Kapitel 2.1: Boden und Dünger
Bei den Recherchen zur Klassifizierung kam ich über den Lu'an Tee (六安茶), der auch Lu'an Melonensamen Tee (六安瓜片茶) genannt wird, dazu, über Boden und Dünger nachzudenken. Im englischen Wikipedia Artikel zu chinesischem Tee [1] kann man lesen: „The Lu'an tea from the Bat Cave of Jinzhai County is considered of superior quality, as thousand of bats in the cave can provide an ideal fertilizer for the tea plants.“ Daher kommt die Idee, sich mit Dünger zu beschäftigen.
Bleiben wir zunächst beim Lu'an Tee. Der kommt natürlich auch im Traum der Roten Kammer vor, wie der Baidu Artikel erwähnt [2]; ich auch schon einmal über Teewasser im Roman Der Traum der Roten Kammer geschrieben [3]. Wie ich aus dem Baidu Artikel und einem weiteren aus Taiwan [4] entnehmen kann, ist der Fledermaus-Kot-Dünger nur eine Vignette, die sich aber überhaupt nicht als Unterscheidungsmerkmal eignet. Vielmehr ist es die komplizierte Art, wie der Tee verarbeitet wird, wobei eine bestimmte, sehr kurze Röstung in der Pfanne eine Rolle spielt, die manuelles Geschick der beteiligten Handwerker erfordert. Und dann spielen noch Verpackung und Ablagerung eine Rolle, so daß der Lu'an Tee sich dann ähnlich dem Pu'er Tee (普洱茶) verändert. Dementsprechend schlägt man im Artikel aus Taiwan auch vor, ihn den schwarzen Tees (黑茶) wie den Pu-er Tee zuzuordnen. Traditionell wurde er gerne gegen Magenbeschwerden getrunken.
Ich habe in PubMed gesucht und 44 Artikel über Tee und Dünger (fertilizers) gefunden. Die stammen nicht nur aus China, sondern auch aus Indien oder dem Iran sowie weiteren Ländern waren Artikel dabei. Die meisten sind von der Verbesserung des Anbaus motiviert.
Ein iranischer Artikel hatte u.a. die Zugabe von Harnstoff untersucht [5]. Man fand mehr Tannin im Tee. Ein chinesische Forschergruppe fand heraus, daß Harnstoff die Verfügbarkeit von Fluor aus dem Boden erhöht (Übersetzung: „Am wichtigsten ist, dass mit CO(NH2)2-Zugabe [Harnstoff] der Gehalt an F im Tee von der ersten bis zur fünften Knospe im Vergleich zu denen ohne CO(NH2)2 signifikant anstieg, ...“ [6]. Das ist allerdings nicht wünschenswert wegen der Gefahr einer Fluorose (Zahn- und Skelettfluorosen, z.B. Wirbelkanalverengungen). In einem weiteren Artikel wurde wild wachsender und kultivierter Tee verglichen [7]. Man fand heraus (Übersetzung): „Der analysierte kultivierte Tee war eine bessere Quelle für Antioxidantien mit einer höheren Konzentration an Koffein.“ Da muss ich gestehen, daß ich genau das Gegenteil erwartet hätte. Ein weiterer Artikel untersuchte die Veränderung der Mikroflora des Bodens [7] (Übersetzung): „Die Verwendung von organischem [Bio-] Dünger erhöhte die relative Häufigkeit von Burkholderiales, Myxococcales, Streptomycetales, Nitrospirales, Ktedonobacterales, Acidobacteriales, Gemmatimonadales und Solibacterales signifikant und verringerte die Häufigkeit von Pseudonocardiales, Frankiales, Rhizobiales und Xanthomonadales.“ Geben Sie es ruhig zu, bei Gemmatimonadales haben Sie an Guiliano Gemma gedacht [8].
Der Dünger kann vielleicht helfen, zwischen Bio-Tees und Tees aus nicht biologischem Anbau zu unterscheiden, aber das war es auch schon. Ansonsten völlig ungeeignet zur Unterscheidung von chinesischen Teesorten.
Links und Anmerkungen:
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_tea Übersetzung „Der Lu'an-Tee aus der Fledermaushöhle im Bezirk Jinzhai gilt als von höchster Qualität, da Tausende von Fledermäusen in der Höhle einen idealen Dünger für die Teepflanzen darstellen können.“
[2] https://baike.baidu.com/item/%E5%85%AD%E5%AE%89%E8%8C%B6/3505692 Die entscheidende Stelle lautete: 贾母道:“我不吃六安茶。”妙玉笑说:“知道.这是老君眉。” Übersetzung: „Mutter Jia sagte: „Ich trinke keinen Lu'an Tee.“ Miao Yu erwiderte lachend: „Weiß ich. Das ist Lao Jun Mei [Tee].“
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/09/teewasser-im-roman-der-traum-der-roten.html
[4] https://core.ac.uk/download/pdf/249335396.pdf Dieser Artikel ist sehr gut bebildert, so daß er auch für Nicht-Sinologen interessant ist.
[5] Shahram Sedaghathoor, Ali Mohammadi Torkashvand, Davood Hashemabadi and Behzad
Kaviani: Yield and quality response of tea plant to fertilizers. In: African Journal of Agricultural Research Vol. 4 (6), pp. 568-570, June, 2009. https://academicjournals.org/journal/AJAR/article-full-text-pdf/530485F34006
[6] Long H, Jiang Y, Li C, Liao S, Shi S, Huang C, Zhao S, Li X, Liao Y. Effect of urea feeding on transforming and migrating soil fluorine in a tea garden of hilly region. Environ Geochem Health. 2021 Dec;43(12):5087-5098. doi: 10.1007/s10653-021-00949-4. Epub 2021 Apr 28. PMID: 33913082. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33913082/
[7] Chowaniak M, Niemiec M, Zhu Z, Rashidov N, Gródek-Szostak Z, Szeląg-Sikora A, Sikora J, Kuboń M, Fayzullo SA, Mahmadyorzoda UM, Józefowska A, Lepiarczyk A, Gambuś F. Quality Assessment of Wild and Cultivated Green Tea from Different Regions of China. Molecules. 2021 Jun 13;26(12):3620. doi: 10.3390/molecules26123620. PMID: 34199199; PMCID: PMC8231865.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34199199/
[8] Lin W, Lin M, Zhou H, Wu H, Li Z, Lin W. The effects of chemical and organic fertilizer usage on rhizosphere soil in tea orchards. PLoS One. 2019 May 28;14(5):e0217018. doi: 10.1371/journal.pone.0217018. PMID: 31136614; PMCID: PMC6538140. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31136614/
[9] Giuliano Gemma, italienischer Schauspieler, 1938-2013. Filme, wie z.B. Auch die Engel mögen’s heiß (Anche gli angeli tirano di destro) bleiben mir in Erinnerung. https://de.wikipedia.org/wiki/Giuliano_Gemma
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