Tuesday, December 23, 2025

Sammelsurium (296) 23.12.2025


Damals
„Mein war im Ginster die heilige Schlange
Mit ihren Schläfen aus milchigem Mond.
Im Hoftor manchmal das Dunkel heulte,
Der Hund schlug an, ich lauschte lange
Den Stimmen im Sturm ...“
Peter Huchel [1]

RückSchau
325 n. Chr. [2]

Römische Münzreform. Der Solidus [3] erwies sich mit 4,48 g Gold als solide Währung, denn sie blieb über 700 Jahre gültig.

LeuchtTurm 
„ich bitte dich / zeichne einen leuchtturm / an die wand deines hauses //“ schreibt h.c. artmann in: ein lilienweißer brief aus lincolnshire [4]. Den Teufel werde ich tun und solch ein PhallusSymbol an mein Haus malen, das überlasse ich den Männern in Bhutan 

Wir / Ich 
Sage nicht wir, wenn du dich meinst, aber inkludiere uns in deinem ich -: ach ja, dann heißt es natürlich wir.  

Die Moderne
Natürlich gab es im Alten Rom schon ReiseUhren, allerdings hatten diese SonnenUhren keine WeckFunktion. Sie waren in der Regel aus Bronze und verstellbar. Die Clepsydra (Wasseruhr) war für die Reise nicht geeignet.

PferdeSchwänze
Es ist doch merkwürdig, daß PferdeSchwänze an jungen Frauen auf Pferden am besten aussehen. Oder ist da jemand anderer Meinung? 

Wege 
Warum nur stehen an den Wegen, die niemals aus dem Kreis hinaus ↑←↓→ Führen, so viele HinweisSchilder?  

Im Märzen  
Da besingt Ina Seidel [5] in „Pflüger“ [6] „Pflugschar und Rosse“ „im dampfenden März“. Heute aber werden die Felder schon im Dezember gepflügt. Das Blut-und-Boden-Bild des hinter seinem PferdeGespann mit der PflugSchar herLaufenden Bauern ist leider wieder en vogue.

Das gehört beim besten Willen nicht zu den Gedichten.

Da bei den Fichten 
Tat Goethe dichten. 
Und bei den Tannen 
Blieb der Nebel hangen.
Der Mond stand ferne, 
Besah sich's gerne. 
Schon ging hin die Nacht. 
Dein Atem war sacht. 
Auf lebt die Sonne, 
Bringt nichts als Wonne. 
Schon bellen Hunde 
Zur Morgenrunde. 

Das Pfeifen der Eisenbahn
Wo ist das Pfeifen der Eisenbahn geblieben? Der ICE pfeift nicht mehr, weil er schon nach dem Pfiff nicht mehr rechtzeitig halten könnte. 






Links und Anmerkungen:
[1] Aus: Peter Huchel [1a]: Damals. In: Akzente. Zeitschrift für Dichtung. Herausgegeben von Walter Höllerer und Hans Bender. 3. Jahrgang 1956. Carl Hanser Verlag, München 1954-1973. Nachdruck Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1975. S. 27.
[1a] Peter Huchel (1903-1981) war ein deutscher Lyriker und Redakteur. Er stammte aus Lichterfelde. Die elterliche Wohnung lag in der Chausseestraße 32 (heute Hindenburgdamm 32) und die Straße mußte ich als Kind entlang, wenn wir mit dem Bus zum Garten in der Kolonie Abendruh fuhren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Huchel 
[2] Werner Stein: Kulturfahrplan. Die wichtigsten Daten der Kulturgeschichte. Von Anbeginn bis heute. Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin und Darmstadt 1946/1957. S. 307. 
[3] Den Solidus gibt es bereits für knapp unter 1000 €, für besser erhaltene Stücke zahlt man in diesem Handelshaus bis um 9000 €.
https://www.ma-shops.de/shops/search.php?searchstr=solidus&catid=122 
[4] In: h.c. artmann: ein lilienweißer brief aus lincolnshire. gedichte aus 21 jahren. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1978. S. 381.
[5] Ina Seidel (1885-1974) war eine deutsche Lyrikerin und Romanautorin. 
"Am Führerkult um Adolf Hitler beteiligte sie sich mit ihrem Gedicht Lichtdom, das in den Zeilen gipfelt: „Hier stehn wir alle einig um den Einen, und dieser Eine ist des Volkes Herz“.[x]" 
"Werner Bergengruen (1892–1964) nannte Seidel wegen ihrer häufigen Hitlerhuldigungen in seinen Aufzeichnungen in Anspielung auf ihren Bestseller Das Wunschkind das „Glückwunschkind“.[x] Der Philologe Victor Klemperer bemerkte 1947 enttäuscht: „[...] Ina Seidel ist ein trauriges Kapitel für sich“.[x]" 
Mich verwundert, daß ihr 1966 das Große Bundesverdienstkreuz verliehen wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ina_Seidel 
[x] Verweist auf die jeweilige Fußnote der Zitate aus Wikipedia.
[6] Ina Seidel: „Pflüger“. In: Ohne Autor: Gedichte. Balladen und Lyrik. Georg Westermann Verlag, Braunschweig 1959. S. 111. Allerdings gibt es einen Hinweis: „Herausgegeben vom Lesebuchausschuß der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens zu Hamburg“. (Paßt!)

