Wednesday, July 27, 2022

LYRIK-Taschenkalender 2015 27. KW 27.07.2022


Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2015 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem Gedicht vorgestellt. Er ist mir jetzt wieder in die Hände gefallen. Auch dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2014/2015 und 2020-2022.


29. KW
Martin Merz: Nachtschatten


Erst kürzlich wurde ich beauftragt, die Bedeutung von NachtSchatten zu suchen. Im Internet findet sich das sehr einfach [1]. Es kommt also von Nachtschaden (Albtraum). Die NachtschattenGewächse wurden dagegen eingesetzt, also um Dämonen zu vertreiben. Heute gibt es Menschen, die NachtschattenGewächse meiden, da sie Alkaloide enthalten; da liest man dann: „Die Schattenseite von Kartoffel, Aubergine, Tomate und Co.“ [2]. Prinzipiell hat diese Abschweifung absolut nichts mit dem Gedicht zu tun.

Meine erste Assoziation war -: NachtSchatten wurde einer Motte gespendet, jedenfalls in Das Schweigen der Lämmer [3].

Schatten
    MondLicht
Des
Ersten
Viertels
Schattet
Im
Meer
Aus der
            Tiefe
Noch
Mehr
Schatten
Nacht-
Wellen brechen
    Sich
Am Strand

„Grün leuchtend / … Bänder“ -: Martin Merz starb vor Matrix, sonst wäre es ein Bild der Matrix. OT: und Martin Fendel [4] (der Kefir-Martin) ist auch schon tot. Ich muss immer an ihn denken, wenn ich Kefir trinke.

Lieder vom Meer
    am Meer
Denke
Ich
An
Die Berge
Und
Dort oben
Singe
Ich
Vom
Meer
Voller SehnSucht
    Sind
Meine Lieder

Schnecken -: nein, die Schnecken in meinem Garten recken ihre Fühler auf zum Himmel (zum Gebet).


29. KW
Kommentar: Klaus Merz


Der Himmel ist immer Hoffnung und Abgrund zugleich und das ohne LageÄnderung von uns.

Ich habe einmal eine Weile ein grünes FarbBand für meine SchreibMaschine benutzt, hatte ein grünes StempelKissen und schrieb mit grüner Tinte, ohne zu wissen, daß Pablo Neruda auch mit grüner Tinte schrieb. Heute bevorZuge ich blauSchwarze Tinte, weil sie dokumentenEcht ist. Die SchreibMaschine habe ich noch, vielleicht, weil es auch wieder einmal ohne Strom gehen muss.

Celan (den Himmel als Abgrund) -: aber auch: am Ufer auf den ErTrunkenen warten, der einen retten wird.

„Die Demut der Schnecken“ -: in ihrer Demut vertilgen sie den halben Garten.

Schatten
    was suchen
Die
Schatten
Im
Licht?
Sie
Suchen
Sich
Zu
VerBergen
Doch es
    GeLingt
Ihnen nicht



Links und Anmerkungen:

[1] https://www.tomaten-welt.de/wissenswertes/faq/was-sind-nachtschattengewaechse/
[2] https://www.foodfibel.de/blog/kartoffel-tomate-ersetzen/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Schweigen_der_L%C3%A4mmer Und hier das Originalzitat: „Somebody grew this guy, fed him honey and nightshade, kept him warm. Somebody loved him.“ https://www.shmoop.com/silence-of-the-lambs/deaths-head-moth-symbol.html
[4] Andere denken viel würdevoller an Martin Fendel: https://dgfmm.org/fileadmin/abstracts/2021-2_07_In_Gedenken_an_Prof._Dr._Martin_Fendel-kurz.pdf oder https://mailchi.mp/fcc6eb0aaee3/pressemitteilung-musikalische-reise-richtung-osten-5370658 Für mich bleibt er aber der Martin Fendel, mit dem ich zusammen auf der Intersivstation gearbeitet habe.



.

A Whiter Shade of Pale

 


And so it was that later
As the Miller told his tale
That her face, at first just ghostly
Turned a whiter shade of pale
Procol Harum [1]


Recently I have written a German text on Borobodur [2] and I thought: how strange that you've never have written on this trip to Java before.

I had arranged this trip myself. Most of the tour evolved while doing it. I had a flight from Frankfurt, which meant staying a few hours in Dubai and then flew on to Jakarta. I stayed a day in this busy megalopolis and bought a railway ticket from Gambir Station to Yogyakarta; which I had to do beforehand and it had been very cheap like 25 €.

Then jet-lag hit me. First I didn't sleep well and then I slept like a stone not waking when the alarm went off. When I woke up later, I realized that there were only 26 minutes left before my train would leave. I decided to try my luck.

I went to the bathroom, brushed my teeth, used the toilet, packed my toiletries bag, and checked that I didn't forget anything. I had taken hardly anything out of my suitcase, so I could repack it quickly. I rushed down the stairs from the 3rd floor to the 1st floor, paid and checked out.

In less than a minute I could grab a taxi; no not a tuk tuk taxi – I only added this picture for illustration purposes. Gambir Station was only 2-3 km away and though the rush hour was slowing the traffic, I could get there in time. I rushed up a flight of nearly unending stairs and should have been on time, but on the platform there had been no train. Had I missed the train? No, the train was late. And I was exhausted, panting that my „face, at first just ghostly turned a whiter shade of pale“. Usually I am tanned though I'm not working on my tan, but I must have looked so awfully pale that a policeman asked me if I needed help. No, I thanked him. But I only recovered on the train after my second coffee. The journey to Yogyakarta, about 7 to 8 hours, had been very agreeable, nice views. From Yogyakarta I took busses to travel around, which was very efficient, only once I had to wait for longer than half an hour.



Links and Annotations:

[1] https://www.songtexte.com/songtext/procol-harum/a-whiter-shade-of-pale-33d720a5.html
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/the-grand-tour-borobudur.html

.

 

Tuesday, July 26, 2022

KIF 2022 in Gemünd


Bei Kif denke ich erst einmal an Haschisch und Marokko [1]. Ich sah die Aufschrift KIF 2022 in Gemünd und zwar bei den Hinweisen auf die Collage, die an den neuen Uferbefestigungen im Bereich des Zusammenflusses von Urft und Olef in Gemünd angebracht worden sind. Nach der Flutkatastrophe im letzten Jahr war eine weitreichende neue Ufersicherung notwendig geworden. KIF steht für die Ausstellung „Kunst im Fluss“ für die der Künstler Jürgen A. Roder verantwortlich ist, alles „dreht sich alles um Collagen und Montagen“ [2].

