Während des Regens
Der Regen hatte die Erde bereits aufgeweicht und Wasser war in den Stall eingedrungen. Wir saßen um den Kamin und blickten den Flammen zu, die sich in Licht, Wärme und Rauch verwandelten. Schließlich stand jemand auf, öffnete die Tür, um frische Luft und das Geräusch des Regens auf der Terrasse zum Knistern und Knacken des Feuers herein zu holen. Wir alle schwiegen. Manche nippten ab und zu am erkalteten Tee. 92 Jahre war die Großmutter alt geworden.
Das Meer ist im Eimer
„Im Eimer Wasser ahnen wir, / doch ohne es zu fassen, / das Meer“ [1]
Und den Wind im Haar, das Rauschen der Brandung am Strand, den Möwenschrei, die Dünung auf dem Meer, den salzigen Atem des Meeres und so weiter und sofort -: das alles mögen wir ahnen, aber erleben ist anders. Ich fahre lieber ans Meer und lasse Dir Deinen Eimer.
Lilienthal
Ich sah eine Meldung: „In Lilienthal können hunderte von Menschen nicht in ihre Häuser“. Ich dachte an Arno Schmidt und sein Projekt „Lilienthal“ oder wie er versuchte, als Atheist die KüsterStelle in Lilienthal zu bekommen [2].
Schwimmbeckenplanung
„Jetzt beginnt die Schwimmbeckenplanung für 2023“ schreit es mir aus einer Werbung der Titelseite vom rundblick-kall entgegen. [3] Und ja, ich habe schon einmal 2022 darauf hingewiesen und nein, es ist nicht Murmeltiertag. [4]
Alles hängt mit allem zusammen
Alles hängt mit allem zusammen stammt von Alexander von Humboldt. Bei Hildegard von Bingen klingt es so: „Jedes Geschöpf ist mit einem anderen verbunden, und jedes Wesen wird durch ein anderes gehalten.“ [5]
„Speicherfund erhält Ehrenplatz“
Überschrift eines Artikels im WochenSpiegel [6], der über den Fund eines Bildes von E.O. Primbsch auf einem Speicher berichtet. Mittlerweile ist mir der Speicher im PC näher, vielleicht noch der GeldSpeicher von Onkel Dagobert. Oder der Speichelfund im Krimi.
Städte der Apokalypse
Gehe nicht weiter in die Städte der Apokalypse, in den Pfuhl Sodoms, gehe nicht weiter, denn der Tod erwartet dich dort. Oder wenn du gehen willst -: go gently. Oder renne wie die arme Seele, die den Teufel flieht. Rechts, links? Wer weiß noch, wo es langgeht? Drum gehe nicht weiter, halt ein. Und wenn es doch kommt, verzweifle nicht, sonst war dein Leben im Blitz umsonst bewohnt.
Schreiben
Ich kann mit beiden Händen schreiben, wie Sokrates (nach Mayröcker Jahrbuch der Lyrik 2007) [7] und mit mit grüner Tinte schreiben wie Neruda. Oder aber mehrfarbig wie ich am PC
Gedicht
Erst einmal die Zeilen kämmen durchkämmen, säubern, wieder ordnen und zum Schluss noch einen Klecks Dreck drauf oder wenigstens noch ein Lindenblatt
Papier
Die Struktur, die das weiße Papier hat, wenn das Sonnenlicht auf es fällt, die schwarzen Buchstaben haben eine ganz andere Struktur, egal wie das Gedicht aufgebaut ist.
ModeSchöpfer
Wenn ich ModeSchöpfer wäre, würde ich ein Kostüm im Stil der 1950iger Jahre entwerfen, aus einem Stoff von rosa oder violettem Camouflage Muster.
Blau des Himmels
Wenn du an mich denkst, bin ich das fließende Blau des Himmels, wenn der Wind sich beFleißigt fühlt, zu kommen und zu gehen. Laß ihn deine Gedanken mitnehmen und dich in der Ruhe verweilen.
Das ganze Leben
Er/sie hat noch das ganze Leben vor sich oder selbst das halbe Leben stimmt nie, denn wir besitzen nur den Augenblick und was danach kommt, wissen wir nicht.