PS. Ab hier nur für regelmäßige Leser – ein FleißBild:




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Das Gröttchen unterhalb von Reifferscheid (Eifel)

 


VorGestern war offizieller WinterBeginn und es herrscht trübes Wetter, das eigentlich dem November zuzuordnen wäre. Da wollte ich mich mit etwas Licht beschäftigen und hätte fast übe Kerzen geschrieben, aber dann fielen mir die Bilder von einer kurzen Wanderung im Frühling ein, die ich unterhalb von Reifferscheid bei einem FrühlingsBeginn vor einigen Jahren gemacht hatte.



Beim Parkplatz gegenüber der GrundSchule und der ist auch nahe beim FriedHof von Reifferscheid, also auf der BurgStraße nach Hönningen, kann man ein Hinweisschild aus Holz finden, das auf einen schmalen Weg unterhalb der BurgMauer weist (nach rechts / südwestliche Richtung). Es handelt sich um das Reinzelbachtal, das sich rechts unterhalb des Weges vor der Wanderin öffnet. Wir aber gehen weiter, denn der Weg führt um Reifferscheid herum. Und etwa in der Mitte liegt das Gröttchen. Der BilderStock wurde 1955 von einem FamilienVater gestiftet, der dort Fürbitte hielt, denn sein Sohn war nach der Geburt schwer erkrankt. Das ist schon der rechte Ort, um mit sich und Gott ins Reine zu kommen. 

Heute kann man dort sitzen und meditieren. Und warum es dort zwei Marienbildnisse gibt, das lesen Sie bitte einen längeren Artikel zum Ort [1] nach. Wenn Sie Reifferscheid besuchen, z.B. auf der Burgen-Route [3], dann vergessen Sie nicht den Abstecher zum Gröttchen.





Links und Anmerkungen:
[1] https://kraftorte-eifel.de/kraftorte/hellenthal-groettchen/ Das ist der ausführlichste der wenigen Artikel zum Gröttchen.
[2] Diese Fußnote ist absichtsweise unbenutzt gelieben; oder gilt das jetzt schon als Nutzung? Jedenfalls ist oben keine Verweis zu finden.
[3] https://www.eifelsteig.de/a-burgen-route 

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Monday, December 22, 2025

The Heritage Village at Ushaiqer and Al Faraah, Saudi Arabia

 


When traveling through desert countries, you'll inevitably encounter mud-brick settlements. This is due to the natural environment, as mud-brick structures thrive in desert regions and are easily maintained after the limited rainfall. In Saudi Arabia, you can visit several restored mud-brick settlements. One might be tempted to think: if you've seen one, you've seen them all. But that's simply not true. It would be like saying, if you've seen a museum, you've seen them all; if you've seen a play, you've seen them all; if you've read a book, you've read them all. No, if that's your frame of reference, then you don't need to read any further. Each village offers something special, and I'd like to introduce two of them here. One village—and the term "Heritage Village" is quite fitting—has already been restored, while the other is still in the early stages. They are located only about two kilometers apart. The two towns or villages are called Ushaiqer (أشيقر) and Al Faraah (الفرعه). They are located about 200 kilometers northwest of Riyadh (الرياض).






