Tuesday, September 23, 2025

Tee – Fatburner Pu-Erh-Tee, so etwas wie eine Buchbesprechung

 

Da manche Bilder im Buch und Titelseite mit Fächern sind,
 habe ich hier auch zwei drum rum drapiert.



Ich weiß auch nicht, was mich gerade geritten hat, ein altes Buch [1], das zudem noch schlecht ist, so umfangreich zu bearbeiten. Aber hier ist das Ergebnis zu "Fatburner Pu-Erh-Tee" [2]. 

Gewichtsabnahme
Es gibt sechs Stellen, die auf Gewichtsabnahme im Register hinweisen. 
1. "... und auch bei der Gewichtsabnahme wertvolle Dienste leistet."
2. "Die Gewichtsabnahme, die bei regelmäßiger Einnahme zu erzielen ist, ..." 
3. "Starke Gewichtsverluste durch Pu-Erh-Tee" ... Nur: Pu-Erh-Tee alleine kann das nicht bewirken ..." 
4. "Übergewicht wird hier ohne quälende Hungerkuren abgebaut." (Die Rede ist von Qi Gong und Tai Qi Quan [das sollte Herr Wu Li eigenlich wissen - es heißt zwar Qi Gong (
氣功), aber das Qi steht nicht im Begriff Tai Ji Quan (太極拳)] 
5. "Diät und Pu-Erh-Tee" - "Wer dauerhaft und mit Erfolg abnehmen will, muss in aller Regel seine Ernährung umstellen." Also doch Hungerkur?!
6. Fallvorstellungen von Mnschen, die abgenommen haben.

Das ist aber dürftig. Einen Mechanismus, der einen Gewichtsverlust erläutern würde, stellte der Verfasser nicht dar. Der Fatburner kann es nach eigenen Worten nicht bewirken. Bewegung und chinesische Essen (nur eine anders bezeichnete Hungerkur!) werden vorgestellt. Auf S. 90 wird die Idee vermittelt, man könne zwei und mehr Kilogramm Gewicht an Fett in einer Woche verlieren. Das ist dann aber Wasser, Eiweiß und kaum Fett. Wenn es um die Reduktion von Fett aus Fettzellen geht, dann müßte man für 2 kg etwa 2000 kCal pro Tag mehr verbrennen oder die Zufuhr vermindern. Das ist ziemlich schwierig und überdies auch nicht sinnvoll, da man den Körper anregt, den Verbrauch von Kalorien zu vermindern anstatt zu beschleunigen.

Cholesterin senken
Gehen wir das Register für Cholesterin durch, da fand ich sieben Stellen: 
1. Der Cholesterinspiegel wird durch zwei und 20 Jahre alten Pu-Erh-Tee gleichermaßen gesenkt. Keine Quellenangabe. 
2. "Pu-Erh-Tee senkt überdies den Cholesterinspiegel ..." 
3. "Er senkt den Cholestrinspiegel und den Blutdruck." Keine Quellenangabe. 
4. Durch eine beschleunigte Darmpassage bei Mäusen will der Autor eine Senkung des Cholesterinspiegel belegen. Das ist lachhaft und wurde zudem nicht am Menschen belegt. 
5. Hier wird unter Notabene wiederholt, man könne "einen zu hohen Cholesterinspiegel senken". 
6. Ein erhöhter Cholesterinspiegel soll durch 1-2 Tassen Tee aus 15 g Weißdorn, 5 g Pfefferminzblätter und 10 g Pu-Erh-Tee gesenkt werden. Wieviel Wasser? 
7. Auf S. 109 finde ich das Wort Cholesterin nicht, da werden Bezugsquellen und eine Beratungsstelle angegeben. Auch beim Senken von Cholesterin finden sich nur Versprechungen, aber kein Nachweis, ob diese auch eingehalten werden.

