Thursday, July 31, 2025

Haiku for National Haiku Writing Month – July 2025 Second Half


National Haiku Writing Month has been founded by the well known haiku poet Michael Dylan Welch. The goal is to write at least one haiku a day. National Haiku Writing Month is in its 14th year. [1] I enjoy writing to the prompts on Facebook. Here are some interesting links: [2]. Our daily writing prompter for July 2025 has been Dorna Hainds [3], who has been doing so for the first time. Thank you very much, Dorna! 

蘭葉春葳蕤
桂華秋皎潔
感遇( 其一)
張九齡
In spring, orchid leaves sprout.
In autumn, cinnamon trees glow brightly.
Thoughts (1)
Zhang Jiuling [4]


the greenish soap 
in the too high sink 
but what color was my shirt? 
~ Color of a Memory You Can’t Quite Recall 

the golden domes 
are silent like the churches 
beneath them 
~ Color of Silence 





midnight sun

the receding rain 
and a puffin's beak 
~ Midnight rainbow

the scintillating 
colors of hummingbirds 
the jungle's song 
~ Colorful Song 

all tastes 
and all colors make 
a chinese feast 
~ Color(s) of Taste 

mimosas' yellow 
lavender's violet 
fragrances of france 
~  Perfume Colors 

chanel no. 5 
the color of skin 
as nightgown 
~ Perfume Colors 

tibetan viallage 
the women wear turquoise 
chanting along 
~ Sound/Smell/Touch of Turquoise 





like to see 

the sun blotted out from the sky? 
just listen 
~ Is Pitch Black Black? 

darker than pitch black 
only the black hole 
~ Is Pitch Black Black? 

wednesday addams 
will wear another color 
if darker than black 
~ Is Pitch Black Black? 

voting for 
more black and white 
in all the grey 
~ Opposing Colors / Balancing Colors 

the bees visit 
all flowers in the garden 
purple and vellow 
~ Opposing Colors / Balancing Colors 

not feeling blue 
on the beach with you 
at the blue hour 
~ Hourly Colors 

so thick 
today's sunset colors 
to walk on 
~ Immortalized Sunset Colors

even the tattoo of lola 
is fading away 
she was a show girl 
~ Colors of a Faded, Memorable Tattoo

over the years 
the color of her wedding dress 
not changing much 
~ Wedding Dress Colors 

separation 
all these tears running 
but not a rainbow 
~ Emotional Rainbow 

colors of spells 
leaving the magician's wand 
just a distraction 
~ Color of Spells 

misty mornings 
and blushing foliage 
rest in pram 
~ Your Birth Month Color(s) 





Links and Annotations:
[1] National Haiku Writing Month https://www.facebook.com/NaHaiWriMo  
[2] „To help with haiku fundamentals, please have a look at "Becoming a Haiku Poet" at https://www.graceguts.com/essays/becoming-a-haiku-poet. Please review the "Haiku Checklist" at https://www.graceguts.com/essays/haiku-checklist. I also recommend to read: https://www.nahaiwrimo.com/why-no-5-7-5.
[3] Dorna Hainds / NaHaiWriMo daily writing prompter for July 2025
https://www.nahaiwrimo.com/meet-the-prompters/dorna-hainds 
[4] Zhang Jiuling (張九齡) was a minister and chancellor under Emperor Xuanzong (玄宗), but also a famous poet of the Tang Dynasty. He lived from 678 or 673 to 740 (he died on May 6). Five of his poems are included in the collection "300 Poems of the Tang Dynasty" (唐詩三百首).  I found a total of three books of his poems in the collection Complete Poems of the Tang Dynasty (全唐詩) from 1705.  This compilation, like the well-known dictionary (康熙字典), dates back to Emperor Kangxi (康熙帝), who lived from 1654 to 1722.

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The Grand Tour – St. Petersburg, Eremitage (Winterpalast), 1754-62



Harry Seidler [1] führt uns in seinem Buch [2] auf sechs Seiten in die Architektur Russlands ein. Seidler widmet der Eremitage insgesamt eine ganze Seite. Er schreibt: „St. Petersburg, Eremitage (Winterpalast), 1754-62. Architekt: Bartolomeo Francesco Rastrelli. Das langgestreckte Gebäude, reich verziert und mit vielen Innenhöfen versehen, blickt auf einer Seite zum Fluss und grenzt an der anderen Seite an den alten, zentralen Platz der Stadt.“  Ich hatte St. Petersburg (Санкт-Петербург) 2012 besucht und von dieser Reise stammen auch die Fotos hier. Bereits 2012/2013 hatte ich ausführlich von dieser Fahrt durch Moldawien, die Ukraine und Russland berichtet [3]. Jetzt freue ich mich, daß ich damals die Reise gemacht habe, da es auf lange Sicht unwahrscheinlich erscheint, St. Petersburg bzw. Russland erneut zu besuchen. 

Seidler hat auf einer halben Seite eine sehr schöne Perspektive durch einen Torbogen gefunden und zeigt auf der nachfolgenden Seite noch zwei kleinere Bilder aus dem Inneren des Palastes. Dies war mir leider versagt, denn der Palast war damals geschlossen. Seidler beschränkt sich au den Winterpalast (Зимний дворец), der das Gegenstück, jedenfalls namentlich, zum Sommerpalast im Sommerpalast darstellt. Zur Eremitage [4] gehören allerdings auch die Kleine Eremitage, eine Gemäldegalerie für Katharina die Große (1775), die sich anschließende Alte oder auch Große Eremitage (1787) [5], das Eremitage-Theater (1787), zunächst nur bis 1796, jetzt aber wieder seit 1989 bespielt, sowie die Neue Eremitage (1839-1852).  