Historically, Ushaiqer is a stop for pilgrims from Iran, Iraq, and Kuwait. The Heritage Village covers an area of only four square kilometers and includes "400 houses, 25 mosques, 30 towers, 600 orchards, and 80 wells, some of which are centuries old" [1]. You can wander around the village, and to better understand the function of the buildings, a guided tour is recommended. Many of the gardens are no longer worth cultivating and perhaps that's why they look much worse than the buildings that are still under reconstruction. It's worth visiting one of the traditional wells. You can continue walking through the winding alleyways and wonder why they are designed the way they are. Wouldn't it be better to let in a breeze for cooling? The answer is simple. To make a place difficult to capture, many twists and turns are advantageous, especially since the defenders know how and where to go, but the attackers do not. I remembered once leading friends through such a maze of streets in Yazd, Iran. It was a bit mean, really, because I simply read the signs to the hotel in Farsi. There are plans to invest a great deal of money in the further restoration of Ushaiqer. And here is some more information about its history and culture [2].



But let's turn to Al Faraah. This small village is practically adjacent to Ushaiqer, and the distance as the crow flies from the Heritage Village to Historical Al Faraah (الفرعة التاريخية) is about 2 km. The House of Abdul Rahman bin Nasser Al-Fayez (may God have mercy on him) (دار عبدالرحمن بن ناصر الفايز يرحمة الله) and The Historical Ibn Musharraf Palace (قصر ابن مشرّف التاريخي) are located there, for example. A few other houses have also been restored. However, much is still in a state of disrepair. I imagine it like this: even though it doesn't rain much in the area, it still experiences rain, wind, sun, and weathering. The houses have probably not been used for a long time and are themselves dependent on regular repairs. What completely surprised me was an article in Arabic about this place, and for anyone wanting to learn more about its history and further details, I highly recommend this Wikipedia article [3]. I only spent two hours in Al Faraah, yet the place captivated me, as I not only encountered old, partially dilapidated buildings, but also the current inhabitants. In the historical part, I chatted with some boys and their parents, and in the modern part, I received a surprise invitation for tea.

Whether you interact with the locals or not, don't miss Ushaiqer and Al Faraah. And don't make the mistake of wasting your precious time there in a restaurant.







Sunday, December 21, 2025

LYRIK-Taschenkalender 2013 21. KW 21.12.2025

 


Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2013 herausgegeben. 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Von diesen AutorInnen wählte der Herausgeber je ein exemplarisches Gedicht aus und kommentierte es. In diesen Taschenkalender habe ich nun wieder Annotierungen und Assoziationen geschrieben. Vielleicht so ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2023-2025.


21. KW
Elke Erb: Ist-Sätze


„Hinter ihm ist“ eine Staubwolke / „wie vor ihm“. 

Ist das Ochsenfuhrwerk zu schnell, bricht die Achse, obwohl es mag bei EulenSpiegel ein PferdeFuhrwerk gewesen sein. 

In einem Film wurde einmal gezeigt, daß die Welt nur Kulisse ist, die jeden AugenBlick neu erFunden bzw. aufGebaut wird; wo nichts passiert, ist die Kulisse unVollständig. Wenn ich nur wüßte, wie der Film heißt. Wahrscheinlich 1960er Jahre; es kann auch irgendeine US-Serie gewesen sein. 

Heiter, vor ihm verschwindet die Gegenwart in der Zukunft, hinter ihm ward es Vergangenheit. So unsere Übereinkunft. 

Langsam, aber zuverlässig.   


21. KW
Kommentar: Urs Allemann


Nur ich kann dieses OchsenFuhrwerk erfinden und es ist sicherlich das UhrWerk (also ohne das verwirrende Ochsenf) gemeint, das manchmal vor- und manchmal nachGeht. 

Oder es ist deine SandUhr, in der langsam der Sand fällt, hinter ihm und vor ihm schwindet die Zeit. „Historisch irreversibel“ -: irre. 

Uhr - nur. 

Wer – ist – hinter ihm – nur? 

Ochsenfuhrwerk ist langsam - Reim 
Verschwinden – Vers 
Hinter ihm – interim 
Ich bin da wieder etwas ganz Großem … bestimmt nicht auf der Spur. 

Zweimal ihm. 

