Sunday, February 2, 2025

Kaffee und Tokyo Vice

 


Tokyo Vice ist eine US-amerikanische Fernsehserie [1] und hat eigentlich überhaupt nichts mit Kaffee zu tun. Also eine Abschweifung direkt zu Beginn des Blosposts. Aber Kaffee wird auch getrunken. Allerdings wird mehr Tee (お茶), Bier, Whisky oder besonders Champagner getrunken. Die Serie spielt in Tokyo im Jahr 1999. Da kommen VHS-Kasetten und Musik-Kasetten vor! Und Yakuza (ヤクザ) [2]. Die Serie ist nach 18 Filgen beendet worden. Sie ist hochspannend, aber man muss sich schon auf Japan einlassen können. Das, was sie auszeichnet, macht sie für MAGA-Amerika uninteressant. Schade! Und jetzt kommen wir zum Kaffee, denn ich wollte mir heute schnell eine Tasse  Kaffee aufbrühen und war schon am löslichen Kaffee, aber dann dachte ich … da ist doch noch die Packung mit dem Tassenfilter, den ich aus Japan mitgebracht bekommen hatte.


Manch einer wird sich noch erinnern, daß ich einmal in Argentinien einen Kaffee in Beutel, ja so wie Teebeutel, gefunden hatte [3]. Hier aber packt man einen Filter aus, der in die Tasse gehängt wird und dann gießt man kochendes Wasser darauf. Auf der Vorderseite der Packung steht, daß es sich um einen dunklen Kaffee zum Aufbrühen (深いコケドリップコーヒー) handelt. Auf der Rückseite wird die Handhabung erklärt, auch daß der Kaffee aus Vietnam und Brasilien sowie weiteren Ländern stammt. Für das Hotelzimmer sicher besser als ein Tütchen löslicher Kaffee.


Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Tokyo_Vice
[2] Ja, richtig! Das wird im Japanischen in Katakana geschrieben. Und beeilen muss man sich, weil die Serie nur noch bis zum 17.02.2025 in der ARD-Mediathek zu sehen ist.
[3] Coffee - a Remarkable Experience in Argentina
https://rheumatologe.blogspot.com/2015/11/coffee-remarkable-experience-in.html Ach, auch schon über neun Jahre her!

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Altargesteck für den 02.02.2025 – Letzter Sonntag nach Epiphanias

 



Dieser Letzte Sonntag nach Epiphanias [1] schaut zurück auf den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus [2] und gleichzeitig könnten wir noch die Darstellung Jesu im Tempel / Lichtmess [3] feiern, da der  heutige Sonntag zwei unterschiedliche Proprien aufweist.

Innerhalb kurzer Zeit geht es in die Passionszeit und dann die Osterzeit. Das Kirchenjahr ist ungleich gewuchtet oder gewichtet. Das helle Licht der Weihnachtszeit schwindet, wird aber aktuell von zwei Lichterscheinungen abgelöst. Zum einen ist dies Mose vor dem brennenden Dornbusch und zum anderen die Verklärung Jesu. Beide Begebenheiten sind strahlende Momente in den beiden Testamenten der Bibel. Dazu trägt Jesaja den Wochenspruch bei: „"Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ [4]

Die Verklärung Jesu steht bei allen Synoptikern und heute war die Version von Matthäus bei der Lesung des Evangeliums an der Reihe [5]. Jesus geht mit drei Jüngern auf einen Berg und wir dort vor ihnen verklärt („sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht“). Sie sahen Moses und Elias im Gespräch mit Jesus.  Dann wurden sie vor einer lichten Wolke überschattet aus der eine Stimme sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!“ Petrus wollte auf dem Berg bleiben, drei Hütten für Jesus, Moses und Elias bauen, den für ihn galt: „Herr, hier ist gut sein!“ Aber nach der Verklärung stiegen Jesus und die Jünger wieder zu Tal in den Alltag, der unweigerlich nach Golgatha führte.

In der Geschichte von Moses Berufung [6] sieht Mose einen brennenden Dornbusch, aber das Feuer verzehrte den Busch nicht. Manfred Barthel [7] nimmt Dictamnus albus als Busch an, der ätherische Öle absondert, insbesondere Isopren, das sich bei Windstille und Sonneneinstrahlung entzünden kann. Das Feuer ist dann aber nur kurz. Ich habe allerdings im Internet nur gefunden, wie es angezündet wurde. Dictamnus albus hat übrigens keine Dornen. Aber hat hat der Busch überhaupt Dornen. Im Englischen wird häufig nur Busch und nicht Dornbusch übersetzt. In Biblehub wird das hebräische Wort „ סְנֶה (seneh)“ zurückgeführt, das sowohl Dornbusch als auch Busch bedeutet kann [8]; geht man weiter so wird überlegt, ob es nicht ein Brombeerbusch gewesen sein könnte. Ein Abschweifung, weiter nichts. Mose läßt sich von dem Ungewöhnlich anziehen, um es näher zu betrachten und wird aufgefordert, die Schuhe auszuziehen, denn es steht auf heiligem Boden. Und nur das zählt. Mose wird von Gott angesprochen und in seinen Plan eingeweiht. Gott will das Volk Israel aus der Sklaverei Ägypten hinausführen in ein „Land, darin Milch und Honig fließt“.



Die liturgische Farbe ist Weiß. In Köln mußten wir weiterhin im Gemeindesaal feiern, ohne Altargesteck, aber auch nicht bei 2° C Raumtemperatur, die in der Kirche herrschten. Weiß war wenigstens der Ersatz-Altar. In Kall stand aber wiederum ein prächtiges Gesteck mit vielem Weiß auf der rechten Seite des Altar – herzlichen Dank dafür wie auch das Schlußstück an der Orgel (Pachelbel).


Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:

[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/letzter-sonntag-nach-epiphanias/ Dazu hatte ich aber schon in der letzten Woche geschrieben: https://rheumatologe.blogspot.com/2025/01/altargesteck-fur-den-26012025-3-sonntag.html
[2] https://kirchenjahr-evangelisch.de/tag-des-gedenkens-an-die-opfer-des-nationalsozialismus/
[3] https://kirchenjahr-evangelisch.de/tag-der-darstellung-jesu-im-tempel-lichtmess/
[4] Jes 60,2
[5] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MAT.17 Mt 17,1–9  
[6] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/EXO.3 2. Mose 3,1–8a(8b.9)10(11–12)13–14(15)
[7] Manfred Barthel: Was wirklich in der Bibel steht. Econ, Düsseldorf Wien, New York 1991. ISBN: 3-430-11181-1. S. 96-97.
[8] https://biblehub.com/hebrew/5572.htm

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The Cranes are coming back



Die Kraniche kommen zurück




Sammelsurium (271) 02.02.2025

 


RückSchau
-325 [1]

Alexander d. Gr. gründet mehr als 70 Städte. Schon zu LebZeiten wird über seine FeldZüge teils romanhaft geschrieben. Aristoteles versuchte philosophisch die MinderWertigkeit von Frauen zu rechtfertigen. Taliban Aristoteles? Man lernt nie aus. Immerhin schaffte Euklid die erste Axiomatisierung einer Wissenschaft (Geometrie). Erste Kunde vom ZuckerRohr, aber es dauerte dann doch noch ca. 1500 Jahre, bis es nach den KreuzZügen in Europa allgemein bekannt wurde.

Orchester
Die Musiker im OrchesterGraben wirken wie Orks [2]. Ach, und das heißt auch noch orkester im Schwedischen.

Suchen und Finden
Suche ich noch? Vielleicht, aber ich habe längst begonnen zu finden. Auch das muss sein.  

Gespräche
Der Raum, in dem ein Gespräch geführt wird, wirkt sich auf das Gespräch aus. In einer Kammer des Rokoko, in einem Bunker, in einem HotelZimmer, in einer Laube, in einem VorZimmer einer Fabrik. Oder das Gespräch mit einer Leiche.

ReiseWünsche vor etwa 20 Jahren

Vor etwa 20 Jahren notierte ich ReiseWünsche:
Srinagar / Ladakh – Ladakh bereist
Arunchal Pradesh / OstHimalaya – offen
Buchara / Samarkand – bereist
Pamir / Tadjikistan – bereist
Ürümqi / Tarim / Dunhuang – offen
Malawi – offen
Madagaskar – offen
Tristan da Cunha – offen
Ushuaia / El Calafate - bereist

Die Paracetamol Challenge / Die KnollenBlätterpilz Challenge
Paracetamol ist ein Schmerzmittel, das kaum Nebenwirkungen an der Magenschleihaut macht, ganz im Gegensatz zu Mitteln wie Aspirin oder Ibuprofen, um zwei der gängigen NSAR zu nennen. Aber Paracetamol kann bei Überdosierung zu schwerem LeberVersagen führen oder sogar tödlich sein. Dies ist abhängig von der Dosis. Die Leber erschöpft sich in der Entgiftungsfunktion und Lebergewebe stirbt ab; ist nicht mehr genügend arbeitendes Lebergewebe vorhanden, stirbt auch der Mensch. Der Spielraum zwischen nützlichem Schmerzmittel und Schaden ist nur gering. Nun gibt es diese Paracetamol Challenge auf TikTok. Es wird berichtet, daß eine Userin drei Packungen – bei der kleinsten Packung hierzulande wären das 7,5g und bei den üblichen 500 mg Tableten 15 g – überlebt habe [3]. In den USA ist es bereits zu einem Todesfall gekommen [4]. Ich kann nur dringend von dieser Challenge abraten. Aber wie ich die Menschheit kenne, wird es sicherlich bald eine KnollenBlätterpilz Challenge geben. Ein KnollenBlätterpilz kann schon tödlich sein, aber wahrscheinlich wird man sich damit herausreden, daß es ÜberLebende gab.


An- und Verkauf / Kaufgesuch [5]
Bei „ANKAUF VON :“ und Designerin kauft ...“ ist die Rechtschreibung korrekt. Ganz anders bei „Kaufgesuch“. Unter „Achtung seriöser Ankauf“ möchte ich Frau G. gerne einige N preisgünstig überlassen. Unter „Suche Pelzmäntel / - jacken“ haben mich zwei Dinge irritiert. Darf man OzelotPelze noch handeln? Wenn Ja, dann finde ich es schlecht. Und dann sind da noch die PelzMäntel und -Jacken, die aus UhrenPelzen hergestellt werden.

Scherben
So jung ist die Dämmerung, dass sie noch errötet.
Der lachende ScharfRichter – eine Stürenburg-Geschichte [6]



Links und Anmerkungen:
[1] Werner Stein: Kulturfahrplan. Die wichtigsten Daten der Kulturgeschichte. Von Anbeginn bis heute. Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin und Darmstadt 1946/1957. S. 172-173.
[2] Da nicht alle Menschen Nerds sein können … Orks sind humanoide, fiktive Wesen, die Tolkien in seinem Werk auftreten läßt.
[3] https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/panorama/paracetamol-challenge-wer-nimmt-mehr/#
[4] https://www.focus.de/panorama/tiktok-trend-ausser-kontrolle-paracetamol-challenge-treibt-jugendliche-in-den-tod_7618fff1-dcd2-43c8-93a8-d88a2713a15d.html
[5] Ich habe viel geweißt, auch die Anzeige unter „Bekanntschaft“, in der heißt: „… mit Herz und Hirn“. Man sollte nicht übertreiben.
[6] Die Stürenburg-Geschichten stammen von Arno Schmidt, der den Vermessungsrates a.D. Friedrich Stürenburg seine Erlebnisse schildern läßt.