Collagen von Jürgen A. Roder und Christian Stark
Olef-Teil und zwas da, wo noch ein Teil der alten Uferbefestigung erhalten blieb





In Gemünd werden 32 Collagen internationaler Künstler ausgestellt und dazu kommen noch einmal sieben in Schleiden. Insgesamt 39. Warum gerade 39 und nicht 42? Bestimmt nicht aufgrund der 39 Bücher des Alten Testaments der Bibel. Ich denke eher an den alten Kriminalfilm von Alfred Hitchcock „Die 39 Stufen“ [3] aus dem Jahr 1935.



Meine beiden Favoriten sind die Collagen „Japanese“ von Stéphanie Herremanns und „Under“ von Mónica Balcão. Den Titel „Under“ kann man gut auf die Situation während der Flut in Gemünd beziehen.


Man kann sich die open-air-Ausstellung kostenlos bis zum 2. Oktober 2022 ansehen. Eine sneak preview ist aber auch im Internet möglich [4], aber IRL (in real life) ist es doch schöner.


Links und Anmerkungen:

[1] „Kif“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, https://www.dwds.de/wb/Kif, abgerufen am 26.07.2022.
[2] https://www.ksta.de/region/euskirchen-eifel/schleiden---gemuend/open-air-ausstellung---kunst-im-fluss--in-gemuend-zeigt-collagen-aus-aller-welt-39770326
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Die_39_Stufen_(1935)
[4] Internet-Katalog der Collagen: https://fliphtml5.com/lpbtl/ubjz/basic
[5] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/gemund-jetzt-und-ein-paar-jahre-vor-der.html Gemünd voher/nachher.
.




Monday, July 25, 2022

Altargesteck am 24.07.2022 – 6. Sonntag nach Trinitatis

 




Nähme ich Flügel der Morgenröte
und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten. [1]


Der Wochenspruch lautet: „So spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ [2] Dies stammt wie die Lesung aus dem Alten Testament aus dem Buch des Propheten Jesaja und dann ist es heute auch noch Predigtext [3]. Mir gefällt besonders der zweite Vers: „Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen.“ Das hört sich so viel anders an als die ähnlichen Worte, die Shakespeare Shylock im Kaufmann von Venedig in den Mund gelegt hat [4]. Während Shakespeare mit seinen Worten die Gleichheit von Christen und Juden ausdrückt, will der Text im Alten Testament die Zusicherung Gottes geben, alle zeit bei uns zu sein, was immer auch passiert. Vielleicht dachte ich gerade aber auch an die Losung des letzten Jahres: „Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus.“ [5]

Am 6. Sonntag nach Trinitatis wird an die Taufe erinnert. Martin Luther soll in Not und Anfechtung auf sein Schreibpult geschrieben haben: „Ich bin getauft“. Viele Gemeinden taufen an diesem Sonntag oder feiern ein Taufgedächtnis; das ist interessant, da doch ein Großteil der Gemeindemitglieder auf Reisen ist. Wie sehr diese Zuordnungen doch aus einer anderen Zeit stammen!

Wie steht es um das Altargesteck? Gut, die liturgische Farbe in der Trinitatiszeit ist fast immer Grün, und die sei immer vertreten, schrieb ich einmal [6]. Man braucht gar nicht sehr genau zu schauen, um den Mangel an Grün festzustellen. So schön, wie es ist, dieses Altargesteckt wäre sinnvoller zum Erntedankfest. [7]



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).


Links und Anmerkungen:
[1] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lutherbibel-2017/bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/19/1390001/1390012/ Ps 139,9.10
[2] Jes 43,1
[3] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/ISA.43/Jesaja-43 Jes 43,1–7
[4] „Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen?“ https://www.projekt-gutenberg.org/shakespr/kaufmann/kaufmn31.html 3. Aufzug, 1. Szene
[5] Die Losungen werden seit 1731 von der Evangelischen Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine herausgegeben; Kol 3,11 . https://www.losungen.de/die-losungen/  
[6] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/07/altargesteck-am-03072022-3-sonntag-nach.html
[7] Ach, das steht ja auch schon hier:  https://rheumatologe.blogspot.com/2022/07/altargesteck-am-17072022-5-sonntag-nach.html  

.


Saturday, July 23, 2022

Die Kapelle St. Katharina in Wallenthal


Wallenthal ist eine Gemeinde mit unter 200 Einwohnern und gehört zu Kall [1]. Ich fahre häufiger an Wallenthal vorbei als durch Wallenthal, das neben der Bundesstraße 266 liegt. Ich wollte die Kapelle St. Katharina besuchen, die von der verkleideten Wetterseite aus betrachtet eher einen bescheidenen Eindruck hinterläßt, warum auch nicht? Direkt von der Seite sieht jedoch hübsch aus und innen hat sie mir sehr gefallen – es kommt eben auf die inneren Wrte an. Ich hatte bereits erwähnt, daß Wallenthal eine kleine Gemeinde ist und St. Nikolaus unter 5 km entfernt liegt, so daß nur noch selten die Messe in der Kapelle gefeiert wird. Um die Kapelle St. Katharina kümmert sich der Kapellenverein [2] – herzlichen Dank dafür!



Zu weitaus kleineren Kapellen oder Orten der Einkehr kann man im Internet Informationen bekommen, aber zu der Kapelle St. Katharina in Wallenthal findet man kaum etwas. Noch nicht einmal Daten zu Baugeschichte.


Katharina von Siena war eine italienische Mytikerin, die von 1347-1380 gelebt hat [3]. Sie wurde 1461 heiliggesprochen. Katharina war auch eine Stigmatisierte, wobei die Wundmale allerdings nur für Katharina sichtbar waren. Anders als bei Padre Pio, auf den ich einen Hinweis fand, und über den ich bereits in einem Blogpost zu Aritzo and San Michele Arcangelo berichtet hatte [4]. Karl Rahner hatte 1965 geschrieben: „Der Fromme von morgen wird ein „Mystiker“ sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“ [5] Und genau für den steht die Kapelle offen.