„Wenn wir ihn so betonen“, so ähnlich wie „Here comes the Prince“ (Mrs. Hemoglobin). Die Zeile stammt aus „Never Give a Sucker an Even Break“ mit W.C. Fields: der Film, in dem das Flugzeug auch ein Außendeck hat [1].





Links und Anmerkungen:
[1] „Never Give a Sucker an Even Break“ ist eine Komödie mit W.C. Fields aus dem Jahr 1941. Die Regie führte Edward F. Cline.
https://en.wikipedia.org/wiki/Never_Give_a_Sucker_an_Even_Break 
[2] This footnote is intentionally left blank. https://www.youtube.com/watch?v=sGb4lAiVxRk 



Jeddah's Central Fish Market, Saudi Arabia



So, here comes a vegetarian reporting on a fish market. Yes! I should preface this by saying that I've only been a vegetarian for about 30 years and ate fish before that. I enjoy visiting markets, especially abroad, because you can learn a lot about the countries there. The fishing industry in the world's oceans is approaching the state depicted in the film "Soylent Green" [1]. In the movie the oceans did not have any fish left and then there also wasn't any plankton, from which Soylent Green wass supposedly made. So what is it made of, that's the question, of corpse! I had already encountered the problem of overfishing during my trip through Nova Scotia and Newfoundland, because there used to be a thriving halibut fishery there, which has now completely collapsed. Almost 40% of commercial stocks wrldwide are overfished. So-called bycatch, which isn't used, such as sea turtles, sharks, or dolphins, often die in the nets. What I've just described is only the tip of the iceberg, but thank you for following me this far in this digression.






Back to the topic! First, you see many different fish, such as grouper, sardines, red grouper (najel), Napoleon wrasse (tarbani), kingfish, salmon, emperor fish, tuna, catfish, and other seafood (I hate the term frutta di mare!), like calamari, crab, and lobster. But the most interesting was the parrotfish, which changes color depending on the background and was also offered in various sizes and colors [2]. The larger fish tend to go to families, while restaurants prefer medium-sized fish because they can sell a single fish more easily as a portion.

Jeddah's Central Fish Market (سوق السمك المركزي بجدة) is located near the historic Al-Balad district. It was very clean there, and you could see the street sweeper regularly cleaning between the stalls; furthermore, the market is monitored by the state (health department). The vendors offered their goods on ice. Purchased items were weighed, cleaned, and packaged. You could also have them grilled or prepared in other ways right there.

The market opens as early as 5:00 a.m., and the earlier the better, but it's open until 9:00 p.m. So there's plenty of time for a worthwhile visit.





Links and Annotations:
[1] „Soylent Green is a 1973 American dystopian thriller film directed by Richard Fleischer, and starring Charlton Heston, Leigh Taylor-Young, and Edward G. Robinson in his final film role.“
https://en.wikipedia.org/wiki/Soylent_Green 
[2] https://www.rehlat.com.sa/en/explore/jeddah/central-fish-market-jeddah-saudi-fdl8vo3d and:
https://www.rehlat.com.sa/ar/explore/jeddah/central-fish-market-jeddah-saudi-fdl8vo3d#:~:text=%D9%8A%D8%B9%D9%83%D8%B3%20%D8%B3%D9%88%D9%82%20%D8%A7%D9%84%D8%B3%D9%85%D9%83%20%D9%81%D9%8A%20%D8%AC%D8%AF%D8%A9%20%D8%AB%D9%82%D8%A7%D9%81%D8%A9%20%D8%A7%D9%84%D8%B5%D9%8A%D8%AF,%D8%A3%D9%86%20%D8%A7%D9%84%D8%AC%D8%AF%D8%B1%D8%A7%D9%86%20%D8%A8%D8%A7%D9%84%D9%84%D9%88%D9%86%20%D8%A7%D9%84%D8%A3%D8%B2%D8%B1%D9%82%20%D8%A7%D9%84%D8%B3%D9%85%D8%A7%D9%88%D9%8A%20%D9%84%D8%B3%D9%88%D9%82%20%D8%A7%D9%84%D8%B3%D9%85%D9%83 
as the articles aren't identical! 

