Ich erhielt ein Schreiben von der Commerzbank: „Wichtig: Ergänzung Ihrer persönlichen Daten notwendig“. Nach dem Geldwäschegesetz benötige man eine Legitimierung. Also ich hatte vor über 30 Jahren mein Apartment in Köln in dem Komplex einer Versicherung gemietet: teilweise wohnten damals noch die Erstmieter, alles Mitarbeiter dieser Versicherung, dort. Der Komplex wechselte mehrfach den Eigentümer. Aber damals legte der Erstvermieter ein Mietkautionskonto an, über das ich jährlich informiert werde, aber von dem ich kein Geld abheben kann. Das wäre doch eine merkwürdige Strategie als Geldwäscher.
Auf einem zweiten Blatt schreibt die Commerzbank: „Bitte legitimieren Sie sich ganz einfach mit einer der folgenden Möglichkeiten: ...“
Legitimation per Smartphone oder Tablet – geht nicht, da ich weder das eine noch das andere besitze. Also doch nicht soo einfach.
Legitimation in einer Filiale der Commerzbank. Mein erster Wohnsitz ist in der Eifel, so dass ich dafür über 30 km eine Strecke fahren müßte – wenn ich die nächste Filiale hier aufsuchen würde. Ich dachte aber, verbinde es doch mit einem Besuch im Kölner Apartment, obwohl ich gerade sonst nichts in Köln vorhatte. Ich kam an der Filiale in Köln an, vor der Filiale eine Schlange und der Kassenraum schloß gerade – Mittagspause. Es sah düster aus im Vorraum. So muß sich Dante die Vorhölle, auch Limbo genannt (aha, deshalb hieß es so im Film Inception), vorgestellt haben. Oder war die Vorhölle schon die Schlange, in der eine übel launige Stimmung herrschte? Ich beschloss, nicht in diese Filiale zu gehen.
Aller guten Dinge sind drei. Und richtig es gibt auch die Legitimation in einer Filiale der Deutschen Post. Ich sah beim Einkaufszentrum ein Schild der Post. Aber es handelt sich nur um eine kleine Poststelle: „nein, das machen wir nicht“ – aber Glücksspiel und Tabakwaren.
Ein dritter Anlauf führte mich zur Post in Holweide. Dort war auch eine Schlange, allerdings nur aus drei Personen, denn auch die Post machte Mittagspause. Dann wurde geöffnet und es ging ohne große Warterei weiter. Die beiden Postbediensteten waren angenehm freundlich und effizient. Ich bin also legitimiert. Die Bundesregierung kann mich von der Liste potentieller Geldwäscher streichen.
Aber was ist mit der Deutschen Post los? Jetzt verstehen Sie auch, warum das Foto oben die Post und nicht die Commerzbank zeigt. Schauen Sie noch einmal auf das Foto: es sind die Logos der Deutschen Post, DHL und der Postbank zu sehen; und darunter steht: Schreibwaren, Grußkarten, Fax & Kopien – dreimal O.K., was aber ist mit den Kohlensäureflaschen? Ich dachte, eine Ligitimation sei schon exotisch genug. Man geht also zur Post, um Kohlensäure für sein Sprudelwassergerät zu kaufen? Ich benötige demnächst Sommerreifen, mal sehen, welche Reifen die Bäckerei im Angebot hat.
In Schrot&Korn [1] lese ich, daß Stefan Rahmstorf 195 € als CO2-Emissionspreis für eine Tonne CO2 realistisch hält, wenn man Anreize zur Reduktion von CO2-Emission schaffen will. Die Bundesregierung beschloss 25 € – vielleicht, weil Kleinvieh auch Mist macht. Oder vielleicht, weil die Bundesregierung Mist gebaut hat. Ich weiß nicht, was die Kohlensäure in der Post kostet, aber ich habe 4x425 g für 23 € im Internet gefunden. Das wären dann ja … 13.529 € für eine Tonne CO2. Da kann ich gut verstehen, daß Jugendliche für Fridays for Future auf die Straße gehen und protestieren.
Klar? Von der Geldwäsche geht es gerade zu auf den CO2-Emissionspreis.
Links und Literaturhinweise:
[1] Stefan Rahmstorf: „Das ist einfache Physik“. In: Schrot&Korn 04/2021, S. 69. Oder: https://schrotundkorn.de/umwelt/stefan-rahmstorf-das-ist-einfache-physik – ist auch sonst ein interessantes, lesenswertes Interview.
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Blog von Dr. med. Lothar M. Kirsch / 祁建德 // Rheumatic Diseases / Fibromyalgia / Travels / Languages / Poetry
Friday, April 9, 2021
Geldwäsche und CO2-Emissionspreis
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