Und auch für mich, der ich bescheidene Dinge zu schätzen weiß. Die Fenster stammen aus dem Jahr 1964 von Karl Jörres [6]. Teilweise sind die Stifter der Fenster erwähnt. Karl Jörres war mir bereits in der Kirche St. Dionysius in Keldenich aufgefallen [7], aber auch diesmal konnte ich nicht viel über ihn herausfinden. Interessant fand ich ein kleines Fenster im Eingangsbereich, das mit Dreieck und Auge auf mich freimaurerisch wirkte, aber selbstverständlich auch das Auge Gottes im Christentum und Judentum darstellt. Ich wurde mit der Idee zum Freimaurertum fündig, denn Karl Jörres hatte 1990 ein Fenster „Bijoux aufgelöster deutscher Logen“ erstellt [8].


Ich hoffe, daß sich vielleicht jemand vom Kapellenverein angeregt fühlt, etwas zu der Kapelle St. Katharina ins Internet zu setzen.


Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Wallenthal
[2] https://www.gdg-steinfeld.de/die-gemeinden/dottel-scheven/st.-antonius-dottel-scheven/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Katharina_von_Siena    
[4] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/04/aritzo-and-san-michele-arcangelo.html Hier eine Übersetzung des betreffenden englischen Textes: „Ich konnte auch die Pfarrkirche San Michele Arcangelo (La chiesa parrocchiale di San Michele Arcangelo) besuchen, deren ältester Teil aus dem elften Jahrhundert stammt. Es wird angenommen, daß der größte Teil der heutigen Struktur zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert im spätgotischen Stil erbaut wurde [6]. Ich erreichte die Kirche am späten Nachmittag / frühen Abend und dort wurde eine Messe gefeiert, die Padre Pio gewidmet war [7]. Ich hatte großes Glück und schloss mich der Messe an. Padre Pio (Heiliger Pius von Pietrelcina / italienisch: Pio da Pietrelcina) lebte von 1887 bis 1968. Er war „ein italienischer Franziskaner-Kapuziner, Mönch, Priester, Stigmatist und Mystiker“ [8], der 1999 von Papst  Johannes Paul II selig- und 2002 heiliggesprochen wurde. Alle Teilnehmer erhielten ein Bild von PadrecPio (wie eine Kreditkarte) mit der ersten Zeile seines Gebets: „Il Signore ti benedica, ti guardi, volga la sua faccia verso di te; ti dia misericordia e ti dia pace.“ [9]“ Die Zahlen in eckigen Klammern weisen auf die Anmerkungen im englischen Originaltext.
[5] https://www.erzbistum-muenchen.de/ueber-uns/dem-glauben-zukunft-geben/cont/78588
[6] http://www.glasmalerei-ev.net/pages/b2869/b2869.shtml
[7] https://rheumatologe.blogspot.com/2020/08/st-dionysius-in-keldenich.html St. Dionysius liegt ungefähr 6 km entfernt.
[8] https://www.freimaurer-wiki.de/index.php/Aufgel%C3%B6ste_Logen


.

Sammelsurium (213) 23.07.2022



Entführung durch Außerirdische
Ich betrachtete ein altes Foto von meiner Konfirmation und überlegte, ob ich nicht doch von Aliens entführt worden war und diese Feier auf einem anderen Planeten in einer fernen Galaxis stattGefunden hatte.

EisBlumen

Die EisBlumen blühen schon lange nicht mehr. Und wenn sie wieder blühen, wird uns das auch nicht mehr gefallen.

Music is
Cosmoradio hat kurze Statements von Künstlern eingeführt, die beginnen mit „Music is ...“, und die sind fast immer so bescheiden, daß ich jedes Mal erwarte, daß sich mir der Darm verschlingt. Besonders übel ist es  mittags, wenn die Sendung „No comment“ läuft. Ist damit auch eine MogelPackung. Mir wäre doch der WortBeitrag von Moderator:in lieber als das. O.K. -: wechsle ich eben den Sender.

Doping, Drogen
Die Tour de Trance hat wieder einmal begonnen. Vielleicht lese ich nochmals Carlos Castaneda.

Hohe Acht

Die Gegend um die Hohe Acht wird „das Matterhorn der Eifel“ genannt, also das Dach der Eifel, „daß es auch auf den höchsten Alpenbergen nicht schöner sein kann“. Schreibt Konrad Fleischmann in „Das Eifel-Wanderbuch“ [1]. Ja, der muss es wissen, denn er hat auch „Das Alpen-Wanderbuch“ geschrieben.

Kopftuch / Burka
Taucht gerade wieder in den Nachrichten (WDR 3) auf. Vielleicht können wir uns auf das einigen:
KopftuchZwang – schlecht / Kopftuch tragen – gut.
Wenn das Tragen des Kopftuches (Burka, Tschador usw.) angeordnet wird und dann noch von einer Gruppe von Männern, lehne ich das ab, auch wenn sich Frauen damit arrangieren können, aber wenn Frauen ein Kopftuch tragen wollen, sollte das respektiert werden. Der Burkini im SchwimmBad oder am Strand sollte selbstverständlich sein, während die Burka am FKK-Strand nichts zu suchen hat.

ISS
Das Licht des SommerAbends schwindet und es ist bereits frisch geworden mit 11° C. Die Zikaden scheinen sich nicht davon gestört zu fühlen und musizieren. Und dann noch die helle ISS, die man Runde um Runde sehen kann; jedenfalls wenn es dunkel genug ist und sie von der Sonne anGestrahlt wird. Man kann die Daten für die Beobachtung im Internet einsehen, so ähnlich wie bei der ruhelosen Kugel [2].

Gluck
Ein heißer SommerTag. Der Wind ist eingeschlafen oder aber er hält Siesta. Nichts regt sich, auch die Vögel schweigen. Da fällt eine Kirsche in den Teich – gluck!

Sanfte Brise
Die sanfte Brise war so schwer an WiesenDuft, an BlütenDuft und Feuchtigkeit, die von einem kurzen RegenSchauer herRührte, daß man meinen konnte, sie hätte sich in der Wiese lustVoll wie ein Schwein gesuhlt, aber sie war noch leichter als ein Kamm durch FrauenHaar über die Wiese gefahren. In diesen Duft mischte sich der Hauch des Windes in den Blättern der Buchen und Birken, das Blau des Himmels und meinen Blick dortHin.