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Altargesteck für den Vierten Adventssonntag


Der vierte Advent ist ein Sonntag von Veränderung und Freude [1], der jedes Jahr ganz plötzlich da ist. Am Vorabend bzw. bereits am Nachmittag war ich in der Versöhnungskirche, um die Gemeindeblätter abzuholen und zu verteilen, aber dann hat es geregnet und ich stellte zudem fest, daß nur am Sonntag ein Gottesdienst in der Gesamtgemeinde stattfindet. Das hätte ich auch einfacher haben können [2]. Ich hatte mich allerdings schon gewundert, daß auch dem Altar kein Adventskranz zu sehen war. Gut, daß ich darauf bestanden hatte, auch die dritte Kerze vor einer Woche anzuzünden, sonst wären an diesem Kranz nur zwei Kerzen entzündet worden. Der Wochenspruch baute mich wieder auf, denn da schmettert Paulus in die Welt hinaus: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!“ Der Wochenspruch ist auch Teil der Epistellesung und die kommt aus dem Brief an die Philipper [3]. Dort steht auch: „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.“ Folgt so oder in ähnlicher Form am Schluß der Predigt.

Der Engel Gabriel verkündet Maria die Botschaft („Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!“), sie werde schwanger vom Heiligen Geist und ein Kind gebären, das Sohn des Höchsten genannt werden wird. „Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“ [4] Wir hoffen, dass wenn Gott in die Welt kommt, sich die ungerechten Verhältnisse ändern; Hungrige satt werden, Gewaltige vom Thron gestoßen werden, ein wenig könnten wir allerdings auch selber tun.  


Die Verkündigung durch den Erzengel an Maria ist in der Kunst ein häufiges Thema. Ich habe ein Bild in einem alten Buch gefunden, das ich hier wiedergebe [5]. Das Bild stammt von Ludwig Traub, der nicht nur von geistlichen Bildern sondern auch als Karl-May-Illustrator bekannt war [6].

Im weiteren Text des Evangeliums besucht Maria die mit Johannes dem Täufer schwangere Elisabeth. Und dann sind Maria und Elisabeth, die junge und die alte Frau, drei Monate zusammen! Aber darüber schweigen sich die Evangelien aus. 
Im ersten Kapitel behandelt Lukas sehr verschiedene Sachverhalte, nämlich:
   ·  Die Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers
   ·  Die Ankündigung der Geburt Jesu
   ·  Marias Besuch bei Elisabeth
   ·  Marias Lobgesang (Magnifikat)
   ·  Die Geburt Johannes des Täufers
   ·  Der Lobgesang des Zacharias
Es handelt sich also um ein langes Kapitel und es ist nicht nur ein Kapitel der beiden Schwangeren, aber Lukas behandelt nur Zacharias ausführlich und für Josef und sein Handeln müßten wir das Matthäusevangelium heranziehen.
Lassen wir uns vom Lukasevangelium durch die Geschehnisse leiten. Dem betagten Zacharias erscheint der Engel des Herrn, als er im Tempel das Rauchopfer darbringt. Zacharias wird stumm, da er meinte, daß es beim Alter des Ehepaares Zacharias / Elisabeth kaum zu einer Schwangerschaft kommen könnte, doch Elisabeth wird schwanger. Im sechsten Monat dieser Schwangerschaft kommt es zur Verkündigung durch den Erzengel an Maria. Die dann schwangere Maria „ging eilends in das Gebirge“ und besuchte Zacharias und Elisabeth. Nach „etwa drei Monaten“ wanderte sie wieder heim. Dann wird Johannes der Täufer geboren – wieso konnte Maria eigentlich nicht die paar Tage abwarten? Dann aber schon ging sie mit Josef nach Bethlehem [7].  

Es wäre jetzt zu billig, über die historische Maria zu spekulieren, und noch mehr über Josef. War sie vielleicht erst 14 Jahre alt? War Josef deutlich älter? War er nun Zimmermann oder nicht doch mehr Bauunternehmer? Blieb Maria Jungfrau vor und nach der Geburt Jesu Christi? Ich meine, daß solche Fragen zu nichts führen und doch stellen wir sie uns immer noch. 

Das Altargesteck in Kall hatte Küsterin Kerstin Schüer erneut dem Anlaß angemessen mit Einbezug der liturgischen Farben, also violetten und rosafarbenen Blüten, gestaltet. Unten steht bereits der weiße Christstern bereit, denn die liturgische Farbe wird in drei Tagen wechseln.





Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von AI Weinei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/4-advent/    
[2] Ich überlege gerade, wie häufig ich die folgende Formel vorgetragen habe: „Zu den Gottesdiensten unserer Gemeinde am kommenden Wochenende laden wir herzlich ein. Alle weiteren Veranstaltungen unserer Gemeinde sowie nähere Informationen dazu entnehmen Sie bitte unserer Homepage und unseren aushängenden Plakaten."
[3] Phil 4,4.5b bzw. https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/PHP.4 Phil 4,4–7
[4] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/LUK.1 Lk 1,26–38(39–56) 
[5] P. Franz Hattler [5a]: Großes Herz Jesu Buch für die christliche Familie. Friedrich Dustet, Regensburg, New York und Cincinatti 1897. Zwischen S. 28/29.
[5a] „Franz Seraph Hattler SJ (* 11. September 1829 in Anras, Tirol; † 13. Oktober 1907 in Innsbruck) war ein österreichischer katholischer Priester und Schriftsteller und ein Apostel der Herz-Jesu-Verehrung im deutschsprachigen Raum.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Seraph_Hattler 
[6] „Ludwig Traub (* 27. Mai 1844 in Schelklingen; † 21. April 1898 in Göppingen) war ein württembergischer Maler, Zeichner und Illustrator.“ 
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Traub  
[7] Und das ist auch die für mich wichtige Stelle: „..., da Quirinius Statthalter in Syrien war“, ohne die Weihnachten nicht Wiehnachten ist.

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Saturday, December 20, 2025

Gedichte und Texte anläßlich der Reise durch Saudi Arabien im November 2025 – Teil 8


Diese Gedichte und Texte sind anläßlich einer Reise durch Saudi Arabien im November 2025 entstanden. Sie können etwas mit Land und Leuten zu tun haben, sind aber häufig völlig unabhänging davon.
Bitte die Spezifizierungen für Kommentare beachten! [1]

Odem
    als einmal 
Der 
Odem 
In den 
Ton 
GeBlasen 
Worden 
War 
Kam 
Es 
Wie es kommen musste 
Der 
Odem 
Ließ 
Sich 
Nicht vom 
    Ton 
Mehr trennen  

Im Garten
    der Stamm 
Stemmte 
Sich 
Gegen 
Zweige 
Und 
Blätter 
Stiel 
AbGe-brochen 
Die Gräber 
    Liegen 
Noch brach 

Ohne Gottes Hilfe

Natürlich kann man Ton mit Tränen befeuchten und dann versuchen, etwas daraus zu kneten, aber was soll schon dabei rauskommen ohne den Odem Gottes? 

Schweigen
    dein Schweigen 
Band 
Mir 
Hände 
Und 
Füße 
Und 
Aus 
Meinem 
Mund 
Kam 
Nur 
Wirres 
Zeug 
Warum 
Konnte ich 
    Nicht 
Auch schweigen?

Wüste
    wenn der 
Leichte 
Wind 
Die 
Schwarzen 
Abayas 
Flattern 
Läßt 
Dann 
Meint 
Man 
Das 
Flirren 
Der 
Luft 
Über 
Der heißen 
    Wüste 
Zu spüren 

Zeichen
    in den 
Stein 
GeRitzte 
Zeichen 
Sprechen 
Über 
Die JahrTausende 
    HinWeg
Zu uns  

VerWeht
    im Sand
GeEndet 
Sind
Wasser
Blut
Geschichte 
Und die 
    Spuren 
Sind verWeht

Öl, Öl, Öl

    BuchEckern 
Von 
Kindern 
GeSammelt 
Und nie 
    Zu 
Öl gePresst  
[3a]

In der Wüste
    vom Schwirr-
Holz 
GeRufen 
Durch 
Wadi 
Und 
Wüste 
Der Herr 
    Gleich
Dem Knecht   






[A first effort of translation:]

Poems and Texts from a Trip Through Saudi Arabia in November 2025 – Part 8

These poems and texts were written during a trip through Saudi Arabia in November 2025. They may relate to the country and its people, but are often completely unrelated.
Please note the guidelines for comments! [1]

Breath
    once the
Breath
Was
Blown
Into 
The
Clay
It came as it had to come
The
Breath
Could 
Not
Separate 
Itself
From the
    Clay
Anymore

In the garden
    the trunk
Making

Stand
Against
Branches
And 
Leaves
The
Stem
Broke 
Off
The graves
    Lie
Dormand still 

Without God's help
Of course, you can moisten clay with tears and then try to knead something, but what may come out of it without the breath of God?

