Zu diesem Thema bin ich durch die Blogposts in den letzten Wochen gekommen. In Jordanien trank ich Schwarztee mit Gewürzen und Salbei [1]. Ich hatte über Jasmintee, parfümierte Tees, Earl Grey Tea und weitere berichtet [2]. Und früher hatte ich auch schon einmal über den griechischen Bergtee geschrieben [3]. Da habe ich mir gedacht, daß für mich Klärungsbedarf besteht, den ich nun mitteilen möchte.
Ich hatte schon als Kind, wie wahrscheinlich jeder, Kontakt zu Kräutertees. Die Großeltern hatten z.B. Lindenblüten auf dem Balkon gesammelt oder im Garten Brombeerblattblätter und Himbeerblätter; das Sammelgut wurde getrocknet und dann als Tee genutzt. Solche Kräutertees haben den Vorteil, daß man sie trinken kann, ohne den Nachtschlaf zu gefährden, da sie kein Koffein enthalten. Bei einer Tante auf dem Lande gab es selbst gesammelten Kamillentee. Und im Landschulheim oder in der Jugendherberge gab es den berühmten Früchtetee oder auch manchmal Malven- oder Hibiskustee. Beim Studium in Taiwan habe ich Ku Cha (苦茶) kennengelernt [4], den es bei fliegenden Händlern zu kaufen gab. Ku Cha bedeutet einfach bitterer Tee, der aus Kräutern aus den Bergen zu bereitet wurde und dem gesundheitliche Vorteile zugesprochen wurden. Ich habe auch Rooibostee, Lapachotee, Verbene (Eisenkraut) oder andere Sorten, die ich selbst im Garten gesammelt habe, wie Gundelrebe oder Birkenblätter, getrunken.
Ich bekam einmal ein Tee Probierpaket geschenkt. Darin waren absonderliche Mischungen – Mischmasch.
Eine Mischung nennt sich Fränkische Brotzeitkräuter und in der sind enthalten: Brombeerblätter, Himbeerblätter, Pfefferminzblätter, Hagebuttenschalen, Hagebuttenkerne, Riesengoldrutenkraut, Spitzwegerichkraut, Melissenblätter, Ringelblumenblüten, Rosenblütenblätter, Heidekrautblüten.
Eine andere Mischung heißt Schweizer Kräutertee natürlich Orange-Minze-Geschmack und da sind drin: Karottenstücke, Apfelstücke, Orangenschalen, Rooibos, Ingwerstücke, Eibischblätter, Pfefferminzblätter, Verbenenkraut, natürliches Aroma, Malvenblüten Passionsblumenkraut.
Japans grüne Kostbarkeit mit Erdbeer-Johannisbeer-Geschmack beinhaltet: grüner Tee Japan, -Sencha, -Bancha, Genmaicha, Aroma, Erdbeerstücke, rote Johannisbeeren.
Ein Päckchen enthält Mate grün; es gibt auch gerösteten Mate, aber Mate möchte ich einmal gesondert behandeln.
Oh, und dann sind da die Acht Schätze des Shaolin mit Erdbeer Ananas (sofort sollte eigentlich ein Trupp von Shaolin-Schülern in der Chefetage des Unternehmen auftauchen und den Chef zur Rede stellen). Die Zutaten sind: Grüner Tee China, Sencha Gunpowder, -Mini, Tuo Tea, Chun Mee, weißer Tee, grüner Tee Lung Ching, -Snow Bud, -Pi Lo Chun, kandierte Ananasstücke, Aroma, Erdbeerstücke, Sonnenblumen. Was kann man damit machen? Ich werde eine Tasse verkosten und dann das Päckchen entsorgen (Mülleimer).
Ohne den Herstellern oder Vertreibern solcher Produkte zu nahe treten zu wollen, sehe ich doch eine große Gefahr, daß man Teereste, minderwertigen Tee, Kräuter und Aromen zusammen mengt, um sie noch verkaufen zu können. Einzelne Blätter oder Kräuter, wie sie in der Mischung Fränkische Brotzeitkräuter enthalten sind, kann man als Kräutertee trinken, aber es ist nicht einzusehen, alles zusammen zu mischen. Warum nicht an einem Tag den einen Tee und am nächsten zur Abwechslung einen anderen trinken?
