Tuesday, March 7, 2023

The Grand Tour – Peking Himmelstempel, 1420


Harry Seidler [1] zeigt in seinem Buch auf einer Seite den Himmelstempel und schreibt dazu: „Bunt bemaltes Schnitzwerk an den Deckenbalken des runden Tempels.“ Das Bild ist durch einem Torbogen von der Seite aufgenommen. Es sieht ganz anders aus als das Bild, das ich hier voran gestellt habe. Der Grund liegt darin, daß Seidel die Halle des Himmelsgewölbes zeigt und das Bild von mir ist eine Ansicht der Halle der Ernteopfer. Wenn man die beiden Bilder hier am Schluß hinzuzieht, sieht man, daß auch vor 30 Jahren schon viele Menschen diesen Ort besichtigt haben.

Der Himmelstempel (Tiantan 天壇) liegt in Beijing (北京市) [2] etwas südlich von der verbotenen Stadt. Die Anlage weist Quadrat und Kreis als architektonische Elemente auf, die einen symbolischen Charakter. Der Kreis bezieht sich auf den Himmel und das Quadrat auf die Erde. Die  Tempelanlage wurde während der Ming Dynastie (明代) zwischen 1406 bis 1420 errichtet. 1998 wurde das Bauwerk in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. liegt. Zweimal im Jahr zog der Kaiser mit seinem Gefolge dorthin. Sie alle verzichteten auf Fleisch und trugen während dieser Zeit spezielle Roben. Der Kaiser brachte ein Opfer dar, das eine gute Ernte garantieren sollte. Gewöhnliche Chinesen durften diese Zeremonie noch nicht einmal sehen. Der kleinste Fehler konnte ein schlechtes Omen nach sich ziehen. Man nahm an, daß bei der Zeremonie zur Wintersonnenwende der Fehler sich auf das gesamte kommende Jahr auswirken würde.

Seidel zeigt die kreisrunde „Halle des Himmelsgewölbes“ (皇穹宇), wobei er eine interessante Ansicht durch einen Torbogen gefunden hat. Dir Halle ist von einer kreisförmigen Mauer umgeben, die durch die Form Schallwellen an der Mauer entlanggeführt, so daß sie überall an der Mauer wahrgenommen werden können. Wir kennen dies im Westen als Flüstergewölbe; ein gutes Beispiel ist die Flüstergalerie in der St Paul‘s Cathedral in London.

Das für die Zeremonie wichtigere Gebäude ist die „Halle der Ernteopfer“ (祈年殿) bzw. „Halle des Erntegebets“ (大祈殿). Der imposante Rundbau (36x38m) steht auf einer dreistufigen Marmorterrasse. Das alte Gebäude brannte 1889 ab und wurde 1890 neu errichtet. Dieser Tempelbereich diente besonders für die Opfer im Frühjahr (Ernte).

Ich zeige hier Bilder aus dem Jahr 1991. Ein weiteres Bild ist vor dem eigentlichen Eingang aufgenommen worden. Fast hätte ich es, so romantisierend wie Seidel, nicht gezeigt.





Links und Anmerkungen:
[1] Auftakt und Buchbesprechung hier: https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/the-grand-tour-buchbesprechung-und.html
Harry Seidler: The Grand Tour - Reise um die Welt mit dem Blick des Architekten. Taschen GmbH, Köln 2004. ISBN: 3-8228-3871-6
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Temple_of_Heaven und https://de.wikipedia.org/wiki/Himmelstempel


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