Heute ergänzen sich Bild und Sprache, müssen es. Der äußere Kreis zeigt eine gefüllte Paprika mit Hut (Shiitake), dann im Uhrzeigersinn Reis, Giersch mit einem Baumohr, elliptische Scheiben von Knoblauch und Ingwer, Buchweizennudeln, eine Möhre mit Petersilie sowie eine Kohlrabispirale mit Wurm und Hirn (Bovist und Walnuss). Der Inner Cricle („A la la la la long“) besteht aus einer Feigenhälfte, der Sauce und den grünen Erbsen („Gemüse mit R“).
Eigentlich hatte ich eine „trockene“ Suppe im Sinn. Dafür habe ich getrocknete Dinge wie Shiitake, Bovist, Baumohr und Feige schon einmal gewässert. Aber dann war ich im Garten und die Erbsen sollten auch mit dazu. Und grün und rot sollte es auch werden und so hat sich dann das folgende Essen entwickelt.
Erbsen: habe ich in Salzwasser gekocht.
Paprika: ausnahmsweise keine Spitzpaprika, da ich die im Supermarkt nicht bekommen habe; ging mit der bauchigen sogar noch besser. Den Hartweizengries für die Füllung habe ich mit Currypulver, Kurkuma und Salz gemischt und dann gewässert. Der Gries nimmt das Wasser ziemlich rasch auf. Dann mit einem Teil der halbgaren Erbsen und einer halben Feige mischen und die Paprika befüllen. Ich die Form mit Kokosnussöl (war entsprechend der aktuellen Sommertemperaturen fest) eingerieben und einen Kleks Kokosöl auf die Oberfläche vom Gries gegeben. 18 Minuten bei 180° C im Umluftherd. Später mit einem Hut (Shiitake) bedecken.
Die Gemüseteile der Suppe: zu Shiitake, Bovist, Baumohr und Feige kamen noch elliptische Scheiben von Knoblauch und Ingwer sowie eine Walnuss und die Miso-Paste. Zwei Minuten kochen und dann eine Viertelstunde köcheln lassen.
Möhre, Kohlrabi und Buchweizennudeln: Möhre und Kohlrabi in Spiralen schneiden und dann mit den Buchweizennudeln in Salzwasser kochen.
Reis: im Reiskocher gekocht.
Giersch: den habe ich in eine Mischung aus Wasser, Olivenöl und weißem Balsamicoessig (1:1:1) getunkt und dann 90 Sek. in der Mikrowelle gegart.
Sauce: zunächst habe ich Chilisauce, Tomatenmark und etwas Wasser verrührt (rote Vorsauce). In einem zweiten Gefäß verrührte ich Pfeilwurz mit Wasser (weiße Vorsauce). Dann habe ich Rettichsprossen sehr fein geschnitten und kräftig in Olivenöl angebraten und dann mit der roten Vorsauce gelöscht und wieder aufkochen lassen, um dann erneut zu löschen, nun mit mit der weißen Vorsauce. Umrühren! Nach dem Aufkochen von der heißen Platte nehmen. Ich gebe zu, daß Braunsauce bedienerfreundlicher ist.
Das sieht jetzt nach viel Arbeit aus. Aber ich war innerhalb einer ¾ Stunde mit allem durch, machte noch das Foto und setzte mich in den Garten. Es hat gut geschmeckt. Die Nudeln waren allerdings zu matschig – ich hätte darauf verzichten können und hätte es getan, wenn ich für Gäste gekocht hätte, so aber wollte ich nicht auf die Farbnuance verzichten.
Ich gehe jetzt wieder vom äußeren zum inneren Kreis vor.
Curry, Kurkuma und Feige machen aus den anderen Zutaten kein indisches Gericht, aber eine geschmackliche Note Indiens Erklang doch.
Über Shiitake (椎茸) hatte ich hier bereits berichtet [1]. Davor hatte ich schon einmal zum vermeintlichen Superfood Shiitake etwas geschrieben [2]. Ich halte Shiitake für einen sehr guten Speisepilz, den ich auch häufig frisch kaufe, aber heute habe ich einen getrockneten Pilz genommen. Ich habe noch nie von O-Shiitake gehört und das wundert mich, da man den Reiswein nicht einfach Sake sondern O-Sake (お酒) nennt; das Zeichen 酒 wird für die meisten alkoholischen Getränke benutzt. O und auch Go sind Höflichkeits-Suffixe. Im Flugzeug hört man in den Bordansagen häufig O-Kyakusama (お客様), also die höfliche Bezeichnung für Gast, wobei Sama (様) bereits die höflichere Bezeichnung für Herr oder Frau (sonst san [さん]) darstellt. Die Eltern eines anderen bezeichnet man als Go-Ryōshin (ご両親). Mehr zu den Honorifics auf Englisch bei Wikipedia [3]. Das Präfix Go gibt es auch in anderen Sprachen: Go-Swami im Sanskrit oder Go-Kart im Deutschen und über Go-go-xyz wollen erst gar nicht reden. Vielleicht schließen sich die Japaner an, wenn ich zukünftig お椎茸 (O-Shiitake) benutze.
Über Giersch habe ich erst kürzlich geschrieben [4]. Der Vorteil von dem laufenden Vernichtungsfeldzug gegen Giersch im Garten ist, daß ich laufend frischen Giersch habe. Die jungen Blätter schmecken hervorragend.
Früher brauchte ich für die Petersilie nur in den Petersilienwald zu gehen, aber dann befielen gleich zwei Arten von Blattäusen die Petersilie. Mein Bruder und meine Schwägerin mußten alle Petersilienpflanzen aus dem Gewächshaus entfernen. Die Wurzeln habe ich bei mir in einem Beet eingesetzt, aber die Wurzeln treiben noch sehr zögerlich. Fürs Garnieren reicht es aber.
Die in Wasser gekochten Erbsen (das Erbsenpulen war aufwändiger als das Kochen {„Vegetarians are cruel, unthinking people. … when peas are ripped from the scrotum“ Roger MacGough [5]}) [6] sind eine Hommage an die englische [7] Küche. Wie das? In einem satirischen Buch wurde die englische Küche beschrieben, in der alles einfach in Wasser gekocht wird. Das habe ich als Jugendlicher vor meinem ersten Sprachaufenthalt auf der Isle of Wight gelesen. Ich war dann doch überrascht, wie vielseitig die englische Küche war, die mir meine Wirtin Mrs. Kerr auftischte. Und wenn ich mich an die Erbsen von Frau Kerr erinnere, bekomme ich einen verklärten Blick und sehe plötzlich beflügelte Wesen - englische Momente sind das [8].
Die Marke heißt weißer Hirsch (白鹿) und darüber steht schwarze Kiefer (黒松) |
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Links, Anmerkungen und Literaturangaben:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2020/10/keinkantinentweet-nr-11-vom-03102020.html
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2020/10/keinkantinentweet-nr-11-vom-03102020.html
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Japanese_honorifics#O-_and_go-_prefix
[4] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/06/keinkantinentweet-nr-60.html
[5] https://www.entomofago.eu/en/2016/03/15/vegetariani-di-roger-mcgough/
[6] Gut, daß man so viele verschiedene Klammern zur Verfügung hat.
[7] Ja, mit englisch ist der englische Teil Großbritannien (und pars pro totum auch Großbritannien) und nicht eine überirdische Erscheinung gemeint.
[8] Nun also doch, mit englisch ist die überirdische Erscheinung gemeint.
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