Betrachten wir aber näher die Winterpalast. Es gab bereits 1711 einen Winterpalast [6], der schon 1721 durch einen Neuen ersetzt wurde Dieser wurde dann niedergerissen und zwischen 1754 und 1762 neu aufgebaut durch den bereits erwähnten Bartolomeo Francesco Rastrelli und gilt als eines der Hauptwerke des russischen Barocks, so daß es nicht verwundert, daß es seit 1990 zum UNESCO-Welterbe gehört. Das Gebäude ist dreigeschossig und die Fassadenseiten wechseln in der Ausstattung (z.B. Fenster). Durch die Beschränkung auf drei Stockwerke wirkt es nicht wuchtig, wie man es sonst bei 1000 Räumen hätte erwarten dürfen. Der größte Raum mißt 1103 m² – das ist größer als ein Handballfeld. 1837 brannte der Winterpalast nieder, so daß kaum noch Inneneinrichtung aus der Zeit vor dem Brand überdauert hat. Allerdings waren bereits 1839 die Sanierungsarbeiten abgeschlossen. Umfangreichen Sanierungsarbeiten wurden in den Jahren 1984 und 2005 durchgeführt. Das sollte nun genügen, denn die Wikipedia-Artikel sind sehr umfangreich, so daß man bei weiteren Fragen dort fündig werden dürfte.





Links und Anmerkungen:
[1] Wikipedia: "Harry Seidler (* 25. Juni 1923 in Wien; † 9. März 2006 in Sydney) war ein in Österreich geborener australischer Architekt." https://de.wikipedia.org/wiki/Harry_Seidler 
[2] Auftakt und Buchbesprechung hier: 
https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/the-grand-tour-buchbesprechung-und.html
 

Harry Seidler: The Grand Tour - Reise um die Welt mit dem Blick des Architekten. Taschen GmbH, Köln 2004. ISBN: 3-8228-3871-6. Für den Winterpalast S. 111/112.
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/search/label/Russia  
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Eremitage_(Sankt_Petersburg) 
[5] Ein jüngeres Gebäude die Alte Eremitage zu nennen, darauf muß man erst einmal kommen. 
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Winterpalast 

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Wednesday, July 30, 2025

Sammelsurium (285) 30.07.2025

Die Exegeten des Arno-Schmidt-Dechiffrier-Syndikats 
trafen sich im Lokal Bangemann in Bargfeld, Kreis Celle.
Aufnahme aus dem Jahr Anno 2001.
 
 

RückSchau
1625 [1]

Tod von James (Jakob) I., König von England (seit 1603), Sohn Maria Stuarts (seit 1566 [2]). Geburt des Dichters Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen und des Astronomen Giovanni Domenico Cassini [3]. EinfuhrVerbot fremden Tuches in Bayern – die Idee hätte von Markus Söder stammen können. 

Regen
Regen muß Spaß machen, besonders dem Regen. Deshalb regnet es insbesondere, wenn der Mensch es überhaupt nicht brauchen kann.

Offenbarung 
Jedes innige Gebet ist eine Offenbarung für den Beter. Für alle anderen eine Dummheit, aber so sah schon Paulus den Glauben [4]. 

Bargfeld
Sag: Bargfeld, Kreis Celle, und der eine oder andere wird zustimmend nicken. 
 
Die zweite Haut 
„Zieh dir die Haut über …“ [5]. Ob er damit einem Reptiloiden einen RatSchlag erteilen wollte? 

AusKlammern 
Die Schwaden von AbGasen und RußPartikeln von den OmniBussen in der InnenStadt von Taipei (台北市) ähnelten den RauchSchwaden, die in Werner Höfers FrühSchoppen durch das Studio waberten. Damals war man besonders gut im AuKklammern von Themen.  

Orientierung
In alten Büchern und Filmen suchen Menschen nach Orientierung in der Dunkelheit, indem sie ein StreichHolz entZünden. Auch das ist gestern. Jedes Handy ist eine TaschenLampe.

TrinkGeld
Denk daran -: in der USA erwarten Charon und Petrus ein TrinkGeld, auch wenn du dein Ticket bezahlt hast.

Knacken 
Da ist kein Knacken mehr in der Leitung, wenn man abGehört wird, denn alle GeSpräche werden sowieso abGehört, bzw. erst einmal nur aufGezeichnet für den späteren GeBrauch.

LaserStrahl 
Einen LaserStrahl in den Himmel geSchickt. Ich kam an diesem KunstProjekt (Düsseldorf! [6]) vorbei und erinnerte mich an eine Karikatur im STERN, ein Nagel in eine weiße LeinWand geschlagen und der Künstler sagte in der Sprechblase: „Ich nenne es »Stich ins All«“.  

Nutria
Im SternBild „Nutria“ ist der hellste Stern so dunkel wie das schwärzeste Loch, weshalb wir bislang so wenig von diesem SternBild hörten.

