Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2015 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem Gedicht vorgestellt. Er ist mir jetzt wieder in die Hände gefallen. Auch dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2014/2015 und 2020/2021.
12. KW
Jürgen Theobaldy: Dem Meister im Verschwinden
Der Frosch ist noch da im Bild, unter Wasser, im Plumps-Geräusch und in den Wellen.
„Übel sprach der Dübel und verschwand in der Wand.“ K. Reith 1974, aber wahrscheinlich auch nicht von ihm.
Den Speedlines hinterschauen bringt auch nichts.
Ist Fotografieren nicht ein „verweile doch“?
Frosch
den Frosch
Braucht
Man
Nicht
Zu
Sehen
Oder
Das
Platschen
Zu
Hören
EinFach
Nur
Auf das
Gedicht
Hören
In Tümpeln dümpeln.
Wein
wir trinken
Den
Wein
Durch
Den
Filter
Unseres
MundSchutzes
Vor
Seinem
Bukett
Schützt
Uns
EbenFalls
Die
Maske
Aber
Wer
Schützt uns
Vor
Uns selbst?
12. KW
Kommentar: Henning Ziebritzki
Bashos Plumps ist so was von dauerhaft.
„Seitdem schreibt der hartnäckige Epiker des Alltags Gedicht um Gedicht“ -: das machen viele, ohne einen VerLeger oder Leser zu finden, vielleicht einen Verleser geLegendlich.
Ignoranz und Arroganz -: da bleibt ganz klar noch die Vakanz für Eleganz und Extravaganz.
SperrSitz -: den SperrSitz gabs einmal und auch die SperrMark. Den SperrLing wird’s nicht geben.
„Seitdem schreibt der hartnäckige Epiker des Alltags Gedicht um Gedicht“ -: vielleicht schreibt der pausbäckige Häretiker des Sonn- und FeierTags Geschicht' um Geschicht'.
.
No comments:
Post a Comment