Silence
    your silence
Bind
My
Hands
And
Feet
And
My
Mouth
Is
Oozing
Only
Incoherent
Trivia
Why couldn't 
    I be 
Silent too?

Desert
    when the
Light
Wind
Flutters
The
Black
Abayas
Then
One
Thinks
Of
The
Shimmering air
    Across
The hot desert

Signs
    carved in 
Stone
Signs
Speak
Out
To
Us
About the 
    Millennia
Gone by

Blown away
    in the 
Sand
Water
Blood
History
Ended
And 
Their traces
    Are 
Blown away

Oil, oil, oil
    beech nuts
Collected 
By
Children
And never
    Pressed 
Into oil
[3b]

In the desert

    called by 
The 
Bull-roarer
Through
Wadi
And
Desert
The master
    Like
The servant






Links and Annotations:
[1] Leider sind Saudi Arabien und Islam zu Reizthemen geworden, so daß ich die Bedingungen für Kommentare spezifischer kommunizieren muß. Dieser Travelogue ist nicht der geeignete Ort für eine Menschenrechtsdiskussion. Das ist etwas für Amnesty International [1a]. Solche und islamophobe Kommentare gehen in den Spam-Ordner.
[1a] https://www.amnesty.de/informieren/laender/saudi-arabien 
[2] Unfortunately, Saudi Arabia and Islam have become sensitive topics, so I must communicate the conditions for comments more specifically. This travelogue is not the appropriate place for a discussion of human rights. This is something for Amnesty International [2a]. Such comments, including Islamophobic ones, go to the spam folder.
[2a] https://www.amnesty.org/en/location/middle-east-and-north-africa/middle-east/saudi-arabia/
[3a] Vielleicht rührt daher mein Interesse an WildFrüchten oder Alternativen bei Hungersnöten (famine foods) her.
[3b] Perhaps this is the source of my interest in wild fruits or alternatives during famines (famine foods). 

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Friday, December 19, 2025

Die Pfarrkirche St. Josef in Stadtkyll (Eifel)

 


Stadtkyll klingt erst einmal merkwürdig, jedenfalls ging es mir so, als ich den Namen hörte. Reimt sich auf Roadkill. Wiese den Begriff Stadt im Namen, fragte ich mich, mit Mexiko Stadt ist das etwas anderes, denn da gibt es eben auch den Staat Mexiko – und natürlich den Golf von Mexiko. Stadtkyll hat etwas über 1500 Einwohner und gehört zu Gerolstein (Vulkaneifel), das aktuell immer noch nur mit Schienenersatzverkehr (SEV) zu erreichen ist. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde der Ort erstmals als Kölner Kirchbesitz urkundlich erfaßt. Ab 1310 bestand Stadtrecht und ich vermute, daß dies ausschlaggebend für den Namen war [1].

Kommen wir zur römisch-katholischen Pfarrkirche St. Josef. Eine Pfarre, ich stutze wieder einmal, ist bereits 1100 urkundlich erwähnt [2]; eine Kapelle jedoch für 1022, die (oder auch ein Nachfolgebau) heute als Friedhofskapelle dient. Eine Kirche wird aber erst 1308 aufgeführt. Diese wurde im Jahr 1505 ersetzt und 1508 zur Pfarrkirche erklärt. 1632, 1678, 1814 und 1854 wurde die Kirche jeweils durch verheerende Brände zerstört; interessanterweise richtete der 2. Weltkrieg nur geringe Schäden an, wobei Stadtkyll zu 75% zerstört worden war. Nach dem Brand von 1814 entstand 1823/1824 eine neue Kirche nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel in seinem klassizistischen Stil. Nur 30 Jahre später brannte die Kirche! Und wurde nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel! Ja, wenn Sie nicht stutzen, ich stutzte! Da war Karl Friedrich Schinkel doch schon 13 Jahre tot [3]. Gemach, man baute nach den Plänen von 1823. Die letzte große Renovierung fand 1996 statt.