Wissenschaftliches
Kommen wir zu wissenschaftlichen Aussagen: 
Die Tabelle 3 führt Eiweiß und Aminosäuren auf und zwar in ungebräuchlichen Bezeichnungen, denn Aminopropionsäure bezeichnen wir gewöhnlich als Alanin und Aminoessigsäure als Glycin. Die Aminoglutarsäure ist Ihnen als Glutaminsäure bzw. als ihr Salz - Glutamat - sicherlich bekannter. Auch wenn die Aussage "Aminosäuren werden im menschlichen Körper für den Aufbau von körpereigenem Eiweiß benötigt" völlig korrekt ist, wundert die Aufführung hier, da die durch Tee aufgenommenen Mengen verschwindend gering sind. 
Die Tabelle 4 scheint einen Umrechnungsfehler zu haben. Aber dessen ungeachtet, kann man mit Tee Polyphenole zu sich nehmen, aber bei Spurenelementen sollte das nicht die vornehmliche Quelle sein. Ich habe eine Studie zu Gewichtsreduktion sowie Cholestin und Fetten gefunden [3], aber sie ist nicht viel Wert. Von 171 Probanden blieben nach Screening nur 59 übrig, die auf Verum und Placebo [30/29] aufgeteilt wurden, dabei blieben am Ende jedoch nur [27/22], wobei die Abnahme der Anzahl nochmals verzerrte. Der BMI bei der Verum Gruppw ist bereits zu Beginn niedriger. Die Parameter Cholesterin, HDL, LDL, Triglyzeride blieben ohne signifikante Unterschiede. "The weight loss corresponded to a reduction in total body fat at 20 weeks for the PTE group when compared to the placebo group (Figure 3A). This change was not statistically significant between the two groups, but the change was significant within the PTE group (P<0.05)." [4] Reden wir Tacheles -: man wendete einen statistichen Trick an. Die Reduktion nach 20 Wochen betrug auch in der Verum-Gruppe lediglich 0,5 kg/m².

Bilder im Buch
Das Buch ist reich bebildert, gehen wir sie einmal durch: 
01. Titelbild: Ein Ensemble mit einer TeeKanne, den den Aufdruck
trägt (langes Leben) 
02. Gegenüber des Titels im Buch (Frontispiece): Eine chinesische Berglandschaft (Kulissenlandschaft) mit tiefstehender Sonne - sehr romantisch 
03. S. 4 Eine Teepackung, aber kein Pu-Erh-Tee 
04. S. 5 Eine Frau trinkt aus einer unförmigen Tasse (kann auch Kaffee sein) 
05. S. 7 Eine Frau nimmt eine elegante Stellung am abendlichen Strand ein, ob es sich um eine Qi-Gong-Übung handelt, aber das ist egal. 
06. S. 9 Ein Drache, davor eine Packung mit Yünnan Teeblättern (muß nicht Pu-Erh-Tee sein) und einer Tee-Kannen-Tasse und einer kleinen Teeschale sowie einer Untertasse mit Teeblättern. 
07. S 10 Ein Landschaftsbild mit einem Gewässer, Wolken, Wald und Berg 
08. S. 11 Terrassenfelder - doch halt! Es handelt sich um Reisfelder mit strohbedeckten Lehmhütten
09. S. 12 Die chinesischen Zeichen für Pu-Erh-Tee 
10. S. 14 Ein Holzschnitt (?) aus dem Archiv preußischer Kulturbesitz 
11. S. 19 "Beim traditionellen Pferderennen" 
12. S. 20 Eine Teepflückerin 
13. S. 23 Verschiedene Teeverpackungen und Tuocha (
沱茶
14. S. 26 Eine Blechbüchse und Tee 
15. S. 32 Berg, Stadt und davor Arbeiter, die Tee verpacken (altes Bild) 
16. S. 36 Ein verliebtes Paar 
17. S. 37 Der "Tee der Kaiser" in Originalschrift /
宫廷普洱茶 (Buch) 宮廷普洱茶 (traditionell), also nicht in Originalschrift, da es sich um Kurzzeichen handelt [5]. 
18. S. 42 Eine junge Frau der nationalen Minderheiten mit einem Lamm 
19. S. 43 Eine Frau in einem Teebad; aber nimmt man dafür nicht eher Eselmilch oder Champagner? 
20. S. 46
八寶, also Acht Schätze Tee, hier allerdings in vereinfachten Zeichen abgebildet: 八宝茶 
21. S. 47 Erneut ein verliebtes Paar 
22. S. 48 Ginsengwurzel - die ist koreanisch und hat mit Pu-Erh-Tee erst einmal nichts zu tun 
23. S. 54 Ein Schamane - der hat auch nichts mit Tee zu tun 
24. S. 55 Auberginen - haben nichts mit Tee zu tun 
25. S. 64 Eine weiße Maus in einem Tretrad (darunter steht, allerdings nicht als Bildunterschrift: "Test1: Darmbewegungen" / Ich muß jetzt abschweifen, denn Test 2 beschäftigt sich mit der "Schubkraft des Darms".) 
26. S. 68 Ein Kopf mit vier roten Pyramiden darauf - hier ist die Esoterik voll ausgebrochen und zwar aus einer geschlossenen Anstalt: die Vergrößerung der Aura wird vermessen, ziemlich vermessen! 
27. S. 73 Ein größerer Bildausschnitt von 04. und spiegelverkehrt 
28. Eine Frau mit einer grünen Gesichtsmaske 
29. Ein schlafendes Kind, dem weder Bettnässen noch seelische Probleme anzusehen sind 
30. S. 79 Löwenzahn: Blüten und zwei Pusteblumen, wenn man genau hinschaut sind auch Blätter zu sehen, um die es geht, obwohl - was haben die mit Pu-Erh-Tee zu tun? 
31. S. 87 Eine weißgekleidete Chinesin vor einem orangenen Hintergrund mit eine Bildunterschrift: "Regelmäßige Tai-Qi-Qi-Gong-Übungen ..." / Ist Herr Wu Li wirklich Autor des Buches [6]? 
32. S. 89 Entspricht einer vollständigeren Version von 05. jetzt mit Spiegelung. 
33. S. 90 Eine Schale mit Gemüse und die Stäbchen stecken darin! Das Bild stammt aus einem Archiv, aber kein Ostasiate oder jemand, der kurz da gewesen ist, würde so etwas abdrucken lassen, denn es sieht aus wie die Räucher-Stäbchen im Rahmen der Totenehrung. Herr Wu Li??? 
34. S. 92 Ungekochtes und Zubereitetes mit chinesischen Schälchen und einem Fächer mit chinesischen Zeichen 
35. S. 95 Trockenpilze und Ingwer, frisch und getrocknet 
36. S. 98 "die Suppe ist ein wichtiger Bestandteil" - allerdings ist keine Suppe zu sehen sondern Fleisch mit Soße, rohe Zwiebeln und ein rohes Ei. 
37. S. 102 Geflügel 
38. S. 103 Eine Krabbe / Garnele
39. Bild auf der Umschlagsrückseite: Eine Frau auf einem Fahrrad mit Korb Etwa ein Viertel der Abbildungen kann man sogar dem Thema Tee zuordnen.

