Sunday, September 21, 2025

Altargesteck für den 20./21.09.2025 14. Sonntag nach Trinitatis

 


Der aktuelle Sonntag ist der 14. Sonntag nach dem Trinitatis-Fest [1]. Dieser Sonntag soll uns an Gott und all das Gute, das von ihm kommt, erinnern. In den Texten zu diesem Sonntag kommen z.B. der dankbare geheilte Aussätzige, Jakob, der auf seiner Flucht die Himmelsleiter offen sieht, der Oberzöllner Zachäus, bei dem Jesus einkehrt, und weitere vor. Das läßt sich sehr gut am Wochenspruch ablesen: „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ [2] 

Der Text der Epistel war einerseits auch Predigttext. Er stamm aus dem Römerbrief und beginnt so: „Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ [3] Wenn wir uns von Gottes Geist getrieben fühlen, dann fühlen sich diese Worte richtig gut an. Aber sind das harmlose, gute Worte? Bei Paulus ist nichts harmlos, denn er verschweigt nicht, wohin das Getriebensein führen kann. Das hat auch Konsequenzen. Darüber spricht Paulus im 2. Brief am die Korinther: „Dreimal bin ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt worden ...“ [4]. Aber: „wir schaffen das!“ Noch so ein harmloser Satz, der mich aber dazu veranlaßte, über dies Wir nachzudenken. Wer sind wir? Im Chinesischen gibt es zwei Formen
咱們 und 我們, wobei der erstere Begriff den Sprechen mit einschließt und der zweite unbestimmt ist; dazu kommt noch, daß die erstere Form eher im Mandarin-Kerngebiet gebräuchlich ist. Andere Sprachen als Deutsch oder Chinesisch sind weitaus differenzierte. Da gibt es Sprachen, die neben Singular und Plural noch Dual besitzen und es sind viele Formen des exklusiven und inklusiven Wirs möglich [5]. Man kann sich bei Wikipedia einmal anschauen, wíe formenreich das Walmajarri, das im Nordwesten Australiens gesprochen wird, in dieser Hinsicht ist. Ich denke aber auch gerne an die Durchsage einer Purserin im Flugzeug zurück: „Kapitän Schröder und seine Crew, wir begrüßen Sie ...“. Vielleicht kommen wir darüber zum Segen, der den Segen spendenden Liturg inkludieren oder exkludieren kann. Manchmal so und manchmal anders ist aber auch nicht schlecht! Kommen wir einen Teil der Strecke zu den Getriebenen von Gottes Geist zurück. Von welchem Geist werden Helikopter-Eltern eigentlich getrieben? Als Gegenentwurf denke ich an eine Begebenheit, die ich hier auf dem Dorf im vorletzten Winter beobachtet habe. Die Straßen von Diefenbach über oder an Gillenberg vorbei nach Steinfeld haben 10-12% Steigung. Eines Morgens, dort war noch nicht geräumt, blieb der Bus stecken. Kamen da die Eltern im Schneepflug vorbei? Nein, die Kinder stapften durch den Schnee nach Hause. Viel Lachen war dabei. 

Jakob stapfte durch die Wüste und da träumte ihm: „… eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. Und der Herr stand oben darauf und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben.“ [6] Das ist über 3000 Jahre her. Aber wie viel Trost und Hoffnung mag der flüchtende Jakob aus dieses Worten geschöpft haben?!

Kommen wir auf die Geschichte von Zachäus [7]. Jesus kam nach Jericho hinein und zog hindurch. Zachäus, der Oberste der Zöllner, wollte Jesus sehen, konnte es aber nicht wegen seiner kleinen Gestalt. Er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum. Jesus sah ihn und sprach: „Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren.“ Die Menge murrte: „Bei einem Sünder ist er eingekehrt.“ Zachäus aber bekehrte sich. „Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist ein Sohn Abrahams. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Auch wenn es um Vergebung und Umkehr geht, so kann man in Zachäus nun einen glücklichen und zufriedenen Menschen sehen. 

Luther trieb die Frage, ob er vor Gott im Jüngsten Gericht bestehen könne [8]. In der Beantwortung der Frage musste er Ablässe und auch gute Werke oder besondere Kasteiungen ablehnen, denn der Mensch wird dadurch nicht vor Gott gerecht, sondern nur durch Gottes Gnade; so wie Zachäus. „[Die guten Werke] sind also nicht Voraussetzung für die Gnade Gottes, sondern die Konsequenz seiner Gnadenzusage an den Menschen.“

Das Gesteck in der Versöhnungskirche versteckte sich im Halbdunkel und es war das der Vorwoche; ich zeige hier wohlweislich ein Symbolbild. Das Gesteck in Kall gefiel mir, besonders da die Küsterin es noch im Aufbruch in den Urlaub geschaffen hatte. Wir sollten an dieser Stelle einmal darüber nachsinnen, daß es nur zweier Buchstaben mehr bedarf, um aus Küsterin Künstlerin zu machen.




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