDangerous and Readily Available“. „Die Verfügbarkeit der kolloidalen
Silberlösung als Gesundheits- und Körperpflegeprodukt gibt zur Sorge Anlass.
... Die häufigste unerwünschte Wirkung
der langfristigen kolloidalen Silberaufnahme ist die Argyrie. ... Darüber
hinaus sollte auf die FDA-Warnung, die vor 16 Jahren gemacht wurde, erneut
hingewiesen werden, und es sollte berücksichtigt werden, dass kolloidales
Silber in die Liste der nicht genehmigten Drogeninitiative der Agentur
aufgenommen wird, da es ein potentielles Sicherheitsrisiko darstellt und keine
Beweise dafür gibt, dass es wirksam ist.“
Befürworter
von kolloidalem Silber schreiben [9]: „It appears that healthy adults may be
able to take as much as 5 mg (100ml of a 50mg preparation) of colloidal silver
per day without overwhelming the body's elimination mechanisms. This is not a recommendation.“ Übersetzung: “Es
scheint, dass gesunde Erwachsene in der Lage sein sollten, so viel wie 5 mg
(100 ml einer 50 mg Zubereitung) von kolloidalem Silber pro Tag zu nehmen, ohne
die Eliminationsmechanismen des Körpers zu überlasten. Das ist keine
Empfehlung.“ Also misstraut man der eigenen Empfehlung. Außerdem sind die
Angaben ungenau. 50 mg in 1000 ml? Das Zentrum der Gesundheit schreibt von
einem Grenzwert von 1 mg pro Tag.
Superfood oder nicht?
Kolloidales Silber ist kein
Superfood. Es gehört nicht in jeden Apothekenschrank oder die Reiseapotheke. Es
ist nicht sicher in der systemischen Anwendung. Es birgt u.a. die Gefahr der
Argyrie; es sei denn Sie hätten nichts dagegen, wenn Sie die Leute „Hallo,
Schlumpf!“ begrüßen würden.
Links:
Weitere Bewertungen von
Superfoods unter dem Stichwort "Superfoods" hier auf diesem Blog.
.
Hier noch als Hinweis zu kolloidalem Silber eine amerikanische Seite: http://whatstheharm.net/colloidalsilver.html
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