Sunday, October 19, 2025

Altargesteck für den 18./19.10.2025 18. Sonntag nach Trinitatis



Den Gottesdienst in der Versöhnungskirche Köln-Holweide feierten wir nach der Liturgie des 18 Sonntags nach Trinitatis, aber da wäre auch die Möglichkeit gewesen, die Liturgie des Gedenktages an den Evangelisten Lukas zu feiern, denn dieser Tag hat seine eigene Liturgie [1]. Dafür wäre die liturgische Farbe rot gewesen. Lukas wird nicht nur als Autor des Evangeliums sondern auch für die Apostelgeschichte angenommen wird. Wenn man sich die beiden Bücher im Neuen Testament genauer ansieht, dann sieht es so aus, als sei es eigentlich ein Buch in zwei Teilen, denn die Apostelgeschichte führt fort, wo das Lukas-Evangelium endet. Vielleicht bin ich auch ein wenig voreingenommen für Lukas, da er Arzt gewesen sein soll; aber das nur nebenbei. Was ist mein Lukas-Evangelium am wichtigsten? Hauptsächlich die Art und Weise, wie er die Weihnachtsgeschichte dargestellt hat, aber das habe ich schon an anderer Stelle ausgeführt. Kommen wir aber nun zum 18. Sonntag nach Trinitatis.  
Dieser Sonntag nach Trinitatis ist geprägt von der Frage an den Christus: „Was muss ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?“ und was sich  daran anschließt, nämlich ob man das aus den eigenen Werken oder der Gnade Gottes erlangt [2]. Allerdings könnte man hier schon anmerken, daß die Frage nicht: „Was muss ich tun, damit ich das ewige Leben erwerbe?“ lautet; das aber ist der deutschen Sprache geschuldet.

Der Wochenspruch lautet: „Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.“ [3] Das Evangelium für den aktuellen Sonntag behandelt in „Reichtum und Nachfolge“ das Thema weiter [4]. Es handelt sich um eine der bekannteren Stellen, denn fast jeder hat schon einmal gehört: „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“  Ich war lange Zeit der Meinung, daß es „das Nadelöhr“ heißen müsse, denn es sollte ein kleines Tor in Jerusalem gegeben haben, durch das kein Kamel aufrecht gepaßt hatte. Aber ich hatte einmal recherchiert (klingt besser als bei Wikipedia nachgeschaut) und da steht, daß es sich um eine Fehlübertragung aus dem Griechischen handelte. „Das Wort κάμιλος (kamilos, dt.: „Schiffstau“, „Seil“) sei wegen der im Itazismus gleichen Aussprache fälschlich als κάμηλος (kámêlos; dt.: „Kamel“, „Karawane“) verstanden worden“ [5]. So ist es sinnvoll. 

Der Predigttext stammt aus dem Jakobusbrief [6]. Als Verfasser nimmt man den Herrenbruder Jakobus an und in diesem Brief schreibt er: „Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?“ Man hatte leider einen Antagonismus gegenüber der Aussage von Paulus angenommen, daß wir nur aufgrund des Glaubens durch Gottes Gnade gerechtfertigt werden, und Martin Luther wollte den Brief  überhaupt nicht im Neuen Testament wissen. Immerhin hatte er sich so abgemüht, Werke der Buße und Kasteiung zuwege zu bringen, daß dies schließlich in der Erkenntnis endete: Nur aus dem Glauben und Barmherzigkeit ist Reich Gottes zu erlangen. Die spätere Auslegung der Werke – etwa dem Erwerb von Ablässen – lag Jakobus fern. Ihm lag es an einer Rückbesinnung, daß Glaube ohne Werke tot ist. Gern werden von Kritikern der christlichen Kirchen karitative Werke eingefordert, aber die bestehen über Caritas und Diakonie. Nikolaus Schneider führte einmal aus, daß es nicht um Almosen gehe sondern um gerechte Teilung [7].  Ethische Normen, wie wir als Christen zu den konkreten Fragen des Alltags stehen sollen, kann man kaum wagen, zu erheben. Wie soll man zu den Kriegen stehen? Wie die Kreuzfahrer oder wie die Quäker? Es geht mehr um ein verantwortungsvolles Leben, um Glauben und Nächstenliebe. Diese Sonntag lädt ein, sich über die zehn Gebote Gedanken zu machen, inwieweit sie den Rahmen für unser Zusammenlaben gestalten können. Die wörtliche Übersetzung des hebräischen Originals „aseret ha-dibberot“ ist  zehn Worte, genau so wie es ins Altgriechische übersetzt wurde:  δεκάλογος, weshalb man auch oft vom Dekalog spricht [8]. Den Dekalog kann man somit als Portal auffassen in die Regeln zur Freiheit. Die jüdische Tora kennt 613 Gebote und die gelten nach wie vor, denn Jesus sagte: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ [9] Das zeigt sich besonders bei Paulus, der sich vom Pharisäer (613 Gebote) zu dem verwandeln ließ, was noch zu seiner Zeit Christ genannt wurde.



Das Gesteck in der Versöhnungskirche war üppig, aber hinterließ ein düsteres Bild, also Wetter und Jahreszeit angemessen; die Natur am Strunder Bach hatte das besser hinbekommen. Das Gesteck in Kall ist aus ähnlichen Grundbausteinen zusammengesetzt worden, aber es ist nicht düster. Und als Hingucker blickt man auf eine rote Blüte als Hinweis auf unseren Evangelisten Lukas.   




Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).


Links u
nd Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/tag-des-evangelisten-lukas/   
[2] https://kirchenjahr-evangelisch.de/18-sonntag-nach-trinitatis/   
[3] 1. Joh 4,21 
[4] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MRK.10 Mk 10,17–27 
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichnis_vom_Nadel%C3%B6hr 
[6] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JAS.2 Jak 2,14–26
[7] Nikolaus Schneider: Von Erdenherzen und Himmelsschätzen. Neukirchener Aussaat, Neukirchen-Vluyn 2011. ISBN: 9783761558430. S. 61 ff.
[8] Zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Gebote  
[9] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MAT.19 Mt 19,16-22(26)

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