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Saturday, February 1, 2025

Haiku for National Haiku Writing Month – January 2025 Second Half

 


National Haiku Writing Month has been founded by the well known haiku poet Michael Dylan Welch. The goal is to write at least one haiku a day. National Haiku Writing Month is in its 14th year. [1] I enjoy writing to the prompts on Facebook. Here are some interesting links: [2]. Our daily writing prompter this month has been Paul David Mena [3], prompting for us for the fifth time (previously in June 2011, March 2015, December 2020, and September 2022). Thank you very much, Paul! It has been fun using anagrams. I always checked and sometimes there were still anagrams, which I used – these are underlined in the text.

鳴箏金粟柱,
素手玉房前。
欲得周郎顧,
時時誤拂弦。
聽箏

李端

Her zither chirps from the shiny frets,
As she gently strokes the strings outside the Jade Room.
To attract Mr. Zhou's attention,
Now and then she deliberately plays a wrong note.
When listening to the Zither
Li Duan [4]


KA-BOOM!
the first grenade off range
still we're deranged
~ Derange and Grenade

altering
a triangle of flowers
haircut, too
~ Relating and Altering 

once without diapers
you don't use the word
for a while once
On second thought:
once past diapers
you don't use the word
for a while
~ Diapers and Praised

warm spring breeze
sitting amidst dandelions
my senator lounge
~ Senator and Treason

trodden terrain
after retrain and retrain
the trainer's adage
~ Trainer and Retrain

I'm a realist
saltier convenience foods
should be dumped
~ Retails and Saltier

hors d'oeuvres
not a staple food
but yummy
~ Plates and Staple

this winter
the palest sunrise
missing you
~ Palest and Pastel

a brick in the wall
now plastered and painted
... orange!
~ Plaster and Stapler

violet and green
stained fingers
red cabbage and ink
~ Stained and Sainted

nobody
detains the felon
instead he dresses up
~ Detains and Instead

winter is
the big sleep
but not the end
~ Elapse and Asleep

walking into
tangier's granite inn – and:
oops, I did it again
~ Tangier and Tearing

south southwest
on turquoise waters
not minding ports
~ Sport and Ports

still snow
between the green patches
but daisies dare
~ Dear and Dare

alert * alert * alert
later
oh, too late
~ Alert and Alter


Links and Annotations:
[1] National Haiku Writing Month https://www.facebook.com/NaHaiWriMo  
[2] „To help with haiku fundamentals, please have a look at "Becoming a Haiku Poet" at https://www.graceguts.com/essays/becoming-a-haiku-poet. And please review the "Haiku Checklist" at https://www.graceguts.com/essays/haiku-checklist.
[3] https://www.nahaiwrimo.com/meet-the-prompters/paul-david-mena
[4] Li Duan (李端) probably lived from 743-787, but this is not entirely certain, as other sources give 743-782. He was a poet of the Tang Dynasty. He is only represented with this poem in the anthology 300 Poems of the Tang Period (唐詩三百首). On the other hand, more than 250 of his poems were included in the compilation Complete Poems of the Tang Dynasty (全唐詩). In the 300 poems, there is a poem by Lu Lun (盧綸) entitled Farewell to Li Duan (送李端).

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Friday, January 31, 2025

FreitagsGedichte / #KurzLyrik 31.01.2025

 


Vor uns erhebt sich die düstre Silhouette des Zhongnan-Gebirges
Mit seinen beschneiten Spitzen in die schwebenden Wolken hinein.
Hell glitzern die Wäldern im letzten Sonnenlicht,
Während es in der Stadt im Tal schon kälter wird.
Schnee auf dem Zhongnan-Gebirge
Zu Yong
終南陰嶺秀,積雪浮雲端:
林表明霽色,城中增暮寒。
終南望餘雪
祖詠


Mond
    barfuß
Schreitet
Der
Mond
Über
Den
Schnee
Noch
Sehe
Ich
Seine
Spuren
Dann
Hält
Er
Kurz
Blickt
Sich
Um
Und ist  
    Schon
Viel weiter

Buchs
    es sind
Die
Hellen
BuchsZweige
Die
Auch
Im
Winter
Durften
Und
Ich
Werde nicht
    Müde
Zu schnuppern

AbendHimmel
    der junge
AbendHimmel
Hat
Noch
Viel
Zu
Lernen
Von
Dunkelheit
Und
Von
Dem
ErStrahlen
Der
GeStirne
Vom
Wind
Der mit
    Den
Wölfen heult

SommerTag
    an jenem
SommerTag
Voll
Sonne
Und
Wind
Schlugen
Die
Wellen
Gegen
Den
Steg
Am
See
Und wir
    Dösten
Nur so

Kaffee
    die Leere
Der
Tasse
Füllst
Du
Mit
Kaffee
Ohne
Jeden
TiefSinn
Trinkst
Du
Davon
Aber
Jede Tasse
    Hat
Ihre Tiefe

AusGeschaltet
    sie haben
Seinen
Computer
AusGeschaltet
Und
Nun
Haben
Sie
Auch seine
    Meinung
AusGeschaltet

Winter
    die feinen
Äste
Und
Blätter
Sind
Nicht
Mehr
Ein
Teppich
Bedeckt
Das
Land
Die
Vögel
Schweigen
Nur
Der wind
    Heult
ManchMal auf

Im Tal
    im Tal
Steigt
Der
Nebel
Auf
Während
Sich
Dunkelheit
Senkt
Das
Feuer
Ist
Immer
Noch nicht
    EntFacht
Im Kamin

Hölle
    in der
Heißen
Hölle
VerDunsten
Die
Tränen
In
Der
Kalten
Hölle
GeFrieren
Die
Tränen
Nur
Im DiesSeits
    Lohnt sich
Das Weinen