Sommer 
Wenn der Sommer im Nebel festSteckt oder aus den Wolken Tränen weint, dann kannst du drinnen im Trockenen alle Strophen von „Geh, aus mein Herz“ [7] singen oder meinetwegen „Walking on sunshine“ [8] mitSchmettern, denn der Sommer fordert von dir auch ein wenig Zugeständnis.


Scherben
Die knarrende HolzTreppe, eine TonLeiter der VerGänglichkeit.  

Warum können Tränen nicht über das Gesicht laufen wie WasserTropfen über einen Pfirsich?  

Warum heißt es im französischen Le Beurre und nicht La Beurre? Man sagt schließlich auch La mère.

ErbsWurst -: wo bleibt die MaisWurst? 

Auf die schmutzige RückScheibe eines Autos mit krakeliger Schrift Sau schreiben.

BleichenWang – LeichenZwang  

Orientierung – Okzidentierung

FensterGedicht – Friedrich Hölderlin
SpiegelGedichte – wer wohl?

ruach – Rauch
theos - *dheu


Konzert der Toten Hosen 2013 in Düsseldorf, kein Laser!


Links und Anmerkungen:
[1] Werner Stein: Kulturfahrplan. Die wichtigsten Daten der Kulturgeschichte. Von Anbeginn bis heute. Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin und Darmstadt 1946/1957. S. 722/723.
[2] Für diesen Kalauer bitte ich ausdrücklich um Entschuldigung.
[3] Ja, der von der Cassini-Teilung – Teilung der Saturn-Ringe, Entdeckung im Jahr 1675.
[4] 1. Kor 1,18
[5] Peter Härtling: An den Ufern meiner Stadt. Späte Gedichte. Kiepenheuer&Witsch, Köln 2023. ISBN: 978-3462006070. S. 168. 
[6] Es war schließlich in Düsseldorf, nahe der A59. Allerdings das AusrufeZeichen ist dem Kölner geschuldet.
[7] „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ von Paul Gerhardt (1653) im Evangelischen Gesangbuch Nr. 503, 15 Strophen.   
[8] Katrina and the Waves war eine britisch-US-amerikanische Band der 1980er-Jahre; ihr Hit: „Walking on Sunshine“. https://de.wikipedia.org/wiki/Katrina_and_the_Waves und https://www.youtube.com/watch?v=iPUmE-tne5U 

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Tuesday, July 29, 2025

The Grand Tour – Moskau, Kreml, Himmelfahrtskathedrale, 1470

 

 
Harry Seidler [1] führt uns in seinem Buch [2] auf sechs Seiten in die Architektur Russlands ein. Seidler widmet der Himmelfahrtskathedrale oder besser der Entschlafenskathedrale insgesamt eine ganze Seite. Er schreibt: „Moskau, Kreml, Himmelfahrtskathedrale, 1470. Runde Türme mit vergoldeten Kuppeln überragen die Fassade mit ihren harmonischen Dachbögen.“  Ich hatte Moskau 2012 besucht und von dieser Reise stammen auch die Fotos hier. Bereits 2012/2013 hatte ich ausführlich von dieser Fahrt durch Moldawien, die Ukraine und Russland berichtet [3]. Jetzt freue ich mich, daß ich damals die Reise gemacht habe, da es auf lange Sicht unwahrscheinlich erscheint, Moskau bzw. Russland erneut zu besuchen. 

Eine ähnliche Perspektive zeigt Harry Seidler.

Die Entschlafenskathedrale (Успенский собор)  – der Name bezieht sich auf das Entschlafen der Hl. Maria – steht im Kreml und war Krönungskirche der Zaren und Begräbniskirche der Patriarchen  [4]. Sie ist gleichzeitig die größte Kathedrale des Kremls und das älteste Gebäude Moskaus. Sie wurde 1475–1479 durch den italienischen Architekten Aristotele Fioravanti erbaut und ist vom architektonisch Stil her von der Renaissance beeinflußt. Wahrscheinlich gab es schon vorher Sakralbauten dort. Bei Ausgrabungen im Jahr 1968 entdeckte man ein mittelalterliches Gräberfeld und nimmt an, daß sich ab Mitte des 12. Jahrhunders dort eine Kirche aus Holz befunden hat. Die erste sicher nachweisbare Kirche war ein Sandsteinbau, der 1326/1327 erbaut worden war.


Die Entschlafenskathedrale steht auf dem Kathedralenplatz (Соборная площадь), östlich befindet sich der Glockenturm Iwan der Große, südöstlich die Erzengel-Michael-Kathedrale und südlich die Maria-Verkündigungs-Kathedrale, die aber alle sind von Harry Seidler nicht beschrieben worden, so daß ich sie auch außen vor lasse.

Ich habe auch von Innen eine Ansicht ausgesucht, allerdings wird sie der Kathedrale kaum gerecht. Schade, daß man sie aktuell nicht besuchen kann.




Links und Anmerkungen:
[1] Wikipedia: "Harry Seidler (* 25. Juni 1923 in Wien; † 9. März 2006 in Sydney) war ein in Österreich geborener australischer Architekt." https://de.wikipedia.org/wiki/Harry_Seidler 
[2] Auftakt und Buchbesprechung hier: https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/the-grand-tour-buchbesprechung-und.html 
Harry Seidler: The Grand Tour - Reise um die Welt mit dem Blick des Architekten. Taschen GmbH, Köln 2004. ISBN: 3-8228-3871-6. Bild S. 110, Text S. 111.
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/search/label/Russia  
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Entschlafenskathedrale_(Moskau) und https://en.wikipedia.org/wiki/Dormition_Cathedral,_Moscow 

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LYRIK-Taschenkalender 2014 44. KW 29.07.2025

 


Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2014 herausgegeben. 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Von diesen wählte der Herausgeber je ein exemplarisches Gedicht aus und kommentierte es. In diesen Taschenkalender habe ich nun wieder Annotierungen und Assoziationen geschrieben. Vielleicht so ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2023-2025.