Zu Hochaltar, Gemälden, dem Drehtabernakel und weiteren interessanten Detail bitte ich den Artikel von Günter Hommes zu konsultieren.



Es sind einige sehr schön Glasmalereien zu sehen. Sie stammen von Rudolf Schillings. Ich zeige „Gleichnis vom Lamm in den Dornen“ (1951) und St. Barbara (1949). Rudolf Schilling war ein sehr produktiver Künstler [4]. Die ausführende Firma war die Glasmalerei Binsfeld aus Trier. Weitere Fenster kann man sich auf der Seite der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. [5] ansehen.

Ich stutzte erneut, als ich eine Orgel im Organindex [6] fand, denn die Kirche ist häufiger abgebrannt. Diese Orgel wurde 1957 von der Firma Ernst Seifert Orgelbau eingerichtet. Diese Firma hat ihren Sitz in Bergisch Gladbach; ich stutzte erneut, denn Köln-Dellbrück grenzt an Bergisch Gladbach. Nachdem ich Wikipedia konsultiert hatte [7], wußte ich, daß dieser Teil der Firma in den 1960er Jahren geschlossen worden ist. Ich hatte aber auch aus einem anderen Grund gestutzt, denn der Orgelprospekt sah viel älter aus. Er ist es auch, denn er stammt im unterer Teil aus der ehemaligen Stiftskirche in Prüm, die 1826 abgerissen worden war [8].



Kommen wir nun zu St. Josef oder Jupp, wie man in Köln sagt, dieser bekannten Randfigur in den Evangelien, Ziehvater oder Stiefvater von Jesus Christus, Zimmermann, Reisender in Sachen Volkszählung, flüchtender Familienvater. Über Josef gehört Jesus rechtlich in die Ahnenreihe Abraham und David. Da versteht man sein sang- und klangloser Verschwinden noch weniger. Er hatte Maria, sein vertrautes Weib, nicht verstoßen, was angesichts der Schwangerschaft vom Heiligen Geist bestimmt nicht einfach war. Der Heilige Geist mag zwar ewig sein, aber er wurde erst im 14. und 15. Kapitel des Johannesevangeliums eingeführt und erscheint zu Pfingsten (Apg. 2,4). Mit Zimmermann verbinden wir weniger als Josef war – ich meine, daß er mit Bauunternehmer besser beschrieben wäre. In der Ostkirche wurde er früh als Heiliger verehrt, die Westkirche schloss sich ca. 850 an [9] und „1870 wurde der heilige Josef von Papst Pius IX. zum Patron der ganzen Kirche proklamiert.“ Josef spielt also zu Beginn der Evangelien eine Rolle, denken wir dann auch an die Flucht nach Ägypten. Später wird er nicht mehr erwähnt, so daß man daraus schließen kann, daß er noch vor dem öffentlichen Wirken von Jesus Christus verstorben ist. 

Stadtkyll und St. Joseph lohnen den Besuch. Passen Sie aber auf, denn die Kirche liegt mit ihrem Eingang direkt an der Durchfahrtsstraße (B421). Ich hätte darauf gedrängt, vor der Kirche einen Platz zu haben, aber da komme ich wohl einige Jahrhunderte zu spät.





Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtkyll 
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Josef_(Stadtkyll) und die Homepage von Günter Hommes, die ich für St. Josef (und weitere auch) viel informativer halte:
https://www.eifelkirchen.com/Stadtkyll/Josef.htm 
[3] „Karl Friedrich Schinkel (* 13. März 1781 in Neuruppin; † 9. Oktober 1841 in Berlin) war ein Architekt, Stadtplaner, Denkmalpfleger und bildender Künstler in Preußen, der den deutschen Klassizismus und den Historismus entscheidend mitgestaltete.“ 
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Friedrich_Schinkel 
[4] Rudolf Schillings (1925-2003)
[5] Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. 
https://glasmalerei-ev-web.de/pages/b3400/b3400.shtml  
[6] https://organindex.de/index.php?title=Stadtkyll,_St._Josef 
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Orgelbau_Ernst_Seifert_(Bergisch_Gladbach) 
[8] https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=11895 
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_von_Nazaret   

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