Thursday, December 9, 2021

Pfarrkirche St. Antonius in Kreuzberg (Hellenthal)

 



Die Kirche ist Antonius dem Wüstenvater (auch Antonius der Große oder der Einsiedler genannt) geweiht [1]. Sie ging aus einer barocken Saalkirche (17. Jahrhundert), von der heute noch der Chor erhalten ist, hervor. Erweiterungen erfolgten 1925 und 1965, nachdem die Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg bis 1956 behoben werden konnten.



Der heilige Antonius lebte von ca. 251 bis 356 [2]; der Zeitpunkt seines Todes war bekannt und sein Alter soll da 105 Jahre, wie bei Bob Hope, betragen haben, so daß man zurückgerechnet hat. Er war in die Wüste hinausgezogen und gilt als einer der Väter des Mönchtums. Wen das Thema mehr interessiert, der kann über ihn, Pachomius, Simeon und weitere bei Hans Conrad Zander nachlesen [3]. Vielleicht so viel: Antonius hatte ein duales System für sich etabliert. Er war wg. der Einsamkeit in die Wüste gezogen, hatte dann doch zu viel geredet und fühlte sich von den Menschen belästigt, die sich das anhören wollten. Darauf hin verließ er Pispir (heute Al Mayr, bzw. östlich davon) und ging nach Kolzim (westlich vom heutigen Zafarana, an der Tankstelle „Chill out“ vorbei), denn da konnten ihn die Jünger abschirmen. Und dann ging er alle halbe Jahre zurück nach Pispir, um dort wieder über seinen Kampf mit den Dämonen zu berichten.



Die beiden Chorfenster von Hermann Gottfried aus dem Jahr 1963 (die heilige Barbara und der heilige Aloisius) empfand ich als ganz nett, aber mehr auch nicht. Die beiden anderen Fenster allerdings sind sehr viel interessanter (der heilige Antonius und der heilige Hubertus), denn sie haben eine besondere Ausstrahlung. Diese beiden Fenster wurden von Franz Melchior geschaffen. Die Autoren von Wikipedia vermuten die 1920er Jahre, aber die Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. läßt dies offen [4]. Stilistisch aber könnte die Annahme der 1920er Jahre stimmen.




Franz Melchior ist ebenfalls interessant. Es ist über das Internet nicht sehr viel heraus zu bekommen. Er wurde 1881 geboren und hat sein Geschäft Anfang der 1950er Jahre an einen Namensverwandten (Sohn?) übertragen. Er hatte sich gegen das NS-Regime, Hitler und den Krieg
geäußert, was ein Metzger belauscht und zur Anzeige gebracht hatte [5]. Schließlich wurde er 1943 von einem Sondergericht aufgrund des Heimtücke-Gesetzes – dieses Gesetz ist selbst die größte Heimtücke – zu einem Jahr und vier Monaten Haft verurteilt. Die Untersuchungshaft wurde angerechnet, aber die hatte nur neun Tage betragen. Die Haft wurde allerdings immer wieder „zur Erledigung kriegswichtiger Glaserarbeiten“ aufgeschoben, bis sich das durch Kriegsende erledigt hatte, bzw. durch die nachfolgende Amnestie.

Stairway to Heaven


Der Besuch lohnt sich, auch oder gerade weil kein markierter Wanderweg dort vorbeiführt.


Links und Literaturangaben:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Antonius_der_Einsiedler_(Kreuzberg)
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Antonius_der_Gro%C3%9Fe
[3] Hans Conrad Zander: Als die Religion noch nicht langweilig war. Die Geschichte der Wüstenväter. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002. ISBN 3-462-02982-7
[4] http://www.glasmalerei-ev.net/pages/b2720/b2720.shtml
[5] http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Projekte/Widerstandskarte/franz-melchior-aeusserte-sich-gegen-das-ns-regime-und-den-krieg/DE-2086/lido/dc00020482

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