„Und übrig wird nur bleiben,
was wir bereit sind zu erhalten.“
was wir bereit sind zu erhalten.“
Vor einigen Tagen bin ich in Ostbelgien unterwegs gewesen und mit Ostbelgien meine ich wirklich den äußersten Osten von Belgien. Dort, wo die Deutsche Gemeinschaft lebt. Und da kam ich nach Krewinkel. Krewinkel hat nichts mit Krähwinkel zu tun. Es ist ein kleiner Ort. Übrigens in der Größe vergleichbar mit Diefenbach, das ist der Ort, in dem ich lebe. Was hat mich dahin gebracht? Ein Hinweisschild, auf dem Kapelle stand. Und Kapellen sind in der Regel interessant.
Das Denkmalsverzeichnis des Kulturerbes von Ostbelgien beschreibt die Kapelle als: „Eine der schönsten Kapellen der Eifel liegt im alten Kern des kleinen Ortes und stammt spätestens aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.“ [1] Darauf werde ich zurückkommen.
Für Krewinkel fand sich eine erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1397, aber wahrscheinlich ist der Ort bereits seit der Römerzeit besiedelt. Vielleicht können als Hinweis darauf römische Artefakte und das Toponym Römerberg dienen. Krewinkel gehört zu Büllingen und hat 84 Einwohner [2]. Neben der Kapelle gibt es noch eine Kirche, die schräg gegenüber liegt, beide haben als Schutzpatron St. Eligius.
Für Geschichte und Architektur der Kapelle gibt es ausführlichere Quellen im Internet, als ich erwartet hatte, denn auf Wikipedia war nichts zu finden und dann findet man in der Regel auch sonst wenig, aber hierzu finden sich beim Pfarrverband von Büllingen schon einige Informationen [3].
Die aufwändige Restaurierung der Kapelle dauerte zehn Jahre (1992-2002). Dabei fanden sich im Chorraum guterhaltene Fresken. Man datiert sie auf 1480-1530 und von ihnen wird noch die Rede sein. Der Chor war früher ein eigenständiges Bethaus.
Die Kapelle wurde zweijochig mit Satteldach im gotischen Stil erbaut und besaß über die religiöse auch eine wehrhafte Funktion, die man an Schießscharten erkennen kann. Der Turm wird als deutliche älter eingeschätzt.
Es gab eine Glocke aus dem Jahr 1548, die zweimal umgegossen wurde und im 2. Weltkrieg verschwunden ist. Aktuell gibt es zwei Glocken, nämlich von 1899 und 1953, von denen mich die zweite wegen der Aufschrift: "HL. ELIGIUS UND HI. GERTRUDIS BITTET FÜR UNS" besonders interessiert hat.
„Heute wird die Kapelle als Kultur- und Begegnungsstätte genutzt. Die Kapelle steht seit dem 9. März 1979 unter Denkmalschutz.“ Dem ist allerlei vorausgegangen und daß die Kapelle noch so steht, wie zu alten Zeiten, ist mancher glücklichen Fügung geschuldet.
Kann man die Kapelle besuchen? Man kann. Man sucht das Haus von ... ach, das werden Sie schon herausfinden. Und da nimmt man den Schlüssel entgegen, geht zur Kapelle zurück und kann sie besichtigen. Und das sollte man auch dringend tun, denn es gibt etwas zu entdecken und sie wäre zweimal fast verschwunden.
„Ende der 1950er Jahre plante Pastor Stoffels einen Anbau an die Kapelle. Diese Pläne wurden aber verworfen und so kam es 1961 unter Pfarrer Joppen zu einem Neubau was aus kunsthistorischer Sicht eine glückliche Entscheidung war, die den Erhalt des gotischen Bauwerks sicherte“.
Anfang der 1960er Jahre sollte die alte Kapelle an ein Freilichtmuseum in der belgischen Provinz Luxemburg verkauft werden. Der Kunsthistorikers Dr. Heinrich Neu setzte sich vehement für den Erhalt des Gebäudes ein und dadurch konnte die Waage in Richtung Erhalt am Ort bewegt werden [4].