Zum Inhalt des Buches 
Was hat man sich da zugelegt? 
2 Seiten Vorwort. 
10 Seiten Herkunft und Geschichte; man erfährt eher wenig über Pu-Erh-Tee. Historische Quellen des Dai-Volkes werden zitiert. „Da wage ich zu zweifeln,“ schrieb ich und ich behielt recht, denn vor 1700 Jahren hieße vor Beginn des Kalenders der Dai-Völker (Plural wohlgemerkt). Eine Verschriftlichung der Sprache begann erst im 14. Jahrhundert. 
12 Seiten Verarbeitung und Sorten; sehr wenig über den Verarbeitungsprozess, aber Instant-Tee und  ein Extrakt in Kapseln mit Apfelessig-Pulver werden beschrieben. 
10 Seiten über die Wirkung des Pu-Erh-Tees. „Altbewährtes Heilmittel“ ist für mich immer Alarmbegriff, denn dann hat man nicht weiter geforscht. Es werden Beispiele gegeben, Hinweise auf Studien, die aber dann nicht als Zitat belegt werden; eine soll in der Pariser Saint Antoine Klinik gelaufen sein [7]. Dann wird darauf hingewiesen, daß Alkohol im Blut gesenkt werden kann. Die beschriebene Reduktion entspricht dem natürlichen Verlauf. 
10 Seiten klassische Anwendungen, also Bäder. Eine „erstaunliche Wirkung“ läßt mich wieder zusammenzucken, denn auch das ist ein schrillender Alarm für ausgeschaltetes Gehirn. Dann beschreibt der Autor den Acht-Schätze-Tee, der dann auch nur noch also ein Achtel Pu-Erh-Tee enthält und zudem noch mit Kandiszucker angereichert wird. 
2 Seiten Chinesische Küchenklassiker -: Eistee und Teeeier [8].
11 Seiten medizinisches Wissen - zur Pflanze wird etwas aus dem „Kleinen Abriss der Physik“ zitiert. Dann ist das auch noch der Teil, wo es man von der Schubkraft des Darms redet. 
2 Seiten geballte Esoterik, also Aura des Tees. 
4 Seiten Notabene -: da wird wiederholt und zusammengefasst. 
10 Seiten Heilrezepte, also noch mehr Esoterik. 
4 Seiten Qi Gong. 
13 Seiten Diät.
4 Seiten Erfahrungsberichte.
1 Seite mit Adressen.