SeeScheiden
SeeScheiden oder MantelTiere haben als Larven eine GehirnAnlage, die sich aber zurückBildet, sobald sie zu erwachsenen, sessilen Tieren werden. Und alle, die wir nicht festGewachsen sind, überlegen wir uns jetzt, ob wir das nicht auch vom Menschen kennen oder -: ob wir nicht auch MantelMenschen kennen.




Links und Anmerkungen:

[1] Konrad Fleischmann: Das Eifel-Wanderbuch. BLV Verlagsgesellschaft, München 1979/1990. ISBN: 3-405-14126-2
[2] Kurt Kusenberg: Mal was andres! Eine Auswahl seltsamer Geschichten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1954/1968. S. 86-89.
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Seescheiden Der englische Begriff sea squirt ist besser als SeeScheide.


.

Friday, July 22, 2022

FreitagsGedichte / #KurzLyrik 22.07.2022

 




泉壑帶茅茨,雲霞生薜帷。
竹憐新雨后,山愛夕陽時。
谷口書齋寄楊補闕
錢起
Am Bach in der Schlucht liegt meine strohgedeckte Hütte,
Abendlicht fällt durch Wolken und die Ranken um die Feigenbäume.
Der Bambus wirkt eleganter nach dem Regen,
Die Berge sehen liebenswert aus bei Sonnenuntergang.
Aus meiner Hütte am Taleingang an den kaiserlichen Ratgeber Yang
von Qian Qi


Steine
Oh, Ihr Steine
Hört doch auf zu rollen
Haltet ein
Für eine Weile nur

Laßt Moos auf euch wachsen
Grünes Moos
Für eine Weile nur

Bevor ihr wieder rollen müßt
Denn eure Bestimmung ist zu rollen
Bis ihr zu Staub zerfallen seid
Korn um Korn


Aral See

    unser Schiff
Liegt
In
Den
SandFluten
Des
Aral Sees
Und
Wartet
Auf
Genügend
Wasser
Unterm
Kiel
Aber
Wir
Warten schon
    Lange
Nicht mehr

Mutungen der Träume

    meine Träume
Mutet
Der
TaubBlinde
Mit
Mir
Spricht
Er
Nicht
Aber
Er
Malt
Schwarze Kreise
    Auf
Buntes Papier

Schwarz
    die Schwarz-
Pappel
Die
Sich
Wiegt
Wie
Der
Bambus
Wie
Ein Pendel
In
Der Wiege
Hin
Und
Her
Schwarz
Weiß
SchwarzWeiß
Und da
    BeGinnen
Die Gedanken

Die Liebenden
    sie tragen
Die
Narben
Ihrer
Küsse
Und
UmArmungen
Trotz
Schmerz
Küssen
Und
UmArmen
Sie sich
    Doch
Immer noch

Nacht
    die Nacht
Ist
So
Herrlich
Dunkel
Mit
Dir
Aber
Diese Sterne
    Was
Morsen sie?

Licht
    so eine
Nacht
In
Der
Die
Dunkelheit
Schatten
Wirft
Doch dann
    Stirbt
Auch sie

War
    war nur
Noch
Im
VerGessen
Was
  Er
    Wollte
Wo
  Er
    War
Wer
  Er
    War
VerGessen
Er war
    Doch
So wahr

Wellen
    die Kirsche
Fällt
In
Den
Teich
Immer
Tiefer
Und
Oben
Breiten
Wellen
Sich
Aus
Dann aber
    VerGehen
Auch sie 



Qian Qi lebte von 710-782. Drei seiner Gedichte sind in die Anthologie 300 Gedichte der Tang-Zeit aufgenommen worden.



.



Thursday, July 21, 2022

Über das Unterstreichen und Kommentieren in Büchern

 


Eigentlich sind es nur drei Striche in einem Buch (siehe oben) gewesen, die den Ausschlag gaben, mich dem Thema geordneter als z.B. im Sammelsurium zu nähern. Warum markieren Leser etwas in einem Buch?

Ich hatte einen Geschichtslehrer, den Dr. Flink, der meinte, man müsse immer mit einem Bleistift das gelesene markieren. Immerhin lasen wir so bei ihm „Über den bewaffneten Kampf in Westeuropa“ als Raubdruck [1]. Und wer hätte nicht in Caesars De Bello Gallico die Vokabeln dünn mit spitzem Bleistift hineingeschrieben. Aber dazu später mehr.

Zunächst geht es um das Verunstalten von Büchern. Das Buch, in dem es mir gerade aufgefallen war, ist von Martin Buber [2]. Es ist sehr schön gestaltet. Die drei Striche sind völlig überflüssig, denn das Buch enthält nur etwas mehr als 100 Seiten, es ist die einzige Markierung und es hat auch noch ein Lesebändchen. Die Striche sind mit der Stärke eines Griffels auf der Schiefertafel geführt, so daß sie sich noch in die folgenden Blätter durchdrücken. Wenn jetzt noch eine Ecke umgeknickt worden wäre, anstatt das Lesebändchen zu benutzen, ...


In einem Kompakt-Wissen Band Spanisch [3] sind nur einige Seiten markiert; die im Kapitel „Los jóvenes“ mit rosa Herzchen und die im Kapitel „La inmigración“, wie im Bild gezeigt. „Wichtig für Klausur“ werte ich an eine Art Anruf der Bildungsgöttin: Sieh her, ich habe gearbeitet, hilf mir, die Klausur zu bestehen.


Ein weiteres Buch, bei dem ich mir den Luxus gestatte, es zu behalten, ist von Arno Schmidt [4].  Aus dem Leben eines Fauns habe ich in verschiedenen Versionen und dieses Buch hatte ich einmal auf einer Reise dabei. Das Buch zeigt erhebliche Gebrauchsspuren und die stammen von der Abiturientin, die es mit wechselnder Intensität gelesen hat. Ein Teil ist fettdurchtränkt. Einige Seiten sind durch Umknicken von Ecken gekennzeichnet (OMG!). Man erfährt aber auch, was für Wörter nachgeschlagen werden mußten, z.B. ist Antiquriar („Altbuchhändler“) nicht mehr geläufig – ich hätte ohne Antiquariat in dem Alter nicht existieren können, aber heute sucht man sie vergebens. Beim Bild hat mich verwundert, daß sie den Hinweis auf die Farbordnung der Gothaer am Rand niedergeschrieben hat, denn Schmidt erläutert sie doch im Text. Und noch ein Zitat, das sie angestrichen hat: „Eine alte Frau, auf ein Fahrrad gestülpt, unsicherte durch Schulkinder.“ Wenn ich nicht gerade ein anderes Buch angefangen hätte, würde ich es sofort wieder lesen.


