Wednesday, March 8, 2023

St. Martinus in Abenden

 

 

Als ich kürzlich nach Nideggen fuhr, stoppte ich in Abenden in und sah einige ältere Damen aus der Kirche St. Martinus kommen. Das freute mich schon einmal, weil ich dadurch wußte, daß die Tür offen war. Und dann gingen sie auf den Parkplatz und fuhren weg. Ich hatte einen sehr schönen Blick auf die Kirche. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, in der Kirche noch weitere Damen anzutreffen, da in der Regel Kirchen nicht gut besucht sind. Da hatte ich mich aber gründlich geirrt. Es waren noch drei von insgesamt 24 Damen, wie ich erfuhr, dort. Sie räumten auf, denn sie hatten zuvor ein gemeinsames Frühstück. Sie treffen sich viermal im Jahr zu einem besinnlichen Frühstück. Eine von ihnen engagiert sich besonders für den Erhalt dieses Kirche und konnte mir Einzelheiten berichten, z.B. zu der Sonnenuhr oder dem Kreuz aus Sandstein von der alten Kirche, die in der Dorfmitte gestanden hatte. Die Sonnenuhr ist eigentlich eine Vielzahl von Sonnenuhren. Unten ist ein Kubus mit abgeflachten Ecken und Seiten wie Ecken zeigen Sonnenuhren. Auf dem Kubus ist eine Kugel, ebenfalls mit einer Sonnenuhr versehen. Davon will man eine Replika herstellen lassen, die man auch in die Sonne stellen kann.


St. Martinus ist die römisch-katholische Filialkirche des Ortsteils Abenden der Stadt Nideggen [1]. Sie steht unter Denkmalschutz. Es gab bereits im 16. Jahrhundert eine Kirche in Abenden, die sich in der dort Dorfmitte befand. Dort erinnert ein (modernes) Sandsteinkreuz an den Standort der früheren Kirche. Das alte Sandsteinkreuz ist in der Kirche neben dem Grundstein untergebracht, damit es vor Witterungseinflüssen geschützt ist. Für die Kirche wurde 1864 der Grundstein gelegt. Sie liegt nun an der höchsten Stelle des Ortes, nämlich 10 Meter höher als der Dorfplatz, was angesichts der letzten Fluten auch sinnvoll ist. Aus einem Heimatlied [2]:
„An des Dorfes höchster Schwelle,
wo die alten Linden stehn,
ruft das Glöcklein zur Kapelle,
fromme Beter seh’ ich gehn.
Von hier auch tönet Glockenklang
allen einst zum letzten Gang.“



Der geschnitzte Hochaltar wurde von dem Aachener Bildhauer Hermanns im Jahre 1876 fertiggestellt. Er wurde durch freiwillige Spenden der Gemeinde Abenden finanziert. Die Fenster stammen von der Firma Wilhelm Sonanini, über die ich leider auch bei der von mir sehr geschätzten Seite „Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V. nichts weiter herausfinden konnte [3]. Mir haben diese klaren strukturierten Fenster aus dem Jahr 1923 gefallen; besonders das Ornament des Fensters auf der Empore. 2014 feierte die Gemeinde 150 Jahre Grundsteinlegung,  Dabei wurde ein Modell der Kirche in Miniaturausführung in einer Prozession in die dort Mitte des Dorfes getragen, wo man es heute sehen kann.  



Ich meine, ich sollte noch etwas zum heiligen Martin schreiben bzw. bei mir kopieren. Martin von Tours, lateinisch Martinus wurde um 316/317 geboren und starb 397 bei Tours. Ihm wurde die Würde eines Heiliger als erstem Nicht-Märtyerer zugesprochen [4]. Am bekanntesten ist das Bild, wie er seinen Mantel mit dem Schwert teilt und die eine Hälfte einem armen, unbekleideten Mann gibt. Dies ging (nicht nur im Rheinland) ins Brauchtum mit kirchlichen Festen und Umzügen ein. Als Kinder sangen wir: „D'r hellije Zinter Mätes, dat wor ne jode Mann, dä jof de Kinder Kääzcher un stoch se selver an.“ Es muß beim Auspicken des Kartons für die Laterne im Kindergarten gewesen sein, daß ich mich fragte, was nun so besonders daran war, daß er die Kerzen selbst anzündete. Er gilt auch als Schutzpatron der Flüchtlinge und davon gab es wohl noch nie so viele wie aktuell. Bei diesem Hintergrund sollten wir über kulturelle und technische Errungenschaften der Moderne schweigen und mehr Besinnung und Demut üben, Kirchen sind dafür ein guter Ort, aber ich gebe zu, dafür eignen sich auch andere Orte.




Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Martinus_(Abenden)  
[2] Dies und mehr kann man im Flyer nachlesen. Dieser Flyer kann heruntergeladen werden.  Der Auszug aus dem Heimatlied stammt von Lehrer Josef Saurbier (verstorben). Außerdem zeigt der Flyer ein Aquarell von Pfarrer Dr. Christoph Henkel (gestorben 2002). https://www.abenden.com/wp-content/uploads/2020/11/aktueller-Flyer-der-Kirche-St.-Martinus.pdf  
[3] http://glasmalerei-ev.de/pages/b2900/b2900.shtml
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_von_Tours  


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