44. KW
Nico Bleutge: [am ufer angekommen, wach]


Ferne 
Zu fernen Ufern hin 
Und froh im Unglück anGekommen 
Und froh
Das schwankende Holz zu verlassen 
VerLassen in der Ferne 
Immer weiter vom Ufer fort
Immer weiter ins Innere
Immer ferner von den Wurzeln
Immer höher
Bis auch das Oben 
Nicht mehr weiterFührt 
Als die Ferne selbst

LosZiehen 
    laßt uns 
LosZiehen
In 
Felle 
GeWandet 
Mit 
Nur 
Einem 
BirkenPörling 
Um 
Den 
Hals 
Auch 
Wenn 
Das 
Ziel 
Ungewiß – gewiß  
    Ist 
Der Aufbruch 

nördlich von Broome 
habe ich einen Emu überholt 
im Auto [1]


44. KW
Kommentar: Michael Braun


Tellurische Zonen -: „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von Jules Verne. Jules Verne ging es aber nicht um EnergiePhänomene.

verdecktes Gelände – verdrecktes Gelände, auch Gelände 

Die Gleichmäßigkeit, in der das Foucaultsche Pendel schlägt. 

Tellurische Zonen -: der Himmelskörper, auf dem Jules Verne seine Protagonisten reisen [2] ließ, bestand zu einem hohen Anteil aus Tellur. Was macht man eigentlich damit [3]?   
 
Kein ZuRück 
    der Wind 
Kann 
Nicht 
ZuRück 
In 
Den 
Blühenden 
Holunder
In
Dem 
Er sich 
    So
Wohl fühlte  




Links und Anmerkungen:
[1] Es handelt sich um ein Haiku in Englisch; es steht hier:
Haiku for National Haiku Writing Month – November 2024 Second Half 
https://rheumatologe.blogspot.com/2024/11/haiku-for-national-haiku-writing-month_30.html  
Und hier steht noch etwas, von der Reise, „Nördlich von Broome“ weiterFührte. 
Haibun The Bungle Bungles 
https://rheumatologe.blogspot.com/2023/11/haibun-bungle-bungles.html 
[2] Jules Verne: Reise durch das Sonnensystem. Der Schuß am Kilimandscharo. Bärmeier & Nikel, Frankfurt am Main 1967.
[3] Das kann man dank Internet/Google schnell beantworten. Tellur wird als Legierung genutzt, um den Korrosionsschutz zu verbessern, und wird u.a. in der Halbleiterelektronik verwendet.

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Monday, July 28, 2025

LYRIK-Taschenkalender 2014 42./43. KW 28.07.2025

 


Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2014 herausgegeben. 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Von diesen wählte der Herausgeber je ein exemplarisches Gedicht aus und kommentierte es. In diesen Taschenkalender habe ich nun wieder Annotierungen und Assoziationen geschrieben. Vielleicht so ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2023-2025.


42. KW
Paul Scheerbart: Stammbuchvers


Kein StammbuchVers. Es ist das verzweifelte Gebet von jemandem, der seinen Gott verloren hat und nur nicht weiß, was er ihm sagen soll [1]. Vielleicht ist noch ein wenig Dankbarkeit geblieben, denn sein Herz ist übervoll.  

Er hätte auch schreiben können -: Was du heute kannst beSorgen, das verschiebe nicht auf morgen [2]. WoGegen ich ja gerne sage -: Kannst du's heute nicht besorgen, dann verSchiebe es auf morgen.  

Weiß
    der Winter
In
Seiner
Ganzen
Weißheit
Schweigt stille
    In
Seiner Weisheit


42. KW
Kommentar: Urs Allemann


Gäste -: ich las gerade einige Einträge ins GästeBuch von August und Elisabeth Macke [4]. Also das war doch eine sinnvolle Gepflogenheit. 

Wenn man irgendwo etwas hinterlassen muss. Was habe ich in einem KrankenHaus in Pjöngjang nur für ein Blödsinn hinterLassen? [3]



43. KW
Àxel Sanjosé: [Es dengelt,]

Die ganze Pracht des Lichts, bevor es erstirbt. 

Das ist schon richtig mit dem Entkernen, denn erst dann kann man einen Neubeginn wagen. 

Das nichts nichtet, Gott siebt Licht und die Ewigkeit läßt Sand ins StundenGlas fallen, ohne es einmal umDrehen zu müssen. 

Die Zeit versucht es mal mit Sand, mal mit Honig und dann wieder sehr flüchtigen Flüssigkeiten.   

Licht
    das Licht
Wagte
Sich
In
Die
Schwärze
Des
BrunnenSchachts
Und
Fand wieder
    HerAus 
Sieh nur


42. KW
Kommentar: Michael Braun


Da mag die Welt anGekommen sein in den AnteChambren der Kultur, nur um sich verschämt wieder zu trollen. 