ABEL
    ein Warn-
Schild
Mit
Der
AufSchrift
ABEL
Aber
Es
Sollte
KABEL heißen
    Und
Nicht KAIN

Verstecke
          Eins, zwei, drei, vier Eckstein
          Alles muss versteckt sein
          KinderReim


Als die Uniformen sichtbar wurden
Versteckten wir uns zwischen den Bücherregalen
Als die Schritte immer näher kamen
Versteckten wir uns zwischen den Büchern
Als die Stiefel immer lauter knallten
Versteckten wir uns zwischen den Zeilen

Leere um Leere füllten wir
Mit noch mehr Leere
Lehre um Lehre
Folgte uns

Wir erhoben uns aus den Verstecken
Als wir gefunden werden wollten  



Zu Yong (
祖詠) war ein Poet der mittleren Tang-Zeit. Er lebte von 699 bis 746. In der kaiserlichen Prüfung erlangte er 724 den Titel Jinshi (進士), zog dann aber ein einfaches Leben als Fischer und Holzfäller vor. Sehr eng war er mit Wang Wei (王維) befreundet. Zwei seiner Gedichte wurden in die Anthologie 300 Gedichte der Tang-Dynastie (唐詩三百首) aufgenommen. 36 seiner Gedichte sind in der Sammlung Komplette Gedichte der Tang-Dynastie (全唐詩) aus dem Jahr 1705 als Band 131 erhalten.
Das Zhongnan-Gebirge (
终南山) liegt in der Nähe von Xi'an (西安), das aber als Hauptstadt in der Tang-Dynastie den Namen Chang'an (長安) bekam und diesen bis zum Ende der Ming-Dynastie trug. Im Zhongnan-Gebirge lag das religiöse Zentrum des Daoismus.


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Tuesday, January 28, 2025

Ecuador – Street Art in Quito

 


Unfortunately, I only stayed in Quito for a short time on both visits, so I don't have many photos of street art from there. I'm sure I'll find some from other places, but first I want to share the ones I found.

I have two politically motivated pictures.
One was created by a muralist. The text translates as: "Rights are demanded on your feet, never on your knees." That's a saying I completely agree with. Such large murals are usually commissioned. A few months ago I heard an interesting podcast on Estacion Sur in Spanish called "Muralistas en Alemania" [1]. I previously reported on the murals in the suburb of Cologne where I grew up (Köln-Buchforst) [2].
The second wall is covered with slogans, but they are very carefully executed. The translation is: "We should, if we can, wage a war of virtue, trying in every engagement to overcome the enemy with honesty, faith and generosity. / The more liberated a people is, the more enlightened it is."


Then I have two more pictures with a very detailed hummingbird and then two indigenous women. To my chagrin the paint is already peeling off the wall.


There are even more beautiful pictures to admire in Quito. I would try my luck in La Floresta, one of the newer barrios, the next time I'll visit Quito. And then I found a map by Street Art Cities for Quito [3], in which you can sort out some beautiful photos, but more photos would have to be added here; so I'd like to encourage people to share their pictures. But you can already use the map as a guide to where more murals might be.

I will certainly look through my 6000 or so pictures from Ecuador in the near future to see if I can find any street art outside of Quito to share.


Links and Annotations:
[1] https://www.ardaudiothek.de/episode/cosmo-en-espa-ol/muralistas-en-alemania/cosmo/13786481/
[2] Just for pictures as the texts are in German.
Buchforst und die Wandmalerei
http://rheumatologe.blogspot.com/2017/05/buchforst-und-die-wandmalerei.html  
Wandmalereien in Buchforst
https://rheumatologe.blogspot.com/2017/08/wandmalereien-in-buchforst.html  
[3] https://streetartcities.com/cities/quito

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Monday, January 27, 2025

St. Mariä Himmelfahrt in Ohlenhard (Eifel)

 




Ohlenhard ist eine kleine Gemeinde  mit 133 Einwohnern im Landkreis Ahrweiler und gehört zur Verbandsgemeinde Adenau [1]. Man nimmt an, daß sich Ohlenhard aus einer Ansammlung von Köhlerhütten gebildet. Im Jahre 1481 ist der Ort urkundlich als „Olenhart“ belegt und gehörte zum Herzogtum Arenberg.

Über die Filialkirche St. Mariä Himmelfahrt gibt es bislang keinen Eintrag auf Wikipedia. Vielleicht fand man sie nicht so interessant, da sie erst 1885 geplant worden war und man aufgrund des Mangels von finanziellen Mitteln keine Baugenehmigung bekam. 1905 begann man im Ort mit einer Sammlung, die bis 1909 eine Summe von 1500 Mark erbrachte. Die Fertigstellung des Saalbaus mit integriertem Glockenturm erfolgte 1911 und im Folgejahr wurde die Kapelle geweiht [2]. 1960 wurde die Kirche renoviert.




Ich muss gestehen, daß mich in der Kapelle die Fenster einerseits fasziniert hatten und andererseits mich das Farbenspiel auf den Wänden in den Bann gezogen hatte. Die Fenster wurden von Walter Bettendorf [3] gestalten, der ein ansehnliches Wer geschaffen hat. Ich hatte ihn hier bereits zweimal erwähnt bzw. Fenster von ihm gezeigt [4]. Ich habe das Fenster mit dem Titel „Errettung des Petrus“ aus dem Jahr 1964 ausgewählt [5]. Daraus entnehme ich, daß die Renovierungsarbeiten 1960 nicht abgeschlossen waren.
Für Wanderungen in der Umgebung ist ein Unterbrechung bei St. Mariä Himmelfahrt in Ohlenhard ein gute Idee.