Aber Probleme für die Kapelle bleiben bestehen, denn vor einem guten Jahr wurde die Dringlichkeit des Erhalts der Fresken und darüber hinaus natürlich des gesamten Bauwerkes öffentlich diskutiert. Durch Feuchtigkeit bilden sich hinter den Fresken Hohlräume, die eine Gefahr für sie darstellen. Bei den Fresken handelt es sich um ein 500 Jahre altes Kulturgut. Seit sechs Jahren wartet Ministerin Weykmans auf Maßnahmen zum Erhalt. Bei einem Ortstermin 2024 erläuterte der Bürgermeister von Büllingen, der Gemeinderat habe keine Priorität gesehen. Also ich meine, man müsse dringend handeln, aber wer bin denn ich? Bitte lesen sie den Bericht von Gudrun Hunold [5] dazu.
An den Wänden sind einige interessante Informationstafeln angebracht, aber betrachten Sie die Fresken vorher! Irgendwann wird der Denkmalschutz den Besuch beschränken oder es wird aufwändig über Jahre saniert und niemand darf die Baustelle betreten.
Von den Informationstafeln hatte mich die über die Restaurierung am meisten interessiert. Man hatte z.B. über ein „fotogrammetrisches Verfahren“ [6] ein statisches Problem des Turmes entdeckt und das konnte behoben werden. Unterhalb der Fundamente konnten während der Trockenlegung menschliche Skelettteile inklusive Schädel geborgen werden. Und man weist auf die Fresken hin, die ausschlaggebend für die Restaurierung waren.
Kann man die Kapelle besuchen? Man kann. Man sucht das Haus von ... ach, das werden Sie schon herausfinden. Und da nimmt man den Schlüssel entgegen, geht zur Kapelle zurück und kann sie besichtigen. Und das sollte man auch dringend tun, denn es gibt etwas zu entdecken und sie wäre zweimal fast verschwunden.
„Ende der 1950er Jahre plante Pastor Stoffels einen Anbau an die Kapelle. Diese Pläne wurden aber verworfen und so kam es 1961 unter Pfarrer Joppen zu einem Neubau was aus kunsthistorischer Sicht eine glückliche Entscheidung war, die den Erhalt des gotischen Bauwerks sicherte“.
Anfang der 1960er Jahre sollte die alte Kapelle an ein Freilichtmuseum in der belgischen Provinz Luxemburg verkauft werden. Der Kunsthistorikers Dr. Heinrich Neu setzte sich vehement für den Erhalt des Gebäudes ein und dadurch konnte die Waage in Richtung Erhalt am Ort bewegt werden [4].
Aber Probleme für die Kapelle bleiben bestehen, denn vor einem guten Jahr wurde die Dringlichkeit des Erhalts der Fresken und darüber hinaus natürlich des gesamten Bauwerkes öffentlich diskutiert. Durch Feuchtigkeit bilden sich hinter den Fresken Hohlräume, die eine Gefahr für sie darstellen. Bei den Fresken handelt es sich um ein 500 Jahre altes Kulturgut. Seit sechs Jahren wartet Ministerin Weykmans auf Maßnahmen zum Erhalt. Bei einem Ortstermin 2024 erläuterte der Bürgermeister von Büllingen, der Gemeinderat habe keine Priorität gesehen. Also ich meine, man müsse dringend handeln, aber wer bin denn ich? Bitte lesen sie den Bericht von Gudrun Hunold [5] dazu.
An den Wänden sind einige interessante Informationstafeln angebracht, aber betrachten Sie die Fresken vorher! Irgendwann wird der Denkmalschutz den Besuch beschränken oder es wird aufwändig über Jahre saniert und niemand darf die Baustelle betreten.
Von den Informationstafeln hatte mich die über die Restaurierung am meisten interessiert. Man hatte z.B. über ein „fotogrammetrisches Verfahren“ [6] ein statisches Problem des Turmes entdeckt und das konnte behoben werden. Unterhalb der Fundamente konnten während der Trockenlegung menschliche Skelettteile inklusive Schädel geborgen werden. Und man weist auf die Fresken hin, die ausschlaggebend für die Restaurierung waren.
Die Kulturkapelle Krewinkel hat 61 Follower auf Facebook, aber der letzte Eintrag liegt über ein Jahr zurück [7].
Eine Kapelle und eine große Kirche für 84 Einwohner? Natürlich nicht, denn zur Parochie Krewinkel gehören auch die Dörfer Afst, Allmuthen und Kehr. Nach dem zweiten Weltkrieg wuchs die Bevölkerung so schnell, daß man Anfang der 1960iger Jahre eine neue, größere Kirche benötigte, die schräg gegenüber der Kapelle entstanden ist. Die Finanzierung erfolgte durch Spenden der Bevölkerung, also ohne öffentliche Gelder [3].
