Saturday, January 7, 2023

Ein Versuch zur Klassifizierung von chinesischen Teesorten

 



Kapitel 1: Einleitung

Wenn man versucht, Tee zu klassifizieren, dann stößt man schnell auf Grenzen, da sich die einzelnen Kategorien überschneiden oder aber manche Teesorten sich schlecht zuordnen lassen. Kategorien, die in China üblich sind, sind im Westen wiederum unüblich. Das mag teilweise darauf zurückzuführen sein, daß nicht alle Teesorten in den Handel, insbesondere den internationalen Handel gelangen. In Taiwan habe ich auf Wochenmärkten Tees gesehen, die in Zitrusfrüchte gestopft, dann mit Schnüren umschlungen worden waren, um eine weitere Fermentation zu erfahren, die dann durch Trocknen (weitestgehend) gestoppt wurde; da möchte ich die EU-Bestimmung sehen, die solch einen Tee die Grenze passieren läßt.

Ich will mich auf chinesischen Tee () aus der Teepflanze (Camellia sinensis) beschränken und andere Tees, z.B. Aufgüsse aus Kräutern oder Tees wie Yerba Mate, Coca-Blätter, Lapacho und eine Vielzahl mehr ausschließen. Wir brühen typischerweise den Tee aus Teeblättern mit 60–100°C heißem Wasser auf, aber auch andere Methoden sind denkbar.

Eine Auflistung von chinesischen Tees auf der englischen Wikipedia-Seite [1] bringt folgende Aufstellung:
Black tea (紅茶) – Englisch: schwarzer Tee / Chinesisch: roter Tee
Green tea (綠茶) – Englisch: grüner Tee / Chinesisch: grüner Tee
Oolong (Wulong) – Englisch: Oolong / Chinesisch: fehlt, aber es wird so geschrieben: 烏龍茶
White tea (白茶)  – Englisch: weißer Tee / Chinesisch: weißer Tee
Yellow tea (黃茶)  – Englisch: gelber Tee / Chinesisch: gelber Tee
Fermented / Dark tea (黑茶) Englisch: fermentierter oder dunkler Tee / Chinesisch: schwarzer Tee

Dieser Wikipedia-Artikel wendet sich an ein Englisch sprachiges Publikum und es gibt von ihm nur eine Teilübersetzung ins Tamilische [2]. Die Einteilung geht vom bekannten zum unbekannten Tee. Zunächst meint man, hierbei eine Klassifizierung nach Farben vorzufinden. Aber was im Westen schwarz ist, nennt der Osten rot. Gut – „Der Osten ist rot“ (东方红), wie das Loblied der Roten Garden auf Mao Zedong (毛泽东) lautete. Die Chinesen blicken auf die Farbe des Aufgusses, der Westen blickt auf die Teeblätter. Und was ist mit Oolong-Tee, das ist keine Farbbezeichnung oder doch? Man könnte darunter bernsteinfarbene Tees (Englisch: amber) verstehen, ich dachte, es handele sich um ein Toponym, aber in China wird Oolong unter der Farbe Qing () [3] geführt. Und da wird es wieder kompliziert, denn Qing kann für die Farben Blau, Schwarz und Grün stehen, auch für das Weiße vom Ei kann es stehen, wenn ich hier einmal Gelbe vom Ei weglassen darf. Qing steht für alle möglichen Naturfarben, es ist am ehesten ein bläuliches Grün, so wie die Ampeln in Japan, worauf ich in einem völlig anderen Zusammenhang einmal hingewiesen habe [4]. Was kann die Bezeichnung Weiß bedeuten? Vielleicht kaum behandelt, unfermentiert; aber da liegt doch noch mehr drin. Und gelber Tee? Eher eine Unterscheidung zu grünem Tee nicht durch die Farbe sondern eine bestimmte Methode des Dämpfens. Die Einteilung dunkler oder chinesisch schwarzer Tee beinhaltet eine andere Fermentierung als die von Schwarz-Tee oder Oolong-Tee, denn diese  sind chemisch zu erklären. Die weitere Fermentierung etwa von Pu-er-Tee erfolgt durch Mikroorganismen. Pu-er-Tee sieht übrigens rot wie Schwarz-Tee aus.

Eine Einordnung nach Farben ist praktisch, bleibt aber problematisch; wenn Farben für chinesische Teesorten benutzt werden, dann am besten nach chinesischer Tradition.

Wir haben bereits weitere Merkmale kennengelernt, die bei der Klassifizierung helfen können. Wir könnten den Fermentierungsgrad und die Verarbeitungsart als Unterscheidungsmerkmale nutzen. Die Möglichkeiten, den Tee nach der Fermentierung weiter zu bearbeiten, als wären: in Blöcke pressen, pulverisieren, zu Pasten verarbeiten, durch Mikroorganismen oder Enzyme verändern lassen. Ein Thema wird sicherlich die Unterscheidung nach Herkunftsgebiet sein. Wie oder besser was wird gepflückt? Nur die Spitze, die ersten drei Blätter? Hochpreis gegen Niedrigpreis? Sollen in die Betrachtung auch Sorten gehören, die wir hier ziemlich sicher nie sehen werden? Wahrscheinlich sind sie zu interessant, als daß man sie wegläßt.

Ziel ist nicht, eine neue Klassifikation zu schaffen, aber bestehende Klassifikationen abzugleichen und wissen, wie man damit arbeiten kann.



Links und Anmerkungen:
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Chinese_teas
[2] https://ta.wikipedia.org/wiki/%E0%AE%9A%E0%AF%80%E0%AE%A9_%E0%AE%A4%E0%AF%87%E0%AE%A8%E0%AF%80%E0%AE%B0%E0%AF%8D_%E0%AE%AA%E0%AE%9F%E0%AF%8D%E0%AE%9F%E0%AE%BF%E0%AE%AF%E0%AE%B2%E0%AF%8D
[3] Das Zitat dazu lautet: 在中國大陸,烏龍茶的茶葉加工分類上屬於綠紅黃白黑青六大茶系中的青茶,。。。https://zh.wikipedia.org/wiki/%E4%B9%8C%E9%BE%99%E8%8C%B6  
[4] „ Die Verwirrung setzt sich bis heute z.B. in Japan durch, wo die Ampelphase für unser Auge blau und nicht grün ist. Zu gibt es eine nette Quora-Diskussion: https://www.quora.com/In-Chinese-does-the-color-%E9%9D%92-mean-green-or-blue.“  https://rheumatologe.blogspot.com/2022/07/freitagsgedichte-kurzlyrik-01072022.html


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