Links und Anmerkungen:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ohlenhard
[2] https://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1973/hjb1973.26.htm
[3] Walter Bettendorf (1924-2004), mehr hier: https://rlp.museum-digital.de/people/15612  
[4] St. Margareta in Frohngau (Eifel)
https://rheumatologe.blogspot.com/2020/08/st-margareta-in-frohngau-eifel.html  
Die Filialkirche St. Germanus in Feusdorf in der Eifel
https://rheumatologe.blogspot.com/2025/01/die-filialkirche-st-germanus-in.html
[5] Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.
https://www.glasmalerei-ev-web.de/pages/b8997/b8997.shtml

 
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Sunday, January 26, 2025

Altargesteck für den 26.01.2025 – 3. Sonntag nach Epiphanias

 


Für den dritten Sonntag nach Epiphanias kann man als Kernaussage die grenzenlose Liebe Gottes ansehen, die man z.B. in „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund“ und dem Heilungswunder an dem Knecht des römischen Hauptmanns erkennen kann [1]. Alle Menschen sind gemeint und das von Anfang an. Der Wochenspruch lautet: „Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ [2] Wirklich von Anfang an? Es gab eine Zeit vor dem Christentum, denn der Ursprung liegt im Judentum, die ersten Apostel waren Juden. Als Jesus Christus sie aussendete, sollten sie weder zu den Heiden noch den Samaritern gehen [3], aber über das Wasser des Lebens sprach er mit einer Frau aus Samarien am Brunnen [4]. Mit einer Syrophönizierin kam er nach Zögern überein, ihre Tochter zu heilen [5]. In der Apostelgeschichte beschäftigen sich die Kapitel 2 im Rahmen des Pfingstwunders mit der Verbreitung unter den nicht Aramäisch sprechenden Juden und im Kapitel 10 mit der Ausbreitung zu den Heiden. Und nun gehen wir einen Tag zurück, denn am 25.01.2025 ist der Tag der Berufung des Apostels Paulus [6]. Hierfür gibt es auch einen Wochenspruch – ich gebe zu, daß die Bezeichnung heute unpassend ist – und der lautet: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ [7] Und da machte sich das Christentum auf, alle Welt zu bekehren.


Die Lesung aus dem Epheserbrief [8] ist nicht in der Perikopenordnung für den dritten Sonntag nach Epiphanias vorgesehen und doch ist sie hier angebracht gewesen, denn sie ist die Lesung für den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus [9]. Der letzte Vers lautet: „Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“ Das bedarf jetzt aber einer Erklärung!

Während wir vorhin einen Tag zurückgegangen sind, gehen wir nun einen Tag in die Zukunft. Der 27. Januar wird international als Holocaust-Gedenktag begangen. Es soll an die Verbrechen der Judenverfolgung und Vernichtung erinnert werden, aber auch an die Verbrechen an Sinti und Roma, Homosexuellen, politisch anders Denkenden, Kriegsgefangenen und anderer erinnert werden. Am 27.01.1945, also vor 80 Jahren, wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Seither steht es pars pro toto für die Grausamkeiten der Hitlerdiktatur. Bei den Älteren geht es so weit, daß ein Freund einmal meinte, bei einem Hinweisschild zum „Ausweichsitz der Landesregierung NRW“ in Urft einen Hinweis auf eine Auschwitz-Gedenkstätte erhalten zu haben. Wir feierten aktuell einen Gottesdienst zum Holocaust-Gedenktag in der Hellenthaler  Kirche. Zusammen mit der Evangelischen Trinitatiskirchengemeinde Schleidener Tal gestalteten Schüler:innen des evangelischen Religionsunterrichtes (Johannes-Sturmius-Gymnasium Schleiden) und der Stolperstein-AG [10] den Gottesdienst. Es wurde der Lebensweg der Holocaust-Überlebenden Hanna Zack Miley [11] nachgezeichnet, die als siebenjähriges Mädchen aus Gemünd mit einem sogenannten Kindertransport [12] nach England gerettet wurde. Sie hat die Bewältigung der Traumatisierung erst spät gewagt und das Ergebnis ist ein Buch, das auch in deutscher Übersetzung erschienen ist [13]. Die NS-Ordensburg Vogelsang liegt nur etwa 3,5 km Luftlinie vom Geburtshaus Hanna Zack Mileys in Gemünd entfernt. Daraus erklärt sich auch die Dringlichkeit, mit der die Eltern ihre Tochter nur kurz nach einer Blinddarm-Operation nach Köln zum Zug in Richtung England brachten.

Die liturgische Farbe ist Weiß für den Tag der Berufung des Apostels Paulus und auch den dritten Sonntag nach Epiphanias; für den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus würde man allerdings Violett nehmen. Es war ein schönes Vasengesteck auf dem Altar zu sehen, bei dem die Farbe Weiß dominiert, aber auch reichlich Violett auszumachen ist.


Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:

[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/3-sonntag-nach-epiphanias/
[2] Lk 13,29
[3] Mt 10,5
[4] Joh 4,7-14
[5] Mk 7,24-30
[6] https://kirchenjahr-evangelisch.de/tag-der-berufung-des-apostels-paulus/
[7] Gal 2,20a
[8] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/EPH.4 Eph 4,25-32 Weisungen für das neue Leben
[9] https://kirchenjahr-evangelisch.de/tag-des-gedenkens-an-die-opfer-des-nationalsozialismus/ Der Vollständikeit halber ist hier noch der dritte Wochenspruch: „Hüte dich nur und bewahre deine Seele gut, dass du nicht vergisst, was deine Augen gesehen haben, und dass es nicht aus deinem Herzen kommt dein ganzes Leben lang.“ 5. Mose 4,9a
[10] Gottesdienst zum Holocaust-Gedenktag
https://eivelkirche.ekir.de/gottesdienst-zum-holocaust-gedenktag/  
Der Gottesdienst ist auch Youtube in voller Länge einsehbar:
Gegen das Vergessen: Gottesdienst zum Holocaust-Gedenktag am 26. Januar um 9.30 Uhr https://www.youtube.com/watch?v=65bGJXlqoT8 
[11] Hanna Zack Miley / „Hanna Miley wurde 1932 in Bonn geboren. 7 Jahre später setzten ihre jüdischen Eltern Markus und Amalie Zack sie in einen Zug nach England, um sie vor dem Hitler-Regime in Sicherheit zu bringen. Ihre Eltern konnten sich selbst nicht mehr retten. Die heute in Phoenix, Arizona lebende Hanna Zack Miley teilt in Vorträgen und ihrem Buch "Meine Krone in der Asche" ihre Geschichte.“ Mehr dazu hier: www.hannamiley.de  
[12] So konnten in einem kurzen Zeitfenster (zwischen Ende November 1938 und dem 1. September 1939) ca. 15-20.000 jüdische Kinder vor dem Holocaust bewahrt werden. Mehr hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Kindertransport Kindertransport wird es auch im Englischen genannt.
[13] Hanna Zack Miley: Meine Krone in der Asche. Der Holocaust, die Kraft der Vergebung und der lange Weg zur persönlichen Heilung. Fontis - Brunnen, Basel 2014. ISBN 978-3-03848-010-5. [Orininaltitel:  A Garland for Ashes: World War II, the Holocaust, and One Jewish Survivor’s Long Journey to Forgiveness]
 
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Saturday, January 25, 2025

LYRIK-Taschenkalender 2014 09. KW 25.01.2024

 


Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2014 herausgegeben. 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Von diesen wählte der Herausgeber je ein exemplarisches Gedicht aus und kommentierte es. In diesen Taschenkalender habe ich nun wieder Annotierungen und Assoziationen geschrieben. Vielleicht so ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2023-2025.


09. KW
Theodor Storm: Ein grünes Blatt


Doch auch ein grünes Blatt sich ändert
Wenn es vom Baum gerissen
Das hat Herr Storm nicht wohl bedenket
Als er dies Liedlein schrieb
So würden wir von Ferne hören
Ganz wie Herr Storm es tat
Den Sang der Nachtigall

Mir fiel heute die grüne Stunde auf. In einem Stück GrünAnlage zwischen der PiccolominiStraße und der Bergisch-Gladbacher Straße in Köln-Holweide, kurz vor dem Marktplatz mit St. Maria Himmelfahrt erkannte ich sie. Das satte Grün der Wiese, Büsche, Bäume zur grünen Stunde. Es gibt nicht nur die blaue Stunde sondern auch die grüne Stunde zur Dämmerung.

Nachtigall
    ganz still
Fliegt
Sie
Durch
Meinen
Garten
Doch
Abends
Hin
Und
Wieder
Schlägt
    Auch
Meine Nachtigall

Wie Grün der Wald -: das können Städter kaum ahnen, aber die Wälder sind immer noch grün.   


09. KW
Kommentar: Àxel Sanjosé


Das grüne Blatt als Knoten im Taschentuch? Oder wie Anna, die sich ein X auf den linken HandRücken in die Grube zwischen Daumen und ZeigeFinger malte, wenn sie sich an etwas erinnern wollte. Eigentlich hätte sie sich ein X eintätowieren lassen müssen, so oft wie dort ein X zu sehen war.

Gab es nicht eine Illustrierte mit dem Namen „Das grüne Blatt“?

Ich fand gerade HerbstBlätter, die ich vor sechs Wochen gesammelt hatte, da waren sie noch voller Farbe und mit schönen Mustern. Und jetzt zeigen sie nur noch ein dunkles Braun.

Die Erinnerung an die schönen Zeiten im Herbst verwischen im NieselRegen, Nebel und NovemberGrau.

Herbstlich
    wenn erst
Die
Bunten
Blätter
Fielen
Im
Herbst
So
Nahm
Ich
Manches
Blatt
Dann
Welkt es
    Und
BeKümmert mich

Das DaZwischen als GegenStück der SnapShots von Arno Schmidt. Kein Kontinuum – auf jeden Fall!  