Und dann sind da noch die Kritzeleien von Matthias, die ich schon einmal erwähnt habe [5]. Ich hatte damals dazu geschrieben: „Lieber Matthias - gewöhnlich bin ich gegen das Bekritzeln von Büchern, in diesem Ausnahmefall hast Du aber klug gehandelt“.

Zusammenfassend kann man vielleicht in den eigenen Schulbüchern Anmerkungen durchgehen lassen, aber in gehobenen Ausgaben oder entliehenen Büchern haben Kritzeleien nichts zu suchen.


Links und Amerkungen:
[1]  RAF Kollektiv: Über den bewaffneten Kampf in Westeuropa. [Wagenbach, Berlin 1971]
[2] Martin Buber und Cornelia Muth: Heilende chassidische Geschichten. Martin Buber für Gestalttherapeutinnen und Gestalttherapeuten. Peter Hammer Verlag, Köln 2007. ISBN: 978-3-7795-0157-2.
[3] Kirsten Impekoven: Kompakt-Wissen Gymnasium / Spanisch - Wortschatz Oberstufe. Stark Verlag, o.O. 2009. ISBN: 978-3-8666-8065-4. NB: ist ziemlich gut zur Vorbereitung auf das Abitur geeignet (nicht nur Vokabeln, sondern auch Beispielssätze dazu).
[4] Arno Schmidt: Aus dem Leben eines Fauns. Kurzroman. FISCHER Taschenbuch, Frankfurt am Main 1973 bzw. November 1997.  ISBN: 3-596-29112-7.
[5] https://rheumatologe.blogspot.com/2020/05/die-geistigen-heilkrafte-der-edelsteine_19.html Buchbesprechung. Wally und Jenny Richardson: Die geistigen Heilkräfte der Edelsteine. Übermittelt durch Lenora Huett. Aquamarin Verlag, Grafing 1987. Übersetzung aus dem Amerikanischen von Susanne Harrington.  

.

Homöopathie – eine Buchbesprechung

 


 

Es sollte bekannt sein, daß ich ein Gegner der Homöopathie bin, jedenfalls hat sie in der Medizin nichts zu suchen. Als Glaubenssystem außerhalb der Medizin kann sie agieren wie die Astrologie,  Theosophie, Anthroposophie und weitere esoterische Richtungen mehr. Ich bin jetzt einmal gemein: gemein ist diesen esoterischen Richtungen, daß man Shakespeare zitiert, wenn man nicht mehr weiter weiß [1]. Man kann jetzt einwenden: warum liest Du denn überhaupt so ein Buch? Zumal es auch noch über 20 Jahre alt ist. Ach ja, um welches Buch handelt es sich eigentlich? Homöopathie von Sven Sommer [2]. Ich habe erst jetzt das Buch zufällig in einem Bücherschrank entdeckt und es dann auch gelesen. Mein Leben verläuft so ruhig, daß man sich auch zwischendurch ein wenig Ärger gönnen kann.

Der erweiterte Titel lautet: „Sanfte Medizin für Körper, Geist & Seele“. Was meint Herr Sommer mit Geist und Seele? Entweder ist es eine Tautologie oder er meint eine theologisch aufzufassende Seele, aber meint er dann nefesch oder Psyche (ψυχή) oder etwas ganz anderes? Körper, Geist & Seele – ich nehme an, daß der Grund nicht im Inhalt sondern im gemeinsamen Wohlklang der drei Wörter zu suchen ist.

Die Doppelseite 14/15 trägt die Überschrift: „Wie wirkt Homöopathie?“ Etwa 75% des Textes beschäftigt sich mit Medizin und nicht mit Homöopathie. Sommer vergleicht die Homöopathie mit Impfungen. Da hat er etwas falsch verstanden, denn Impfungen führen zu Antikörpern, die man nachweisen kann. Und was er über die Pockenimpfung schreibt, sollte man gleich vergessen und lieber den Wikipedia-Artikel lesen [3].

Es folgen in einem Kasten „Grundsätze des homöopathischen Wirkprinzips“. Als erstes wird das Simileprinzip in einem Satz erwähnt.
Mit einem Schlüsselexperiment meinte Hahnemann, die Grundlage für die Homöopathie entdeckt zu haben. Hahnemann hatte Chinarinde eingenommen und meinte, daß es Fiebe auslöse, wobei er allerdings gar kein Fieber mittels Thermometer gemessen hatte, denn Fieberthermometer gibt es erst seit den 1860iger Jahren. Das Experiment konnte schon Hahnemann nicht wiederholen. Aber man hatte diesen Versuch an der Universität Gießen im Rahmen einer Vorlesung wiederholt und das Ergebnis ist im Deutschen Ärzteblatt [4] veröffentlicht worden. „Die Körpertemperatur hatte sich nicht verändert (35,8 Celsius vor der Vorlesung, 36,15 danach); der Puls blieb unauffällig.“ Also zusammenfassend ist der Schlüsselversuch nicht reproduzierbar.
„Die Potenzierung […] verstärkt die Heilwirkung und vermeidet ungewollte Nebenwirkung.“ Wieso sollte das so sein? Wo wäre ein Nachweis für diese Hypothese – über 200 Jahre wären doch Zeit genug.
Auch der dritte Grundsatz, daß Selbstheilungskräfte angeregt werden, ist nie nachgewiesen worden.

Hahnemann verbot u.a. Kaffee, Zucker, Kochsalz und „das Lesen schlüpfriger Schriften“ während der Einnahme von Homöopathika. „Es ist amüsant und interessant, daß von allen diesen Empfehlungen nur die zur Vermeidung von Kaffee und Pfefferminzprodukten überlebt hat.“ Schreibt Sven Sommer selbst. Auf Seite 33. Amüsant – ja wirklich!

Bei Impfungen (S. 168 ff.) steht: „Der Heilpraktiker darf übrigens diese Infektionskrankheiten nicht behandeln und muss Sie an den Arzt verweisen.“ Das hindert ihn allerdings nicht, Mittel zu empfehlen mit dem Hinweis: „Der Krankheitsverlauf wird abgemildert, verkürzt eventuell sogar verhindert.“ Dafür gibt es allerdings keine wissenschaftliche Bestätigung.

