Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2014 herausgegeben. 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Von diesen wählte der Herausgeber je ein exemplarisches Gedicht aus und kommentierte es. In diesen Taschenkalender habe ich nun wieder Annotierungen und Assoziationen geschrieben. Vielleicht so ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2023-2025.
23. KW
Wolfgang Hilbig: bahnhof
GrauTiere
keine Spuren
Im
Staub
Keine
Mäuse
Nur eben
Die
Leisen WollMäuse
„von wo kein zug abfährt“ -: „Quoth the raven: 'Nevermore'“.
Ich saß einmal abends auf dem Bahnhof in MönchenGladbach fest. Ich war mit der Deutschen Bahn n einem GrünDonnerstag unterWegs und verpaßte den AnSchluß. Der nächste Zug ging erst am nächsten Morgen – um 04:15 Uhr. Ich ging in eine Bar, aber die schloß um 01:00 Uhr, da KarFreitag ein stiller Feiertag ist. Ich ging dann zurück zum Bahnhof, aber der war abGeschlossen. Ich fand einen Fahrradkeller mit ausKühlende Heizung; irgendWann war sie kalt. Ein Mann, eine FahrradKette schwingend, kam herein. Offensichtlich wahr ich in seinem SchlafZimmer. Ich ging hinaus und irgendWann machte der Bahnhof auf. Im eisKalten, zugigen WarteSaal, bibberten NachtGestalten. Nie wieder war ich so froh, in einem Zug zu sitzen. Und dann fuhr er auch noch nach Köln.
EinMal war ich in Wales im Zug unterWegs. Selbst der ZugFührer wußte nicht, ob wir noch nach Swansee gelangen würden, denn dort wollte ich auf die Fähre nach Irland.
Geruch der WarteSäle
Ich denke oft an die Gerüche der Deutschen Bahn und British Rail zu früheren Zeiten, als sie noch ein Abenteurer des SchienenStranges [1] war.
Glas
der Teufel
Aber
Reicht
Dir
Ein
Sauberes
Glas
Mit
Einem
Herrlichen
Trank
Und
Du sagst
Ja
Zur Hölle
23. KW
Kommentar: Silke Scheuermann
Schwarze DampfLok, Ruß, Rauch, WasserDampf, Pfeifen und kreischende Bremsen. Dafür haben wir heute unPünktliche Bequemlichkeit.
Bahnhof ist vielleicht ein Euphemismus für NachtAsyl.
KopfBahnhöfe
Anhalter Bahnhof oder die Bahnhöfe in Paris? Man mußte immer quer durch die Stadt.
Der Rabe -: einmal eine Zeitschrift, kein MärchenTier.
„von wo kein zug abfährt“ -: wie Neo in dem Bahnhof, aus dem er nicht fortkommt. [2]
KopfBahnhöfe haben etwas von FriedHöfen. Schließlich war Auschwitz auch ein KopfBahnhof.
23. KW
Wolfgang Hilbig: bahnhof
GrauTiere
keine Spuren
Im
Staub
Keine
Mäuse
Nur eben
Die
Leisen WollMäuse
„von wo kein zug abfährt“ -: „Quoth the raven: 'Nevermore'“.
Ich saß einmal abends auf dem Bahnhof in MönchenGladbach fest. Ich war mit der Deutschen Bahn n einem GrünDonnerstag unterWegs und verpaßte den AnSchluß. Der nächste Zug ging erst am nächsten Morgen – um 04:15 Uhr. Ich ging in eine Bar, aber die schloß um 01:00 Uhr, da KarFreitag ein stiller Feiertag ist. Ich ging dann zurück zum Bahnhof, aber der war abGeschlossen. Ich fand einen Fahrradkeller mit ausKühlende Heizung; irgendWann war sie kalt. Ein Mann, eine FahrradKette schwingend, kam herein. Offensichtlich wahr ich in seinem SchlafZimmer. Ich ging hinaus und irgendWann machte der Bahnhof auf. Im eisKalten, zugigen WarteSaal, bibberten NachtGestalten. Nie wieder war ich so froh, in einem Zug zu sitzen. Und dann fuhr er auch noch nach Köln.
EinMal war ich in Wales im Zug unterWegs. Selbst der ZugFührer wußte nicht, ob wir noch nach Swansee gelangen würden, denn dort wollte ich auf die Fähre nach Irland.
Geruch der WarteSäle
Ich denke oft an die Gerüche der Deutschen Bahn und British Rail zu früheren Zeiten, als sie noch ein Abenteurer des SchienenStranges [1] war.
Glas
der Teufel
Aber
Reicht
Dir
Ein
Sauberes
Glas
Mit
Einem
Herrlichen
Trank
Und
Du sagst
Ja
Zur Hölle
23. KW
Kommentar: Silke Scheuermann
Schwarze DampfLok, Ruß, Rauch, WasserDampf, Pfeifen und kreischende Bremsen. Dafür haben wir heute unPünktliche Bequemlichkeit.
Bahnhof ist vielleicht ein Euphemismus für NachtAsyl.
KopfBahnhöfe
Anhalter Bahnhof oder die Bahnhöfe in Paris? Man mußte immer quer durch die Stadt.
Der Rabe -: einmal eine Zeitschrift, kein MärchenTier.
„von wo kein zug abfährt“ -: wie Neo in dem Bahnhof, aus dem er nicht fortkommt. [2]
KopfBahnhöfe haben etwas von FriedHöfen. Schließlich war Auschwitz auch ein KopfBahnhof.
Links und Anmerkungen:
[1] Es war natürlich nicht so wie in Jack Londons Erzählung „Abenteurer des Schienenstranges“ [1a], aber ich war zu Studienzeiten viel mit Interrail [1b] unterwegs.
[1a] https://de.wikipedia.org/wiki/Abenteurer_des_Schienenstranges
[1b] https://de.wikipedia.org/wiki/Interrail
[2] In dem Film „Matrix Revolutions“ ist Neo in einem Bahnhof (Mobil Ave-Station) zwischen der MaschinenWelt und der realen Welt gestranded. https://www.matrix-architekt.de/revolutions/kapitel-01-woistneo.shtml
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