In „nicht nur zur Weihnachtszeit“ flüsterte der Engel: „Frieden, Frieden“. Nur nicht so laut, sonst herrscht gleich wieder Krieg.

Der nächste Weltkrieg wird ein Krieg mit KernWaffen. er wird alles entkernen und nach 2-3 Millionen Jahren im Frühling gibt es wieder nein, das müssen wir  streichen, vielleicht intelligentes Leben auf der Erde und man wundert sich über einige Artefakte. Aber wird es dann noch WeltRaumschrott geben oder hat da der RückSturz zur Erde stattgefunden?  

Licht
    in der
Dunkelheit
findest
Du
Den
LichtSchalter
Aber wo
    Bleibt
Das Licht?
 




Links und Anmerkungen:
[1] Nicht nur was, sondern auch wie.
[2] Jack Torrance (gespielt von Jack Nicholson) in „The Shining“ schreibt immer nur Seite um Seite: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ - allerdings nur in der deutschen Fassung, im Original schreibt er: „All work and no play makes Jack a dull boy.“
„The Shining“ ist ein Horrorfilm von Stanley Kubrick nach dem gleichnamigen Roman von Stephen Kings (1980) 
https://de.wikipedia.org/wiki/Shining_(1980) 
[3] Was da die koreanische Übersetzerin aus meinem Text gemacht hat, übertrifft mich um Längen.
[4] Ernst Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen. Bruckmann, München 1986. ISBN 3-7654-2133-2. S. 167 z.B.

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Altargesteck für den 6. Sonntag nach Trinitatis 19./20.07.2025

 


Der heutige Sonntag ist der 6. Sonntag nach dem Trinitatis-Fest [1] und das wesentliche Thema ist die Tauferinnerung. [1]. Da wundert es nicht, daß in der Evangelien-Lesung der Taufbefehl aus dem Matthäus-Evangelium [2] ausgesucht wurde. Der Wochenspruch lautet: „So spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ [3] 


In Köln stand ein Text vom Propheten Micha im Mittelpunkt und zwar, in dem es heißt: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“ [4] Es ist einer der Texte im alten Testament, die sehr viel Hoffnung machen und darüber gingen auch Impuls und Meditation. Aber mir ging durch den Kopf, daß ich auch das Gegenteil im Alten Testament gelesen hatte. Die Stelle wußte ich allerdings nicht mehr, aber man kann ja hinterher suchen. Das habe ich getan. Und wirklich, da lese ich und das kann ich jetzt niemandem ersparen: „Macht aus euren Pflugscharen Schwerter und aus euren Sicheln Spieße! Der Schwache spreche: Ich bin stark!“ [5] Und wer jetzt meint, nur das Alte Testament sei voller Gewalt, nein auch das Neue Testament, aber beide weisen auch Wege aus der Gewalt, so wie zum Beispiel die Parabel von der Ehebrecherin, die dann doch nicht gesteinigt wird („Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“) [6].
   
Das zweite große Thema war das Lied „From a distance“ von Nanci Griffith [12], das vielleicht noch von Bette Midler gesungen im Ohr ist, wenn nicht, hier ist der Link [7]. Der Song beginnt: „From a distance the world looks blue and green / And the snow-capped mountains white /
From a distance the ocean meets the stream / And the eagle takes to flight“. Und dann finden sich die beiden Zeilen: „God is watching us, God is watching us / God is watching us … from a distance“. Gott sieht also auf uns wie aus dem All und aus der Ferne … „und Gott sah, daß es gut war.“ Auch wenn unsere Welt, nicht gottes Welt, dem näheren Hinsehen nicht standhält, so ist doch Hoffnung da und im Lied heißt es deshalb auch: „It's the hope of hopes, it's the love of loves“.


In Kall feierten wir in kleiner (ich muss sagen noch kleinerer) Runde im Format „Auf ein Wort“. das Wasser spielt eine große Rolle in unserem Leben, ohne Nahrung kann der Mensch eine Weile überleben, ohne Wasser nur sehr kurz. Das Wasser spielt eine Rolle als Hindernis (Schilfmeer), bei der Durchquerung der Wüste, aber auch als Wasser des Lebens. Und natürlich ist Wasser Teil der Taufe. Einer Legende nach hatte Martin Luther auf sein Schreibpult geschrieben haben: „Ich bin getauft“. Das soll ihn in Not und Anfechtung mit Trost und Mut erfüllt haben. Wir zündeten jeder eine Kerze an, malten uns mit Wasser ein Kreuz auf die Handfläche und sagten uns: „Ich bin getauft!“

Im Römerbrief sagt Paulus: „Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.“ [8] Und im Brief an die Galater schreibt Paulus: „Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ [9]

In der Erklärung des Ökumenischen Rates der Kirchen heißt es u.a.: „Durch die Taufe werden Christen in den befreienden Tod Christi eingetaucht, wo ihre Sünden begraben werden, wo der „alte Adam” mit Christus gekreuzigt und die Macht der Sünde gebrochen wird.“ [10] Da hat man sehr lange (18 Jahre) und umfassend gearbeitet und dann das. Ich hätte im hier eine andere Formulierung gewünscht, denn eintauchen und begraben sprechen für eine Taufe, wie sie die Baptisten propagieren, und so sehr damit im Streit liegen, daß wir keine Gemeinschaft wegen der Wiedertaufe (sie erkennen eine andere Taufe nicht an) mit ihnen haben. Oder ist die Praxis der Kindertaufe noch sinnvoll? In der Urgemeinde wurden unseres Wissens nur Erwachsene getauft. Aus meiner Sicht sollten wir aber bei der Taufe in der Regel im Kindesalter bleiben, denn warum sollte ein Leben im Glauben nicht schon in der Krippe, im Kindergarten und der Schule beginnen.