Im Service-Teil (S.181) beantwortet Sven Sommer die Frage: „Kann mir ein nicht richtig gewähltes Mittel schaden?“ Sie ahnen die Antwort: „Nein, die Einnahme eines falschen Mittels kann Ihnen  (…) nicht schaden.“ Und: „Das falsche Mittel wird aber auch nicht helfen!“ Im Vertrauen, das richtige Mittel auch nicht. Sie möchten Ihr Haus blau angestrichen haben. Nach dem homöopathischen Prinzip schadet die falsche Farbe nicht, oder verklagen sie den Maler doch, der das Haus rot angestrichen hat?

Das Buch ist bebildert. Da ist die Kamille zu sehen oder die Herbstzeitlose. Schöne Bilder. Aber die Homöopathie ist keine Naturheilkunde, keine Phytotherapie und deshalb empfinde ich diese Bilder als unangebracht.

Muß ich jetzt die Homöopathie widerlegen? Nein. Die Homöopathie ist über 200 Jahre ihrer Pflicht nicht nachgekommen, einen Beleg für ihre Wirksamkeit zu erbringen [5].

Sollte das Buch von Sven Sommer in jedem Haushalt stehen? Nein. Schade um das bedruckte Papier.



Links und Anmerkungen:
[1] „There are more things in heaven and earth, Horatio, / Than are dreamt of in your philosophy.“ Hamlet, 1. Akt, 5. Szene. Wenn ich mich recht erinnere, schrieb William Shakespeare „our philosophy“ in der Urfassung. August Wilhelm von Schlegel übersetzte: „Es gibt mehr Ding im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt“. Was wäre wohl, wenn Schlegel philosophy nicht mit Schulweisheit übersetzt hätte?
[2] Sven Sommer: Homöopathie. Sanfte Medizin für Körper, Geist & Seele. Weltbild, Augsburg 2009 (Lizenzausgabe des Buches von 1999 im Gräfe und Unzer Verlag in München).
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Pockenimpfstoff Die erste gesicherte Dokumentation einer Pockenimpfung stammt aus China – steht im „Needham“ und mein Exmplar steht in Köln. Das werde ich allerdings noch nachträglich lesen. Joseph Needham: Science and Civilization in China. Volume 6: Biology and Biological Technology. Teil 6: Medicine. Cambridge University Press, Cambridge 1999.
[4] Hans-Joachim Krämer und Ernst Habermann: Ein Vorlesungsversuch zur Homöopathie.
Dtsch Arztebl 1997; 94(26): A-1811 / B-1556 / C-1442. https://www.aerzteblatt.de/archiv/6926/Ein-Vorlesungsversuch-zur-Homoeopathie
[5] https://scilogs.spektrum.de/detritus/gesamtschau-der-studien-zur-hom-opathie/


.

Wednesday, July 20, 2022

The Grand Tour – Bauhaus, Deutschland


Harry Seidler [1] zeigt in seinem Buch zwei Seiten mit Architektur, die dem Bauhaus bzw. diesem Geist zugeordnet werden kann: Gebäude von Walter Gropius, Le Corbusier und Mies van der Rohe. Zu dem Bild von Dessau schreibt Seidler: „Die Institution, die hier untergebracht war, stand für einen ganz neuen Ansatz in Architektur, Industriedesign und Kunst. Zugleich ist das Gebäude ein berühmtes Beispiel für eine Architektur, die unterschiedlicher Bestimmungen sichtbar macht. So ist der Flügel mit den Werkstätten vollständig verglast, um möglichst viel Tageslicht einzulassen.“


Ich bin bislang nie in Dessau gewesen, so daß ich von dort keine eigenen Bilder habe; allerdings könnte ich die mir von meinem Bruder holen, der selbst im Bauhaus-Stil arbeitet, z.B. Möbel oder Teppiche [2], und deshalb auch Dessau besucht hat. Aber ich habe Bilder von Köln-Buchforst, wo ich ausgewachsen bin. Ich habe meine alten Bilder oder die meines Vaters leider nicht gefunden, aber dann nochmals fotografiert.


Die Weiße Stadt und der Blaue Hof, beides Teile von Köln-Buchforst, wurden von den Architekten Wilhelm Riphahn und Caspar Maria Grod entworfen. Die katholische Pfarrkirche St. Petrus Canisius wurde dabei als Mittelpunkt der Siedlung Weiße Stadt geplant und ist eine der wenigen im Bauhausstil errichteten Kirchen in Köln [3]. Genau gegenüber der Kirche haben wir in meiner Kindheit gewohnt [4]. Die Kirche wurde 1931 geweiht, also noch vor der Machtübernahme durch die Nazis.


Den Nazis hatten den Plan, das Bauhaus zu Fall zu bringen. Mies van der Rohe das Bauhaus als privates Lehrinstitut in Berlin-Steglitz, wo meine Eltern her stammen, im Bestand zu sichern. Das ging nur von 18.10.1932 bis zum Eindringen der SA am 11.04.1933, so daß das Bauhaus anstatt der „freiwilligen Gleichschaltung“ zuzustimmen sich am 20.07.1933 (also vor genau 89 Jahren) aufzulösen [5].


Die Weiße Stadt ist weiterhin weiß angestrichen. St. Petrus Canisius besteht ebenso. Und die Aufschriften wie Apotheke und Metzgerei bestehen auch noch, die Betreiber haben gewechselt. Entfernt wurde der Schriftzug Meierei, da es schon früh in meiner Kindheit kaum mehr solch ein Geschäft gab [6].
 
Nach dem Entwurf von Marcel Breuer


Links und Anmerkungen:
[1] Auftakt und Buchbesprechung hier: https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/the-grand-tour-buchbesprechung-und.html
Harry Seidler: The Grand Tour - Reise um die Welt mit dem Blick des Architekten. Taschen GmbH, Köln 2004. ISBN: 3-8228-3871-6
[2] https://www.markanto.de/homage-to-the-bauhaus-teppich.html oder https://www.markanto.de/homage-to-the-meister-teppich.html
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Petrus_Canisius_(K%C3%B6ln)
[4] Meine Eltern haben ungefähr 65 Jahre in Buchforst gelebt.
[5] Diether Schmidt: bauhaus. weimar 1919 bis 1925 / dessau 1925 bis 1932 / berlin 1932 bis 1933. VEB Verlag der Kunst, Dresden 1966.
[6] https://rheumatologe.blogspot.com/2017/03/der-niedergang-der-fischgeschafte.html – Der Niedergang der Meierei-Geschäfte wird allerdings angesprochen.


