Thursday, December 25, 2025

Altargesteck am 1. Weihnachtsfeiertag 2025

 


Heiligabend ist Hochbetrieb in den Kirchen, aber schon am 1. Weihnachtstag (Christfest ist genau genommen der richtige Begriff, aber nicht so geläufig) läßt es nach, da ist man dann wieder unter sich, also den regelmäßigeren Gottesdienstbesuchern. Das soll den emotionalen Wert für die Besucher der Gottesdienste am Nachmittag und Abend von Heiligabend gar nicht mindern. Wahrscheinlich überlegten manche, ob sie nicht doch wieder häufiger die Gottesdienste besuchen sollten, aber meistens bleibt es bei der Idee, ohne daß der Impuls umgesetzt würde. Der 1. Weihnachtstag (Christfest) hat seine eigene Liturgie [1]. Bestimmt können sich die eher selten am Gottesdienst Teilnehmenden nicht vorstellen, was für einen schönen Gottesdienst sie verpaßt haben, zumindest in Kall am 1. Weihnachtsfeiertag. 

Der Wochenspruch lautet: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.“ [2] Wahrscheinlich einer der bekanntesten Vers aus dem Johannesevangelium, wobei ich annehme, daß „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ [3] noch geläufiger ist.

Die Lesung aus dem Alten Testament steht im Buch Jesaja und ist betitelt mit: „Die frohe Botschaft“ [4]. Im Mittelpunkt steht die Aufforderung: „Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.“ Dieser Text gehört zum Teil des Buches Jesaja, den man als Deuterojesaja bezeichnet. Der Text des Deuterojesaja gehört in die Zeit nach der Verschleppung der Israeliten nach Babylon und ist ca. 200 Jahre nach dem Wirken von Jesaja zu datieren. 

Die frohe Botschaft ist nichts anderes als die Übersetzung von Evangelion. Während Lukas und Matthäus das Kommen des Heilands in die Welt menschlich nachvollziehbar schildern, ist der Text bei Johannes ein schwieriger, philosophischer Text. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“, heißt es dort [5]. Erst langsam erschließt sich uns, daß es sich auch um die Weihnachtsgeschichte handelt. Auch hier wird Johannes der Täufer erwähnt. In Vers 17, der in der Lesung ausgelassen werden kann, den ich aber für wichtig erachte, könnte wir lesen: „Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ Erst Weihnachtsbraten verdauen und dann noch diesen Text zu verdauen.

Weihnachten ist das Fest, an dem besonders an den Frieden auf Erden gedacht wird. Und immer hat das Jahr zuvor kriegerische Auseinandersetzungen aufzuweisen. Seit 1986 gibt es das Bethlehem Friedenslicht [6] unter dem Motto „Licht ins Dunkel“. Nun war es in den letzten zwei Jahren still um Bethlehem geworden, aber es scheint sich dort  zaghaft zum Besseren zu bewegen.

Das Altargesteck in Kall zeigte eine liebevolle Zusammenstellung von weißen Blüten in einem grünen Rahmen. Das Deckchen und die Vase waren ebenfalls in der liturgischen Farbe. Im Eingang standen noch weiße Lilien – ich gratuliere.





Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:

[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/christfest-i/  
[2] Joh 1,14a 
[3] Joh3,16
[4] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ISA.52 Jes 52,7–10
[5] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JHN.1Joh 1,1–5.9–14(16–18)
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Friedenslicht 

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