Das Altargesteck in der Versöhnungskirche war im Prinzip fast noch gut, es hatte beim nunmehr dritten Anschauen sogar Grün auszuweisen, aber es war mit der dominierenden Farbe Weiß eher für Weihnachten, Ostern, Trinitatis geeignet, wie bereits in der letzten Woche ausgeführt. Da ich eine Platte für den Taufstein gefunden hatte (die alte ist verschwunden) [11], sah es ganz erträglich für die Runde um das Taufbecken aus. Das Gesteck in Kall zeigte den Sommer in einem Bett von Grün und es ragten grüne Zweige in die Höhe auf. Das Arrangement der Vorwoche hatte die Küsterin Kerstin Schüer als Ausgang für ein ähnliches, aber doch frisches Altargesteck genutzt.




Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:

[1] „Der 6. Sonntag nach Trinitatis steht ganz im Zeichen der Taufe. Er erinnert an den Auftrag Jesu, Menschen zu taufen.“  https://kirchenjahr-evangelisch.de/6-sonntag-nach-trinitatis/  
[2] „Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MAT.28/Matth%C3%A4us-28 Mt 28,16–20, hier Mt 28,19.20    
[3] Jes 43,1 
[4] https://www.bibleserver.com/LUT/Micha4 Mi 4,1-5; Mi 4,3b
und auch Jes 2,4
[5] https://www.bibleserver.com/LUT/Joel4 Joel 4,10
[6] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JHN.8 Joh. 8,2-11
[7] https://www.youtube.com/watch?v=aDdOnl0bHO4 
[8] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ROM.6 Röm 6,3–4(5-11)
[9] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/GAL.3 Gal 3,26-28
[10] https://www.oekumene-ack.de/fileadmin/user_upload/Themen/Taufe_Eucharistie_Amt_1982.pdf  
[11] Ich hatte Küsterdienst in Köln und ich hoffe, daß das hier nicht zu sehr nah Eigenlob aussieht.
[12] Ich hatte gerade noch einmal den namen gegoogelt und ja er stimmt. Google zeigt als erstes ein Bild, das mich an eine unsere Presbyterinnen in Köln erinnert. Nanci Caroline Griffith (1953-2021) war eine US-amerikanische Country- und Folksängerin sowie Songschreiberin. https://de.wikipedia.org/wiki/Nanci_Griffith   
 
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Sunday, July 27, 2025

Buchbesprechung „Die unbekannten Schriften der Essener“

 

Wenn man genau hinschaut, kann man den mit Kugelschreiber ohne Tinte eingedrückten Text entdecken und entziffern.


Ich finde aus Ehrlichkeit heraus sollte ich in diesem Blogpost etwas voraus schicken. Es handelt sich um eine Buchbesprechung, die nun wirklich niemand braucht, aber vielleicht ist das so, weil das besprochene Buch auch niemand wirklich braucht. Kürzlich fand ich in einem öffentlichen Bücherschrank das Werk „Die unbekannten Schriften der Essener“ [1] und ich blätterte es durch, fand darin viele Anmerkungen, Anstreichungen mit Bleistift, Kugelschreiber (mit und ohne Tinte), Marker und sogar Füller, sowie Übersichten und Zeichnungen, so daß ich das Buch mitgenommen habe, wobei ich betonen muß, daß mich Schmierereien in Büchern und Umknicken von Buchecken als Lesezeichen anwidern. Wie bei vielen esoterischen Büchern, sind auch hier Bilder zu finden, die absolut nichts mit dem Text zu tun haben.

Die Essener waren eine jüdische Sekte und hatte mit den Christen nichts zu tun. Die Schriftrollen vom Toten Meer oder Qumran-Handschriften wurden in die Zeit vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis ins 1. Jahrhundert n. Chr. datiert [2], sind also eindeutig vorchristlich und da ist das Wort Evangelium völlig unangebracht.

Der eigentliche Text nach Vorwort und Einleitung beginnt mit „ENOCHS VISION / Die älteste Offenbarung / Gott spricht zum Menschen“. 26mal wiederholt sich:
Sei still
Wisse
Ich bin Gott.

Und diesen drei Zeilen werden werden ein bis zwei Zeilen vorangestellt, wie:
Ich sprach zu dir
Bei deinem ersten Wort.

Oder:
Ich spreche zu dir
Durch die Bäume der Wälder.

Oder
Ich werde zu dir sprechen
Am Ende der Zeit.


Huch! Welch ein Tiefsinn! Mehr hat mir Gott durch die Äonen nicht mitzuteilen?

Das Buch ist ziemlich dünn und irgendwann stoße ich auf ein Kapitel: „Aus dem Essener Buch von Jesus“. Siehe oben. 