Autorschaft
Wenn ich mir die Bilder ansehe, die offensichtlichen Fehler mit chinesischer Sprache und Kultur sowie die nicht-chinesische Esoterik dazunehme, dann muß ich an der Autorschaft von Herrn Wu Li zweifeln.
Es gibt eine Heilpraktiker-Seite: "Wu Li / Prof. TCM Uni Yunnan" [9]. 
"2008-2011 Honorary Doctorate Degree of University of Herguan Universe" - im Internet ist die Universität nicht zu finden. 
2010 nominiert für den Deutschen Innovationspreis für Medizin in Berlin - im Internet ist dieser Preis nicht gelistet und seine Erfindung soll auch nur nominiert gewesen sein. 
Es gibt einen Facebook-Account, aber der letzte Eintrag erfolgte vor über sechs Jahren [10]. 
Auf dem Buch ist er als Prof. (Univ. Beijing) bezeichnet, auf seiner Heilpraktiker-Seite steht Prof. TCM Uni Yunnan. Wir müssen das nicht verstehen. 

Das Buch hat mich nicht sinnvoll über Pu-Erh-Tee informiert. Ich halte es für völlig überflüssig. Im Wikipedia-Artikel [11] erhalten Sie ein Vielfaches an Informationen. Gut, den gab es damals nicht, aber deshalb wollten Sie doch das Buch kaufen! 



Links und Anmerkungen:
[1] Dr. (Univ. Beijing) Li Wu: Fatburner Pu-Erh-Tee. Cholestrin senken mit dem König der chinesischen Tees. Midena, Müchen 1999. ISBN: 3-310-00626-3.
[2] Ich benutze hier die eher verantete Schreibweise Pu-Erh-Tee anstatt richtigerweise Pu'er-Tee (普洱茶).
[3] Jensen GS, Beaman JL, He Y, Guo Z, Sun H. Reduction of body fat and improved lipid profile associated with daily consumption of a Puer tea extract in a hyperlipidemic population: a randomized placebo-controlled trial. Clin Interv Aging. 2016 Mar 24;11:367-76. doi: 10.2147/CIA.S94881. PMID: 27069360; PMCID: PMC4818050.
[4] Übersetzung: „Der Gewichtsverlust entsprach einer Reduktion des gesamten Körperfetts nach 20 Wochen in der PTE-Gruppe im Vergleich zur Placebogruppe (Abbildung 3A). Diese Veränderung war zwischen den beiden Gruppen nicht statistisch signifikant, innerhalb der PTE-Gruppe war sie jedoch signifikant (P < 0,05).“
[5] Ich mache mich gerade der Korinthenkackerei in sehr ausgeprägter Form schuldig, denn der Unterschied liegt in diesem Fall einem Strich weniger in der Kurzform für insgesamt fünf Zeichen. 
[6] Das erinnert mich an meine Zeit als Arzt auf der Isolierstation, als PJler meinten, meine Unterschrift müßte man Wu Beuli lesen.
[7] Die gibt es sogar und teile stehen unter Denkmalschutz 
https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B4pital_Saint-Antoine 
Wie soll man aber eine über 20 Jahre alte Studie finden, von der nicht einmal der Titel genannt worden ist?!

[8] Normalerweise würde ich TeeEier schreiben, ganz korrekt wäre Tee'eier, weil man dann den glottal stop markiert hätte, aber Teeeier sieht einfach lustiger aus.
[9] https://www.tcmedprofliwu.com/home/%C3%BCber-wu-li/ 
[10] Chinesische Naturheilpraxis Li Wu Prof. TCM Univ. of Yunnan 
https://www.facebook.com/profile.php?id=100066800913446&sk=photos 

[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Pu-Erh

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