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Wednesday, January 22, 2025

K. und die ZugFahrt

K. sitzt in einem Zug und schläft. Da wird er angestupst. Er wacht auf und befindet sich in einem Zug der 1950er Jahre, wenn er das in der Schnelle richtig eingeschätzt hat. Er trägt eine Uniform mit Mütze, die ihn als ZugSchaffner ausweist. Der ihn angestupst hatte trägt genauso eine Uniform. Er sagt K., nun müsse er die FahrGäste kontrollieren. Sie sitzen im letzten Abteil des Zuges, der gerade in einem BahnHof steht. Der andere Schaffner steigt ohne ein weiteres Wort aus und die FahrGäste steigen ein. Ja, es sind die 1950er Jahre, das erkennt K. nun deutlich an der Mode seiner Gäste.
Es ist ein ziemlich langer Zug. Die Waggons haben alle Abteile. K. fällt auf, daß sich niemand in den Gängen aufhält. Er geht von Abteil zu Abteil. Niemand redet. Alle strecken ihm ihre FahrKarten hin und er stempelt sie ab. So vergeht die Zeit und er geht zurück zu seinem Abteil. Dort wartet Speise und Trank auf ihn. K. ißt und trinkt. Der Zug hält an und alle FahrGäste steigen aus. Da will K. aussteigen, aber es gelingt ihm nicht, so sehr er auch an der Tür rüttelt. Sein GeneralSchlüssel paßt, aber er dreht im Schloß durch. K. sieht, wie neue FahrGäste einsteigen und ihm fällt auf, daß niemand sie zur Abfahrt begleitet hat. Als alle FahrGäste im Zug sind, ist der BahnSteig leer.
Der Zug fährt ab. Wieder geht K. von Waggon zu Waggon, von Abteil zu Abteil und kontrolliert die FahrKarten. Niemand redet unter sich, niemand redet mit ihm. Gänge und Toiletten bleiben frei. Der Zug hält nur am BahnHof der Abfahrt und am BahnHof der Ankunft. Als er alle FahrKarten kontrolliert hat, geht er wieder in sein Abteil und da warten Speise und Trank auf ihn. Er kann wieder nicht aus dem Abteil. Der Abend senkt sich und K. schläft ein.
Am nächsten Morgen wird K. wieder von seinem Kollegen angestupst, der dann sofort, als er aufwacht, den Zug verläßt. K. will ihm hinterher, aber   die Tür zum BahnSteig ist verschlossen und sein GeneralSchlüssel kann sie nicht öffnen. Die FahrGäste strömen in den Zug. K. kommt zunächst nicht durch die Menge. Als er die nächste Tür erreicht, ist auch diese für ihn verschlossen, denn sein Schlüssel ist nutzlos. Also geht er zurück zu seinem Abteil und wartet. Der Zug fährt los und K. beginnt wieder, von Waggon zu Waggon, von Abteil zu Abteil zu gehen, um die FahrKarten zu kontrollieren. Und wieder sprechen die FahrGäste weder untereinander noch mit ihm. Und wenn er jemanden anspricht, bekommt er keine Antwort. Sie halten ihm nur die FahrKarten hin und er stempelt sie ab. Dann stecken die FahrGäste die FahrKarten wieder ein. Und die lange Fahrt dauert genau so lange, wie er benötigt, um alle Fahrkarten zu kontrollieren. Dann ist es Mittag und der Zug hält. K. läßt das geschehen, geht in sein Abteil und ißt und trinkt. Er wartet darauf, daß der Zug sich wieder füllt und zurück fährt.
So geht das eine Weile. Wenn er die FahrKarten sehr langsam kontrolliert, kommt er aber wieder entweder mittags oder abends am ZielBahnhof an. Wenn er sehr schnell kontrolliert, macht das auch nichts aus, denn der Zug erreicht immer mittags und abends sein Ziel. K. überlegt nach weiteren Möglichkeiten. Er zieht die NotBbremse, aber der Zug hält nicht an. Er geht nicht zum Essen, aber der Zug fährt so lange weiter, bis er in seinem Abteil ist, um Speise und Trank zu sich zu nehmen. Während dieser Versuche vergeht die Zeit. K. läßt es dann so geschehen, denn ihm sind die Ideen ausgegangen.
Die Menschen im Zug werden K. mit der Zeit vertraut, denn immer sitzen die gleichen Personen auf den gleichen Plätzen. Da überlegt K., die Karten nicht nur abzuStempeln, sondern auch mit einen Stift auf der Rückseite zu markieren. Das macht er einige Tage lang, aber nie findet er seine Markierung am nächsten Tag. So wie der Stempel weg ist, ist auch die Markierung weg. K. überlegt, ob sich die FahrGäste jeden Tag eine neue Karte kaufen oder ob jeder neue Tag nur für ihn ein neuer Tag ist.

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Tuesday, January 21, 2025

Die Filialkirche St. Germanus in Feusdorf in der Eifel

 


Feusdorf ist eine kleine Gemeinde mit 511 Einwohnern (ich habe nachgezählt) auf 518 m Höhe in der Vulkaneifel [1]. Feusdorf wurde erstmalig urkundlich als Feußdorf [2] im Jahr 1373 erwähnt.

Kommen wir aber nun zur Kirche in Feusdorf Und hier beginnen bereits die Feuersdorfer Mysterien um die Kirche. Die hieß nämlich gar nicht St. Germanus, sondern Servatiuskapelle und wurde erstmals im Jahr 1543 erwähnt. Sie war eine Filialkirche von Esch. Wir können davon ausgehen, daß von dieser Servatiuskapelle nichts mehr im aktuellen Bau zu finden ist. Bis heute ist allerdings ein gotischer Chor erhalten, der wahrscheinlich im 16. Jahrhundert entstanden ist. Die größere Instandsetzung war dann 1775. Im Jahr 1804 wurde nach Westen verlängert. Im Jahr 1848 brach die kleine Kapelle („4,05 m x 11,82 m, der Chor 4,22 m breit und 4,32 m tief“) mit drei Wohngebäuden und Stallungen nach einem Blitzschlag und Brand völlig zusammen. Interessanterweise gab es damals eine Feuerversicherung und die Gemeinde bekam einen Zuschuss von 3000 Talern, so dass die Kapelle wieder aufgebaut werden konnte. Allerdings wurde sie Mitte der 1960er Jahre zu klein, so daß im Jahr 1968 eine grundlegende Erweiterung erfolgte. Hinter dem Schiff mit dem Glockenturm wurde abgerissen. Allerdings konnte man wegen des besonderen Baustils (gotisch) den Chor erhalten [3]. Die Baukosten betrugen 180.000 DM, wovon die Gemeinde 40.000 DM an Spenden aufbrachte. Konsekriert wurde die Kirche 1970.


Im Jahr 1687 kamen Reliquien des hl. Germanus in die Kapelle. Das könnte in sofern von Bedeutung sein, da in Frankreich sämtliche Reliquien des hl. Germanus von Paris in der Französischen Revolution verloren gingen. Zu Ehren des hl. Germanus hatte man 1775 einen Altar errichtet; also kurz vor der Revolution.

Die Fenster („Antikglas/Blei/Schwarzlot“) mit nicht näher entzifferten ornamentalen Kompositionen entstanden 1969 nach einem Entwurf von W. Bettendorf, Ausführung: Kaschenbach Trier, wie von der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V. ermitteln konnte [4].
  


Der hl. Servatius von Tongern ist mir eigentlich viel zu interessant, als daß ich ihn jetzt nur nebenbei erwähne, denn er wurde vermutlich in Armenien (letztes Jahr besucht) geboren und wurde u.a. bei Rheumatismus angerufen. Er starb 384 in Maastricht und ist einer der Eisheiligen [5]. Über ihn möchte ich mit etwas mehr Umfang schreiben, wenn ich denn einmal eine Kirche unter seinem aktuellen Patronat beschreibe.