Auf S. 94, also kurz vor Ende kommt eine Kurzbiografie zu Edmond Bordeaux Szekely. Er wird darin als gut bekannter In Sanskrit Aramäisch, griechisch und Latein. Bezeichnet und er spreche 10 moderne Sprachen. Seine wichtigsten Übersetzungen und so weiter. Auch werden vor kolumbianische Schriften des alten Mexiko erwähnt. Da stutzte ich erneut, denn Edmond Bordeaux Szekely ist 1979 verstorben [3]. Etwa zu dieser Zeit hatte ich meine Zwischenprüfung im Fach Ethnologie bei Prof. Karl A. Nowotny abgelegt, der zu den mexikanischen Bilderhandschriften geforscht hatte. Erst ab ungefähr 1980 machte z.B. die Entzifferung der Maya-Schrift Fortschritte [4]. Deshalb halte ich diese Angabe für wenig wahrscheinlich. Das Buch hat übrigens das gleiche Foto zu Edmond Bordeaux Szekely wie der englische Wikipedia-Artikel [5].

In diesem Artikel finde ich folgenden Eintrag: „Szekely authored The Essene Gospel of Peace, which he alleged to have translated from an ancient text he discovered in the 1920s. Scholars consider the text a forgery.“ [6] 1937 publizierte er einen Text mit dem Titel: „The gospel of peace of Jesus Christ by the disciple John“, den er nach den Funden der Schriftrollen vom Toten Meer erneut unter dem Titel „The Essene Gospel of John“ veröffentlichte.

Muß man das Buch gelesen haben oder es lesen, sollte man es zufällig finden? Nein, bitte tun Sie sich das nicht an.



Links und Anmerkungen:
[1] Edmond Bordeaux Szekely: Die unbekannten Schriften der Essener. Das Friedensevangelium Buch 2. Photos von Annette Green. Verlag Bruno Martin, Südgellersen 1987 (10. Aufl.). ISBN: 3-921786-11-8.
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Schriftrollen_vom_Toten_Meer 
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Edmond_Bordeaux_Szekely 
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Maya-Schrift 
[5] https://en.wikipedia.org/wiki/Edmond_Bordeaux_Szekely 
[6] Übersetzung: „Szekely ist der Autor des Essener Friedensevangeliums, das er angeblich aus einem antiken Text übersetzte, den er in den 1920er Jahren entdeckt hatte. Wissenschaftler halten den Text für eine Fälschung.“

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Was ist los mit der Osmanischen Herberge in Sötenich (Eifel)?

 


Wenn ich zum Einkaufen nach Kall fahre, komme ich unweigerlich durch Sötenich durch und da ist die Osmanische Herberge. Nun herrschte besonders zum Wochenende dort reger Verkehr. Nicht so in den letzten Wochen, so daß ich mich gewundert habe: was ist los mit der Osmanischen Herberge in Sötenich?

Ich erinnere mich noch an meine ersten Kontakte, als „dä Scheich“ sehr farbenfroh mit Turban auf dem Mofa durch die Gegend fuhr, um den WochenSpiegel auszuteilen – das übernahmen dann andere Personen und nun steht eine Kiste im Wartehäuschen und der Vertrieb klappt nicht mehr, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Meine Schwägerin erzählte mir von der  Osmanischen Herberge in Sötenich mit dem Restaurant Derwisch, denn ich war damals noch nicht durch Sötenich gefahren, sondern immer durch Steinfeld, um nach Diefenbach zu gelangen. Ich fand das schon damals sehr interessant.  Noch interessanter fand ich jedoch, daß es sich um eine Gruppe handelt, die dem Sufismus folgt. Ich hatte das Grab von Hafiz in Shiraz zweimal besucht. 

Was ist los mit der Osmanischen Herberge in Sötenich? Ich habe gestern (Samstag) angehalten. Tote Hose. Aber die Lichter für die Notausgänge brennen noch. Das zeigt eine minimale Nutzung oder einen Nutzungswillen an. Aber sonst konnte ich keine Aktivität feststellen. Auf der Internet-Seite des Osmanischen Herberge steht zum „Großen Saal“ [1]: „Die Nutzung wird noch etwas dauern. Ziel: Fertigstellung bis zum Eid ul-Fitr, um dort wieder große Treffen abzuhalten, insha'Allah. Bis dahin werden die großen Treffen im Sufizentrum Rasenmühle in Kassel stattfinden.“ Ich nehme einmal an, daß damit der 20. März 2026 gemeint ist [2]. Das Sufizentrum Rasenmühle gehört zum Verein „Sufipfad der Liebe e.V.“ [3], wo Scheikh Hassan (geboren als Peter Christian Dyck in West-Berlin [4]), der sich nicht gerne Leiter der Osmanischen Herberge bezeichnen läßt, aber er ist einer den wenigen deutschstämmigen Imame. Er hatte unter anderem in Medina und Damaskus Arabisch und den Koran studiert und hatte später zehnmal als Reiseleiter Pilgerfahrten nach Mekka begleitet. Aktuell sind „Übernachtungen in der Herberge untersagt“. Bis hierhin kann ich die Ergebnisse meiner Recherche schon einmal zusammenfassen: 1995 wurde die Osmanischen Herberge „als Sufi Zentrum für Nordeuropa“ gegründet und muß nun renoviert werden. Das Zentrum folgt der Lehre von Scheikh Muhammad Nazim al-Haqqani al-Rabbani, der aus Zypern stammte und 2014 verstorben ist. Er war Oberhaupt des Naqshbandi-Ordens. Das aber sei nun Stichwort für etwas Wissen über den Sufismus.

