Sunday, October 12, 2025

Altargesteck für den 11./12.10.2025 17. Sonntag nach Trinitatis

 


Der 17. Sonntag nach Trinitatis ist geprägt vom Glauben [1]. Der Vater eines besessenen Sohnes kam zu Jesus. Die Jünger hatten den Dämonen nicht austreiben können. Jesus fordert Glauben vom Vater und der ruft: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ [2] Man könnte nun einmal dem nachgehen, indem man sich erinnert, wer einem im Leben bei der Erfahrung von Glauben geholfen hat. 

Der Wochenspruch lautet: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ [3] „Bei Gott spielen Grenzen von Ländern, Völkern und Kulturen keine Rolle. Was zählt, ist der Glaube“. In der Erzählung von der Heilung der Tochter einer kanaanäischen Frau sagt Jesus zunächst: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“ Wäre hier Ende des Stelle, wäre man ziemlich vor den Kopf geschlagen, aber dann heilt er die Tochter: „Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst!“ [4] Von einer weiteren kanaanäischen Frau wir noch die Rede sein. Dann lasen wir den Wochenpsalm, nämlich Psalm 138; der aber fängt so an: „Ich danke dir von ganzem Herzen, / vor den Göttern will ich dir lobsingen.“ [5] Was macht David da? Er tanzt vor den Göttern? Ich habe einmal die Übersetzung ins Deutsche und einiger anderer Sprachen angeschaut, man ist sich einig, David tanzte vor den Göttern. Ich habe mir den hebräischen Text angesehen und da steht „’ĕ·lō·hîm“ [6] und das ist Plural. Elohim kommt fast 2600mal in der Bibel vor [7] und man faßt das Wort als morphologischen Plural auf, der aber meistens Verb- oder Adjektivform im Singular fordert. Man könnte es auch einen Plural der göttlichen Majestät nennen. Damit ist aber  nicht vom Tisch, daß die Übersetzer mal den Plural und mal der Singular in der Übersetzung verwenden.


Der Predigttext behandelt die Geschichte „Die Kundschafter in Jericho“ und es ist ein sehr langer Text [8]. Das Buch Josua handelt von der Landnahme des gelobten Landes, also der Eroberung des Westjordanlandes vor über 3000 Jahren. Was mit den Kundschaftern beginnt, endet mit der Vernichtung der Bevölkerung Jerichos (die Bibel benutzt den Euphemismus „den Bann vollstrecken“). Nur die Dirne (Hure, Prostituierte) Rahab und ihre Familie überleben, denn sie hatte die Kundschafter, beherbergt, sie versteckt und ihnen zur Flucht verholfen. Was vielleicht wie Verrat oder Opportunismus aussieht, ist aber Glaube, und zwar der Glaube an den Gott Israels. War Rahab eine Dirne? Das ist gut möglich, aber irrelevant, es könnte sich auch um eine ausgestoßene Frau handeln, die in die Peripherie der Stadt gedrängt war (ihr Haus war Teil der Stadtmauer), da sie unkonventionell war [9]. Sie gehört zum Stammbaum von Jesus Christus und da finden sich noch andere Frauen, die sich unkonventionell zu den damaligen Sitten verhalten hatten. Sie ließ die Kundschafter an einem Seil an der Mauer herab und hat dort ein rot gefärbtes Seil hingehängt, als Zeichen, daß dieses Haus geschont werden sollte. Rot bedeutet liturgisch Feuer und Liebe. Blut wurde im Alten Testament zur Heiligung und rituellen Reinigung benutzt. Vor dem Auszug der Israeliten aus Ägypten schützte die rote Färbung der Türpfosten mit dem Blut des Passahlammes vor der Vernichtung der Erstgeburt. Man kann an dem roten Seil auch einen roten Faden sehen, der sich durch beide Testamente bis ans Kreuz zieht.

Das Gesteck in der Versöhnungskirche ist ist aus Elementen der Vorwoche geschaffen worden, was prinzipiell völlig in Ordnung ist, aber langweilig bleibt es doch. Das Gesteck in Kall erinnerte mich daran, daß es in der Ukraine auch noch einen Krieg gibt, den wir nicht vergessen sollten, falls es zu einem Frieden in Palästina kommen sollte. Und daneben natürlich noch etliche Konflikte, die von der Wettöffentlichkeit mit Gleichgültigkeit bedacht bleiben.





Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/17-sonntag-nach-trinitatis/   
[2] Mk 9,14-29
[3] 1. Joh 5,4c  
[4] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MAT.15 Mt 15,21-28
[5] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/PSA.138 
[6] https://biblehub.com/interlinear/psalms/138-1.htm  
[7] https://biblehub.com/hebrew/430.htm 
[8] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JOS.2 Jos 2,1–21
[9] Die Bibel in gerechter Sprache in einer Anmerkung (Nr. 115) auf Seite 2287: „Das hebräische Wort lautet zona und wird meist mit »Hure/Prostituierte« wiedergegeben. Diese inhaltliche Füllung ist jedoch aus den Texten nicht eindeutig zu belegen. Fest steht, dass es sich um Frauen handelt, die nicht verheiratet und auch sonst keinem Mann unterstellt waren.“  
Ulrike Bail et al. (Hrsg.):  Bibel in gerechter Sprache. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008. ISBN: 9783579054636.


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