St. Germanus habe ich schon einmal beschrieben, aber damals war es viel klarer, wer gemeint ist [6]. Uns mag Germany von „Germany zero points“ geläufig sein, aber gemeint ist Germanus, der Name. Frankophilen Lesern mag die französische Form St. Germain und zwar als Faubourg Saint-Germain in Paris geläufiger sein. Der Name geht etymologisch auf die Bedeutung „leiblicher Bruder“ zurück. Nun gibt es mehrere Heilige mit dem Namen Germanus, als da wären:
Germanus von Granfelden – er war es sicherlich nicht, aber da er in Trier geboren wurde (612) ist er auch erst nach Prüfung als Namenspatron auszuschließen. Sein Wirkkreis lag in der Schweiz (Moutier) [7].
Germanus von Paris – er lebte von 496 bis 576 und war der 20. Bischof von Paris. Er wurde in der Kirche Saint-Germain-des-Prés beigesetzt. Im Rahmen einer Reliquientranslation von seine Gebeine gehoben und in ein prächtiges Grabmal überführt, doch, wie oben bereits angedeutet, gingen seine Gebeine während der Französischen Revolution verloren. Wikipedia schreibt: „Mehrere Kirchen in Frankreich und seinen Nachbarländern tragen sein Patrozinium.“ [8]
Germanus von Auxerre – er lebte von ca. 378-448, vielleicht aber schon 437 in Ravenna verstorben. Er war ebenso Bischof [9]. Ich hatte mich gewundert, daß er als Bischof von Auxerre, das liegt südwestlich von Paris auf etwa der Hälfte des Weges nach Lyon, in Ravenna auf einer Petitionsreise für die Region Armorica starb. Vor seiner Abkehr von weltlichen Dingen war er Befehlshaber oder in einer Vorform Herzog von Armorica (dem heutigen Gebiet der Bretagne und Normandie) und nahm an Feldzügen teil [10]. Nachdem die Römer Britannien verlassen hatten, ging unter anderem Germanus dorthin, um dem Pelagianismus Einhalt zu gebieten [11]. Darüber berichten walische Quellen [12]. Der Pelagianismus nahm an, daß es grundsätzlich möglich sei, „ohne Sünde zu sein (lateinisch: posse sine peccato esse)“ [13]. Das ließe eine Erlösung ohne Gott zu und wurde dementsprechend als Häresie eingestuft. Germanus ist Schutzpatron gegen mehrere Krankheiten (z.B. Irrsinn) sowie gegen Meineid; oh, da könnte er für manchen Politiker interessant sein. Übrigens gibt es eine Kirche in Paris mit dem Namen Saint Germain l’Auxerrois. Meine Wahl fällt auf ihn, aber die ist mehr von Gefühl als von Fakten getragen [14]. Ich danke Feusdorf und den Verantwortlichen für die Patronatswahl. Ein wenig des Mysteriums um den Namen des Patrons bleibt aber bestehen. Sollte ich mich geirrt haben, dann schreiben Sie es mir in einem Kommentar.


Wenn Sie es bis hierhin geschafft haben, dann schaffen Sie auch einen Besuch in Feusdorf und dann bitte nicht durchfahren, sondern anhalten und St. Germanus besuchen.


Links und Anmerkungen:
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Feusdorf Völlig unerwartet bietet die englische Ausgabe von Wikipedia viel mehr Informationen zu Feusdorf als die deutsche Ausgabe.
[2] Die verschiedenen Schreibweisen, die überliefert worden sind, kann ich nun unmöglich übergehen: „Feußdorf (1373), Freuhsdorp (1555), Freußdorff (1558), Feurstorf (1658), Feustorf (1704), Feustorff (1720), Feurstorp (1729), Feußdorf (1775), Feusdorf (1822)“. https://www.feusdorf.de/files/Dateien%20Gemeinde/Archiv/Feusdorf%20im%20Wandel%20der%20Zeiten.doc.pdf
[3] https://www.feusdorf.de/kirche.html Hier auch ein Bild der „Servatiuskapelle“ vor dem Umbau. Hmh! Ich stutze! Hatte man sie erst in den 1960er Jahren umbenannt? Ein Myterium sicherlich!
[4] https://www.glasmalerei-ev-web.de/pages/b8604/b8604.shtml
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Servatius_von_Tongern
[6] St. Germanus in Wesseling
https://rheumatologe.blogspot.com/2024/06/st-germanus-in-wesseling.html
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Germanus_von_Granfelden
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Germanus_von_Paris
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Germanus_von_Auxerre
[10] Hier ist der französische Text von Wikipedia viel ergiebiger: https://fr.wikipedia.org/wiki/Germain_d%27Auxerre
[11] In diesem Zusammenhang ist der englische Text von Wikipedia weitreichender: https://en.wikipedia.org/wiki/Germanus_of_Auxerre
[12] Newell, E.J.: The History of the Welsh Church. Elliot Stock, London 1895. p.37, zitiert unter [11] und hier kann man es im Detail nachlesen:
https://archive.org/details/ahistorywelshch00newegoog/page/n52/mode/2up?view=theater   
[13] https://de.wikipedia.org/wiki/Pelagianismus Im Englischen ist der Begriff pelagianism, nicht zu verwechseln mit plagianism.
[14] Germanus of Capua habe ich erst gar nicht hier aufgenommen, denn er hat es nicht in die deutsche Ausgabe von Wikipedia geschafft. Das ist zwar über den Daumen gepeilt, aber sicherlich Hinweis, das er anderswo als in Deutschland und dann auch noch in Feusdorf bekannt ist.
https://en.wikipedia.org/wiki/Germanus_of_Capua

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