Die neue Kirche wurde 1964 geweiht. Die Buntglasfenster stammen aus dem Atelier Frans Griesenbrock [8] und gefallen mir besser als das Richter-Fenster im Kölner Dom. Mir gefallen also auch abstrakte Kirchenfenster, nebenbei bemerkt. Die Pieta ist eine Kopie der Pieta der Kathedrale zu Trier und wurde in Königswinter gefertigt.
Eine Kapelle und eine große Kirche für 84 Einwohner? Natürlich nicht, denn zur Parochie Krewinkel gehören auch die Dörfer Afst, Allmuthen und Kehr. Nach dem zweiten Weltkrieg wuchs die Bevölkerung so schnell, daß man Anfang der 1960iger Jahre eine neue, größere Kirche benötigte, die schräg gegenüber der Kapelle entstanden ist. Die Finanzierung erfolgte durch Spenden der Bevölkerung, also ohne öffentliche Gelder [3].
Die neue Kirche wurde 1964 geweiht. Die Buntglasfenster stammen aus dem Atelier Frans Griesenbrock [8] und gefallen mir besser als das Richter-Fenster im Kölner Dom. Mir gefallen also auch abstrakte Kirchenfenster, nebenbei bemerkt. Die Pieta ist eine Kopie der Pieta der Kathedrale zu Trier und wurde in Königswinter gefertigt.
Kommen wir zum Schutzpatron St. Eligius. Kennen Sie den? Ich bislang nicht, obwohl ich in den letzten Jahren so manch einem Heiligen auf meinen Recherchen begegnet bin. Aber Wahl dieses Schutzheiligen ist für Krewinkel nachvollziehbar. Schauen wir genauer.
Eligius von Noyon (um 589 bis 1. Dezember 659 [oder doch 660?]), war Bischof von Noyon und wurde später vom Volk als heilig verehrt [9]. Eligius war zunächst Goldschmied und wurde dem Schatzmeister des Merowingerkönigs Chlothar II. in Paris empfohlen.
Erlauben Sie hier eine kleine Abschweifung, denn Chlothar ist eine Form einer meiner Vornamen. Unter den Merowingern [10] war dies ein verbreiteter Herrschername. Er kommt aus „den beiden althochdeutschen Wörtern hlut 'laut, Lärm' und heri 'das Heer, der Krieger'“ [11].
Eligius soll davor ein ausgezeichneter Hufschmied gewesen sein. Wir sind bereits mitten in der Legende um Eligius. Vorsicht, es wird blutig! Nachdem Eligius ein Pferd beschlagen hatte, wurde er von einem Fremden gelobt, aber dieser schlug ihm eine anderen Methode vor, bei deri dem Pferd das Bein abgeschnitten, das Hufeisen aufgesetzt und dann das Bein wieder angebracht wurde. Dies führte der Fremde vor, aber Eligius konnte es ihm nicht nachtun. Da merkte er, daß Gott ihm eine Lehre in Demut erteilt hatte. (Tja!)
Noyon liegt etwa 250 km Luftlinie von Noyon entfernt, aber es gibt einige Kirchen in Belgien (im flämischen und deutschen Sprachgebiet), die ihn als Schutzpatron gewählt haben. In Deutschland fand ich Kirchen in Saarbrücken und Völklingen unter seinem Patronat.
Und St. Gertrudis? Sie tauchte für mich nur auf der Glocke auf. Gertrud von Nivelles (626-659) war Äbtissin des Augustinerinnen-Klosters Nivelles und das liegt in Belgien. „Die Legende erzählt, dass Schiffsreisende, die mitten auf dem Meer von einem Meeresungeheuer bedroht wurden, die hl. Gertrud im Gebet um Hilfe angefleht hätten. Daraufhin sei das Ungeheuer verschwunden.“ [12]
Denken Sie daran, dies ist ein Geheimtipp -: „Laßt uns auf die Reise gehn“ [13] und Kapelle, Kirche und Krewinkel besuchen!
Eligius von Noyon (um 589 bis 1. Dezember 659 [oder doch 660?]), war Bischof von Noyon und wurde später vom Volk als heilig verehrt [9]. Eligius war zunächst Goldschmied und wurde dem Schatzmeister des Merowingerkönigs Chlothar II. in Paris empfohlen.