.

Tuesday, July 19, 2022

LYRIK-Taschenkalender 2015 28. KW 19.07.2022

 


Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2015 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem Gedicht vorgestellt. Er ist mir jetzt wieder in die Hände gefallen. Auch dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2014/2015 und 2020-2022.



28. KW
Peter Hille: Kosmos. Ein Elementarlied


Blüten
Die Blüten
Über den Gräbern
Grelle Blitze
In der Nacht
Dann fallen sie
Auf die Gräber

Mit Blüten
BeDeckt
Die Toten
Haben keine Zeit
Zum Schlafen
Zu viel Geschichte

Dann zieht
Das Gewitter weiter
Dann schlafen
Die Lebenden und die Toten

Eigentlich ein ElementarLied, denn schon in Zeile 5 ist von Qual die Rede, die in Zeile 7 zu Qualen gesteigert wird. „Bitteres Wasser“, „böses Feuer“ … und alles endet im „grell aufschreienden Gestade“.

Himmel
    er ist
Gerade
So
GnadenLos
Blau
Und
Die
Sonne
VerSengt
Der
Birke
Die
Blätter
Aber
Die Wiese
    Tröstet
Noch grün

Qual
    die Qual
liegt
Nicht
In
Der
Schönheit
Sondern
In
Der
Gewißheit
Sie IrgendWann
    VerLieren
Zu müssen
 

28. KW
Kommentar: Jan Kuhlbrodt


Die Bohème trank aus Schuhen (igitt!) -: aber wenigstens waren die Schuhe nicht betrunken sondern die Trinker. Wahrscheinlich waren sie es schon vorher.

Das WeltAll ist weder gut noch böse. Aber es ist ist so was von imperfekt, daß es dadurch dem Menschen ein gewisses Recht verLeiht, sich für die Krone der Schöpfung zu halten; was allerdings immer noch ziemlich überHeblich ist.

Wege
    die Wege
Des
Lebens
Sind
Nicht
Markiert
Und
Was
Als
Karte
Gilt
Oder
HinweisSchild
Dient nur
    Uns
Zu verWirren






.

Monday, July 18, 2022

Geschichten von K. - Das SpiegelBild.

K. hatte sich gewaschen, die Zähne geputzt und rasiert. Er ging durch die Diele, blickte im VorüberGehen kurz in den Spiegel und betrat sein SchlafZimmer. Er wählte seine Kleidung, zog sich an und ging erneut in die Diele. Diesmal blieb er vor dem Spiegel stehen und betrachtete sich eingehend in ihm. Er war zufrieden mit sich selbst, dabei doch nicht zu selbstGefällig.
Da sprach ihn sein SpiegelBild an. K. erschrak ein wenig, denn es verwunderte ihn doch, daß sein SpiegelBild das Wort an ihn richtete, denn in dieser Art sprach sein SpiegelBild, so unGewohnt, so überTrieben wichtigTuerisch: „Ich möchte nicht ein VerSäumnis auf mein Gewissen nehmen und Dir die Mitteilung enthalten, daß ich eine Feststellung getan habe: Du hast keinen Schatten mehr.“
„Ich heiße weder Schlemihl noch habe ich einen Pakt geschlossen“, antwortete K. Aber er schaute sich sicherheitshalber um und da war deutlich sein Schatten zu sehen. Sein Schatten lag friedlich wie ein Hündchen am Boden, wo er hingehörte. K. blickte wieder auf und in den Spiegel. Und da sah er, daß sein SpiegelBild keinen Schatten hatte. Er teilte es seinem SpiegelBild ein wenig triumpfierend mit.
„Deutlich sehe ich den Boden hinter Dir und da ist kein Schatten“, sagte nun das SpiegelBild.
So kann es nun weiter und weiter gehen, dachte sich K. und blieb stumm. K. richtete seine Krawatte und kämmte nochmals über sein Haar und war schon bereit zu gehen, als sich sein SpiegelBild nochmals meldete: „Halt! Wir sind noch nicht zu einem Ende gekommen!“
„Doch! Hier endet es“, war alles, was K. noch im HinausGehen auf den Flur sagte. Natürlich war es noch nicht zu Ende, denn K. dachte über dieses merkwürdige Gespräch nach, daß er mit wem auch immer, wenn nicht sogar mit sich selbst geführt hatte. Sein Schatten war definitiv dort, wo er hingehörte, aber es verwunderte ihn, daß er keinen Schatten in seinem SpiegelBild wahrgenommen hatte, wie auch das SpiegelBild ihm eine entsprechende Mitteilung gemacht hatte. K. ging weiter die Treppe hinunter zur HausTür und sah im dort im Fenster sein SpiegelBild, das mit der Achsel zuckte und grinste.

.

 

Sunday, July 17, 2022

Carpe Diem Haiku Kai #1364 Heat Wave

 



Summer heat
Sitting on the porch
Sweat on a letter

Blue sky
Without any scars
But flies buzz

Heat on the church
Hearing the stones pray
Or do they ache?





Hosted by:

http://chevrefeuillescarpediem.blogspot.com/2022/05/carpe-diem-haiku-kai-1362-summer-is.html

.


Altargesteck am 17.07.2022 – 5. Sonntag nach Trinitatis


Der Wochenspruch lautet: „Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“ [1] Es geht um das Vertrauen, das wir Gott entgegen bringen sollen. So wie Abraham, der als alter Mann noch in ein fernes Land geschickt wird, um dort neu anzufangen, was auch der Predigtext ist [2]. Die Bibel erzählt dann im neuen Testament von den Fischern, die ihre Netze zurücklassen oder von Paulus, der als Saulus aufgerufen wird, die frohe Botschaft zu verbreiten [3]. Dazu paßt auch das Lied „Vertraut den neuen Wegen“ [4]. In der dritten Strophe heißt es: „Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt!“

Den Psalm sprachen wir nach der Bearbeitung im Ergänzungsheft [5]. Gegen diese Auswahl und Bearbeitung ist gar nichts einzuwenden, aber … der Psalm 73 (bzw. die übernommenen Teile) stehen und der der Nummer 69 auf Seite 86. Das sorgt für Verwirrung, insbesondere, da wir von der dritten „korrigierten“ Auflage reden. Also ich wüßte, was da zu korrigieren wäre.

