Wednesday, May 7, 2025

Die Pfarrkirche St. Josef in Hünningen

 


Hünningen ist eine Ortschaft in Ostbelgien und gehört zur Deutschsprachigen Gemeinschaft, gleichzeitig ist sie Ortsteil von St. Vith. Man nimmt an, daß der Ort um 1250 als Herberge vor der Stadt St. Vith gegründet worden ist. Heute gibt es dort etwa 200 Einwohner. Die Ardennenoffensive zwischen Dezember 1944 und Januar 1945 hat auch in diesem Ort schwere Schäden hinterlassen [1].




Die Kirche St. Josef von Hünningen wurde im Jahr 1924 erbaut und 1929 geweiht [2]. Der Architekt Henri Cunibert aus Malmedy hat für die Kirche den neu-gotischen Stil gewählt. Camille Wybo [3] aus Tournai gestaltete die Fenster, von denen nur Fragmente die Ardennenoffensive überstanden haben. Das Fenster des Petrus mit Schlüssel konnte restauriert werden und hat einen Ehrenplatz auf dem Altar gefunden. Über Camille Wybo ist nicht viel im Internet zu erfahren. Er wurde 1878 in Veurne geboren und war der jüngere Bruder von Arthur Wybo, mit dem er zusammen das Glasmalereiatelier von Jules Capronnier in Scharbeek übernommen hatte. Die anderen Fenster sind neu, teilweise in altem Stil gehalten, so daß diese im Chorraum zu Stil des Gotteshauses passen. Neben dem hl. Josef ist der hl. Nikolaus zweiter Schutzpatron der Kirche.

Die Orgel ist im Organindex gelistet [4]. Sie wurde 1951 vom Luxemburger Orgelbau Georges Haupt erbaut. Sie besitzt 12 Register, zwei Manuale und Pedal.





St. Josef ist die bekannte Randfigur in den Evangelien, Ziehvater oder Stiefvater von Jesus Christus, Zimmermann. Über Josef gehört Jesus rechtlich in die Ahnenreihe Abraham und David. Mit Zimmermann verbinden wir weniger als Josef war – ich meine, daß er mit Bauunternehmer besser beschrieben wäre. In der Ostkirche wurde er früh als Heiliger verehrt, die Westkirche schloss sich ca. 850 an [5] und „1870 wurde der heilige Josef von Papst Pius IX. zum Patron der ganzen Kirche proklamiert.“ Josef spielt zu Beginn der Evangelien eine Rolle, denken wir dann auch an die Flucht nach Ägypten. Später wird er nicht mehr erwähnt, so daß man daraus schließen kann, daß er noch vor dem öffentlichen Wirken von Jesus Christus verstorben ist. In den Evangelien ist vom himmlischen Vater die Rede [5], aber im Garten Gethsemane ruft Jesus: „Abba ..!“ [6]



Über Nikolaus von Myra habe ich vor einem halben Jahr ausführlicher geschrieben [7], deshalb hier nur Auszüge. Nikolaus war Bischof von Myra in der kleinasiatischen Region Lykien. Erstaunlich unscharf aber sind seine Lebensdaten.  Zu den Wundern, die ihm zugeschrieben werden, zählt das Quellenwunder: am Kopfende des Sarkophags entsprang eine Quelle mit Salböl und am Fußende eine mit Wasser. Das Beschenken am 6. Dezember geht auf drei Jungfrauen zurück, die von ihrem verarmten Vater in die Prostitution verkauft werden sollen, aber durch drei Beutel Geld vom Nikolaus davor bewahrt werden; weniger drastisch hier geschildert [8]. Übrigens war der Mantel vom heiligen Nikolaus schon immer rot und nicht erst seit Coca-Cola.

Wenn man von oder nach St. Vith über Losheimergraben kommt, sollte man sich sich St. Josef in Hünningen und den dortigen Kulturpfad nicht entgehen lassen.


Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%BCnningen_(Sankt_Vith)
[2] Meine Informationen stammen aus einem Artikel von Simonne Doepgen [2a] anläßlich des 100jährigen Bestehens der Kirche und aus einem Artikel von  Lothar Klinges aus dem Jahr 2009 [2b] anläßlich einer Innenrenovierung.
[2a] https://brf.be/regional/1892664/  
[2b] https://sites.google.com/view/pfarrverbandbullingen/unsere-pfarren/h%C3%BCnningen
[3] Camille Wybo (1878-1937) https://belforten.com/2019/12/14/camille-wybo/  
[4] https://organindex.de/index.php?title=B%C3%BCllingen/H%C3%BCnningen,_St._Josef
[5] Mehrfach bei Matthäus und Lukas, nicht jedoch sonst bei Markus und Johannes.
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_von_Nazaret  
[7] https://rheumatologe.blogspot.com/2024/12/die-kirche-st-nikolaus-in-hausen.html
[8] https://nikolaus-von-myra.de/de/legenden/legendenausdemgriechischen/jungfrauenwunder.html


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