Thursday, October 9, 2025

Texel, der Viehmarkt und die StadtKinder

 


Gestern suchte ich UrlaubsFotos von Texel heraus und die gingen bis zum Anfang der 1960iger Jahre zurück. Und wirklich, im Jahr 1961 hatte ich das naturkundliche Museum in Texel besucht. Bei dieser BilderSuche ging es um ein Bild mit WalUnterkiefern, die dort als TorBogen aufgestellt waren und die ich in den Bildern der aktuellen Webseite des Museums nicht mehr fand; das ist vielleicht nicht mehr zeitgemäß. Also suchte ich im eigenen BildMaterial bzw. im Archiv meines Vater, denn ich war damals erst 6-7 Jahre alt. Als ich diese Bilder durchsah, fand ich auch den ViehMarkt in Den Burg. Da erinnerte ich mich an einen Mythos, der besagte, daß Kinder nicht mehr wissen, wie Kühe aussehen, denn sie hatten diese einmal in Lila ausgemalt, wie die Kuh in einer Reklame für Schokolade. Diesen Mythos hatte auch schon vor 15 Jahren selbst Die Welt beschrieben [2], denn die Kinder wußten sehr wohl, wie eine Kuh aussieht. Aber ich nehme das einmal zum Anlaß, über meine persönlichen Erlebnisse in diesem KulturWandel zur NaturRezeption zu reflektieren. 

Ich bin in Köln-Buchforst aufgewachsen und das liegt direkt neben Köln-Kalk, wo es u.a. eine chemische Fabrik gab [3]. Die Chemische Fabrik Kalk GmbH (CFK) wurde 1858 gegründet, war zeitweise der zweitgrößte Sodaproduzent Deutschlands und damit auch für den wirtschaftlichen Aufschwung des rechtsrheinischen Kölns ein wesentlicher Faktor. 1993 wurde das Werk geschlossen. Als Kinder sahen wir den Rauch in den Himmel steigen und für zwei kleine SchornSteine oder Auslässe hatte ich mir die FarbNamen Brom und Jod ausgedacht, weil ich meinte, daß so diese Elemente aussahen und es roch zeitweise fürchterlich, so daß man wegen der stark schwefelhaltige Abgase ca. 1965 einen 120 m hohen Schornstein errichtete. Auf den KalkBergen wuchsen keine Bäume und später erinnerten sie mich den den giftigen AbRaum der GoldMinen bei Pretoria. Die MüllDeponien mit Namen Kalkberg [4] und Kleiner Kalkberg hatte die Stadt Köln (wie praktisch) übernommen, aber sie lassen sich wirtschaftlich nicht abtragen, die Oberfläche wurde versiegelt. Wie fangen jetzt besser nicht vom HubschrauberLandeplatz an … und kehren zum Thema zurück.

In den Ferien waren wir zum Beispiel auf Texel. Und dort konnte man diesen ViehMarkt besuchen, auf dem wurden Kühe, Kälbchen und Schafe – die Insel ist bekannt für Schafe – verkauft. Die Unterkunft, ein Ferienhaus, lag direkt am WaldRand (und nicht in Den Burg). Da wurden noch Kühe gehalten. Wir Kinder konnten sehen, wie die Kühe per Hand gemolken wurden und wo die Hühner waren, die die Eier legten, die dann in dem kleinen Laden verkauft wurden. Außerdem liefen Hunde und Katzen herum, Ponys und Pferde hielt man auch. Gut, wir haben dafür extra in den Urlaub fahren müssen. Andere sind da besser dran, zum Beispiel Köln-Holweide liegt nicht weit von Buchforst entfernt. Je nach Weg 3-4 km und auf halbem Weg kommt man schon bei der Herler Burg an Pferden und Jacques Weindepot vorbei. Ich bin früher häufiger zwischen Buchforst und Holweide zu Fuß gegangen, z.B. wenn ich die letzte StraßenBahn verpaßt hatte. In Holweide stehen auch noch Kühe. Bei der GesamtSchule und dem KinderGarten kann man sich auf dem Weg dorthin oder selbst vom KinderGarten aus Kühe ansehen. In der Eifel ist es natürlich noch mal besser. Da guck ich aus dem Fenster und sehe Kühe oder Pferde, Ponys, alle möglichen Tiere, wenn ich einmal durch den Ort gehe. Ich glaube, daß man auch mitten in der Stadt genügend Tiere sehen kann. 

Heutzutage wird eher aufs Handy geschaut als sich einmal umzudrehen und zu erkennen, was in unmittelbarer Nähe real existiert. Ich erinnere mich an eine Geschichte von Hans Conrad Zander, in der ging es um Reiher und zwar irgendwo in Frankreich, ich meine in der Camargue. Er kommt mit seiner Frau von den Reihern zurück und sie unterhalten sich mit einer Frau über den GartenZaun hinweg und sie sagt mit etwas Sehnsucht in der Stimme: „Ja, unsere Reiher, die müssen schön sein, ich habe sie im Fernsehen gesehen.“ [5] Ich meine, das Problem liegt nicht im Verschwinden der Natur. Etwas ganz Grundlegendes hat sich im Verhältnis von Natur und Menschen geändert. Es ist alles noch da, wir müssen es nur wieder entdecken. Der Jugend gilt es zu zeigen, daß dies ohne Handy viel besser geht.  
 



Links und Anmerkungen:
[1] Captain Dave and The Prime Berth Heritage Center near Twillingate (Canada) 
https://rheumatologe.blogspot.com/2025/10/captain-dave-and-prime-berth-heritage.html 
[2] https://www.welt.de/welt_print/vermischtes/article7997868/Naturwissen-mangelhaft.html 
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Chemische_Fabrik_Kalk  
[4] Der Name Kalk könnte einem LagerPlatz für Kalk der Römer beim Bau der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (später zu Köln verlürzt) gedient haben. Das Toponym könnte aber auch auf Villa Kalka oder Calke vom  mittelhochdeutschen Wort Kolk ableiten, denn das Hofgut lag an einer feuchten Niederung, die auf einen toten Arm des Rheins zurückgehen dürfte.  
https://de.wikipedia.org/wiki/Kalk_(K%C3%B6ln) 
[5] Normalerweise hätte ich jetzt eine ReferenzStelle, aber hier habe ich aus dem Gedächtnis zitiert, vielleicht nicht aus einem Buch sondern aus einem Gespräch. Versäumen Sie aber nicht: https://www.hansconradzander.com/le-blog  


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