Flachmann
Ich habe überlegt, wozu die Flachmänner da sind, sie sind viel teurer als größere Flaschen. Ich meine, daß es praktischer für Alkoholiker ist, sie trinken eine gewisse Menge und dann ist Pause, denn die große Flasche würden sie auch leer trinken. Die kleine Flasche kann schnell entsorgt werden. Man fällt weniger auf, als ob man eine große Flasche mit sich führt. Da hat die Industrie gut aufgepaßt, wie man an Abhängigen noch besser verdienen kann. Ich würde Alkohol nur in unpraktischen 2 Liter Flaschen anbieten lassen.
Leben mit Abschied
Das Beständige im Leben ist das Abschied nehmen -: von der Jugend, der Arbeit, von Verwandten, von Freunden und Fremden, von Städten, von Wohnungen, Betten, vom Duft des Frühlings, vom Schnee, der schmilzt, wie auch vom Schneemann in der Sonne.
Nebel
Nun schluckt der Nebel wieder den Blick und dämpft den Laut wie auch der Schnee, der alles heller werden läßt bis auf die Laute. Und zu allem flüstern wir noch, weil wir nicht sehen, wer uns hören könnte. Manche Tage sind voller Geheimnisse
Hinterlassenschaften
Der Herbst hatte dunkelBraune Blätter hinterLassen. Der MaulWurf hatte dunkelBraune Hügel hinterLassen. Der Regen hatte trübe Wasser hinterLassen -. was denn sonst?! Der Wind hatte nichts hinterLassen, aber die Blätter fortGeweht vom tiefGrünen Moor. Darauf liegt nun der weiße Schnee, nicht ganz -: ein paar gelbe Flecken, die hat der Hund oder sonst wer hinterLassen.
Menschen
Sind die Menschen nicht wie SchneeFlocken, jeder anders und alle bewegen sich dem Boden zu? Manche langsam und manche schneller, manche wirbeln herum, lassen sich im Strom der anderen mitreißen, und andere wieder schweben, schweben gemächlich geradezu freundlich und freudvoll zu Boden.
Mali
In Mali, die Ziege am Haken war ausgeblutet und die EinGeweide lagen am Boden. Nun begann das Fleisch in der Sonne bereits zu trocknen und die Fliegen kamen und die Käufer des Fleisches.
Die Suchende
Ich bin eine Suchende, sagte sie, aber da war sie bereits in den 50igern und irgendWann hätte sie eine Findende sein sollen. Neues Suchen ist nur anfangs wichtig. Später findet man immer wieder noch Neues, ohne extra zu suchen.
Scherben
Kain & Abel – Kein & Aber
Links und Anmerkungen:
[1] Bert Hellinger: Verdichtetes. Sinnsprüche. Kleine Geschichten. Sätze der Kraft. Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg 1995. ISBN: 3-927809-56-X. S. 20.
[2] Schmidt, Arno LILIENTHAL 1801, oder DIE ASTRONOMEN Fragmente eines nicht geschriebenen Romans. Unter Mitarbeit von Susanne Fischer herausgegeben von Bernd Rauschenbach. Eine Edition der Arno Schmidt Stiftung im Haffmans Verlag Zürich 1996. ISBN 3-251-80073-6. Nach: Müther, Karl-Heinz: BIBLIOGRAPHIE ARNO SCHMIDT (1914 - 1979) - Grundwerk und Nachlieferungen 1-23 Bielefeld: Aisthesis Verlag 1992 ff. Stand am 11.10.2022: 19.827 Datensätze, Print ca. 2.900 Seiten.
[3] https://www.ortszeitungen.de/RM_eNewsPaper/Kall/Kall_52_2023.pdf [4] rundblick Kall, 21.10.2022 https://rheumatologe.blogspot.com/2022/11/sammelsurium-216-12112022.html
[5] https://www.domradio.de/artikel/hildegard-von-bingen-heiliggesprochen
[6] WochenSpiegel Schleiden, 10.01.2024 / 2. Wo. S. 1.
[7] Christoph Buchwald und Silke Scheuermann(Herausgeber): Jahrbuch der Lyrik 2007. S. Fischer, Frankfurt/M. 2006. ISBN: 978-3100096517. S. 127.
[8] Fast hatte ich Motorschöpfer stehen lassen. Gott sei Dank bin ich weder das eine noch das andere geworden.
[9] 7. „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“
In: Ludwig Wittgenstein: Tractatus In: Logico-Philosophicus.
Logisch-philosophische Abhandlung. https://people.umass.edu/klement/tlp/tlp.pdf S.109
.