Tuesday, July 18, 2017

Sistig - Artenvielfalt im Dorf fördern - LEADER-Projekt DorfBioTop


Immer wieder interessant - mit wie wenig Flügel so eine Hummel auskommt


Ich nahm an einem Spaziergang zum Thema Artenvielfalt im Dorf teil. Das Dorf ist Sistig. Es gehört zur Gemeinde Kall und liegt auf einer Höhe von über 500 Metern.

Die Führung fand im Rahmen des LEADER-Projekts DorfBioTop statt. Jennifer Thelen, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin des LEADER-Projekts DorfBioTop [1], führte 20-30 Personen durch Sistig.

Das Akronym LEADER geht auf „Liaison entre actions de développement de l'économie rurale“ also einer Förderung der ländlichen Wirtschaft zurück. Es kann auf Fördermittel der EU und des Landes zurückgegriffen werden.




Trittpflanzen können in den Fugen zwischen Pflastersteinen wachsen. Sie halten Bodenverdichtung und Tritte aus. Solche Pflanzen sahen wir auch, z.B. Thymian, strahlenlose Kamille oder Wegerich. Was diese Pflanzen nicht aushalten sind Abflämmen oder der Gebrauch von Salz und Chemikalien. Es ist eine merkwürdige Vorstellung von Ästhetik, dass diese Pflanzen vernichtet werden müssen. Mir fiel dies einmal in Punta Arena, also am anderen Ende der Welt, auf. Überall wuchsen Trittpflanzen, nur vor einem Laden nicht. Da sah ich einen Mann, wie er Chlorbleiche in die Fugen goss. Er tat dies aber vor dem „Casa del Plastico“. Tja, Plastik und wilde Pflanzen zusammen passten nicht in sein Weltbild. Umso mehr sollten wir diese Art von Bewuchs zulassen, da dadurch auch eine Vielfalt von Insekten gefördert werden kann. Doch, wir wollen Insekten erhalten. Der NABU berichtete erst dieses Jahr über einen dramatischen Rückgang (80%) der Fluginsekten in Deutschland in den letzten Jahren [2]. Inseln von nicht gemähten Wiesen sind zum Erhalt der Insekten nützlich.


Beifuss und Natternkopf siedeln sich auf freien Flächen an 

Wahrscheinlich eine Pfütze wie das Tote Meer 
ohne Abfluss, so dass sich dort z.B. der stinkende Storchenschnabel ansiedeln konnte




In Mauern mit Rissen im Kalkmörtel setzen sich Pflanzen wie hier die Mauerraute, der Streifenfarn oder der Huflattich. Übrigens zerstören diese Pflanzen nicht die Mauer, sondern sie besetzen bereits vorhandene Schäden im Mauerwerk. 


Reihenfarn in der aufgerissenen Mörtelfuge

Huflattich


Efeu bietet Spatzen oder aber auch Fledermäusen Unterschlupf. Außerdem sorgt Efeu im Sommer für Kühlung und isoliert im Winter. Für Fledermäuse kann man auch geeignete Schlafplätze schaffen, z.B. in Kirchtürmen, so dass nur etwa ein bestimmtes Areal für die Tiere zugänglich ist, sie dort aber ungestört sind.


Das schmalblättrige Weidenröschen mit seinen violetten Blüten



In Gärten kann man sich auch dem Erhalt von alten Obstsorten widmen. Klöster haben das Obst erst aufs Land gebracht und könnten so auch heute noch über Sorten verfügen, die sonst verloren gegangen wären. Im nahen Heimbach existiert eine Station mit 40 historischen Sorten. Streuobstwiesen bieten ein Habitat für 3-5000 Arten von Insekten und Tieren. Wenn regelmäßig gemäht wird, führt das zu einer Verarmung von Nährstoffen, was dann eine Chance für Spezialisten ist, so dass dadurch die Artenvielfalt gefördert wird.



Bäume an Straßen sind gefährdet und müssen überwacht und gestutzt werden - problematisch aber auch die Versieglung



Links Rasen und rechts Wiese auf einem 
ungenutzten Grundstück


Alles in allem ein sehr kurzweiliger und lehrreicher Spaziergang, der durch die vielen Fragen und auch kundigen Anmerkungen länger als geplant ausfiel. Herzlichen Dank für die nette Führung!

Ganz schön staubig, die Arbeit in den Stockrosen


Links: 






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1 comment:

  1. Ich lese gerade noch:
    Interessierte Dörfer, Vereine oder Privatinitiativen aus den Kommunen Mechernich, Bad Münstereifel, Hellenthal,
    Schleiden und Dahlem können sich im Projekt „DorfBioTop“ noch für die Projektjahre 2018 und 2019 formlos unter

    j.thelen@biostationeuskirchen.de
    bewerben. Wichtig für die Planung und Umsetzung einer Maßnahmenidee ist ein fester Ansprechpartner vor Ort.
    Kontakt:
    MSc Jennifer Thelen
    j.thelen(at)biostationeuskirchen.de

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