Wenn ich mich nun in verkürzender und vereinfachender Weise dem Sufismus nähere, dann nehme ich dazu zwei Quellen: das Buch „Sufismus“ von Annemarie Schimmel [5] und den Wikipedia-Artikel [6]. Die Etymologie des Wortes Sufi ist nicht völlig geklärt, aber wahrscheinlich kommt das Wort Sufi von arabisch ṣūf ( صُوف) – „Schurwolle“ und weist auf die einfache Kleidung der Derwische hin. Der Sufismus ist aus Formen der Askese hervorgegangen. Man nahm im Westen zur Zeit Johann Wolfgang von Goethes die „umherschweifenden, heulenden, tanzenden Derwische“ wahr. Goethes „West-östlicher Divan“ [7] ist eine Begegnung des Westens mit persischer Dichtung aus dem Sufismus; ich erinnere mich gut an die private Lesung von Hans Conrad Zander daraus am Grab von Hafiz (1330-1389) in Schiraz. 

„Auf der Spur der jungen Rose, lieber Gott, wo ist mein Herz
Hingelaufen, denn ich hab es nicht gesehn seit Tag und Nacht?“ [8]

Die Rose gilt als Symbol im Sufismus: die Dornen stehen für das Gesetz, der Stängel für den Weg, die Blüte die Wahrheit, der Duft für die Erkenntnis. 

Grab von Hafiz 2018

Grab von Hafiz 2004


Hier ist gut Abschweifen! Ich kann nicht umhin, noch einen persischen Dichter zu nennen, dessen Grab ich auch besucht habe, aber das war insofern einfach, da es sich direkt beim Grab von Hafiz befindet. Ich spreche von Saadi oder Sa'di (ca. 1210 bis ca. 1292), der bekannt wurde durch die beiden Werke Bustān („Duftgarten“) und Golestān („Rosengarten“) und ebenfalls ein Mystiker war, wobei nicht klar ist, ob er Sufi war.  

Oder die Schriften von Jelaladdin Rumi (1207-1273) [9]:
„Ohne die Liebe, sag, wäre das Leben da schön?
Sieh, nur die Liebe kann Freude und Frohsinn erhöhn!“ 

Auf Rumi aber geht der Mevlevi Derwisch-Orden [10] zurück. Heute gilt die Stadt Konya [11] als Ursprungsort dieses Ordens. Es geht im Zusammenhang mit Rumi um die Musik, die als Begleitung für Kreistänze der Semâ-Zeremonie diente. Im Westen wurde dieser Trancetanz unter dem Stichwort „drehende Derwische“ bekannt. Er ist eine der möglichen Formen des Dhikr, „der meditativen Übung zur Vergegenwärtigung Gottes“ [12]. 

Im Westen sind auch die Eulenspiegeleien oder besser Lehrgeschichten eines Sufis bekannt – des Nasruddin Hodscha oder Nasreddin Hodscha [13], dessen Geschichten ich vor 1-2 Jahren gelesen habe, aber das Buch gerade nicht finde.

Kehren wir aus dem Mittleren Osten nach Sötenich zurück. Wie las ich da? „Treffen in der kleinen Moschee / Bis auf Weiteres nutzen wir die kleine Moschee im Kellergeschoss für unsere Versammlungen (z. B. Dhikr und Juma)“. Was sich hinter Dhikr verbrigt, wissen wir nun. Der Sufismus wird wegen seines Mystizismus als unpolitisch wahrgenommen. Das ist er selbstverständlich als Teil des Islams nicht. Aber trotzdem würde der Region etwas fehlen, wenn die Osmanische Herberge im März 2026 nicht wieder öffnen würde.





Links und Anmerkungen:
[1] https://osmanische-herberge.de/ 
[2] https://www.timeanddate.de/feiertage/deutschland/id-al-fitr 
[3] http://www.sufipfad.de/2025/06/22/summer-camp-31-7-10-08-25/ 
[4] Ich hörte aus Berlin-Wilmersdorf. Da wurde einer meiner Großväter am 27.09.1918 konfirmiert.
[5] Annemarie Schimmel: Sufismus. Eine Einführung in die islamische Mystik. C.H. Beck, München 2000/2008. ISBN: 978-3-406-46028-9.
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Sufismus 
[7] Johann Wolfgang von Goethe: West-östlicher Diva. Verlag Heinrich Ellermann, Hamburg 1947.
[8] A. Schimmel, W. Gundert, W. Schuring (Hrsg.): Lyrik des Ostens. Gedichte der Völker Asiens vom Nahen bis zum Fernen Osten. marixverlag, Wiesbaden 2004. ISBN: 3-937715-27-4. S. 103. Die Übersetzung stammt von Friedrich Rückert (1788-1866).
[9] a.a.O. S. 97. Die Übersetzung stammt von Annemarie Schimmel (1922-2003). Rumi kenne ich allerdings besser aus: Erkan Türkmen: Besinnung Mevlana Jelaleddin Rumis Schönste Verse. Nüve Kültür Merkezi, Konya/Istanbul 2011. ISBN: 978-605-4336-31-9.
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Mevlevi 
[11] Dort war auch Paulus vor fast 2000 Jahren, als die Stadt noch Iconium hieß. Paulus und Barnabas in Lystra 
https://rheumatologe.blogspot.com/2024/02/paulus-und-barnabas-in-lystra.html 
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Dhikr 
[13] https://de.wikipedia.org/wiki/Nasreddin  

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