Monday, January 30, 2023

The Grand Tour – Chichen-Itza, ca. 800 n. Chr.

 


Harry Seidler [1] zeigt in seinem Buch auf einer Doppelseite eine Aufnahme der Kukulkán-Pyramide (ca. 800 n. Chr.) und eine halbe Seite von der Pyramide hinab fotografiert. Die Steinpyramide beschreibt er als klar gestaltet und weist auf einen Sakralraum im Inneren hin. Zu der Aufnahme von der Pyramide hinab schreibt er unter anderem: „Die langen Mauern bilden ein Spielfeld – die steinernen Ringe waren „Körbe“. Der „Kriegertempel“ ist von 1000 Säulen umgeben.“ Den allerdings zeigt er nicht.


Ich habe die Pyramide deutlich nach Harry Seidler besucht, das war vor etwa 25 Jahren und mittlerweile habe ich die alten autologen Aufnahme (APS) digitalisieren lassen und bearbeitet. Damals war es noch erlaubt, die Kukulkán-Pyramide zu besteigen. Das hätte man schon damals verbieten sollen, denn die Stufen sind steil und besonders für den Abstieg gefährlich. Außerdem beschleunigt es den Prozess des Verfalls. Heute ist der Aufstieg verboten und insbesondere ist die Entweihung der Kultstätte verboten. Das hatte eine Touristin (später als die 29-jährige Mexikanerin Abigail Villalobos) missachtet und wurde mit umgerechnet 260 US$ bestraft [2].


Kukulkán ist in der Sprache der Maya der Gott, den die Tolteken als Quetzalcoatl bezeichneten; es bedeutet in beiden Sprachen gefiederte Schlange. Der Sakralraum in der Kukulkán-Pyramide war demnach dem Gott Kulkulkán geweiht. Auf die Gottkönigschaft eines Herrschers mit dem Namen Quetzalcoatl weise ich nur hin [3]. Chichen-Itza wurde 711, aber bereits 889 von den Maya verlassen. Die Pyramide steht auf einer älteren, kleineren Pyramide. Und kommen wir noch einmal auf die Stufen zu sprechen, die vier Treppen haben jeweils 91 Stufen und dazu noch die Plattform – 4x91+1=365.


Vor der Pyramide sieht man nordöstlich den Tempel der Krieger und nordwestlich liegen die Mauern mit dem Pelotafeld. Das runde Observatorium liegt südwestlich. Es sieht modernen Observatorien erstaunlich ähnlich. Auch in Indien konnte ich ein rundes Observatorium besuchen, jedoch ohne Kuppel [4]. Vielleicht ist die Niederschlagsmenge dafür verantwortlich.

Zur besseren Erkennbarkeit des Reliefs erheblich bearbeitet.


Dankend erinnere ich mich an die Professoren Karl Anton Nowotny [5] und Peter Tschohl, die  beide mein Interesse für Mesoamerika in ihren Vorlesungen und Seminaren am Institut für Ethnologie der Universität zu Köln geweckt hatten.

 

Links und Anmerkungen:
[1] Auftakt und Buchbesprechung hier: https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/the-grand-tour-buchbesprechung-und.html
Harry Seidler: The Grand Tour - Reise um die Welt mit dem Blick des Architekten. Taschen GmbH, Köln 2004. ISBN: 3-8228-3871-6
[2] Das Video und ein Artikel der New York Post dazu hier: https://nypost.com/2022/11/23/abigail-villalobos-ided-as-tourist-who-climbed-mayan-pyramid/ „She was seen in TikTok videos dancing on the steps at the top of the pyramid and entering the temple, … / Furious onlookers hurled profanities at the rule-breaker, calling her an “a–hole” and an “idiot” in Spanish, and demanding that she be jailed.“
[3] Hans Helfritz: Amerika - Inka, Maya und Azteken. Verlag Carl Ueberreuter, Wien 1979.
Hans Helfritz (1902-1995) war ein deutscher Komponist, Musikwissenschaftler, Schriftsteller und Fotograf. https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Helfritz_(Komponist)
[4] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/10/the-grand-tour-jaipur-jantar-mantar-1728.html
[5] Karl Anton Nowotny (1904-1978) https://en.wikipedia.org/wiki/Karl_Anton_Nowotny – bei ihm hatte ich auch meine Zwischenprüfung in Ethnologie abgelegt.
[6] Peter Tschohl (1935-2007) https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Tschohl – ich erinnere mich sehr gut an ein Seminar zur Zusammenführung von Codices.


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