Überraschenderweise war die Versöhnungskirche ziemlich voll, da die Taufe, die in der Pauluskirche nicht stattfinden konnte, nun in einer der anderen Kirchen gefeiert wurde.  

Wie steht es um das Altargesteck? Gut, die liturgische Farbe in der Trinitatiszeit ist fast immer Grün, und die sei immer vertreten, schrieb ich einmal [6]. Man braucht gar nicht sehr genau zu schauen, um den Mangel an Grün festzustellen. So schön, wie es ist, dieses Altargesteck wäre sinnvoller zum Erntedankfest.


Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).


Links und Anmerkungen:
[1] Eph 2,8    
[2] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/GEN.12/1.-Mose-12 1. Mose 12,1–4a
[3] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1054  
[4] http://www.l4a.org/cgi-bin/4lieder?lookupMode=liedaufschlagen&lookup=Evangelisches+Gesangbuch+395
[5] Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) (Hrsg.): Lieder und Psalmen für den Gottesdienst. Ergänzungsheft zum Evangelischen Gesangbuch. 3. korr. Auflage, Leipzig 2019. ISBN 978-3-374-05705-4
[6] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/07/altargesteck-am-03072022-3-sonntag-nach.html Gerade einmal zwei Wochen ist das her!

.

LYRIK-Taschenkalender 2015 27. KW 17.07.2022


Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2015 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem Gedicht vorgestellt. Er ist mir jetzt wieder in die Hände gefallen. Auch dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2014/2015 und 2020-2022.


27. KW
Steffen Popp: Credo


Ich warte, bis aus Staub und Flusen Filz geworden ist, den ich dann packen und wegRäumen kann.

Unter der mumifizierten Leiche liegt kein Staub, nur um sie herum.

„die Seitenstraße“ -: nicht zu vergessen die SeidenStraße, über die der WüstenWind weht. Das Feuer des Lagers brennt herunter und die Sterne funkeln wieder.

Der FlickenTeppich, die GeheimZeichen im Teppich -: wo bleibt mein fliegender Teppich oder mindestens der fliegende Robert?

Ballade
    gerne würde
Ich eine
Ballade
Singen
Über
Die
TreitschkeStraße
Und
Besonders
Über
Die
Meierei
Mit
Der Tür-
    Glocke
KlingeLing

Sterne
    warum ist
Es
Bislang
Keinem
Dichter
Besonders
Aber
Nicht
Li Bo
AufGefallen
Daß
Die Sterne
    Lallen
Am Himmel


27. KW
Kommentar: Henning Ziebritzki


MondLicht, daß durch die Gardinen fällt, um in Kristalle zu erstarren, um die sich die Dunkelheit wie schwarzer Samt legt.

Schönheit ist aus sich selbst heraus, jedoch ein Schweigen muss errungen werden.

Unter Sternen
    normal, ja
Wenn
Die
Finstren
Hütten
Histrionisch
Die
Nacht
EinLassen
Aber
Die Sterne
    Müssen
Draußen bleiben

Die Botschaft, die ich am 03.09.2021 erhielt [1] -: Syrische Flüchtlinge, die vor dem Regime geflohen waren, benötigen hier, um als Flüchtlinge anerkannt zu werden, einen ExistenzNachweis eben dieses Regimes, den sich die syrische Botschaft mit 800 € vergüten läßt

„viele Ausrufezeichen“ -: hier im Gedicht ist allerdings nur ein AusrufeZeichen!!! VERSALIEN wurden in „Credo“ auch nicht benutzt. Ich erinnere mich an die Kritik einer klassischen MusikAufnahme im Fernsehen [2]. Der Kritiker bemägelte die „hektische Kameraführung“. Das Klavierstück wurde in der ersten Hälfte von schräg rechts und in der zweiten Hälfte von schräg links jeweils mit einer Standkamera, die nicht zoomte, ausgenommen [3].

„Geheimzeichen aus dem Teppich“ und „monolithisch“ -: führt mich unweigerlich zu The Shining in der Verfilmung von Stanley Kubrick [4], wobei die Assoziation zum Monolithen natürlich auf 2001: A Space Odyssey verweist.

„Geheimzeichen“ -: Diskos von Phaistos, Voynich-Manuskript, Rongo-Rongo-Tafeln, Mohenjo-Daro oder schlicht die GaunerZinken.

Max Hölzer -: „neue Keilschrift“ und „Eulen sterben damit die Erde nicht vereist“ [5].

Christian Saalberg -: von ihm habe ich kaum etwas gelesen, wo ich doch eigentlich lakonische Gedichte mag. Immerhin kannte ich ihn über Theo Breuer [6], den ich wiederum noch nicht kennengelernt habe, obwohl er doch im Nachbardorf (Sistig) wohnt.  „Kiesel & Kastanie“ ist der Titel des zitierten Buches von Theo Breuer. In Credo heißt es: „dies zu besingen: Kastanien, Geranien, Topfpflanzen“ -: so schließt sich dann der Kreis.

Mond
    wir gingen
Des
Abends
Den
Mond
Zu
BeTrachten
Da
BeTrachteten
Wir
Uns
Selbst
Und daBei
    Blieb
Es nicht




Links und Anmerkungen:

[1] Beitrag in CosmoRadio zur Bundestagswahl 2021 bzw. für Ausländer in Deutschland ohne WahlRecht. Bereits abends gab es keine Information mehr dazu auf der Webseite.
[2] Das ist so lange her, daß ich keine Quelle benennen kann.
[3] Endlich konnte ich mir das von der Seele schreiben. Und ich denke natürlich wieder einmal an Kurt Schwitters: „Kritiker Tran 27“. https://lyrikwiki.de/mediawiki/index.php/Kritiker_(Schwitters)
[4] https://www.zeit.de/kultur/film/2013-09/dokumentarfilm-room-237  
[5] Max Hölzer: Ode an André Breton. In: Edgar Jené, Max Hölzer (Hrsg.): Surrealistische Publikationen. Josef Haid Verlag, Klagenfurt 1950.
[6] Theo Breuer: Süchtig nach dem Saalberg-Sound. In: Kiesel & Kastanie. Von neuen Gedichten und Geschichten.  Edition YE, Sistig 2008. S. 165-171.

.