Wednesday, October 1, 2025

K. und die HinduTempel


 

K. wacht auf in einer ihm fremden Umgebung. Er liegt auf einer Matte am Boden, aber er empfindet es nicht als unbequem. Die Luft ist frisch, nicht heiß und auch nicht kalt. Er kann Incence, also RäucherStäbchen riechen. Er ist indisch gekleidet und findet neben frischer Wäsche – Dhoti, das ist ein  LendenTuch, eine Kurta oder Tunika bzw. langes Hemd, auch die Yajnapavati ("Brahmanen-Schnur") mit den Brahma-Granthi (drei Knoten), aber das kannte er auch von Mönchen und Nonnen im Christentum, die um die Hüften einen Strick trugen, an dem ein Ende mit drei Knuten herunterhing – auch eine Anleitung, wie er diese Kleidung tragen soll. Nun weiß er, daß er sich im  VorRaum eines HinduTempels befindet. Dort findet K. nun die für ihn bestimmten Anweisungen. Zunächst muss er eine gründlich, rituelle Waschung vornehmen, die frische Kleidung anlegen und kann dann die bereit gestellten Speisen zu sich nehmen. Im zweiten Teil der Anweisungen steht, daß er eine Tasche mit Agarbathi der Sorte Nag Champa bekomme sowie einen Plan zum nächsten Tempel. Er müsse jeweils die alten RäucherStäbchen entsorgen und die neuen RäucherStäbchen entzünden. Ansonsten hätte K. keine Aufgaben, denn die Tempel sind gereinigt, die Gottheiten sind frisch gekleidet, die Speisen und das Wasser sind gewechselt, die Öllampen brennen und frische Blumen stehen zum Lobpreis der Götter.
K. folgt den Anweisungen, führt die rituelle Waschung durch, legt die frische Kleidung mit Dhoti, Kurta und Yajnapavati mit den Brahma-Granthi (drei Knoten) an, die er von nun an tragen soll. Dann speist er.
K. entsorgt die alten RäucherStäbchen, plaziert die neuen und entzündet sie. Er nimmt die Tasche mit Agarbathi der Sorte Nag Champa sowie den Plan zum nächsten Tempel.
Kein Mensch ist weit und breit zu sehen, auch hört er keine Geräusche von Menschen oder Maschinen. K. geht durch die leere Stadt und kommt zum nächsten Tempel. Wie merkwürdig! Er ist in Indien sieht keinen Menschen, noch nicht einmal einen Bettler vor dem Tempel. Er verrichtet seine Aufgabe,  geht zum nächsten Tempel und zum nächsten. ZwischenDurch sind in einem VorRaum Speisen für ihn bereit gestellt worden. Und nach Sonnenuntergang kommt K. wieder in einen Tempel, in dessen VorRaum er eine Matte auf dem Boden findet. K. ißt sein AbendBrot und legt sich auf die Matte. Er schläft sofort  ein, denn der Tag war anstrengend gewesen. 
Er geht in die nächste Stadt – mehr Tempel, mehr RäucherWerk. Schließlich kommt er aber an einen Tempel, in dem er schon vor langer Zeit gewesen war. Und auch dort ist alles wieder frisch. Auch das RäucherWerk.
Gerne würde er mit anderen Menschen kommunizieren, aber er findet keine SchreibMaterialien. Denn es muß andere geben, welche die anderen Aufgaben erfüllen: den Tempel zu reinigen, die Gottheiten frisch zu kleiden, die Speisen und das Wasser zu wechseln, die Öllampen zu säubern, befüllen und anzuzünden, frische Blumen in die Vasen zu stellen. Aber ziehen auch diese von Tempel zu Tempel wie K., wie auf einer PilgerWanderung, oder arbeiten sie jeweils in den Tempeln?
Er versucht, Häuser zu betreten, aber er kommt weder durch Tür noch Fenster in die Häuser. Sie stehen wie Kulissen, die seinen Weg säumen, herum.
K. will einen Guru und bald schreit er beim Betreten eines jeden Tempels: Guru, wo bist du?
K. sieht ein, daß dies nutzlos ist. Er hat Ziel um Ziel und Weg um Weg. Warum nicht zufrieden Tag um Tag und Atemzug um Atemzug leben. 
Ganz normal? 
    Ganz normal! 
        Ganz normal? 
            Ganz normal! 
Und K. lebt froh weiter, denn er hatte sein Mantra gefunden und das ganz ohne Guru.



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