Sunday, May 25, 2025

Altargesteck für Kantate 24./25.05.2025

 


Der heutige Sonntag wird Rogate („betet!“) genannt [1]. Der  Wochenspruch lautet: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ [2] In der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten gibt es drei Sonntage, die als Namen eine Aufforderung haben, nämlich: Jubilate, Kantate und Rogate. Traditionell steht das Vaterunser im Mittelpunkt dieses Sonntags. Dank des Gottesdienst-Formats „Auf ein Wort“ konnte ich das Vaterunser auf Aramäisch, der Sprache von Jesus Christus hören – und da kann jetzt jeder reinhören [3].

Beten möchte ich schon, aber wie? Ich glaube, daß dies eine alte Frage ist und eine Antwort darauf kann es nicht geben. Im Matthäusevangelium stehen einige Hinweise, die wahrscheinlich Donald Trump und seine Truppe nicht gelesen haben, denn sie inszenieren sich betend. „Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen.“ [4] „Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; ...“. Und man solle nicht viele Worte machen und dann folgt das Vaterunser. Sollen wir nun nur das Vaterunser beten? Nein. Können wir nur an bestimmten Orten beten. Nein. Müssen wir eine bestimmte Form einhalte. Wieder  -: Nein. Aber wenn wir an bestimmten Orten, zu bestimmten Zeiten, allein oder mit anderen gemeinsam beten, dann könnte es uns leichter fallen. Auch bestimmte Haltungen oder Gesten können helfen, aber es geht auch ohne sie.

Im Gebet suchen wir die Nähe Gottes. Aber auch das Erlebnis der Gottesferne kann auf dem Weg zu Gott hilfreich sein. Eine großartige Beschreibung kann man in der „Dunklen Nacht der Seele“ des Karmeliters Johannes vom Kreuz sehen [5]. Er lebte im 16. Jahrhundert [6] und war Weggefährt der heiligen Theresa von Avila. Ein etwas einfacherer Zugang kann das Lied „The Dark Night Of The Soul“ [7] von Loreena McKennit [8]  sein. Kommen wir zurück zur dunklen Nacht und Theresa von Avila. Es gibt eine Doktorarbeit von Teresa Gil Muñoz mit dem Titel: „La Noche Oscura de Teresa de Jesús“, die man auch als PDF-Datei herunterladen kann [9]. die heilige Theresa beschreibt, wie ihr Selbst in einen Zustand der Verleugnung und des Elends, der „Dunkle Nacht“ genannt wird“, stürzt, aber auch wie sie diese Erfahrung als eine Gnade interpretiert, um in Liebe und Glauben zu wachsen, so daß es sie letztendlich zum Gipfel der Vereinigung mit Gott führt. Die Arbeit schließt so:
Nada te turbe,
nada te espante,
todo se pasa,
Dios no se muda,
la paciencia
todo lo alcanza.
Quien a Dios tiene
nada le falta.
Sólo Dios basta
Wer einmal an einer Taizé-Andacht teilgenommen hat, könnte diese Zeilen als Lied kennen, denn ich habe es bereits an verschiedenen Orten mitgesungen [10].

Verlassen wir die Mystik des 16. Jahrhunderts, deren Spuren in der heutigen Zeit weiterhin existieren. Aber vielleicht erinnern wir uns noch kurz daran, was Karl Rahner 1965 geschrieben hatte: „Der Fromme von morgen wird ein „Mystiker“ sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“ [11]




Ich will noch kurz auf den Predigttext eingehen, in dem es heißt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben.“ Und der endet: „Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ [12] Der vollständige Text steht im Johannesevangelium. Gebet kann die Angst/Furcht mindern. Ich habe gerade einmal die Elberfelder Bibel durchforstet: den Begriff Angst taucht 36mal, Furcht 145mal, Fürchte 91mal und fürchtet 93mal auf. Wenn man die Zahlen addiert, kommt man auf 365 [13]. Da wäre also eine Bibelstelle pro Tag, die unsere Angst mindern kann.

Ich lasse einmal das Wochenende Revue passieren, was die Gottesdienste angeht. Da waren Konfis, eine Taufe, Lesungen, Gebete, Predigten,die Verabschiedung eines Küsters, in den Ruhestand, Gospelchor, Lieder sowie der Austausch über Gebet und Fürbitte. Nein, nicht zu viel!

Das Altargesteck in der Versöhnungskirche war ungewöhnlich gut gestaltet, und die Farbe Violett störte mich dabei überhaupt nicht. Die Gestecke in der Pauluskirche und der Kirche in Kall hatten interessanterweise gestalterische Ähnlichkeiten. Für das Format „Auf ein Wort“ in Kall ist eigentlich kein Gesteck geplant, aber ich freue mich, daß wir trotzdem ein schönes Gesteck hatten. Auch von Seiten der Altargestecke war es ein besonderes Wochenende.
 
 


Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/rogate/  
[2] Ps 66,20
[3] Herzlichen Dank an Prädikant Michael Bär, der dies gefunden hatte. „Vaterunser auf aramäisch, der Sprach[e] Jesu. Gesungen von Erzbischof Mor Eustathius Matta Roham von der syrisch-orthodoxen Kirche, Diözese Euphrat und Mesopotamien, vor dem Hochaltar der Klosterkirche Blaubeuren.“
https://www.youtube.com/watch?v=V6u0VM-yXD8   
[4] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MAT.6 Mt 6,5-7
[5] „Die dunkle Nacht der Seele“ aus dem Jahr 1579. http://www.hoye.de/mystik/kreuz.pdf
[6]  Johannes vom Kreuz (spanisch Juan de la Cruz) (1542–1591) war ein spanischer Unbeschuhter Karmelit und Mystiker.
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_vom_Kreuz
[7] https://www.youtube.com/watch?v=MclLF473XtA
[8] Loreena McKennitt (geb. 17. Februar 1957 [gleicher Geburtstag wie mein Vater]) ist eine kanadische Musikerin und Komponistin.
https://de.wikipedia.org/wiki/Loreena_McKennitt
[9] LA NOCHE OSCURA DE TERESA DE JESÚS
(APROXIMACIÓN FENOMENOLÓGICA, TEOLÓGICA Y MISTAGÓGICA)
Tesis para la obtención del grado de Doctor
Director: Prof. Dr. Juan Antonio Marcos Rodríguez, O.C.D.
Autor: Lda. Mª Teresa Gil Muñoz, S.T.J.
https://repositorio.comillas.edu/xmlui/bitstream/handle/11531/17289/TD00236.pdf

[10] Zunächst die Übersetzug:
„Nichts stört dich, nichts erschreckt dich, alles vergeht,
Gott ändert sich nicht, Geduld erreicht alles,
Wer Gott hat, dem fehlt es an nichts, Gott allein genügt.“
Und hier das Lied: https://www.youtube.com/watch?v=go1-BoDD7CI
[11] https://www.erzbistum-muenchen.de/ueber-uns/dem-glauben-zukunft-geben/cont/78588
[12] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JHN.16 Joh 16,23b–28(29–32)33
[13] OK! Das war Zufall, denn wenn ich ängstigen dazu nehme, dann komme ich auf noch mehr Stellen.

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