Erlauben Sie hier eine kleine Abschweifung, denn Chlothar ist eine Form einer meiner Vornamen. Unter den Merowingern [10] war dies ein verbreiteter Herrschername. Er kommt aus „den beiden althochdeutschen Wörtern hlut 'laut, Lärm' und heri 'das Heer, der Krieger'“ [11].
Eligius soll davor ein ausgezeichneter Hufschmied gewesen sein. Wir sind bereits mitten in der Legende um Eligius. Vorsicht, es wird blutig! Nachdem Eligius ein Pferd beschlagen hatte, wurde er von einem Fremden gelobt, aber dieser schlug ihm eine anderen Methode vor, bei deri dem Pferd das Bein abgeschnitten, das Hufeisen aufgesetzt und dann das Bein wieder angebracht wurde. Dies führte der Fremde vor, aber Eligius konnte es ihm nicht nachtun. Da merkte er, daß Gott ihm eine Lehre in Demut erteilt hatte. (Tja!)
Noyon liegt etwa 250 km Luftlinie von Noyon entfernt, aber es gibt einige Kirchen in Belgien (im flämischen und deutschen Sprachgebiet), die ihn als Schutzpatron gewählt haben. In Deutschland fand ich Kirchen in Saarbrücken und Völklingen unter seinem Patronat.
Und St. Gertrudis? Sie tauchte für mich nur auf der Glocke auf. Gertrud von Nivelles (626-659) war Äbtissin des Augustinerinnen-Klosters Nivelles und das liegt in Belgien. „Die Legende erzählt, dass Schiffsreisende, die mitten auf dem Meer von einem Meeresungeheuer bedroht wurden, die hl. Gertrud im Gebet um Hilfe angefleht hätten. Daraufhin sei das Ungeheuer verschwunden.“ [12]
Denken Sie daran, dies ist ein Geheimtipp -: „Laßt uns auf die Reise gehn“ [13] und Kapelle, Kirche und Krewinkel besuchen!
Links und Anmerkungen:
[1] https://ostbelgienkulturerbe.be/desktopdefault.aspx/tabid-3557/?mode=&linkid=30999&catalogid=42&pg=
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Krewinkel_(B%C3%BCllingen)
[3] https://sites.google.com/view/pfarrverbandbullingen/unsere-pfarren/krewinkel
[4] https://www.zvs.be/shop/produkt/produkt/zf15-die-st-eligius-kapelle-und-der-roemerberg-in-krewinkel-preis-fuer-zvs-mitglieder/
[5] Gudrun Hunold: Kulturerbe in Gefahr? Die gotischen Wandmalereien der Kapelle in Krewinkel https://brf.be/regional/1838510/
[6] Dazu wußte ich spontan überhaupt nichts! Die Photogrammetrie gehört zu Vermessungstechnik. Man kann am Computer 3D-Modelle erstellen. Und wer mehr wissen will, inklusive mathematische Formeln: https://de.wikipedia.org/wiki/Photogrammetrie
[7] https://www.facebook.com/KulturkapelleKrewinkel/
[8] Frans Griesenbrock (1916-2010) war ein deutscher und in den Niederlanden lebender Bildender Künstler für Christliche Kunst. Wikipedia führt aus seinem Werk eine Auswahl, die allerdings St. Eligius in Krewinkel nicht enthält.
https://de.wikipedia.org/wiki/Frans_Griesenbrock
Die Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.v. hat weniger Werke, denn dort sind nur die untersuchten Stätten aufgeführt:
https://www.glasmalerei-ev-web.de/pages/k9111.shtml
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Eligius_von_Noyon
https://www.heiligenlexikon.de/BiographienE/Eligius.htm
[10] Nein, ich werde nicht zu Heimito von Doderer abschweifen und schon gar nicht zum Merowinger in „Matrix Reloaded“ von 2003.
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_(Vorname)
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Gertrud_von_Nivelles
[13] „Laßt uns auf die Reise gehen / andres Land zu suhuchen“, aus:
„Laßt uns auf die Reise gehn“ ein Lied von „Witthüser & Westrupp“ aus dem Jahr 1971.
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[10] Nein, ich werde nicht zu Heimito von Doderer abschweifen und schon gar nicht zum Merowinger in „Matrix Reloaded“ von 2003.
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_(Vorname)
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Gertrud_von_Nivelles
[13] „Laßt uns auf die Reise gehen / andres Land zu suhuchen“, aus:
„Laßt uns auf die Reise gehn“ ein Lied von „Witthüser & Westrupp“ aus dem Jahr 1971.
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