Ich hatte bereits vor etwa acht Jahren über die Autobahnkirche Hamm-Rhynern berichtet [1]; der korrekte Name ist „Seelen-Tankstelle am Rande des Ruhrgebiets / Ökumenische Autobahnkapelle Hamm“ [2]. Und jetzt hatte ich sie kürzlich wieder besucht. Haben sich neue Aspekte ergeben? Auch wenn sich äußerlich nicht viel geändert hat, is es doch wieder anders. Ab und zu sollte man sich auf Reisen Ruhe gönnen. Wenn man gemächlich in der Landschaft reist, ist das einfacher, aber an der Autobahn, an Autobahnraststätten oder an Rastplätzen ist Ruhe meist nicht immer gegeben. In den Autobahnkirchen ist fast immer Ruhe pur garantiert. Die werden nämlich nur wenig besucht. Jedenfalls glaube nicht ich, mich zu erinnern, daß ich dort schon jemanden begegnet wäre.
In der Rückschau auf den ersten Besuch, über den ich berichtet hatte, hätte es mich jetzt interessiert, ob was aus der Masterarbeit im Fach evangelische Religionslehre geworden ist. Aber ich habe auch im Internet nichts darüber gefunden. Vielleicht haben sich nicht genügend Leute gemeldet und es ist gar nichts aus dieser Masterarbeit geworden. Das wäre eigentlich schade.
Die Autobahnkapelle ist eine ehemalige Tankstelle. Die Doppeltankstelle (Nord und Süd) mit den hohen spitzen Dächern wurde 1939 fertig gestellt. Das Austobahn-Teilstück Recklinghausen – Gütersloh der heutigen A2 wurde 1938 eröffnet. Die gesamte Strecke wurde 1940 fertig gestellt, also während des 2. Weltkrieges, und teilweise durch Zwangarbeit von Kriegsgefangenen geschaffen. Die Tankstelle wurde 1947 wieder in Betrieb genommen. Wir sind als Kinder häufig auf dem Weg von Köln nach Berlin daran vorbei gekommen. Man nennt die beiden Tankstellen auch „Tor nach Westfalen“. Beide Gebäude sind seit 1990 denkmalgeschützt [3].
Die Kapelle wurde als Holzkubus im Gebäude gestaltet, dies geht auf einen studentischen Wettbewerb der Universität Kassel zurück. Der Kubus besteht aus einer Eichenstützenkonstruktion mit eingearbeiteten Multiplexplatten aus Birkenfurnier, wie jetzt erahren habe. Das gibt dem Raum etwas Schlichtes, das ihm zusteht, aber das Material ist nicht so mein Geschmack. Es wirkt nicht wie eine eine Holzkapelle. Altar, Stehpult, Kerzenleuchter und Bänke entsprechen schon mehr dem Ideal von Schlichtheit, wie sie die Reformatoren [4] überlegt hatten. Übrigens ist dies im japanischen Wabi-Sabi [5] ebenfalls umgesetzt.
Wer von Ost nach West auf der A2 fährt, sollte einen Besuch dieser Kapelle nicht auslassen.
Links und Anmerkungen:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2015/05/autobahnkirchen-1-hamm-rhynern.html (noch einige Bilder mehr)
[2] https://www.autobahnkirche.de/abk/autobahnkirchen/35_A2_Oekumenische-Autobahnkapelle-Hamm.html#Lage „Die Autobahnkapelle liegt zwischen den Anschlussstellen Hamm-Uentrop (Nr. 19) und Hamm-Rhynern (Nr. 18). Google Maps-Link: 51.630556 7.870556 Öffnungszeiten: Das ganze Jahr über von 9.00 - 21.00 Uhr offen.“
[3] Die Daten stammen stamen aus dem Stadtarchiv. Ich halte sie für fundierter als die in [2] verwendeten. https://www.hamm.de/tank-rastanlage-rhynern Dort findet sich der Hinweis, daß ab „1953 auch eine ökumenisch betriebene Autobahnmission“ bestand.
[4] Für die Schweizer Reformatoren Jean Calvin und Ulrich Zwingli war das zugrunde liegende Verbot bildlicher Darstellungen wichtiger als für Martin Luther.
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Wabi-Sabi
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