Und wenn alle möglichen Sorten von grünem Tee aus Japan in allen möglichen Qualitäten (Sencha, Bancha) mit chinesischem grünen Tee vermischt werden, kann ich das Ergebnis nicht gut heißen. Man würde doch auch nicht einen roten 2016 Château Petrus und einen weißen Meursault 1er Cru "Genevries" Domaine Coche-Dury 2009 mischen – und dann noch trinken.
Wenn wir über Kräutertee sprechen, so sprechen wir nicht über Tee sondern nach dem Lebensmittelrecht über ein teeähnliches Erzeugnis [5]. Wikipedia weiter: „Hierunter versteht man aromatische Aufgussgetränke, die aus frischen oder getrockneten Pflanzenteilen, z. B. Blättern, wie Pfefferminzblättern, Fruchtteilen, wie Fenchelsamen, oder auch Blüten, wie Lindenblüten oder Kamillenblüten, hergestellt und mit kochendem Wasser aufgegossen werden.“ Und weiter: „Aromatisierten Kräutertees werden Gewürze oder Aromen hinzugefügt, um sie geschmacklich zu verfeinern bzw. zu verändern.“ Auch das haben wir schon diskutiert.
„Mit Ausnahme von Mate Tee und Guayusa Tee enthält Kräutertee kein Koffein.“ [6] Ich hatte oben schon erwähnt, daß ich Mate gesondert behandeln will. Guayusa Tee wird aus Ilex guayusa, einer koffeinhaltigen Stechpalmen-Art, hergestellt und traditionell von Quechua-Ureinwohnern in den Anden genutzt [7]. Anders als Mate gilt Guayusa als neuartiges Lebensmittel, und müßte erst über die EU zugelassen werden [8]. Das teeähnliche Erzeugnis darf aber in Deutschland seit 2017 verkauft werden; ich sehe darin einen Widerspruch, aber so wird es im Wikipedia Artikel berichtet. Außerdem kann man Guayusa Tee für schlappe 89,50€ pro Kilo im Handel erwerben.
Ich gebe hier einmal eine (unvollständige) Liste möglicher teeähnlicher Getränke, die man vielleicht wie l'infusion im Französischen, also Aufguss nennen könnte:
Anis
Apfelstücke
Baldiran
Basilikum
Brennnessel
Brombeerblätter
Eibischblätter
Fenchel
Gingko
Ginseng
Griechischer Bergtee (Sideritis scardica)
Guayusa (koffeinhaltig)
Hagebutten
Heidekrautblüten
Hibiskusblüten
Himbeerblätter
Hopfenblüten
Ingwer
Kamillenblüten
Karottenstücke
Kurkuma
Lapacho
Lavendel
Liebstöckel
Lindenblüten
Löwenzahnblüten
Malvenblüten
Mate (koffeinhaltig)
Melisse
Melissenblätter
Orangenschalen
Passionsblumenkraut
Pfefferminze
Riesengolrutenkraut
Ringelblumenblüten
Rooibos
Rosenblüten
Salbei
Spitzwegerichkraut
Süßholzwurzel (glycyrrhizinhaltig, kann Hochdruck und Wassereinlagerung fördern)
Thymian
Verbenenkraut
Zimt
Zitronengras (Lemongras)
Hier mein Rat für Tee und teeähnliche Erzeugnisse: eher einzelne Kräutertees trinken oder Kräuter selbst mischen. Nicht zu viele Kräuter mischen. Auch beim Zugeben von Kräutern und Gewürzen zu Tee eher selbst mischen als Fertigmischungen kaufen.
PS. Beim Wort Aufgussgetränk drängt sich mir das Wort Ausgussgetränk auf.
Links und Anmerkungen:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/12/jordanischer-tee.html
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/12/tee-und-beimengungen.html
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/2018/05/griechischer-bergtee-sideritis-scardica.html
[4] Das waren Kräuter aus den Bergen um Taipei (台北), denn um die Großstadt herum sind Berge und die Teegärten, wo z.B. Oolong Tees herstammen. Der Händler vertrieb das bittere, sehr dunkle Getränk unter dem Namen Ku Cha (苦茶), aber der Tee aus Yünnan (雲南) ist damit nicht gemeint, schon weil es damlas keine Bezugsquelle in Taiwan gab - https://zh.wikipedia.org/wiki/%E8%8B%A6%E8%8C%B6.
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Kr%C3%A4utertee
[6] https://www.tea-exclusive.de/Teesorte-Kraeutertee
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Ilex_guayusa
[8] https://ec.europa.eu/food/safety/novel_food/catalogue/search/public/?event=home&seqfce=946#
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